Arno von Rosen

Der Bestseller


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treffen, falls es gelingen sollte sich die Fotografen vom Hals zu halten.

      Eigentlich müsste der Verlag von der Idee sehr angetan sein, sicherte er doch weitere mögliche Millionenverkäufe.

      Sämtliche Telefongespräche hatten sie auf ein Minimum reduziert und E-Mails schrieben sie grundsätzlich schon länger nur noch über andere Accounts, damit nicht doch noch eine Spur zu ihnen führte, und sie dann monatelang blockiert würden mit Interviewanfragen, Fernsehauftritten, Autogrammstunden, und ähnlicher Blödsinn mehr.

      Inzwischen war Ben natürlich klar geworden, dass man keine Bücher schreiben sollte, wenn man gerne zurückgezogen lebt, allerdings konnte diese Konstellation niemand voraussehen.

      Es gibt sicher hunderte von Schreiberlingen, die von ihrer Arbeit leben konnten, ohne sich dauernd der Öffentlichkeit präsentieren zu müssen.

      Nur hatten die beiden in diesem Fall die Geister des Internets gerufen, und wurden sie jetzt nicht mehr los. Kaufmännisch betrachtet hatten sie einen Volltreffer gelandet, so wie es ihr stetes Bestreben in ihren Firmen war.

      Nur welcher Elektrogroßhändler wird schon berühmt, oder kennen sie die Inhaber der großen Handelsketten und Konzerne?

      Ben und Karl jedenfalls nicht, und das wird den Eigentümern auch ganz recht sein.

       5. Kapitel

      „Sag mal Reiner, hast du Blanke schon erreicht?

      Langsam wird der Chef ungeduldig“.

      Mit einem Stossseufzer kam die Antwort.

      „Ja, hab ihn gestern gesprochen. Wir sind für Ende der Woche in Düsseldorf auf der Messe verabredet. Ich hoffe, dass ich dann die verdammten Paparazzi abschütteln kann.“

      „Warum telefoniert ihr nicht einfach, und klärt alle offenen Fragen?“

      „Mensch Inge, hab ich doch schon gesagt. Karl Blanke ist leicht paranoid, oder zumindest kein fernsehgeiler Z-Prominenter. Der will nicht in die Öffentlichkeit, und hat ständig Angst, dass man seine Adresse herausbekommt. Irgendwas ist da sowieso komisch.“

      „Wie meinst du das, Reiner?“

      „Ich hab immer das Gefühl, dass Blanke für Entscheidungen ewig braucht, als ob der alles mit seiner Frau bespricht“.

      Inge schnappt nach Luft, und setzte einen beleidigten Gesichtsausdruck auf.

      „Und was wäre so falsch daran? Wenn Männer mehr mit ihren Frauen reden würden, dann gäbe es nicht so viel Mist auf der Welt!“

      Reiner verdrehte innerlich die Augen, und antwortet ganz ruhig.

      „Du hast natürlich Recht, aber ein bisschen schneller könnte es schon vorangehen, immerhin ist bald die Buchmesse, und wir haben das Buch des Jahres herausgebracht, da kann man ja mal ein wenig angespannt sein, oder?“

      „Lass es gut sein Reiner“, zischte Inge, und zog die Tür mit Karacho hinter sich zu.

      Inge Museal war zwar eine erstklassige Assistentin, aber sie gehörte zu der Sorte Mensch, die immer alles wissen musste, um wieder ruhig arbeiten zu können.

      Natürlich hatte sie Recht, aber das wollte Reiner nicht zugeben. Schließlich irrt sich der Chef nie, oder wenigstens nur bei unwichtigen Angelegenheiten.

      Mit Karl Blanke hatte er zwar keinen Ärger, aber sein Boss machte ihm ordentlich Druck, da der nicht begreifen konnte, warum sich Blanke so zierte.

      Reiner konnte es eigentlich nachvollziehen, allerdings standen die eigenen Interessen im Weg, und die hießen, dass für ihn ein neues Büro mit Fenster und Blick auf den Rhein heraussprang, nicht zu vergessen, eine nicht unerhebliche Gehaltserhöhung.

      Er war selber von dem Erfolg des Buches überrascht, und konnte sich den plötzlichen Ansturm auf den Roman nicht erklären. Auch die ganzen Anfragen nach den Quellen aus dem Roman waren für ihn schwer nachvollziehbar, da es sich offensichtlich, und nach den Angaben von Blanke, um reine Fiktion handelte, auch wenn er am Anfang ebenfalls gestutzt hatte, ob es sich nicht, zumindest Teilweise, um echte Fakten handeln könnte, da die Schreibweise darauf schließen ließ.

      Jedenfalls wurde im Buch nirgendwo darauf hingewiesen, dass es sich um einen reinen Roman handelte. Solche Einschätzungen waren erst beim zweiten Schritt der Fall, wenn die ersten Kritiker das Buch gelesen, und Meinungen dazu veröffentlich hatten, die dann, falls diese positiv waren, auf die Buchrückseite gedruckt wurden.

      Bis dahin gab es höchstens ein paar Hinweise in den Anhängen des Buches auf weitere Veröffentlichungen des Verlages.

      Er hatte sogar einen Anwalt an der Strippe gehabt, der einen Nachweis über die Quellen verlangt hatte.

      Nachdem der Ton im Laufe des Telefonates immer patziger geworden war, hatte der Jurist einfach aufgelegt. Leider handelte es sich um einen Anruf ohne Nummern-Kennung, sonst hätte er in der Kanzlei angerufen, und dem Rechtsverdreher mitgeteilt, wo er ihn Mal kreuzweise konnte.

      Trotzdem war Reiner mit der Entwicklung der Situation nicht unzufrieden, gab es für ihn doch fast nur Vorteile.

      Er hatte sich fest vorgenommen Karl nach einer Fortsetzung, oder zumindest nach einem Anschlussbuch zu fragen, auch wenn der im Vorfeld bereits erwähnt hatte, dass es sich wohl um eine einmalige Nummer handeln sollte.

      Zu dem damaligen Zeitpunkt war aber der durchschlagende Erfolg des Buches nicht abzusehen gewesen.

      Geld hatte bis jetzt noch jeden an seinen Prinzipien zweifeln lassen, und schließlich veröffentlichten heutzutage Hinz und Kunz ihre Memoiren, selbst in so einem gestandenen Alter, von gerade einmal 18 Jahren.

      Er wusste natürlich nicht viel über Karl Blanke, außer das er sich auf Gelddinge zu verstehen schien. Für einen Erstlingsautor war der finanzielle Part erstaunlich professionell gelaufen, selbst der Anwalt des Autors war ein ziemlich ausgebuffter Verhandlungspartner.

      Um Geld war es allerdings weniger gegangen, als vielmehr um den privaten Schutz, und das Pseudonym für das Buch.

      Er fand den Namen J. Olly Mood zwar etwas kitschig, aber Blanke hatte darauf bestanden, und letztendlich spielte es wohl augenscheinlich keine Rolle.

      Er jedenfalls hatte beschlossen, die Gelegenheit beim Schopf zu packen, und mit dem Sensations-Roman Karriere zu machen.

      Wenn die Zeit gekommen war, nahm er seine Autoren zusammen mit dem neuesten Zugpferd, und ging zu einem der großen Verlage nach Hamburg, München, Berlin, oder Stuttgart. Er war sich ziemlich sicher, dass er es sich dann aussuchen könnte, wo seine Karriere in Zukunft steil bergauf ging.

      Bis dahin kam er auch sicher mit Karl Blanke zurecht.

       6. Kapitel

      Paul Schmidt saß vertieft über der neuesten Lektüre, die er fast täglich zur Begutachtung ins Büro gelegt bekam, meistens in digitaler Form.

      Er war einer von vielen Analysten weltweit, die jeden Tag etliche Dokumente zur Kontrolle auf den Tisch bekamen, um diese nach versteckten Hinweisen, oder Informationen zu filtern, die außerhalb der Norm lagen.

      Er hatte nach über 20 Jahren, in denen er unzählige Male um den Globus gereist war, darum gebeten in den Innendienst versetzt zu werden, da er es müde war, ständig sein Leben im Einsatz zu riskieren. Vielleicht hatte er es auch nur satt, für andere die Drecksarbeit zu machen.

      Es gab zwar keine Prämien mehr, wie sie es im Außendienst nannten, aber das Geld stimmte. Er hatte seine Sicherheitseinstufung behalten dürfen, was ihm einige zusätzliche Vorteile einbrachte, wie eine freie Autowahl für den Privatbereich, eine Penthousewohnung in Frankfurt, und ein nahezu unlimitiertes Spesenkonto.

      Paul hatte sich daran gewöhnt als Geschäftsmann aufzutreten. Der Versuch eine feste Partnerschaft einzugehen war bereits vor Jahren mehrmals kläglich gescheitert, aber das hatte auch seine Vorteile.