Arno von Rosen

Der Bestseller


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nur 250 Kilometer vom Händler entfernt zusammengebaut wird?

      Sie haben es richtig erkannt!

      Es handelt sich um Emotionen, und zwar um ihre. So sind die meisten Menschen an der Tankstelle sauer auf die Ölkonzerne, obwohl der Löwenanteil von der Knete an den Staat geht, und Politiker dann auch noch die Frechheit besitzen, sich vor eine Kamera zu stellen, und die Tankstellenketten wegen Gier anzuprangern.

      Sie sehen, wie einfach es im Grunde genommen ist eine Verschwörungstheorie auszuarbeiten, die jedem plausibel erscheint.

      So harmlos begann die ganze Geschichte und wir hätten uns nie träumen lassen, was daraus einmal entstehen könnte.

      Aber der Reihe nach.

      Am besten, ich fange bei dem Tag an, als uns der Verlag die gute Nachricht mitteilte, dass mein Freund Karl unter die Schriftsteller gegangen war.

      Ach ja, ich habe mich ja noch nicht einmal vorgestellt. Mein Name ist, Benjamin Timm

      Ich schreibe diese Zeilen auf, in der Hoffnung, dass diese irgendwann gefunden werden, falls ich diese Insel nie mehr verlasse, oder zumindest, dass unsere Geschichte nicht völlig an der Menschheit vorbei geht, oder einfach nur, weil ich jeden Tag eine Menge Zeit habe, und mich die Schreiberei von meinen trübsinnigen Gedanken ablenkt.

       2. Kapitel

      „Mensch Ben, stell dir vor, wer mich gerade angerufen hat!“

      Ben sieht Karl nur fragend an, nicht wirklich in der Stimmung, bereits am frühen Morgen eine Rateshow zu starten. Nachdem er auch nach ein paar Sekunden immer noch nicht mit der Sprache herausrückt, sagt Ben mit kräftig sarkastisch gefärbter Tonlage.

      „Deine rumänische Arschritze?“

      Damit bezeichnen die beiden hin und wieder den Leib- und Magenhandwerker von Karl, der aus Rumänien stammt, und beim Arbeiten seine Hose am Liebsten halb über sein Gesäß rutschen lässt, um seinen Vollmond zu zeigen, oder aber weil er Hosenträger nicht leiden kann. Jeder kann sich vorstellen, welch ein Anblick das ist, bei 2 Meter Körpergröße, und einem Lebendgewicht von 150 Kilogramm. Außerdem neigte ihr gemeinsamer Freund Nicolae dazu, gegebene Termine nur selten, und wenn, reichlich zeitverzögert einzuhalten, zumindest nach Deutschen Maßstäben.

      Und mit ein paar lieb gemeinten Gehässigkeiten, kommt man einfach besser über diverse geplatzte Termine hinweg.

      „Nein, rat noch mal!“, sagt Karl.

      „Ich habe keine Lust dazu“, blafft Ben zurück.

      Ben schneidet eine unmissverständliche Grimasse, aber im Gegensatz zu sonst, grinst Karl weiterhin, als ob er der Bienenkönigin den Honig unterm Arsch weggeklaut hätte.

      „Ich komm nicht drauf“, seufzt Ben schließlich.

      Triumphierend wirft sich Karl in die Brust.

      „Wir haben das Buch verhökert, an so einen kleinen 08/15 Verlag. Die haben mich heute Morgen angerufen, und wollten sich mit uns treffen.

      Mit DIR treffen“, wirft Ben schnell ein.

      „Natürlich, ich habe nix von dir erwähnt, wie verabredet.“

      Bens Laune bessert sich deutlich, und der Tag konnte jetzt beginnen. Nicht, dass er morgens ein Miesepeter war, aber vor dem Frühstück läuft seine Maschine noch auf Sparflamme, vor allem bevor er einen anständigen Kaffee hatte.

      „Habt ihr schon über Geld gesprochen?“, fragte Ben.

      „Ne, die wollten noch nicht raus mit der Sprache. Der Typ hat so gedruckst, von wegen Anfänger und so, aber das mach ich dann schon.“

      „Schön, dann lass uns mal einen Happen zu uns nehmen, und wir besprechen die Details, damit nichts schief geht, wenn du dich mit denen triffst.“

      Karl braucht man nicht ausgiebig zu instruieren, da er fast immer auf einer Wellenlänge mit Ben lag, und die beiden Freunde so gut wie immer ihre angefangenen Sätze wechselseitig beenden konnten.

      So handelte Karl ein brauchbares Sümmchen für sie heraus, das in den Augen eines richtigen Schriftstellers eher einem Taschengeld glich, aber Benjamin Timm und Karl Blanke hatten ja auch nur einer Laune nachgegeben, und mit einem Verlegen des Buches nicht gerechnet.

      Natürlich sollte auch noch eine Provision für jedes verkaufte Exemplar fließen, aber die Zwei rechneten nicht mit allzu großen Stückzahlen, waren sie doch schon Stolz wie Oskar, dass sie sich jetzt zu der Elite der Buchautoren zählen durften, zumindest zu denjenigen, die ein Buch auch tatsächlich schreiben, und nicht nur darüber reden.

      Ben wählte einen Künstlernamen, um nicht zu sehr in der Öffentlichkeit zu stehen, falls das Werk ordentlich floppte, ganz so wie Steven King, der ja auch als Richard Bachmann seine Anfänge gemacht hatte.

      Es dauerte zwar noch eine ganze Weile, bis der Roman endlich auf den Markt kam, aber im November war es dann soweit.

      Eine ziemliche Plackerei, mit den ganzen Korrekturen, dem Buchtitel, Buchgestaltung und Verträgen. Zum guten Schluss einigten sie sich auf den reißerischen Titel „Die ganze Wahrheit über die Aufteilung der Welt“, aber Ben und Karl waren mit Begeisterung dabei, und hatten auf ihrer Seite einen guten Bekannten, der als Rechtsanwalt mit allen Wassern gewaschen war, wie man so sagt. Ben konnte es gar nicht abwarten, bis Karl von den Terminen wieder zurück war, damit dieser von allem berichten konnte.

      Sie hatten es zwar nicht mehr bis zur Buchmesse in Frankfurt geschafft, aber Karl und Ben war dieser Umstand eigentlich schnurzpiepegal. Das war ja jetzt nicht mehr ihr Problem.

      Reiner Groth, der Karls Ansprechpartner beim Verlag war, entpuppte sich als ganz zugänglicher Mensch, der Karl sehr fair unter seine Fittiche nahm, ganz in dem Stil, dass man ja nie weiß, wann die nächste J.K. Rawling auftaucht, und dem Verlag Millionen beschert.

      Natürlich ließen es sich die beiden nicht nehmen, in ihre örtliche Buchhandlung zu gehen, um das Meisterwerk zu bestellen. Mit dem Unterton des Unverständnisses, das ein solches Werk nicht bereits vorrätig im Regal lag, was die Verkäuferin, zu ihrer beider Belustigung, sofort verunsicherte, und sie sogleich drei Exemplare des Buches bestellt hatte.

      Der Anfang war gemacht, und die beiden Freunde fühlten sich großartig unter ihren berühmten Kollegen, wie Dumas, Tolstoi oder Hemingway.

      Am selben Tag hauten sie sich ein paar saftige Steaks in die Pfanne, und begossen den sensationellen Erfolg mit etlichen Flaschen Bier, natürlich nicht ohne ihren Frauen unterschwellig mitzuteilen, dass das profane Straße fegen, und ähnlich nervige Tätigkeiten, ja jetzt nicht mehr zu dem neuen Lebensstil passen würde.

      Zumindest die Frau von Ben, hat das aber keinen Deut geschert, wie sich schnell beim nächsten Müll hinausbringen zeigte.

       3. Kapitel

      Als nach weiteren zwei Monaten erst 350 Exemplare verkauft waren, beruhigte sich der Gemütszustand von Ben und Karl erheblich, und sie kümmerten sich wieder mehr um ihre eigenen Firmen.

      Schließlich mussten die beiden Jungautoren ja von etwas leben, wenn die Verkaufsprovisionen in Millionenhöhe noch nicht einmal zu erahnen waren.

      Da beide im Internet tätig waren, was auch sehr bei den, wie die beiden glaubten, wüsten Theorien geholfen hatte, kam Karl auf die Idee, dass Machwerk in ein paar Foren als die Sensation des Buchmarktes zu beurteilen, damit sich auch noch ein paar andere den Roman kauften. Dem Verlag schenkten sie lieber keinen reinen Wein ein, da sie sich nicht ganz sicher waren, wie ungesetzlich die Sache tatsächlich war.

      Unbestreitbar ist das Internet heute eine der meistgelesen Quellen weltweit, worauf die Freunde spekulierten. Um das ganze etwas mystischer zu gestalten, zogen sie ihr Buch in die Nähe von Illuminaten und ähnlichen Themenbereichen, da sich solche Sachen vortrefflich eignen, um jedwede Verschwörungstheorie zu verbreiten und einem hohen Neugierdeanteil an weiterem