Florian Graf

Die Flucht


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gibt es sonst nichts mehr. Also...

        ...verlässt du den Raum.

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      Du hast hin und her überlegt. Aber eigentlich ist dir klar wohin du gehörst. War es denn nicht Schicksal Will zu treffen? Die Menschen hier haben ihr Herz am rechten Fleck. Und du willst gerne mehr lernen, über den Widerstand. Wer ist der Feind? Vielleicht ist es der schreckliche Burgherr? Oder was hat Will mit ihm gemacht? Viele Fragen brennen dir unter den Nägeln, aber alles was du sagst ist: "Ich bin dabei."

       Will grinst wieder über beide Ohren.

       "Ich wusste es gleich, Junge. Auf dich kann man zählen!"

       Tuck klopft dir mit seinen Pranken auf die Schulter.

       "Darauf müssen wir anstoßen!"

       Du hast in deinem Leben noch keinen Alkohol getrunken, aber Tucks Angebot abzulehnen, scheint aussichtslos. Er zaubert ein kleines Fässchen aus einem der Zelte und bester Laune schenkt er euch drei Becher ein. Die schäumende Flüssigkeit hat einen beißenden Geruch. Die beiden leeren ihren Becher dennoch, oder gerade deswegen, in einem Zug.

       Dein Probierschluck stellt sich als Fehler heraus. Sofort spuckst du das Gesöff auf den Boden, sehr zur Freude der beiden Haudegen. Doch du stimmst mit ihn ihr Gelächter ein, und beschließt, dass das der Anfang einer echten Freundschaft sein muss.

       In all dem Trubel erschreckt ihr euch, als plötzlich ein Reiter auf einem schnaubendem Pferd durchs Unterholz bricht!

        Ihr zieht eure Waffen.

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      Vorsichtig tastest du dich weiter voran. Du bist jetzt von einem Mantel absoluter Finsternis umgeben. Bei jedem Schritt achtest du darauf, dir nicht an der tiefen Decke den Kopf ein erneutes Mal zu stoßen. Noch mehr willst du deinem leidgeprüften Dickschädel nicht zumuten.

       Als du denkst, dich langsam an die Umgebung gewöhnt zu haben, trittst du plötzlich ins Leere. Damit hast du nicht gerechnet! Du versuchst noch irgendetwas zu greifen woran du dich festhalten kannst, doch du bekommst nichts zu fassen. Dein Gleichgewichtssinn hat dich komplett verlassen und du purzelst nach vorne. Du hältst die Hände schützend vors Gesicht und spannst alle Muskeln an. Im Fallen spürst du einen spitzen Schmerz im linken Oberarm und er raubt dir fast den Atem! Im selben Atemzug schlägst du hart auf dem Boden auf. Der Fall war zwar nicht tief, doch umso schmerzvoller.

       Deine Hände zittern. Leicht benommen dringt ein vorwurfsvolles Bellen an dein Ohr. Du schmeckst etwas Metallisches. Beim Aufschlag hast du dir auf die Zunge gebissen. Du spuckst Blut aus und schüttelst dich. Langsam wirst du wieder Herr deiner Sinne. Aus welcher Richtung kam das Bellen?

       Du stehst vorsichtig auf, und erschrickst, als dein Gesicht Bekanntschaft mit einer feuchten Nase macht. Du stehst in einer mannshohen Grube und dein Hund war schlau genug nicht hineinzufallen.

       Es kostet dich Mühe, in der Dunkelheit hinauszuklettern. Jetzt willst du nur noch zurück ins Licht. Mit geducktem Kopf eilst du unvernünftig schnell zurück zur Weggabelung. Doch dieses Mal geht alles gut.

       Im schwachen Lampenschein blickst du an dir herunter. Dein linker Ärmel ist zerfetzt und eine Wunde klafft in deinem Arm. Wahrscheinlich bist du an einem abstehenden Nagel entlanggeschrammt. So genau willst du das gar nicht wissen. Aus den Fetzen des Ärmels bindest du die blutende Wunde ab. Das wird erst mal halten. Du tätschelst deinem Hundefreund den Kopf: "Okay, Großer. Ich hätte auf dich hören sollen."

        Du gehst jetzt in die andere Richtung.

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      Du hast einfach das Gefühl, dass hier noch etwas Interessantes zu finden sein könnte. Du durchwühlst das Regal, so leise es eben geht. Aber da ist wirklich nichts, was irgendeinen Wert für dich hätte. Außer dem Bogen findest du auch keine weiteren Waffen.

       Doch dann stocherst du in einem Haufen Gerümpel, der achtlos in die Ecke geworfen scheint. Dabei machst du einen Fund. Ein zerfleddertes Buch mit braunem Einband kommt ganz unten zum Vorschein. Du öffnest es vorsichtig und musst trotzdem husten, von all dem Staub, den du dabei aufwirbelst. Auf vergilbten Seiten finden sich viele Zahlen in Spalten und Reihen. Den kritzeligen Text kannst du nicht entziffern. Du beschließt, dass es sich um eine Art Warenliste handeln muss. Wurde das Buch hier vergessen oder entsorgt? Du weißt es nicht.

        Du lässt den alten Schinken liegen und verlässt den Raum.

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      Die Klinke der dunklen Tür leistet keine Widerstand. Ein Schloss gibt es gar nicht. Selbst die Scharniere sind gut geölt und quietschen nicht. Das Schicksal meint es endlich einmal gut mit dir.

       Eine Treppe, schon wieder. Doch das kommt dir nicht ungelegen. Du steigst die Stufen nach oben und hoffst, dass du von hier irgendwie zur Burgmauer gelangen kannst. Vielleicht kannst du von dort oben einen Fluchtweg erspähen?

       Die Treppe endet abrupt. Du stehst in einem Flur, in dem die Holzdielen viel kunstfertiger wirken als im Erdgeschoss. Rote Banner aus Samt zieren die kühlen Wände und verleihen ihnen einen hochherrschaftlichen Charakter. Du kannst dein Verlangen, die schöne Oberfläche mit deinen dreckigen Fingern zu berühren, kaum zurückhalten. Doch du hast keine Zeit für weitere Bewunderungen, denn plötzlich nähern sich Stimmen!

       Dir bleibt keine Zeit, lange zu überlegen. Jede Sekunde kann jemand um die nächste Ecke biegen. Das Schicksal hält doch immer neue Überraschungen für dich parat.

      Du fackelst nicht lange und...

        ...betätigst die Klinke der nächstbesten Türe.

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      Du reckst den Hals und linst aus deinem Versteck hervor. Aus sicherer Entfernung erspähst du zwei Männer, die mit großen Fässern hantieren. Ein Dritter scheint das Kommando über die Arbeiter zu haben. Er gestikuliert und brüllt, offensichtlich treibt er die Arbeiter an. Er ist mit einem Schwert bewaffnet und trägt die selbe Uniform, wie du sie schon bei dem Wächter im Tunnel gesehen hast. Seine ist jedoch in weitaus besserem Zustand. Wahrscheinlich ist er ein Offizier.

       Die Männer sind abgelenkt, aber sie stehen leider direkt am Ausgang, der in den Hof hinaus zu führen scheint. Wie kommst du da nur unbemerkt vorbei?

      Du entscheidest dich...

        ...vorbeizuschleichen.

        ...erst einmal weiter abzuwarten.

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      Du betrittst den Raum und lässt den knurrenden Hund dabei nicht aus den Augen. Die Zelle sieht aus wie deine. Allerdings gibt es hier keine Pritsche und es riecht ganz erbärmlich. Zum großen Teil bedeckt dreckiges altes Stroh den Boden. Dir fallen einige abgenagte Knochen auf.

       Obwohl der große Hund weiter eine drohende Haltung einnimmt, tut dir er dir leid. Sein ergrautes Fell hat bessere Tage gesehen und er wirkt abgemagert. Du siehst nirgends einen Napf mit Wasser. Wahrscheinlich ist er so durstig wie du. Doch solange er in dir einen