Denise Devillard

Die Magier von Stonehenge Teil II.


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Tages einen Weg finden würde, diesen Schutz zu durchbrechen.

      Matthew starrte nachdenklich an die Decke, als sie später nebeneinander im Bett lagen. Sie spürte seine düsteren Gedanken und sagte leise: „Mach dir keine Sorgen um mich, Schatz. Bestimmt wird alles gut werden.“ Er zog sie liebevoll in seine Arme und küsste sie sanft. „Ich hoffe sehr, dass du recht behältst. Schlaf jetzt, Liebes.“

      Auch als sie schon lange eingeschlafen war, ließ er sie keine Sekunde aus seinen Armen, als hinge alles nur davon ab. Die Angst, sie zu verlieren, saß ihm seither ständig im Nacken. Er ahnte, dass Paymons Rache wohl zuerst auf das abzielen würde, was ihm am Liebsten war. Und das war eindeutig Elisabeth. Er würde alles dafür tun, um das zu verhindern.

      „Guten Morgen, Matt“, flüsterte sie leise in seine Richtung, als sie erwachte. „Hast du gut geschlafen?“ „Ich habe die ganze Nacht kein Auge zugemacht. Die ganze Situation lässt mir momentan einfach keine Ruhe. Ich mache mir wirklich große Sorgen, Elisabeth.“ Sie setzte sich auf, nahm sein Gesicht in ihre Hände, sah ihm ganz tief in die Augen und sagte: „Aber wenn du diese Sorgen überhandnehmen lässt, dann zehrt das auch an deinen Kräften und ändert nichts zum Besseren. Du musst schlafen, du brauchst deine Kraft, um weiterzumachen. Ich bin mir ziemlich sicher, dass sich ein Weg finden wird. Hab doch ein wenig Vertrauen.“ Matthew war sehr müde nach der langen Nacht, in der er sich intensiv Gedanken gemacht hatte, was er tun konnte. Er war kein Stück weitergekommen, aber er spürte instinktiv, dass Elisabeth recht hatte. Und seine Kräfte waren derzeit alles, worauf er sich im Moment verlassen konnte. „Es ist ja noch sehr früh, versuch doch, noch ein wenig zu schlafen, Matt!“ Er nickte erschöpft, drehte sich auf die Seite und versuchte, an schönere Dinge zu denken, damit er einschlafen konnte.

      Die Schwere der Müdigkeit tat letztlich ihr Übriges. Nach einiger Zeit tiefen ruhigen Schlafes, fand er sich plötzlich in einem seltsamen Traum wieder.

      Vor ihm lag eine kleine Waldlichtung. Ringsum war alles dicht verwachsen und kein Weg erkennbar. Matthew wunderte sich, was er hier sollte. Es war so still, dass er seinen eigenen Atem hören konnte. Nicht einmal Tiere waren zu hören in dem nächtlichen Wald, der ihn umgab. Doch plötzlich erhob sich ein kleiner, fahler Lichtschein, der, aus der vor ihm liegenden Richtung zu kommen schien. Langsam bewegte er sich darauf zu, um dessen Ursprung zu erkunden. Als er am Ende der Lichtung angekommen war, geschah etwas Seltsames. Bei jedem Schritt, den er setzte, wichen die Bäume und Sträucher, die ihm zuvor den Weg versperrt hatten zurück. So gaben sie ihm Schritt für Schritt einen Weg frei, der zuvor nicht erkennbar gewesen war.

      Matthew war ein wenig nervös, weil er nicht wusste, was der Grund für seine Anwesenheit hier war. Ihm war bewusst, dass er schlief, und schien dennoch gleichzeitig hellwach. Wer zum Teufel hatte ihn hierhergebracht? Ausgerechnet jetzt, wo er doch seinen Schlaf so dringend brauchte. Stirnrunzelnd und ein wenig verärgert, ging er dennoch weiter. Wenn ihn jemand seines Schlafes beraubte, musste es bestimmt äußerst wichtig sein.

      Nachdem er eine Zeit lang den schmalen Pfad entlang gegangen war, kam er plötzlich an eine weitere kleine Lichtung, auf der eine alte Holzhütte stand. Er sah den Rauch, der aus dem halb zerfallenen Kamin aufstieg, und hielt darauf zu. Als er dann vor der geschlossenen Türe stand, hielt er kurz inne, atmete tief durch und wappnete sich innerlich. Er musste mit allem rechnen, auch mit Paymon. Obwohl das eigentlich nicht gerade zu ihm passen würde, aber er musste sehr vorsichtig sein, in seiner derzeitigen Situation. Angespannt und die rechte Hand bereit zum Kampf, öffnete er die knarrende alte Tür. Sein Blick fiel zuerst auf den Kamin, in dem ein Feuer brannte. Aus dem Kessel, der über dem Feuer hing, strömte ein eigenartiger Duft, der die ganze Hütte durchzog. Matthew spürte sofort, dass er nicht allein war, drehte sich abrupt um, und erblickte das von tiefen Furchen durchgrabene Gesicht eines alten Mannes, der plötzlich hinter ihm stand. „Schön, dass du gekommen bist, Matthew“, sagte der Alte mit rauer Stimme, die jedoch freundlich wirkte. „Wer sind sie?“, entgegnete Matthew etwas unsicher. „Das weißt du wirklich nicht?“, fragte ihn der Alte merklich belustigt. Matthew schüttelte den Kopf. „Komm, setz dich zu mir ans Feuer, mein Junge“, sagte der Alte ruhig, und verwies auf den Stuhl, der vor dem Kamin stand. Matthew musterte sein Gegenüber eindringlich. Lange, antike Kleider verhüllten den Alten, und sein schlohweißer Bart war so immens lang, dass er sogar seine Knie bedeckte. Man sah, dass er ein sehr hohes Alter erreicht hatte. Sein Gesicht wirkte müde und verhärmt, aber seine blauen Augen waren hellwach und wirkten listig und klug zugleich. Als er ihn so betrachtete, fiel es ihm urplötzlich wie Schuppen von den Augen. Überrascht fragte er: „Myrddin? Bist du Myrddin?“ Der Alte nickte stumm und wandte sich seinem Kessel zu, in dem er offenbar Kräuter zubereitete. Da sprudelte es nur so aus Matthew heraus. „Oh Myrddin, ich habe so viele Fragen, die du mir unbedingt beantworten musst, ich…“ Matthew war sehr aufgewühlt und konnte es kaum fassen. Damit hatte er niemals gerechnet. Der Alte nahm den Blick nicht von seinem Kessel, hob nur Einhalt gebietend die Hand, und sagte: „Warte.“ Matthew verstummte augenblicklich und sank in sich zurück auf seinem Stuhl. Er hatte so viele Fragen, die ihm nur er beantworten konnte, doch er hatte zu viel Respekt vor dem Meister, dass er es nicht wagte, sich seinen Anweisungen zu widersetzen.

      Myrddin sah ihm direkt in die Augen und sagte: „Mein Junge, ich weiß sehr genau, was in dir vorgeht. Aber ich kann dir deine Fragen nicht alle beantworten, da du vieles davon selbst herausfinden und dadurch lernen musst. Auch ich ging eines Tages einen Weg, der sehr gefährlich war. Und ich habe lange gebraucht, um die Wahrheit zu finden. Er machte eine kurze Pause, räusperte sich und fuhr dann fort. „Ich denke, es ist an der Zeit, dass du den Anfang der Dinge erfährst, damit du besser verstehen kannst. Vor langer Zeit gab es eine ganze Reihe von Magiern wie uns. Sie waren dazu ausersehen worden, den Menschen zu helfen, sie zu heilen, und das Böse in der Welt zu bekämpfen. Doch sie missbrauchten ihre Gabe, und viele verschworen sich der schwarzen Magie, verschafften sich damit nur eigene Vorteile, und bekämpften sich am Ende gegenseitig. Jeder von ihnen wollte die Macht alleine in Händen halten. So töteten sie ihre Rivalen grausam und auf brutalste Weise. Es gab nur noch wenige aus unseren Reihen, die den alten Regeln treu geblieben waren und den Angriff unserer Gegner auch überlebt haben. Doch über die Zeit starben sie alle durch ihre Gegner im Kampf, und ihr Wissen geriet in falsche Hände. Die Magier, die es sehr viel später, nach meiner Zeit noch gab, waren in der Mehrzahl nur habgierige, bösartige Schwarzmagier, die es vorzogen, die Menschen in die Irre zu führen. Ihnen ging es einzig darum, ihre Macht zu vergrößern und die Menschen zu manipulieren. So wie man es auch dich gelehrt hat.“

      Matthew nickte nachdenklich. Myrddin hatte völlig recht damit. Auch er hatte lange gebraucht, um zu erkennen, dass der Weg, auf dem er sich befand, der falsche war. Erst als er gespürt hatte, dass das Böse über ihn die Oberhand gewann, war ihm immer mehr bewusst geworden, dass er so nicht weitermachen konnte. „Das Amulett nicht wahr?“, fragte ihn der Alte wissend. Matthew nickte nur stumm. Ihm brauchte er wohl nichts mehr erklären. Myrddin wusste offensichtlich ganz genau, wovon er sprach und auch, was ihn ihm jetzt vorging. Als hätte er seine Gedanken lesen können. „Ich weiß es deshalb, weil ich denselben Weg gegangen bin, Matthew. Es hat sehr viele Jahre gebraucht, damit ich verstehen konnte, wozu wir eigentlich berufen sind. Die Geschichten, die über mich erzählt werden, sind nur zum Teil wahr. Da wurde Matthew hellhörig. „Was genau?“, fragte er. Der Alte räusperte sich und versuchte sichtlich, ihm eine Hilfestellung zu geben, ohne zu viel zu verraten. Matthew musste es selbst herausfinden. Nur wenn er es am eigenen Leib erfuhr, würde er es auch glauben und erkennen. Es war ihm nicht erlaubt, ihm alles zu sagen. Er selbst war nur derjenige, der dem jungen Magier kleine Hinweise geben durfte.

      „Aber was ist mit den Zeichen bei den Steinen in Pembroke? Was bedeuten sie?“, fragte Matthew wissbegierig.

      Myrddins Blick verfinsterte sich sorgenvoll, als er antwortete: „Genau das ist das alte Tor zu dem Versteck der Schwarzmagier. Du musst sie aufhalten! Alles hängt zusammen! Ihr einziges Ziel ist es, die Welt ins Chaos und Verderben zu stürzen!“ Matthew spürte, dass der Alte große Hoffnung in ihn setzte, und wollte ihn nicht enttäuschen.

      „Aber den Zugang habe ich damals nicht gefunden. Meine Zaubersprüche waren dort wirkungslos“, antwortete ihm Matthew nachdenklich. Myrddin strich bedächtig über seinen langen, weißen Bart und sagte: „Ich weiß Matthew. Man hat dich