Christine Schöpf

Mein Leben mit dir... endet nicht hier


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      Wieder konnte Benno nur nicken.

      „Damit das zwischen uns beiden klar ist, ich bin nur wegen Nelly hier. Und dabei geht es mir am Arsch vorbei ob du stirbst oder nicht, aber du bedeutest ihr etwas und das respektiere ich. Tu uns beiden also den Gefallen, und führ dich hier nicht als der Gönner auf, der seine Freundin noch mit warmer Hand weitergibt. Du bist nicht mein Freund und du bist auch nicht mehr ihr Lebensgefährte, das bin ich jetzt, und ich teile grundsätzlich nicht was mir gehört und niemand verletzt was mir gehört. Ist das klar?“

      Benno nickte wieder und dabei hatte er das Gefühl seine Lungenflügel würden zerreißen. Die Schmerzen wurden so groß, dass er fast das Bewusstsein verlor.

      „Petra,“ Ron schaute nach der Schwester, die versucht hatte, diskret im Hintergrund zu bleiben und ihn, Ron, nicht aus den Augen lies. Petra sah jetzt, das Benno kollabierte und kam schnellen Schrittes auf das Krankenbett zu.

      „Herr Schrimpf, bitte legen sie sich zurück und versuchen sie ruhig zu atmen. Ich werde sie zum Professor fahren.“

      Petra löste die Bremsen vom Bett: „Ron, wären Sie so nett und würden mir bitte helfen?“, säuselte sie ihn an.

      Aaron zögerte für einen Moment, doch dann stand Aaron auf: „Na klar, schieben wir ihn mal zum Prof,“ und in Gedanken fügte er hinzu: Herrgott, was mache ich nur alles für mein Mädchen!

      Danach half er Petra das Bett aus dem Zimmer zu schieben. Aaron schaute noch einmal zu Nelly rüber, aber diese schlief zum Glück noch tief und fest. Er rief seine Hunde zu sich, die sich vor Nellys Bett hingelegt hatten und nahm sie mit raus.

      Auf dem Weg zum Professor sah Aaron Benno das erst Mal richtig an, er hatte schon viele Menschen sterben sehen und er war sich ganz sicher, dass Benno diesen Tag nicht überleben würde. Er schob mit Petra zusammen Benno in den Untersuchungsraum und wollte schon gehen, als Benno seinen Arm festhielt. Benno schaute Aaron angstvoll an, und Aaron war klar, dass Benno die Angst des Erstickens durchlief. Bennos Augen waren angeschwollen und er atmete viel zu schnell und zu kurz, er bekam einfach nicht mehr genügend Sauerstoff. Es dauerte nicht lange, bis noch weitere Schwestern und der Professor kamen und ein Ultraschall machten, um die Flüssigkeit in der Lunge zu lokalisieren. Danach legten sie Benno eine Drainage, um die Flüssigkeit ableiten zu lassen. Eigentlich wollte Aaron hier raus und zu Nelly, aber der Professor meinte, mit Blick auf Bennos Hand auf seinem Arm, dass seine Anwesenheit Benno wohl beruhigen würde, und er bitte während der Drainagelegung noch bleiben möge.

      Aaron hätte kotzen können, sagte aber nichts und blieb solange, bis die erste Flüssigkeit ablief. Als er aus dem Untersuchungsraum endlich raus war, versuchte er sich auf dem Gang erst einmal runterzufahren, aber er verspürte noch immer diesen Drang, gegen etwas zu schlagen oder jemanden aufs Maul zu hauen.

      Aaron atmete tief durch, Nein, er würde jetzt erst noch einmal eine Runde an der frischen Luft brauchen, bevor er Nelly aufwecken würde.

      „Kommt ihr zwei“, Aaron schaute seine beiden Hunde an. „Lasst uns mal Onkel Nick einen Besuch abstatten“, und dabei holte er bereits sein Handy aus der Tasche. Als er das Spital verließ, hatte er bereits mit Nick telefoniert und sich mit ihm im Park verabredet.

      -2.0-

      Als Nelly gerade an der Tür zum Professor klopfen wollte, ging die Türe vom Untersuchungsraum auf und Schwester Petra mit einer weiteren Schwester schoben Benno im Bett heraus.

      „Benno?“, Nelly erschrak, auf der Bettdecke waren Blutspuren.

      „Hallo Frau Lange. Wir wollen Herrn Schrimpf gerade zurück in ihr Appartement bringen,“

      „Was ist mit Benno?“ Nellys Stimme wurde leicht hysterisch.

      „Frau Lange, wir haben Herrn Schrimpf wieder Flüssigkeit aus der Lunge entnehmen müssen und ihm starke Schmerzmittel verabreicht. Herr Schrimpf schläft, und der Professor wollte noch kurz mit ihnen sprechen. Was halten sie davon, wenn wir noch bei ihrem Mann bleiben, und sie mit dem Professor reden? Sie können ja danach wieder ins Appartement kommen, wir bleiben solange dort und warten auf sie. Ihr Man wird jetzt erst einmal schlafen.“

      Nelly nickte, indem Moment kam aber auch schon der Prof aus seinem Zimmer: „Frau Lange, kommen sie doch bitte herein“.

      Kaum hatte Nelly Platz genommen, sprach der Professor auch schon weiter. „Wir haben ihrem Mann weitere Flüssigkeit aus der Lunge entnehmen müssen.“ Der Professor sah Nelly an: „Frau Lange, ihr Mann ist nun an einem Punkt angekommen, wo wir ihm die Schmerzen nur noch bedingt nehmen können. Ich würde sie bitten, mit ihrem Mann den weiteren Schritt zu besprechen.“

      Nelly nickte, sie wusste was er meinte: „Danke Herr Professor, das werde ich tun“.

      Nelly hörte das Blut in ihren Ohren rauschen. Als sie auf dem Flur stand, musste sie sich am Wandhandlauf festhalten. Sie würde mit Benno über den Freitod sprechen müssen. Nelly schüttelte den Kopf, sie hatten es gewusst, dass auch diese Möglichkeit in Betracht gezogen werden könnte. Deshalb hatte Benno sich die Schweiz ausgesucht, hier war Euthanasie möglich. Nelly atmete erneut tief durch, sie brauchte jetzt frische Luft, und erst dann fiel ihr auf, dass sie die Hunde noch gar nicht gesehen hatte heute.

      Nervös kramte Nelly ihr Handy aus der Tasche und sah, dass sie ein Nachricht in Abwesenheit erhalten hatte. Sie kam von Aaron, und er hatte nur ein Herz und ich warte im Park auf dich geschrieben. Nellys Herz machte einen Sprung Aaron war hier, endlich. Doch im gleichen Moment fiel ihr Benno wieder ein und das Gespräch, welches sie mit ihm führen musste. Nelly atmete tief durch, eins nach dem anderen, dachte sie. Benno war jetzt am Schlafen, also konnte sie jetzt erst einmal Aaron begrüßen.

      Nelly nahm die Treppe, nachdem der Aufzug ihr nicht schnell genug kam.

      Als sie im Park ankam, wurden ihre Schritte immer langsamer und plötzlich fühlten sich auch ihre Beine blei schwer an. Aaron war hier und ihr Herz flatterte wie ein Schmetterling in ihrer Brust, aber war er allein, oder war Nick bei ihm? Wie sollte sie sich ihm gegenüber verhalten, wenn andere dabei waren? Bisher war die Freude ihn zu sehen so groß, dass sie sich keine Gedanken darüber gemacht hatte.

      Doch jetzt, wurde ihr plötzlich bewusst, dass alle Augen auf sie und Aaron gerichtet sein würden. Kein Geheimtreffen im Park… Als Nelly um die Ecke kam, blieb sie abrupt stehen- dort stand er- Aaron!

      Ihr Herz raste und sie konnte sehen, das er mit Nick und noch 2 weiteren Typen da stand. Aaron stand seitlich zu ihr und schien über etwas verärgert zu sein. Nick sah sie aber sofort und gab Aaron ein Zeichen, auf das er sich sofort zu ihr umdrehte, und wenn er eben noch so verärgert wirkte, so schien das alles von einer auf die andere Sekunde wie weggeblasen zu sein. Er lächelte sie an und kam lässig auf sie zu und Nelly war sich nicht sicher, ob sie nicht jeden Moment ohnmächtig werden würde.

      Dieser Mann sah einfach umwerfend aus, und sein Strahlen galt nur ihr, Nelly konnte es nicht wirklich glauben. Als Nelly die Blicke der anderen bemerkte, wäre sie am liebsten im Erdboden versunken, alle starrten sie an.

      Als Aaron nur noch wenige Schritte von ihr entfernt war, breitete er die Arme aus und fragte grinsend: „Willst du mich nicht begrüßen?“

      Nelly wurde verlegen und stammelte: „Ja, aber alle beobachten uns“.

      Sie trat von einem Bein auf das andere und als Aaron vor ihr stand, nahm er sie einfach in den Arm und trug sie zurück, um die Ecke, aus der Sichtweite der anderen und grinst sie an: „Du bist schon etwas ganz besonderes, Petronella Lange, einfach unglaublich! Lügt für mich die Polizei an, repariert Wasserleitungen, verschafft mir ein Alibi, wandert dafür fast in den Knast, schlägt sich mit einem Vergewaltiger rum- traut sich aber nicht, mich vor meinen Kameraden zu küssen.“

      Aaron hielt inne: „Du willst mich doch küssen, oder?“

      Nelly grinste ihn an: „Ich glaube schon“, Nellys Stimme war ganz sanft, und alles was Aaron in ihren Augen sah, wollte er für sie sein. Wie sehr hatte er diesen Blick auf ihn vermisst!

      Aaron