Gerda Roth

Das Jahr 2967- Utopia


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betrachtete seinen kleinen Bruder nachdenklich. „ Wieso anders und wie anders.“ fragte er jetzt.

      „Aaach, „ Arne sah auf den Boden, „so kann ich das nicht beschreiben, sie sind so, so, so,........... so erwachsen.“

      „Nun ja, "nickte Erik, „sie sind Erwachsene, das ist bei jedem Menschen so, dass er erwachsen wird.“

      Arne schwieg eine Weile. „Da hast du sicher recht, aber trotzdem. Sie sind so anders erwachsen als du. Ich kann das nicht beschreiben.

      Schau dir Anata, unsere Schwester an. Sie ist am gleichen Tag wie du geboren, drei Tage nachdem du weg gegangen bist, hat sie die Weihe erhalten. Mit ihr Kombo, Paula, Diedro.

      Da ist mir das zum ersten Mal aufgefallen: Kombo, der sonst immer mit jedermann kämpfen wollte, hatte ungefähr eine Woche nach seiner Weihe einen Streit mit Pebra- aber er bot Pebra nicht an sich mit ihm zu schlagen, sondern sprach mit ihm wie mit einem kleinen Kind, bis beider Zorn verraucht war.

      Wir hatten viele Weihen in den letzten Jahren, dabei fiel mir immer häufiger wieder und wieder auf, dass die Geweihten sich nach der Weihe anders verhalten.“ Wieder schwieg er eine kleine Weile. “Ich meine nicht, dass sie sich schlechter verhalten, sondern ich meine wirklich ‚A N-D-E-R-S.

      Anata ist noch immer fröhlich, freundlich zu jedermann. Deshalb hat sie auch die Arbeit in dem grossen Haus mit den Kindern in der Stadt aufgenommen. Wenn wir sie besuchen ist sie glücklich, wir dürfen dort spielen mit vielen Dingen, die wir hier gar nicht haben.

      Aber manches Mal habe ich das Gefühl, nein, den Gedanken, dass sie so ist wie Oma. Bei Oma habe ich schon sehr früh bemerkt, dass sie den Zorn von uns Kinder beim Streit nicht verstanden hat- und seit der Weihe scheint Anata auch keinen Zorn mehr zu kennen. Es nicht so, dass sie den Kindern dort alles erlaubt. Aber wenn sie den Kinder etwas verbietet, wenn sie die Kinder tadelt, ist sie dabei so ruhig wie Oma.“

      „Da siehst du, dass Anata genau der richtige Mensch ist, um mit den kleinen Kindern umzugehen. Bei der Weihe lernen die Menschen sich selbst kennen. Das Leben ist danach leichter. „

      Wieder sah er seinen jüngeren Bruder an. „ Wir sollten aufhören uns Gedanken zu machen- da vorne am Brunnen sind Combo, Paula, Diedro und Sonna. Es macht Freude zu sehen, dass die alten Kindheitskameraden sich noch immer am Abend am Brunnen treffen. Ganz wie früher.............unverändert.“

      Mit lautem ‚Hallo‘ wurde Erik empfangen, es war ganz so, als wäre er nie weggewesen. Keiner fragte ihn, wo er gewesen war, was er in der Zeit getan hatte. Nur die beiden Schwestern Diedro und Sonna fragten ihn, ob er jetzt bleibe.

      „Nein, ich muss wieder weg,“ schüttelte Erik den Kopf,“ ich bin dabei einen Beruf zu lernen, wenn ich dann wieder komme, werde ich die Wagen reparieren können, und vieles andere.“

      Er blickte jetzt Diedro an, die schwarzhaarige Diedro, der er gesagt hatte, dass sie darauf warten solle, dass er wieder kommen würde. „Nach der Weihe muss ich wieder gehen, um zu Ende zu lernen, dann komme ich wieder wie ich es versprochen habe.“

      Sonna antwortete für ihre Schwester. „ Wie lange wird das noch dauern?“

      „Noch einmal 3 Jahre“, antwortete Erik.

      Diedro selbst gab die Antwort darauf. „Es ist gut so, du musst deinen Beruf lernen. Ich werde warten.“

      Erik ging auf sie zu, legte seinen Arm um sie, küsste sie vor allen auf die Stirn“, Ich würde mich freuen, wenn du mit uns heute zu meinen Eltern kommen würdest.“

      „ Wir haben es gehört und verstanden“, Sonna sprach für die Gruppe“, ist Dir bekannt, dass Combo und ich heiraten werden? „ "Nein!“ schüttelte Erik den Kopf.“ Wir werden heiraten, wenn der Schnee fällt, weil dann die Arbeit weniger ist. Die Ernte ist in den Vorratshäusern, was wir nicht brauchen werden ist in der Stadt.“ „Und da es fast allen so geht, ist das die rechte Zeit ein großes Fest zu feiern.“ stellte Combo fest.

      „Das ist richtig und vernünftig.“ war Eriks Antwort.“ Habt ihr Lust, alle mit zu uns zu kommen? Man kann noch auf der Wiese beim Schäfer sitzen.“

      Sie alle hatten Lust dazu, so sass kurze Zeit später das Grüppchen auf der Wiese, unterhielt sich mit dem Schäfer. Auch die Eltern und die Großmutter kamen dazu. Erik wiederholte vor allen, dass Diedro auf ihn warten wolle. Seine Eltern nahmen das nickend auf „Wir werden Diedro wie unsere Tochter annehmen.“ Damit war alles gesagt, was für diesen Zeitpunkt notwendig war.

      Ein paar Tage später, es war der vorletzte Abend vor der Weihe, erklärte der Schäfer, dass er am nächsten Nachmittag mit seiner Herde weiterzöge.

      Erik hatte es sich angewöhnt jeden Abend ein wenig mit seinem kleinen Bruder Arne spazieren zu gehen. Dabei sprachen sie über vieles, das Arne bewegte. Sie sprachen über Dinge die er erfahren hatte, wenn er Anata besuchte, über Begebenheiten in den Dörfern, die ihm aufgefallen waren und über seine eigenen Gedanken. Die beiden Brüder hatten eine brüderliche Nähe erreicht, die sie noch nicht hatten, als Erik vor etwas mehr als 2 Jahren sein Elternhaus verlassen hatte.

      Sie hatten erfahren, dass der Schäfer am nächsten Nachmittag weiterziehen würde und hatten beschlossen sich von ihm zu verabschieden. So führte ihr Weg sie auf die Wiese, auf der die Schafe grasten. Der Schäfer sass an einen Baum gelehnt. Er wog seine Flöte in der Hand, wollte diese zum Mund führen, als Erik den Kopf unmerklich schüttelte. Sie setzten sich zusammen: Der erste Schäfer der Ebene, der Meister der Schäfer, Erik und Arne.

      Sie schwiegen eine ganze Weile. Plötzlich fing Erik an zu reden. „Arne, hast du dich je gefragt, wie ich vor Jahren hier weggekommen bin?“ Der Schäfer hob den Kopf, sah zuerst Erik ins Gesicht, dann Arne.

      Arne wurde ein wenig rot im Gesicht, nickte etwas verlegen. „Ja, das habe ich mich gefragt, dabei habe ich überlegt, wer dir dabei geholfen haben könnte.“

      „Das war ich“, erklärte der Schäfer einfach, „ich habe ihn mit genommen bis an das große Wasser. Wir haben Flüsse überquert, Städte gesehen, und zuletzt habe ich ihm den Weg beschrieben, der vor ihm liegt- ein langer, schwerer Weg, den nicht jeder gehen kann. Ein Weg auf dem du vieles kennen lernst, das Gute wie das Böse, auf dem du Erkenntnisse erhältst, ohne, dass du die Weihe erhältst. Ein Weg der dich endlich dahin führt, wo du die Welt und alles was wichtig ist erfahren kannst.“

      Arne schwieg eine Weile, er starrte in das kleine Feuer, das der Schäfer entzündet hatte. „Schäfer“, seine Stimme hatte einen fragenden Klang, „ würdest du mich auch mitnehmen, damit ich diesen, wie du sagst, langen schweren Weg gehen kann. Damit ich nicht die Weihe wie Combo und unsere Freunde hier bekomme, sondern die Weihe wie Erik erhalten kann.

      Wieder sah der Schäfer in Arnes Gesicht. Dann nickte er bedächtig.“ Ich sehe, du bist entschlossen, diesen Weg zu gehen. Komme morgen, nach dem Mittagessen zu mir. Deine Kleidung die du brauchst, wird Erik mir bringen. Sie wird in meinem Wagen für dich bereit liegen. Nun, so denke ich, hat Erik dir noch etwas zu sagen, das für ich wichtiger ist als alles Andere.“

      Erik nickte. „ Du erinnerst dich, dass du mich gefragt hast, ob das Zeichen auf meiner Stirn das Zeichen der Weihe ist, und ich habe es bejaht. Jetzt muss ich dir sagen: Es ist nur das ZEICHEN der Weihe, damit uns niemand als Ungeweihte erkennt, es ist nicht die Weihe direkt, die du erhältst. Sondern nur das Mal auf der Stirn.“

      „Jetzt, da du das weißt, “ erklärte zuletzt der Schäfer“, steht es dir frei, dich morgen auf den langen, schweren Weg zu begeben. So wie es dir jederzeit frei steht, zurück zu kehren oder dich am Tag nach meinem Weggang mit zur Weihe zu begeben.“

      Arne nickte nur.

      Sie waren schon fast wieder zu Hause, als Erik wieder zu sprechen begann. „ Gib mir morgen Bescheid ob ich deine Sachen zum Schäfer bringen soll.“ „Das werde ich tun“, antwortete Arne.

      Erik und seine Eltern saßen am nächsten Abend nach dem Abendessen zusammen vor dem Haus. Die Großmutter und die Kinder schliefen schon. „Jetzt werden sie an der grossen Weide am Fluss das