Geshe Kelsang Gyatso

Freudvoller Weg


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von uns auf die zweite Art praktizieren.

      Bei der zweiten Art, die Sinnestore zu schützen, verhindern wir nicht den Kontakt mit den Objekten der Sinneskräfte, sondern wir schützen unseren Geist davor, von ihnen beeinflusst zu werden. Wir tun dies, sobald die Sinneskraft und ihr Objekt miteinander in Kontakt kommen. Wenn wir beispielsweise ein sehr schönes Objekt sehen, richten wir unsere Aufmerksamkeit sofort auf etwas anderes. Der Grund, warum wir begehrende Anhaftung für schöne Objekte entwickeln, besteht darin, dass wir unsere Aufmerksamkeit auf ihnen verweilen lassen und von ihnen gefangen genommen werden, sobald wir in Kontakt mit ihnen gekommen sind. Wir beginnen mit einem intensiven Denkprozess, der einer analytischen Meditation gleicht und unseren Geist sowohl mit allen manifesten als auch allen verborgenen Aspekten des Objekts vertraut macht. Als Ergebnis unserer «analytischen Meditation» entsteht in unserem Geist deutlich ein starkes Gefühl begehrender Anhaftung und wir halten dieses fest, bis wir es schließlich nicht mehr loswerden können! Wenn wir zum Beispiel einem gut aussehenden Mann oder einer schönen Frau begegnen, dann denken wir immer wieder darüber nach, wie schön die Person ist, und stellen uns all ihre Einzelheiten vor: ihr Haar, ihren Teint, ihr Lächeln, ihre Augen, ihren Gesichtsausdruck und ihre Figur. Wir erinnern uns an alle Einzelheiten vom Scheitel bis zu den Zehenspitzen. In solchen Momenten ist die Kraft unserer Visualisierung hervorragend. Diese «analytische Meditation» lässt starke begehrende Anhaftung in unserem Geist entstehen und dies führt dazu, dass wir nach dem visualisierten Objekt suchen. Wenn uns ein erneuter Kontakt nicht gelingt, fühlen wir uns niedergeschlagen. Woher stammt dieser Schmerz der Enttäuschung? Er stammt aus unserer eigenen «Meditation»! Wollen wir also frei von solchen Leiden sein, sollten wir ein schönes Objekt nicht beachten, wenn wir ihm begegnen, und unseren Geist nicht auf ihm verweilen lassen. Wenn jemand unangenehme Dinge zu uns sagt, sollten wir diese Dinge auf taube Ohren fallen lassen und es auf ähnliche Weise vermeiden darauf zu verweilen. So vermeiden wir es, wütend zu werden. Die gleiche Art der Praxis sollte auf alle anderen Objekte der Sinneskräfte angewandt werden.

      Wenn wir die Tore der Sinneskräfte während der Meditationspause schützen, wird unsere Konzentration in den Meditationssitzungen sehr gut sein. Je Tsongkhapa lehrte, dass die Meditationspause wichtiger als die Meditationssitzung ist, weil unsere Meditationssitzung wahrscheinlich nur wenige Stunden pro Tag, unsere Meditationspause aber so lange wie der Rest unseres Lebens dauert. Wenn wir in der Meditationspause gut praktizieren, werden wir die meiste Zeit unseres Lebens gut praktizieren und wir werden die Konzentration in unserer Meditationssitzung in hohem Maße verbessern.

      Während unserer Meditationspausen können wir unsere Dharma Weisheit benutzen, um all unsere Erfahrungen in die Praxis umzusetzen. Wenn wir das können, müssen wir uns nicht nur allein auf Bücher verlassen, um unseren Geist auf Dharma auszurichten, wenn wir nicht meditieren. Zum Beispiel können wir beim Einkaufen unsere Weisheit benutzen, um zu sehen, dass manche Dinge Unbeständigkeit, manche Dinge die Fehler Samsaras, manche Dinge Mitgefühl und manche Dinge Geduld lehren. Wenn wir auf diese Weise praktizieren, werden wir viele tugendhafte Geisteszustände mit nach Hause bringen. Andernfalls werden wir bei unserer Rückkehr aus der Stadt eine schwere Tasche voller Verblendungen tragen.

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      Unser kostbares menschliches Leben

      WIE WIR DIE ESSENZ UNSERES MENSCHLICHEN LEBENS GEWINNEN

      Dieser Abschnitt wird unter den folgenden zwei Überschriften dargelegt:

      1. Wie wir den Entschluss entwickeln, die Essenz unseres kostbaren menschlichen Lebens zu gewinnen

      2. Die Schulung des Geistes in den eigentlichen Methoden, mit denen wir die Essenz unseres kostbaren menschlichen Lebens gewinnen

      WIE WIR DEN ENTSCHLUSS ENTWICKELN, DIE ESSENZ UNSERES KOSTBAREN MENSCHLICHEN LEBENS ZU GEWINNEN

      Dies hat drei Teile:

      1. Die Erkenntnis, dass wir jetzt ein kostbares menschliches Leben haben

      2. Die Meditation über den großen Wert unseres kostbaren menschlichen Lebens

      3. Die Meditation über die große Seltenheit unseres kostbaren menschlichen Lebens

      DIE ERKENNTNIS, DASS WIR JETZT EIN KOSTBARES MENSCHLICHES LEBEN HABEN

      Ein kostbares menschliches Leben ist ein Leben, das acht besondere Freiheiten und zehn besondere Ausstattungen hat, die eine ideale Gelegenheit bieten, den Geist in allen Stufen des Pfades zur Erleuchtung zu schulen. Jede der acht besonderen Freiheiten ist eine Freiheit von einer der acht Bedingungen, die unsere spirituelle Praxis entweder verhindern oder ernsthaft beeinträchtigen. Wenn wir ein kostbares menschliches Leben mit diesen acht Freiheiten haben, wird es uns relativ leichtfallen, alle anderen ungünstigen Umstände zu überwinden, denen wir begegnen könnten. Alle zehn besonderen Ausstattungen sind notwendige Voraussetzungen für unsere Dharma Praxis.

      Durch Meditation über diese acht Freiheiten und zehn Ausstattungen werden wir erkennen, dass wir jetzt ein Leben haben, das die allerbeste Möglichkeit zur spirituellen Entwicklung bietet. Solch eine Erkenntnis wird in uns ganz selbstverständlich ein Gefühl der Freude und eine tiefe Wertschätzung für unser menschliches Leben mit seinem großen Potenzial entstehen lassen. Indem wir über den Wert und die Seltenheit unseres kostbaren menschlichen Lebens meditieren, werden wir ein spontanes und anhaltendes Begehren entwickeln, einen möglichst großen Nutzen daraus zu ziehen. Dieser tugendhafte Wunsch führt uns ganz natürlich auf richtige spirituelle Pfade und bewahrt uns davor, falsche Pfade zu betreten. Die Entwicklung des Wunsches, die Essenz dieses kostbaren menschlichen Lebens zu gewinnen, wird deshalb der Schlüssel genannt, der das Tor zum Dharma öffnet. Er wird auch unser bester Freund genannt, weil wir dadurch außerordentlich motiviert werden, unser Leben auf die beste Art zu nutzen.

      Dieser Abschnitt hat zwei Teile:

      1. Die acht Freiheiten

      2. Die zehn Ausstattungen

      DIE ACHT FREIHEITEN

      Vier der acht Freiheiten sind Freiheiten von einer Geburt in einer nichtmenschlichen Form:

      1. Freiheit von einer Geburt als Höllenwesen

      2. Freiheit von einer Geburt als hungriger Geist

      3. Freiheit von einer Geburt als Tier

      4. Freiheit von einer Geburt als gewöhnlicher Gott

      Eine Erklärung, wie die Überzeugung gewonnen wird (falls wir sie nicht bereits gewonnen haben), dass vergangene und zukünftige Leben existieren und dass es andere Bereiche oder Existenzbedingungen neben dem menschlichen Bereich gibt, wird weiter unten ausführlich gegeben. Für den Zweck dieser Meditation reicht es, wenn wir Vertrauen oder zumindest einen offenen Geist behalten.

      Es ist unmöglich, als Mensch geboren zu werden, ohne zuerst die Ursache dafür zu erschaffen, genauso wie es unmöglich ist, eine gute Ernte einzubringen, ohne zuerst die Samen zu säen. Nichts, nicht einmal ein Atom, entsteht ohne Ursachen und Bedingungen. Was ist die Ursache, die zu einer Geburt als Mensch führt? Die Ursache finden wir in unseren eigenen geistigen Handlungen. Es gibt keinen Gesetzgeber, der außerhalb von uns existiert und bestimmt: «Du sollst ein Mensch sein» oder «Du sollst in der Hölle leben». Außerdem können wir keine bestimmte Lebensform annehmen, bloß weil wir sie bevorzugen, denn wer würde es jemals vorziehen in der Hölle geboren zu werden? Wie in Zusammengefasstes Sutra der Vollkommenheit der Weisheit erklärt wird, ist die Hauptursache für eine Geburt als Mensch die Praxis der moralischen Disziplin. Man kann deshalb nicht sagen, dass Menschen immer wieder als Menschen oder Tiere immer wieder als Tiere geboren werden. Die Lebensform, die wir annehmen, hängt von der Eigenschaft unserer eigenen Handlungen ab.

      Obwohl es schwierig ist, durch rein logische Begründungen die genaue Beziehung zwischen bestimmten Handlungen und ihren Auswirkungen zu beweisen, ist es