Cinzia G. Agostini

Commissario Paola Rossi


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auf dem Nachttisch ab und gab Francesco einen Kuss.

      »Ich war gestern in der Klinik und habe mit Pierluigi gesprochen. Ich soll dich von ihm grüßen!«

      Francesco schaute sie verwundert an, doch bevor er fragen konnte, sagte sie: »Mein Opfer ist zu euch in die Klinik gekommen. Du warst offenbar schon weg, als sie eingeliefert wurde. Es steht nicht gut um sie. Sie wurde brutal mit einem Messer überfallen. Pierluigi meinte, wer weiß, ob sie die Nacht übersteht. Er hat mir eine Kopie des Berichts mitgegeben. Ich schaue ihn mir gleich einmal an, doch vorher rufe ich in der Klinik an und frage nach.«

      Francesco schaute sie an und beugte sich noch einmal zu ihr und drückte sie.

      »Ich hoffe, du findest den Täter. Wann warst du Zuhause?«

      »Es muss kurz nach halb eins gewesen sein. Ich bin völlig gerädert und müde.«

      Francesco nahm das Tablett und räumte die Tasse ab.

      »Weißt du was, ich bringe die Kinder zur Schule und fahre dann in die Klinik. Bleib noch kurz im Bett. Wo liegt der Bericht?«

      Paola überlegte kurz,

      »Der müsste in meiner Aktentasche sein und die ist…ich glaube, ich habe sie im Flur gelassen, warum?«

      Francesco stand auf.

      »Ich hole dir den Bericht und du kannst schon einmal im Krankenhaus anrufen, dann kannst du noch einen Moment länger im Bett bleiben. Der Tag wird sicherlich hart und lang.«

      »Du bist ein Schatz!«

      Paolas Augen strahlten Francesco an. Sie sah ihrem Mann nach und hörte wie er den Kindern sagte: »In zehn Minuten ist Abfahrt. Mamma liegt noch im Bett, sie kam gestern erst spät zurück!«

      Paola nahm ihr telefonino und rief in der Klinik an. Zurzeit waren alle Ärzte unterwegs, die Krankenschwester bat sie später erneut anzurufen. Da kam Francesco mit der Aktentasche herein.

      »Danke Francesco, aber ich möchte die Kinder doch noch verabschieden.«

      Sie drückte ihren Mann, nahm danach die Akte aus der Tasche und ging mit ihm zusammen die Treppe hinunter. Die Kinder saßen am Tisch und aßen ihr Frühstück.

      »Ciao, Mamma «, sagten beide.

      Sie drückte sie und gab ihnen einen Kuss. Es folgte das morgendliche Prozedere… sie nahm die Brotdosen und die Getränke und packte es den beiden in die Schulmappen. Sie wünschte den Kindern einen erfolgreichen Tag und rief ihrem Mann hinterher: »Wir sehen uns später in der Klinik!«

      Die Tür fiel zu und sie hörte wie der Wagen aus der Ausfahrt wegfuhr. Paola machte sich noch einen weiteren caffè. Dann setzte sie sich an den Tisch und las den Bericht aus dem Krankenhaus.

      ›Wir berichten von der Patientin Clarissa Angelo, 23 Jahre, wohnhaft Milano. Sie wurde als Notfallpatientin in unsere Klinik eingeliefert. Ihr Allgemeinzustand war kritisch. Sie hatte zwei Stichverletzungen im Abdomen. Akute Hypovolämie. Schädel-Hirn – Trauma. Sie wurde sofort in den OP verbracht. Um die Hypovolämie auszugleichen wurden EK`s verabreicht. Beim Öffnen des Abdomens folgende Befunde erkennbar: Milzruptur, Stichverletzung des querverlaufenden Kolons, massive innere Blutungen.

      Therapie: Stillung der Blutungen, Splenektomie, Teilresektion des verletzten Kolons. Plötzlich auftretende tachykarde Arrhythmie. Erfolgreiche Defibrillation…‹

       Das sieht nicht gut aus, für das arme Mädchen!

      Sie ging nach oben ins Bad. Da sie noch etwas Zeit hatte, beschloss sie kurzerhand in die Wanne zu gehen. Sie musste an ihre Familie denken, ihren Mann Francesco, ihre Kinder Giulia und Luca.

      Paola kannte Francesco schon seit ihrer Schulzeit. Er war zwei Klassen über ihr und schon damals fand sie ihn total süß, aber er war nur in seine Bücher vertieft. Als sie neunzehn war, ging sie mit ihrer Freundin in die Arena di Verona zu einem Konzert. Sie holte sich gerade etwas zu trinken, als sie mit einem jungen Mann zusammenstieß. Obwohl sie ihn von oben bis unten mit ihrer Limonade bekleckerte, entschuldigte er sich bei ihr. Die beiden kamen ins Gespräch und stellten dann fest, dass sie sich aus der damaligen Schule kannten. Der junge Mann war Francesco! Jetzt musste sie schmunzeln, als sie an ihn dachte. Dann trafen sie sich immer öfter und es wurde für beide die große Liebe!

      Als Paola 21 Jahre alt wurde, hielt Francesco bei ihren Eltern um die Hand ihrer Tochter an. Die Eltern von Paola hatten Francesco inzwischen fest in ihr Herz geschlossen und willigten sofort ein. Sie heirateten auf dem Land. Die Eltern von Paola und ihre Schwiegereltern teilten sich die Kosten. Es war eine wunderschöne romantische Hochzeit. Beide waren noch in der Ausbildung. Paola an der Polizeischule, Francesco befand sich mitten im Medizinstudium. Das Geld war knapp und trotzdem hatten sie eine gute Zeit. Die Eltern der beiden halfen ihnen und so konnten sie sich eine kleine Wohnung nehmen. Francesco gab Nachhilfeunterricht und Paola kellnerte in ihrer spärlichen Freizeit. Dann wurde Paola schwanger und ihr Sohn Luca kam zur Welt. Zwei Jahre später dann ihre Tochter Giulia. Ihr Glück war perfekt. Ihr Mann schloss erfolgreich das Medizinstudium ab und sie die Polizeischule. Paola war rundum zufrieden. Sie liebte ihren Mann und ihre Kinder über alles. Mit ihren 39 Jahren hatte sie alles, was sie sich wünschte. Eine intakte Familie, einen Beruf, den sie liebte, und alle waren gesund.

      Paola schaute zur Uhr, nahm das Handtuch und stieg aus der Wanne. Eine halbe Stunde später machte sie sich auf den Weg zur Questura.

      7

      »Maria?«, sie hob ihren Kopf um zu schauen, wer sie rief. Flüsternd sagte sie: »Buongiorno, Salvatore!«

      Sie deutete mit dem Finger an, dass er einen Moment warten sollte.

      »! Ich melde mich bei Ihnen zurück, Vice Questore.« Ispettore Nero sprach am Telefon mit dem Vice Questore.

      Maria legte auf, drehte sich zu Salvatore Torri um.

      »Ciao, Salvatore, was kann ich für dich tun?«

      Salvatore Torri arbeitete im Labor, er hielt eine Akte in seiner Hand.

      »Ciao, Maria, sag, ist Paola schon im Haus?«

      Maria schüttelte den Kopf, »Sie ist unterwegs. Sie braucht sicher noch zwanzig Minuten. Warum? Hast du etwas im Fall Angelo?«

      Salvatore nickte ihr zu.

      »Ich habe die Tasche des Opfers genauer untersucht. Ich hatte Paola schon am Tatort gesagt, dass ich Fasern an der Tasche vermute. Das hat sich bestätigt. Weißt du, ob die Kleidung des Opfers schon auf dem Weg zu uns ist? Ich wollte sie untersuchen.«

      Maria Nero schaute ihn an.

      »Tja, Salvatore, da gab es ein Problem!«

      Verdutzt fragte Salvatore: »Welches?«

      »Die Kleidung wird soeben aus der Klinik abgeholt.«

      Salvatore schüttelte den Kopf: »Lass mich raten, der Kollege hat es vergessen und die Klinik rief erst heute früh an?«

      Maria schaute ihn an.

      »Nicht ganz so, aber fast… «

      »Madonna! Na gut, noch eins, sag Paola, sobald sie da ist, sie soll sich bei mir melden. Ich habe auch Hautpartikel an der Tasche gefunden. Bitte sag im Krankenhaus Bescheid, dass ich so schnell als möglich die Werte des Opfers bekomme, um einen Abgleich vornehmen zu können.«

      »Das habe ich schon veranlasst. Du müsstest in den nächsten Minuten eine Mail bekommen. Mit der Kleidung des Opfers kommen noch weitere Proben, die du untersuchen musst. Das Opfer kam direkt in den OP, das war scheinbar der Grund, warum du noch nicht alles auf dem Tisch hast. Sie haben auch etwas unter den Nägeln des Opfers gefunden. Diese Proben solltest du dir gleich als Erstes vornehmen.«

      Salvatore Torri entspannte sich, »das wäre gut, ich habe nämlich so ein Bauchgefühl, dass wir es mit der DNA des Täters zu tun haben