dann räume ich das Geschirr in die Spülmaschine.“
„Nein, lass nur, ich mache das schon.“
„Traust du mir das nicht zu?“, mit fragendem Blick schaut er mich an.
„Doch natürlich“, beruhige ich ihn und stupse ihn mit dem linken Finger auf die Nase. „Aber die zwei Teller kann ich schon selbst wegräumen. So überarbeitet bin ich nun doch nicht.“
Er reicht mir das Geschirr und ich räume ein.
Anschließend geht Markus nachdem er mich nochmals fest an sich gedrückt hat und mich lange auf den Mund küsst. Ich packe meine Sachen fürs Wochenende und die Arbeit zusammen. Mustafas Foto darf zum ersten Mal nicht mit. Er würde es bestimmt verstehen.
Es bleibt mir sogar Zeit in die griechische Grammatik zu schauen. Auch die hatte ich diese Woche ziemlich vernachlässigt. Diese Faulheit muss ein Ende haben. Nach und nach sollte alles in seine alten geregelten Bahnen kommen. Ich mag es gar nicht, wenn mein Tagesablauf durcheinander gerät. Aber geht man eine Beziehung ein, und das scheint der Fall zu sein, gibt es immer Startschwierigkeiten. Das höre ich immer wieder von anderen.
*
Gegen elf Uhr holt der Kunde die Übersetzungen ab. Markus kommt um halb ein Uhr wieder zurück. Ich frage ob er etwas essen möchte, doch er bittet nur um eine Tasse Kaffee.
Um halb zwei laden wir Markus Einkäufe in meinen kleinen Fabia. Ich stopfe meine Tasche dazu und wir fahren zum Squashclub. Markus erklärt mir umsichtig den Weg.
Eben angekommen, trudelt sein Freund und Sparringpartner Alexander gleichzeitig ein. Wir begrüßen uns auf dem Parkplatz. Markus stellt mich vor.
Sie zeigen mir den Weg zur Sauna und gehen anschließend zum Squash.
Tapfer setze ich mich der Hitze der Sauna aus. Man muss schon eine masochistische Veranlagung haben, wenn man sich einem finnischen Dampfbad aussetzt. Zwischendurch lege mich eingewickelt in meinen Bademantel auf eine Liege. Ich bin in mein Buch vertieft als Markus alleine kommt.
„Alles in Ordnung?“
„Gut, heiß“, antworte ich lächelnd, „sag mal, du bist doch schon durchgeschwitzt, und jetzt gehst du noch in die Sauna?“
„Ja, einmal. Danach bin ich porentief rein. Du wirst dich wundern. Und du? Wie oft warst du?“, will er wissen.
„Zweimal“, erwidere ich, „ich gehe jetzt noch einmal, dann bin ich fertig. Ist Alexander nicht mitgekommen?“
„Nein, der hält heute nichts vom Schwitzen in der Sauna. Er ist oben und wartet auf uns.“
„Er will wohl nicht porentief sauber werden, wie es scheint. Na, dann sollten wir seine Geduld nicht zu lange auf die Folter spannen. Lass uns reingehen in die Höhle des Löwen“, entgegne ich, erhebe mich und streife meinen Bademantel ab.
Auch Markus hat sich inzwischen entkleidet. Wir nehmen unsere Handtücher und betreten die Sauna. Wir sind alleine in der Kabine. Trotzdem hält Markus einen Sicherheitsabstand. Wie vernünftig er doch sein kann. Ich muss lächeln.
Eine halbe Stunde steigen wir gereinigt, aber sehr durstig die Treppe hoch, wo uns Alexander in der Cafeteria erwartet.
Als wir uns an seinen Tisch setzen sagt er nur: „Seid ihr gut durch?“
Zuerst verstehe ich nicht, was er meint, doch dann lache ich: „Fünf Minuten fehlen noch. Innen sind wir noch ziemlich rot.“
„Geht schon“, ergänzt Markus und fährt fort: „Angelika, was möchtest du trinken und hast du Hunger?“
„Danke, Markus“ entgegne ich, „ich nehme eine Apfelschorle. Essen möchte ich nichts.“
Markus bringt unsere Getränke und wir sprechen über Gott und die Welt. Plötzlich fragt Alexander:
„Hört mal Kinder, habt ihr heute Abend schon was vor?“
„Nein“, entgegne ich spontan, ohne mit Markus Rücksprache zu halten, „nicht direkt.“
„Also indirekt“, stellt Alexander trocken fest und zwinkert mir verständnisvoll zu. Natürlich ist das wieder ein Anlass bei dem ich rot werde. Wie peinlich!
„Nein, auch nicht indirekt“, Markus schüttelt den Kopf und grinst. Er hat gleich bemerkt, dass sich mein Gesicht rot verfärbt. Nun fragt er: „Weshalb? Was hast du vor?“
„Wir könnten zusammen Essen gehen. Ich rufe Hans und Rita an. Vielleicht haben sie Zeit. Die Zwei machen sich zurzeit ziemlich rar.“
„Ja“, gibt Markus zu, „gute Idee. Wäre schön die Beiden wieder einmal zu treffen. Was meinst du, Angelika?“, werde ich tatsächlich gefragt.
Ich nicke nur zustimmend. Die zwei Personen kenne ich nicht, aber es ist eine Gelegenheit das zu ändern. Schließlich scheinen sie zu Markus Welt zu gehören.
Alexander zieht sein Handy aus der Tasche und telefoniert mit den Freunden.
Währenddessen sage ich leise zu Markus: „Tut mir Leid. Damit habe ich nicht gerechnet. Ich habe nichts Geeignetes zum Anziehen dabei.“
„Das macht nichts. Dann kommst du so mit. Es gibt keine Kleiderordnung. Was hast du denn in deinem Gepäck?“, will er trotzdem wissen.
„Eine Jeans und ein Sweatshirt.“ Im Augenblick trage ich einen Jogginganzug. Ratlos schaue ich an mir herab.
„Jeans sind doch okay?“, stellt Markus seelenruhig fest, „sonst gehst du eben so. Mich stört das keineswegs.“ Dabei zupft er am Ärmel meiner Joggingjacke.
„Markus! Aber mich!“, flüstere ich um Alexander nicht während des Anrufs zu stören. „Weißt du was, ich fahre dich nach Hause. Du holst die Kleidung. Dann fahren wir zu mir. Ich ziehe mich um und wir gehen essen. Was hältst du davon?“
„Gar nichts“, sagt er ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich schlage dir vor, wir fahren schnell zu dir, wenn du unbedingt andere Kleidung brauchst. Ich nehme gleich mein Auto mit. Mit beiden Autos fahren wir zu mir. Du bleibst bis Montagmorgen bei mir.“
Markus verplant das Wochenende und meine Zeit als wäre es das Normalste der Welt. Soll ich das akzeptieren? Will ich das? Ich überlege kurz, ob ich die ganze Transaktion richtig verstanden habe, dann gebe ich mich schließlich etwas zögernd geschlagen:
„Gut, lass es uns so machen“, gebe ich klein bei.
Wir haben gar nicht bemerkt, dass Alexander das Telefonat beendet hat. Nun schaut er schweigend von einem zum anderen. Innerlich sehe ich ihn den Kopf schütteln. Als wir alles ausdiskutiert haben, meint er grinsend:
„So, alles klar? Heute Abend um acht Uhr beim Inder. Angelika, Sie essen doch Indisch?“, dabei schaut er mich fragend an.
„Ja, gerne.“
*
Inzwischen ist es halb sechs Uhr geworden. Wir brechen auf.
Auf der Fahrt zu mir erklärt mir Markus wie ich zu ihm finde, für den Fall, dass wir uns unterwegs verlieren. Über ein Navi verfügt mein kleines Auto nicht.
Schnell ziehe ich mich um und kehre zu meinem Auto zurück.
Wir verlieren uns unterwegs nicht und kommen vor seinem Haus an.
Markus nennt ein schmuckes Heim in einer Wohngegend in der Nähe vom Tierpark Hellabrunn sein Eigen. Nachdem wir das Gepäck und die Einkäufe ins Haus getragen haben, startet er mit einer kurzen Führung. Dabei erklärt er mir, dass er eine Dame engagiert hat, die sich um alles kümmert. Dreimal die Woche vormittags.
„Mit einer Haushälterin ist es nicht einfach Mädchen oder Frauen für die ganze Nacht mit nach Hause zu bringen“, stelle ich nüchtern fest.
„Du hast richtig geraten. Ich nehme selten Mädchen oder besser Frauen mit nach Hause. In der Regel suche immer solche aus, zu denen ich gehen kann.“ Markus pufft mich sachte in den linken