Gwain Beisemann

Drakoria - Vom Blut des Sternenwolfes


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stiegen „Ihr kennt das Ausmaß nicht, tharn witth ni bi ref slag“ „Welche Rolle sollen ich und meine Leute in diesem Krieg spielen?“ „Dieselbe wie vor 400 Jahren, nur gemeinsam können wir Mutran aufhalten, nur gemeinsam das Dunkel bannen“ „Was genau ist euer Plan Tyr?“ Gab Ardik als Frage zurück „Ihr müsst lernen, sehr viel lernen, wichtig ist, dass ihr eure Ausbildung vollendet bevor es zu spät ist“ „Was genau wollt ihr Drache?“ „Ich will, dass ihr mit mir nach Nortagard kommt, dort werdet ihr eure Ausbildung beenden können und zu einem wahren Asteri werden, und nur so werdet ihr in der Lage sein an unserer Seite gegen Mutran und seine Heerschaaren in die Schlacht zu ziehen“ Ardiks Herz begann zu rasen, bis es ihm bis zum Hals zu klopfen schien „Nordland? Es gibt ihn wirklich den Nordkontinent?“ „Ja, ihr Menschen aus Tarna, allem voran die Alranen kamen aus Nordland. Sie setzten mit einer riesigen Flotte über den Ozean. Das ist aber schon viele tausend Jahre her. Seit dem wisst ihr nichts mehr von diesem wundersamen Kontinent. Aber glaube mir wenn ich sage, dass ihr ihn bald deutlich besser kennen werdet“ „Ich kann hier nicht so einfach weg, ich habe eine Aufgabe, und es ist meine Pflicht sie zu erfüllen“ Wieder schnaubte Tyr laut „Und als Nachfahre des Tartunax ist es auch eure Pflicht Aventos zu dienen, außerdem wird sich das mit Maladrien bald schon erledigt haben und ihr werdet euren Thron besteigen können“ Ardik winkte mit beiden Armen ab „Das muss ich erst mit meinen Offizieren und...natürlich mit Daria besprechen, ohne sie kann ich eine solche Entscheidung nicht treffen“ „Wenn ihr das meint Vaargast, aber beeilt euch mit eurer Entscheidung, ruft mich einfach wenn ihr sie getroffen habt“ Bevor Ardik eine Antwort geben konnte, drehte Tyr, stapfte einige Meter zum Rand des Balkons und stürzte sich hinunter, er breitete seine riesigen Schwingen aus und flog mit Flügelschlägen, welche die Luft zu erbeben ließen schienen, in Windeseile davon. Ardik sandte noch ein letztes Mal seinen Geist zu dem mächtigen Drachen aus, aber dieser war bereits nach wenigen Minuten zu weit entfernt. Er ließ den Kopf hängen und starrte zu Boden, hatte er nicht seine Pflicht gegenüber Arkasnien zu erfüllen, doch etwas genau so wichtiges lag direkt vor ihm, und dieses war möglicherweise noch direkt miteinander verknüpft. Nortagard, dies war also sein nächstes Ziel, der sagenumwobene Nordkontinent. Seit seinem Verlassen von Athir hatte man ihn auf immer neue Wege geschickt, immer und immer wieder. Beim Zurückkehren in die Festung fiel ihm auf, dass die Schreie allmählich abgeebbt waren, es gab nur zwei Möglichkeiten, entweder waren alle tot, oder ihre Heiler hatten es tatsächlich geschafft das Leid der Verwundeten zu lindern, obwohl Ardik die letztere Möglichkeit als eher unwahrscheinlich erschien. Müdigkeit, dieses Wort kannte keiner von ihnen in diesen Tagen, Ardik hatte das letzte Mal vor etwa 15 Stunden ein wenig geschlafen und war bis jetzt vollkommen ausgeruht gewesen. Nur wenige konnten dies ebenfalls von sich behaupten, die meisten waren vollkommen erschöpft und ausgelaugt, es war gut, dass sie nun eine kleine Verschnaufpause bekamen. Am Ende des nächsten Ganges stieß er auf einige Runen des Aurbethkelts, Irvin hatte ihm nie viel über diese Schrift erzählt und doch versuchte er zu entziffern „Åf gein Thendena vö fert, fåger osuartha dets Chuan zas bi Kethliosch ris ar støtt ej xar – Wenn scharfe Klingen jemanden niederstrecken, dann wird seine Seele in den Himmel steigen und dort auf ewig ruhen“ Diese Inschrift musste noch aus dem ersten Zeitalter stammen, denn heutzutage wurden diese Runen nicht mehr besonders oft verwendet, besonders nicht für lange Texte. Ardik machte halt und betrachtete die in den Stein gemeißelten Runen genauer, sie schienen wie glatt poliert und in einer solch genauen Formation zu stehen, dass eigentlich nur ein Magier sie hätte zeichnen können. Die Soldaten, denen er auf dem Weg zur Haupthalle begegnete führten bei seinem Anblick stets eine ehrfürchtige Geste aus, Ardik hatte ihr Vertrauen und ihren Respekt durch den Sieg in der Schlacht gewonnen wie es schien, und diese Treue brauchte er dringend, in diesen Zeiten war jeder Soldat wertvoll, mochte er auch noch einen noch so niedrigen Posten beziehen, außerdem erfreute es ihn auch zu großen Teilen, sie hatten ihn als ihren Anführer akzeptiert, seit Sarrolf tot war hatte er damit gerechnet dies nie zu erreichen, doch nun war die Zeit gekommen. Aber allein durch Respekt ließ sich leider keinen Krieg gewinnen. Jeder verließ sich nun auf ihn, vom Rekruten bis zum hohen Offizier, ausnahmslos jeder. In der schwarz-grauen Haupthallte angekommen, war schnell zu merken, dass die maladrischen Banner durch die des Silbernen Raben ersetzt worden waren, ein wohliger Anblick wie Ardik fand. Zwei große, ovale Fenster beleuchteten den riesigen Raum und ließen strahlend gelb-rotes Licht auf den lang gezogenen Steintisch fallen. Es war ein Spektakel, wie die Strahlen des hellen Morgenlichtes die Halle fluteten und sich dabei in alle Richtungen verstreuten. Es war noch niemand hier, daher war Ardik so frei und setzte sich auf einen der massiv im Boden verankerten Stühle. Nun fühlte er sich tatsächlich wie ein wahrer König, obwohl er noch lange keiner war, noch nicht. Es war nur eine kurze Zeit, welche Ardik in voller Einsamkeit genießen konnte, denn schon nach etwa acht Minuten traten Daria, Dwemblin, Raikan und zwei weitere Personen in die Halle, die Ardik jedoch noch nicht kannte. Einer von den Fremden machte einen Knicks vor ihm und flüsterte leise „Eure Majestät, wie lange haben wir auf diesen Tag gewartet, Jahre, ja, 20 Jahre haben wir hier gewartet und ausgehalten, für euch, nur für euch“ „Keine Sorge, Winterwacht ist wieder frei, ihr habt nicht umsonst gewartet“ Ardik vermutete, dass es ein ehemaliger Adeliger oder Statthalter sein musste, der ihn da gerade so respektvoll ansprach. Der zweite jedoch hielt sich eher bedeckt und blieb in einer Ecke des Raumes stehen, während sich die anderen auf die verbliebenen Stühle des Tisches setzten. Raikan stieß einen lauten Seufzer aus, als er sich hinauffallen ließ „Nun ist es also geschehen“ begann Daria „Winterwacht ist in der Hand des Ethan Koraki, und alle in diesem Saal hoffen, dass dies in nächster Zeit auch so bleibt“ Ein zustimmendes Nicken ging durch die Runde, bevor sie fortfuhr „Wir alle haben Blut vergossen und unsere Kameraden fallen sehen, und genau deshalb müssen wir sicherstellen, dass dieses große Opfer nicht umsonst war. Ardik Vaargast, Großprinz von Arkasnien und Heerführer des Silbernen Raben hat uns diesen Sieg geschenkt, er ist der Held dieser Schlacht, und das müssen wir uns alle vor Augen halten.“ Ardik stockte der Atem vor so viel Anerkennung. Daria hatte er so noch nie erlebt, sie schien förmlich zu strahlen vor Freude. Und alle Anwesenden am Tisch stimmten in ihr Lächeln ein „Auf dich Ardik“ Schrie Dwemblin und hob mit einem Ruck eine große Metflasche, Ardik wollte gar nicht wissen wo er sie her hatte. Der Zwerg löste mit einem leisen Knallen den Korken und leerte das Gefäß mit nur wenigen Schlucken. Ardik erhob sich von seinem Platz um etwas zu sagen, die Worte gingen ihm nur schwer über die Lippen, denn immer noch war er sehr angespannt „Es war mir eine Ehre an eurer Seite gekämpft zu haben, ihr alle seid Helden nicht nur ich. Vielleicht wird dies der einzige Tag in unserem Leben sein, welchen wir sorglos begehen können, daher sage ich, trinkt bis zum Umfallen, wir haben es uns verdient“ Ein Klatschen hallte durch den Raum und man hatte das Gefühl, dass es die gesamte Stadt flutete. Nachdem sie ein reichhaltiges Gelage mit allerhand Speisen und Getränken aus den umliegenden Ländereien gehalten hatten, kamen sie nicht umhin nun auch zum Thema Politik und Kriegsführung zu kommen. Ardik war dieses Mal eifrig bei der Sache und beteiligte sich bei den Gesprächen wo er nur konnte. Die meiste Zeit sprachen sie über das weitere Vorgehen beim Marsch Richtung Ajunga Ir, und besonders über die Nahrungsversorgung, denn diese sollte für ein großes Heer im Winter nur recht dürftig ausfallen „Wie steht es eigentlich im Krieg zwischen Maladrien und dem Königreich Matharunien?“ fragte einer der Adligen, dessen Namen Ardik immer noch nicht kannte „Dort hat sich seit Wochen nichts mehr bewegt, man könnte denken es würde dort gar kein Krieg herrschen, aber wer das glaubt, der irrt gewaltig. Vor etwa einem Monat wurde der Stolz der maladrischen Flotte, die Kondor weit draußen auf der Westsee von einem Schiff des Sultanats versenkt, seit dem überlegt es sich der Kaiser zweimal, bevor er wieder irgendwelche Schiffe irgendwohin entsendet“ antwortete Daria. Der Mann nickte und wandte sich wieder seiner vor Fett triefenden Hühnchenkeule zu. Eines, und zwar das wahrscheinlich wichtigste Thema sprachen sie jedoch fast die gesamte Zeit nicht an, die Drachen, anscheinend hatten sie alle entweder Angst oder wussten nicht recht womit sie anfangen sollten, und Ardik bemerkte dies, er versuchte sie auf allen möglichen Wegen dorthin zu locken, doch es wollte ihm nicht gelingen, vielleicht war es noch etwas früh, obwohl er auch mit Daria über Tyrs Angebot reden musste und wollte. Müdigkeit machte sich langsam aber sicher in ihm breit, während sie sich über ihm momentan so unwichtig erscheinende Dinge wie den Neuaufbau von Winterwacht diskutierten „Wir sollten Freiwillige aus der Stadt und Umgebung zusammentrommeln, dann hätten wir mindestens keinen Truppenmangel mehr“ warf er schließlich ein „Selbst das würde nicht