Christine Schöpf

Mein Leben mit dir... endet nicht hier


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den Kopf. „Wie willst du nur aus der Nummer wieder rauskommen? Ein paar Nummern kleiner hätten es auch getan“, dabei warf Nick sich mit einem Hechtsprung auf die überdimensionale Couch.

      „Pass auf mein Freund“, Rons Stimme klang ernst und hatte einen warnenden Unterton, den Nick genau hinhören lies: „Ich habe das Haus natürlich über Kontakte bekommen, die mir noch was schuldig waren, ist das klar?“ Nick nickte: „Klar, und warum ging es nicht wirklich ein paar Nummern kleiner?“

      Ron räusperte sich und strich sich mit beiden Händen sein Haar nach hinten. „Das ist Standard in unserer Familie und ehrlich, ich hoffe, dass Nelly hier auch mal übernachtet…“

      Nick schaute Ron eine Weile an. „Bruder, dich hat es echt voll erwischt, oder?“

      Ron nickte und schaute Nick fest in die Augen. „Ich liebe diese Frau, sie ist das Beste was mir je passieren konnte.“

      „Sie ist auf jeden Fall was Besonderes.“ Nick schüttelte den Kopf, „vom heftigsten Nervenzusammenbruch zum Fertigmachen eines Vergewaltigers in nur ein paar Tagen, Hut ab.“

      Jetzt wurde Nicks Stimme ernster: „Du hast uns alle eingeladen, um Rache an dem Schwein zu nehmen?“

      Aaron kam jetzt zu Ron und setzte sich neben ihm auf die Couch.

      „Auch das, aber was noch interessanter ist, das Schwein hat seinen Auftraggeber angedeutet und das ist zu 90% Wahrscheinlichkeit der Bulle aus Düsseldorf, der Kollege von Bresko.“

      Nick pfiff durch seine Zähne: „Das ist mal ein Hammer“.

      „Und es geht noch weiter“, Aaron stand wieder auf und lief im Zimmer nun auf und ab. „Dieser Pisser scheint seine Finger in diesem Pädophilen Ring mit drin stecken zu haben.“

      „Woher weißt du das?“

      Aaron blieb kurz stehen: „Verschiedene Quellen, die ich gerne in den nächsten Tagen hier zusammenbringen möchte, um die fehlenden Puzzelteile noch zu ergänzen. Dass die Schweine an Nelly gegangen sind, das war ihr größter Fehler.“ Aaron ballte seine Hände zu Fäusten zusammen und wiederstand dem unbändigen Dang gegen etwas zu schlagen.

      Als Hanna an die Tür klopfte, wurde diese von Nelly selber aufgemacht. Als diese Hanna sah, flog sie ihr in die Arme.

      „Hanna, ich bin so unglaublich froh, dass du da bist. Das kannst du dir gar nicht vorstellen, du siehst gut aus, aber komm erst einmal rein, ich weiß nicht wo mir der Kopf steht, ich bin so unhöflich.“

      Und Nelly trat zur Seite, damit Hanna eintreten konnte.

      „Ich bin auch froh bei dir zu sein“, und dabei schaute Hanna auf das Bett von Benno, „Auch wenn der Anlass nicht der geilste ist.“ Hanna versuchte zu verbergen, wie sehr Bennos Anblick sie schockte. Bennos war an Maschinen angeschlossen und seine Haut war gelb.

      „Ich dachte“, Hanna zeigte dabei auf die Maschinen, „genau das wollte Benno nicht“.

      Nelly nickte langsam und sah Hanna mit Tränen in den Augen an.

      „Du hast recht, das war nicht unser Plan. Aber Benno ist sich nun nicht mehr so sicher, ob er den Freitod wählen möchte.“

      Nelly strich sich mit den Händen übers Gesicht.

      „Der Arzt sagte uns, dass es jetzt nur noch bergab geht und sie nichts mehr gegen die starken Schmerzen tun können. Und das es jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, sich aus freien Stücken zu entscheiden. Aber Benno wollte das Gespräch mit dem Professor nicht weiterführen und wollte das Medikament auch nicht einnehmen.“

      Jetzt fing Nelly doch an zu schluchzte.

      „Ich weiß nicht, ob die starken Medikamente seinen Geist umnebeln, oder ob das Zusammentreffen mit Aaron ihn zu der Entschlussänderung gebracht haben. Der Professor wird ihm aber wohl das Medikament Natrium Pentobarbital auch nicht mehr verabreichen, da man seine Selbstbestimmung nun in Frage stellt. Er will morgen noch mal versuchen mit Benno zusprechen.“

      Tränen liefen Nelly über die Wange. „So wollte er nicht sterben, das weiß ich genau“.

      Hanna nahm Nelly in den Arm. „Da hast du wohl recht“, Hanna streichelte Nelly den Rücken. „Aber es kommt doch immer alles anders als geplant, oder?“

      Hanna hielt Nelly nun auf Abstand, um ihr in die Augen schauen zu können. Sie konnte sehen, das es sich nur noch um Stunden bei Benno handelte. „Warten wir doch einfach mal den morgigen Tag ab, okay?“

      Nelly nickte und dann setzten sich beide an Bennos Bett und Hanna erzählte von ihrer Fahrt hierher. Sie vermied es Nelly über ihre Bleibe zu berichten, oder von Bresko oder davon, dass Aaron gerade alle hier in der Schweiz zusammentrommelte. Sie wusste nicht, inwieweit Ron mit Nelly darüber gesprochen hatte, und Hanna fühlte sich echt scheiße, ihrer Freundin nicht alles erzählen zu dürfen, aber hier an dem Bett von Benno wäre es auch nicht das richtige Thema gewesen.

      Benno schlief sehr unruhig und murmelte teilweise vor sich hin, was man aber unter der Sauerstoffmaske nicht wirklich verstand.

      Erst nach gut einer Stunde, machte Benno die Augen auf und versuchte mit einer Hand sich sehr unbeholfen die Maske vom Gesicht zu nehmen. Nelly sprang auf und half ihm dabei. Benno hielt Nellys Handgelenk fest, und Nelly beugte sich zu ihm runter und Hanna konnte jedes Wort verstehen, obwohl Bennos Stimme sehr brüchig und leise war.

      „Nelly, ich liebe dich. Ich habe dich immer geliebt. Ich hatte es nur für eine Weile vergessen. Verzeih mir bitte“.

      Hanna konnte sehen, wie viel Kraft es Benno kostete die Worte heraus zu pressen.

      „Bitte verzeih mir.“

      Hanna schaute Nelly an, die Benno schweigend ansah und als Hanna gerade was sagen wollte, antwortete Nelly ihm.

      „Ich habe dich auch einmal geliebt, und tue es auf eine Art immer noch. Aber nur weil du im Sterben liegst, werde ich dich jetzt nicht belügen. Da warst wirklich ein Arsch zu mir, aber ich habe dir bereits verziehen. Wir haben über alles gesprochen, und das ist gut so. Du solltest dich jetzt auf dich konzentrieren, da ich mir große Sorgen darüber mache, ob das hier noch alles in deinem Sinne abläuft.“

      „Hast du mir wirklich verziehen?“ Nelly nickte und Tränen tropften von ihren Wangen auf Bennos Bettdecke. „Ja Benno, das habe ich. Wir haben eine tolle Freundschaft und tolle Jahre zusammen gehabt, und ich möchte kein Jahr davon missen- ehrlich, bis auf das letzte vielleicht“. Nelly versuchte ein Grinsen.

      Benno schloss für einen Moment die Augen und man konnte ihm ansehen, wie viel Kraft es ihn kostete diese wieder zu öffnen.

      „Nelly, du bist meine große Liebe“.

      Nelly schluckte, das konnte sie nicht erwidern und sah zu Hanna rüber, die sie ebenfalls anblickte. Nelly sah wieder Benno an und streichelte nun seine Wange.

      „Das ist schön, ich danke dir“. Mehr wollte sie dazu nicht sagen, obwohl sich ihre Gedanken überschlugen, sollte sie einem sterbenskranken nicht alles sagen, was er sich zu hören erträumte? Nein, Nelly wollte nicht lügen. Sie strich seine Wange immer noch.

      „Was möchtest du tun Benno?“

      „Ich möchte dich lieben und bei dir bleiben“.

      Nelly sah Hanna an und diese zuckte mit den Schultern. Nelly nahm Bennos Hand und setzte sich wieder auf den Stuhl neben seinem Bett.

      „Dann bleib bei mir, solange du es schaffst, und ich bleibe hier bei dir, solange ich kann“.

      Benno hatte seine Augen bereits wieder geschlossen, aber ein Lächeln war nun auf seinem Gesicht. Hanna und Nelly sprachen eine Weile kein Wort, bis Hanna aufstand.