Geshe Kelsang Gyatso

Freudvoller Weg


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falscher oder unvollkommener Gedankengänge dogmatisch oder eigensinnig an einer falschen Sichtweise festhalten, oder auch ohne den geringsten Anspruch auf eine Begründung blind auf ihr beharren. Wir meditieren:

      Falsche Sichtweisen zu haben ist das Haupthindernis für eine reine Dharma Praxis, weil sie uns daran hindern, Vertrauen in Dharma zu entwickeln, und Vertrauen ist die Grundlage für die Erlangung jeder spirituellen Verwirklichung. Was für ein Glück habe ich doch, keine falschen Sichtweisen zu haben.

      DIE ZEHN AUSSTATTUNGEN

      Die ersten fünf Ausstattungen sind persönliche Ausstattungen:

      1. Als Mensch geboren zu sein

      2. Als Mensch in einem Land geboren zu sein, in dem Dharma blüht, und dort zu leben

      3. Mit vollständigen Kräften und ohne geistige und körperliche Behinderungen geboren zu werden und leben zu können

      4. Keine der fünf Handlungen sofortiger Vergeltung begangen zu haben

      5. Vertrauen in die drei Gruppen der Lehren Buddhas zu haben

      Wir können verstehen, wie wichtig jede der fünf persönlichen Ausstattungen ist, indem wir über die folgende Analogie nachdenken. Als Mensch geboren zu sein ist wie ein Auto zu haben. In einem Land geboren worden zu sein und zu leben, in dem der Dharma blüht, ist wie das Auto auf die Straße zu bringen. Frei von geistigen oder körperlichen Behinderungen zu sein ist wie Benzin im Tank zu haben. Frei davon zu sein, die Folgen einer der fünf Handlungen sofortiger Vergeltung erfahren zu müssen, ist wie einen Führerschein zu haben. Vertrauen in Dharma zu haben ist wie das Selbstvertrauen, fahren zu können. So wie wir nicht an unser Ziel gelangen können, wenn eine dieser fünf Bedingungen für erfolgreiches Autofahren fehlt, genauso wenig können wir Erleuchtung erlangen, die das eigentliche Ziel dieses kostbaren menschlichen Lebens ist, wenn eine der fünf Ausstattungen fehlt.

      Die fünf Handlungen sofortiger Vergeltung, auf die sich die vierte Ausstattung bezieht, sind die fünf schlimmsten negativen Handlungen: seinen eigenen Vater töten, seine eigene Mutter töten, einen Feindzerstörer töten, das Blut eines Buddha mit schädigender Absicht vergießen und Spaltung innerhalb der Sangha oder der Dharma Gemeinschaft verursachen. Begehen wir eine dieser Handlungen, ist es sehr schwer, Verwirklichungen zu erlangen, und wenn wir sterben, gehen wir direkt in die Hölle. Kommt dieses höllische Leben zu einem Ende, erleben wir weiterhin die schweren Folgen unserer Handlung, die sich als geistige Hindernisse in unserer Dharma Praxis auswirken. Es gab einige wenige Ausnahmen, wie König Ajatashatru, der seinen Vater Bimbisara tötete, dies aber später bereute, Reinigung praktizierte und als Folge der Unterweisungen Buddhas ein In-den-Strom-Eintretender wurde. Wenn wir eine dieser fünf Handlungen begangen haben, gibt es jedoch im Allgemeinen keine Möglichkeit, in diesem Leben Befreiung zu erlangen.

      Die verbleibenden fünf Ausstattungen sind günstige Eigenschaften der Welt, in der wir unsere menschliche Wiedergeburt erlangen:

      6. Eine menschliche Wiedergeburt in einer Welt zu erlangen, in der Buddha erschienen ist

      7. Eine menschliche Wiedergeburt in einer Welt zu erlangen, in der Buddhadharma gelehrt hat

      8. Eine menschliche Wiedergeburt in einer Welt zu erlangen, in der immer noch reiner Dharma gelehrt wird

      9. Eine menschliche Wiedergeburt in einer Welt zu erlangen, in der es Menschen gibt, die reinen Dharma praktizieren

      10. Eine menschliche Wiedergeburt in einer Welt zu erlangen, in der es Gönner und Förderer von Dharma Praktizierenden gibt

      Wenn Buddha nicht in dieser Welt erschienen wäre und das Rad des Dharma gedreht hätte, und wenn reiner Dharma nicht in dieser Welt geblieben wäre, wäre es unmöglich für uns, Dharma Unterweisungen zu erhalten und in die Praxis umzusetzen. Wenn wir rein und richtig praktizieren wollen, brauchen wir außerdem die Hilfe eines spirituellen Meisters und spiritueller Freunde, und wir brauchen die Unterstützung von Gönnern und Förderern. Deshalb sind alle diese Ausstattungen notwendig, wenn unsere spirituelle Praxis Erfolg haben soll. Wir sollten verstehen, wie viel Glück wir haben in einer solchen Welt geboren zu sein.

      Wenn wir über diese acht besonderen Freiheiten und zehn besonderen Ausstattungen meditieren, führen wir die analytische Meditation aus, die in uns Freude und eine tiefe Wertschätzung für unser gegenwärtiges menschliches Leben entstehen lässt, weil wir erkennen, dass es in vollkommener Weise mit allen notwendigen Bedingungen für die Schulung des Geistes auf den Stufen des Pfades zur Erleuchtung ausgestattet ist. Was für einen Zweck hat es, absichtlich Freude zu erzeugen? Wir tun dies, um einen möglichst großen Nutzen aus unserer gegenwärtigen günstigen Situation zu ziehen. Wenn jemand ein Stück Gold entdeckt, aber seinen Wert nicht erkennt, wirft er es vielleicht fort; aber wenn er versteht, wie kostbar es ist, wird er über seinen Fund erfreut sein, das Gold sicher aufbewahren und es sinnvoll verwenden. Wenn wir verstehen, dass unser menschliches Leben jetzt vollkommen ausgestattet ist, werden wir uns ebenso darüber freuen und es sinnvoll nutzen. Dieses kostbare menschliche Leben ist vergänglich. Es kann morgen verloren sein. Niemand kann vorhersagen, wie lange diese Gelegenheit anhält. Deshalb müssen wir unser Leben jetzt zu schätzen wissen.

      Wenn unsere Meditation bewirkt, dass wir eine besondere Freude erzeugen, führen wir die verweilende Meditation aus, um uns mehr und mehr mit diesem Gefühl vertraut zu machen und es niemals zu verlieren.

      DIE MEDITATION ÜBER DEN GROSSEN WERT UNSERES KOSTBAREN MENSCHLICHEN LEBENS

      Dies hat drei Teile:

      1. Der große Wert unseres kostbaren menschlichen Lebens aus der Sicht unseres vorübergehenden Zieles

      2. Der große Wert unseres kostbaren menschlichen Lebens aus der Sicht unseres endgültigen Zieles

      3. Der große Wert jeden Moments unseres kostbaren menschlichen Lebens

      DER GROSSE WERT UNSERES KOSTBAREN MENSCHLICHEN LEBENS AUS DER SICHT UNSERES VORÜBERGEHENDEN ZIELES

      Das Ziel oder Bestreben eines jeden Lebewesens ist Glück zu erleben. Es gibt zwei Arten des Glücks und somit zwei Arten von Zielen – vorübergehende und endgültige. Vorübergehendes Glück ist das Glück, das von Menschen und Göttern erfahren werden kann; es ist das begrenzte Glück, das die Wesen erreichen können, solange sie in Samsara gefangen bleiben. Endgültiges Glück ist das reine, ewige Glück der Befreiung und vollen Erleuchtung.

      Wären wir nicht als Mensch geboren worden, könnten wir nicht all die Freuden und Vergnügen des menschlichen Lebens erfahren. Andere Wesen, wie zum Beispiel Tiere, können nicht das Glück genießen, das wir genießen, weil sie nicht die geeignete körperliche Grundlage dafür haben. Daher ist aus der Sicht, menschliches Glück in diesem Leben zu erfahren, allein schon der Besitz dieses menschlichen Körpers wichtig. Außerdem können wir dieses vollkommen ausgestattete menschliche Leben dazu nutzen, die Ursachen für vorübergehendes Glück in zukünftigen Leben zu schaffen. Wir können alle Ursachen für viele zukünftige menschliche Wiedergeburten erschaffen, mit allen notwendigen Freiheiten und Ausstattungen und mit sieben weiteren Vorteilen, die die beste Möglichkeit bieten, die Vergnügen und das Glück eines menschlichen Lebens zu erfahren. Diese sieben Merkmale höherer Abstammung sind: Adel, große Schönheit, ausgiebige Ressourcen, große Kraft, große Weisheit, gute Gesundheit und langes Leben. Große Weisheit ist der kostbarste dieser Vorteile, weil sie uns befähigt zu unterscheiden, was praktiziert und was aufgegeben werden muss, und dadurch richtigen spirituellen Pfaden zu folgen.

      Moralische Disziplin und makellose Gebete für die Erlangung einer menschlichen Wiedergeburt sind die Hauptursachen, die zu einer Geburt als Mensch führen. Respekt gegenüber unseren Eltern, unserem spirituellen Meister, den Drei Juwelen und anderen Wesen ist die Hauptursache für Adel. Geduld ist die Hauptursache für große Schönheit. Freigebigkeit ist die Hauptursache für ausgiebige Ressourcen. Anderen Schutz zu geben ist die Hauptursache für große Kraft. Dharma zu studieren und sich an ihm zu erfreuen ist die Hauptursache für große Weisheit. Zu heilen und für Kranke zu sorgen ist die Hauptursache