Geshe Kelsang Gyatso

Der Spiegel des Dharma mit Ergänzungen


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      Es gibt drei Ebenen der richtigen Sicht der Leerheit – laut den Hinayana Sutras, laut den Mahayana Sutras und laut dem Vajra­yana. Die höchste dieser Ebenen ist die richtige Sicht der Leerheit, die Buddha im Vajrayana erläuterte. Im Vajra­yana, oder Tantra, erläuterte Buddha die Vereinigung von Erschei­nung und Leerheit. Die Weisheit, die diese Verei­nigung verwirklicht, ist die richtige Sicht der Leerheit, Buddhas endgültige Sicht. Die Vereinigung von Erscheinung und Leerheit bedeutet, dass alle Phäno­mene – die Erschei­nung – und ihre Leerheit ein Objekt sind, keine zwei Objekte. Zum Beispiel sind unser Körper – die Erscheinung – und seine Leer­heit ein Objekt, keine zwei Objekte. Wenn wir unseren Körper sehen, sehen wir in Wahrheit nur die Leerheit unseres Körpers, da die wirkliche Natur unseres Körpers seine Leerheit ist. Doch aufgrund unserer Unwissenheit verstehen wir dies nicht. Normalerweise sehen wir unseren Körper als etwas, das von seiner eigenen Seite existiert. Dies ist fehlerhafte Erscheinung, aus der sich alles Leiden und alle Probleme endlos entwickeln. Wir sollten wissen, dass es keinen «unseren Körper» außer seiner Leerheit gibt. Wir sollten dieses Wissen auf alle anderen Phänomene übertragen. Wir müssen sehr geduldig sein, um das Thema Vereinigung richtig zu verstehen. Wenn wir durch richtiges Verständnis und fortwährende Schulung in der Vereinigung von Erschei­nung und Leerheit die Vereinigung von Erscheinung und Leerheit direkt erfahren, werden wir unsere Umgebung, Vergnügen, Körper und Geist direkt als erleuchtete Umgebung, Vergnügen, Körper und Geist erleben und wir werden uns selbst unmittelbar als erleuchtetes Wesen erleben – die Vereinigung von Buddha, die Vereinigung von Vajradhara, die Vereinigung von Heruka und so weiter.

      Im Urtext heißt es:

      Doch auch wenn du mit Entsagung und Bodhichitta vertraut sein magst,

      Wirst du die Wurzel Samsaras nicht durchschneiden können,

      Wenn du nicht die Weisheit hast, die verwirklicht, wie die Dinge wirklich sind.

      Strebe deshalb nach den Mitteln, abhängige Beziehung zu verwirklichen.

      Je Tsongkhapa erteilt uns einen Rat, indem er sagt: «Strebe deshalb nach den Mitteln, abhängige Beziehung zu verwirklichen.» Abhängige Beziehung ist ein sehr wichtiges Thema. Indem wir es richtig verstehen, können wir die Art und Weise verstehen, wie die Dinge wirklich sind. Der große Gelehrte Aryadeva sagte:

      So wie die Körpersinneskraft den ganzen Körper durchdringt,

      So durchdringt Unwissenheit alle Verblendungen.

      Alle unsere Verblendungen werden daher enden,

      Wenn wir unsere Unwissenheit durchschneiden, indem wir uns sehr bemühen, die wirkliche Bedeutung abhängiger Beziehung zu verwirklichen.

      Bitte bewahrt diese Anleitung in eurem Herzen.

      Dinge existieren in Abhängigkeit von ihren Ursachen und Bedingungen, in Abhängigkeit von ihren Teilen, in Abhän­gigkeit von ihrer Grundlage der Zuschreibung und in Abhängigkeit von ihrem bloßen Namen. Letztere ist subtile abhängige Beziehung. Wenn wir subtile abhängige Beziehung verwirklichen, dann ist unser Verständnis der Leerheit qualifiziert. Dass Dinge in Abhängigkeit von ihren Ursachen und Bedingungen existieren, beweist, dass Dinge nicht von ihrer eigenen Seite existieren und dies wiederum beweist, dass die Dinge, die wir normalerweise sehen oder wahrnehmen, nicht existieren. Dies wiederum beweist, dass Dinge in Ab­hängigkeit von ihrem bloßen Namen existieren, was die wirkliche Bedeutung von abhängiger Beziehung ist. Die Art und Weise, wie Dinge wirklich existieren, ist in Abhängigkeit von ihrem bloßen Namen. Es gibt keine Dinge außer ihrem bloßen Namen. Dies ist subtile abhängige Beziehung.

      Wir sollten die folgende Kontemplation und Meditation üben:

      Dass Dinge in Abhängigkeit von ihren Ursachen und Bedin­gungen existieren, beweist, dass sie nicht von ihrer eigenen Seite existieren. Dies wiederum beweist, dass die Dinge, die wir normalerweise sehen oder wahrnehmen, nicht existieren, und dies wiederum beweist, dass Dinge in Abhängigkeit von ihrem bloßen Namen existieren. Die Art und Weise, wie Dinge wirklich existieren, ist in Abhängigkeit von ihrem bloßen Namen.

      Wenn wir, indem wir immer wieder darüber nachdenken, klar verstehen, dass die Art und Weise, wie Dinge wirklich existieren, in Abhängigkeit von ihrem bloßen Namen ist, halten wir dieses tiefgründige Wissen in unserem Herzen und meditieren so lange wie möglich darüber. Durch fortwährendes Üben dieser Kontemplation und Meditation wird sich unser Festhalten am Selbst, die Wurzel all unseres Leidens, verringern und schließlich ganz aufhören.

      Im Urtext heißt es:

      Wenn du Phänomene wie Samsara und Nirvana und Ursache und Wirkung so klar siehst, wie sie existieren,

      Und zur gleichen Zeit siehst, dass alle Phänomene, die du normalerweise siehst oder wahrnimmst, nicht existieren,

      Dann hast du den Pfad der richtigen Sicht der Leerheit betreten

      Und somit erfreust du alle Buddhas.

      Auf dieser Stufe müssen wir die beiden folgenden Dinge erreichen: (1) Wir müssen die Objekte der Verneinung der Leerheit – die Dinge und Phänomene, die wir normalerweise sehen oder wahrnehmen – verneinen und (2) wir müssen begreifen, dass die Phänomene von Samsara und Nirvana sowie Ursache und Wirkung alle tatsächlich existieren. Wenn wir diese beiden erreichen, ohne dass wir irgendwelche Widersprüche zwischen ihnen sehen, dann haben wir den Pfad der richtigen Sicht der Leerheit betreten und erfreuen dadurch alle Buddhas.

      Im Urtext heißt es:

      Wenn du wahrnimmst und glaubst, dass die Erscheinung, Phänomene,

      Und die Leere, Leerheit der Phänomene,

      Dualistisch sind,

      Hast du Buddhas Absicht noch nicht verwirklicht.

      Mit diesen Worten sagt Je Tsongkhapa, dass wir Buddhas Absicht noch nicht verwirklicht haben, wenn wir wahrnehmen und glauben, dass Erscheinung und Leerheit dualistisch sind. Deshalb müssen wir uns bemühen, Buddhas endgültige Absicht zu verwirklichen, das heißt, nichtduale Erscheinung und Leerheit verwirklichen.

      Im Allgemeinen sind alle Phänomene in zweien enthalten, Erscheinung und Leerheit. Phänomene selbst sind Erscheinung und ihre Leerheit ist Leere. Diese Erscheinung und Leere sind nichtdual, das heißt ein Objekt, keine zwei. Dies ist wie das Blau des Himmels und der Himmel selbst. Das Blau des Himmels ist der Himmel selbst, es gibt kein Blau des Himmels verschieden vom Himmel selbst – der Himmel selbst erscheint als Blau. Da die wirkliche Natur der Phänomene die Leerheit der Phänomene ist, nehmen wir in Wahrheit, wenn wir Phänomene wahrnehmen, die Leerheit der Phänomene wahr, doch aufgrund von Unwissenheit können wir das nicht verstehen. Es gibt keine Phänomene außer ihrer Leerheit. Deshalb sind Phänomene – was Erscheinung ist – und ihre Leerheit – was Leere ist – nichtdual, das heißt ein Objekt, nicht zwei. Durch diese Erklärung können wir die Bedeutung von nichtdualer Erscheinung und Leere verstehen. Wenn wir die nichtduale Erscheinung und Leere als endlosen Raum der Leerheit begreifen, indem wir über die Bedeutung dieser Erklärung geistig immer wieder nachdenken, dann halten wir dieses tiefgründige Wissen in unserem Herzen und meditieren fortwährend darüber, bis es zur spontanen Verwirklichung von nichtdualer Erscheinung und Leere wird. Hierdurch werden unsere dualistische Erscheinung und fehlerhafte Erscheinung enden und wir werden somit schnell Erleuchtung erlangen.

      Qualifizierten tantrisch Praktizierenden erscheinen in diesem endlosen Raum der Leerheit ihre eigene Umgebung, Vergnügen, Körper, Geist und ihr eigenes Selbst ganz natürlich als erleuchtete Umgebung, Vergnügen, Körper, Geist und Selbst eines erleuchteten Wesens: Alles existiert ganz natürlich in Abhängigkeit von seinem bloßen Namen.

      Die Bedeutung von nichtdualer Erscheinung und Leer­heit ist sehr tiefgründig und nicht leicht zu verstehen. Die Weis­heit, die die nichtduale Erscheinung und Leerheit ver­wirk­licht, ist eine höhere Ebene der richtigen Sicht der Leer­­heit und sich in dieser Weisheit zu schulen ist der schnelle Pfad zur Erleuchtung. Je Tsongkhapa entnahm diese Anlei­tungen der Ganden Emanationsschrift, deren Natur die Weis­heit Buddha Manjushris ist.

      Haben wir