Geshe Kelsang Gyatso

Freudvoller Weg


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jeder Handlung ist in einer Existenzform geboren zu werden, die der Natur der Handlung selbst ähnlich ist. Die gereifte Auswirkung jeder tugendhaften Handlung ist eine glückliche Wiedergeburt zu erlangen, beispielsweise als Mensch oder als Gott, und die gereifte Auswirkung jeder nichttugendhaften Handlung ist eine unglückliche Wiedergeburt zu erlangen, wie die eines Tieres, eines hungrigen Geistes oder eines Höllenwesens.

      Alle Wesen, die jetzt die niederen Existenzbereiche bewohnen, haben irgendwann in ihren unzähligen früheren Leben moralische Disziplin praktiziert. Als Folge davon tragen sie in ihrem Geist das Potenzial wieder als Mensch geboren zu werden und moralische Disziplin praktizieren zu können. Genauso haben wir in diesem Leben und in unseren vergangenen Leben unzählige zerstörerische Handlungen begangen und so tragen wir in unserem Geist viele Potenziale, in einem nichtmenschlichen Leben wiedergeboren zu werden und unsere zerstörerischen Handlungen immer wieder zu wiederholen. Daher müssen wir meditieren, um das Glück, das wir jetzt genießen, wirklich zu schätzen und einen aufrichtigen Entschluss zu fassen das Beste daraus zu machen, solange es möglich ist.

      FREIHEIT VON EINER GEBURT ALS HÖLLENWESEN

      Wir meditieren:

      Der Körper und die Umgebung eines Höllenwesens lassen nur heftigen Schmerz entstehen und so ist es unmöglich für ein solches Wesen Dharma anzuhören, darüber nachzudenken und zu meditieren. Wenn ich auch nur leichte körperliche Schmerzen habe, kann ich Dharma nicht anhören, kann ich keine Dharma Bücher lesen oder mich nicht zur Meditation hinsetzen. Doch die Wesen in der Hölle erleiden viel größere Qualen, als ich jemals als Mensch erleben kann, und sie erleiden Schmerzen für eine nahezu unermesslich lange Zeit.Was für ein Glück habe ich doch, dass ich nicht als Höllenwesen wiedergeboren wurde.

      FREIHEIT VON EINER GEBURT ALS HUNGRIGER GEIST

      Wir meditieren:

      Wesen, die als hungrige Geister wiedergeboren werden, haben ständigen Hunger und Durst. Wenn ich hungrig bin, kann ich kaum an meine spirituelle Praxis denken und habe wenig Interesse, Dharma zu hören oder zu lesen. Hungrige Geister aber haben immer extremen Hunger und Durst und so haben sie nie die Freiheit oder den Wunsch, Dharma zu praktizieren. Was für ein Glück habe ich doch, nicht als hungriger Geist wiedergeboren worden zu sein.

      FREIHEIT VON EINER GEBURT ALS TIER

      Wir meditieren:

      Obwohl manche Tiere, wie zum Beispiel Hunde, geschickt darin sind, Nahrung zu finden und man ihnen beibringen kann zu gehorchen, ist es unmöglich für sie, ihren Geist in den Stufen des Pfades zur Erleuchtung zu schulen, weil Tiere an großer Verwirrung und Dummheit leiden. Selbst wenn wir versuchen sie zur Meditation zu ermutigen, sind sie völlig unfähig, unseren Rat zu verstehen. Unsere spirituellen Unterweisungen sind wie Wind in ihren Ohren. Was für ein Glück habe ich doch, nicht als Tier wiedergeboren worden zu sein.

      FREIHEIT VON EINER GEBURT ALS GEWÖHNLICHER GOTT

      Wir meditieren:

      Langlebensgötter erfahren nur zwei grobe Geisteszustände, einen, wenn sie einsehen, dass sie eine himmlische Wieder­geburt erlangt haben, und den anderen kurz bevor sie sterben. Den Rest des Lebens verbringen sie in einem schlafähnlichen Zustand, in dem sie wie geistlose Steine werden und nichts wahrnehmen. Obwohl ihr Leben lang ist, können diese Götter daraus keinen Nutzen durch Dharma Praxis ziehen und wenn sie sterben, werden sie abermals in einem der niederen Bereiche geboren.

      Auch den Göttern des Formbereichs, die keine Langlebensgötter sind, fehlt die Freiheit, Dharma zu praktizieren, weil sie ihr ganzes Leben in einem Zustand alleinigen Friedens verbringen. Sie leiden niemals so wie wir und sie sehen ni­emals die Leiden anderer, und so haben sie keine Möglichkeit die Verwirklichungen von Entsagung, großem Mitgefühl oder Bodhichitta zu entwickeln. Einige Götter, zum Beispiel die Götter des Begierdebereichs, verbringen ihr ganzes Leben in Ablenkungen verstrickt und so entwickeln sie niemals ein Interesse für Dharma, und wenn sie sterben, werden sie in niedere Bereiche geworfen. Da die Wiedergeburt als gewöhnlicher Gott aus der Sicht des Dharma völlig sinnlos ist, habe ich großes Glück, dass ich nicht eine solche Wiedergeburt angenommen habe.

      Einst lebte ein Arzt namens Kumara, der seinem spirituellen Meister Shariputra mit großer Hingabe folgte. Selbst wenn Kumara auf einem Elefanten saß, stieg er augenblicklich ab und brachte seine Ehrerbietung dar, sobald er Shariputra sah. Als er starb, wurde er als Gott des Begierdebereichs wiedergeboren. Shariputra wusste dies aufgrund seiner Hellsicht und beschloss, seinen Schüler zu besuchen, um zu sehen, ob er ihn weiter im Dharma unterweisen könne. Als Shariputra den Lustgarten betrat, wo dieser Gott sich jetzt vergnügte, winkte ihm sein früherer Schüler nur aus der Ferne zu und zog sich dann in die Gesellschaft der Göttinnen zurück, die seine Gespielinnen waren. Shariputra hatte keine Möglichkeit, seinen früheren Schüler auch nur zu begrüßen, geschweige denn ihm spirituellen Rat anzubieten.

      Die verbleibenden vier Freiheiten sind Freiheiten von einer Geburt als Mensch unter Umständen, die die spirituelle Praxis entweder verhindern oder ernsthaft beeinträchtigen:

      5. Freiheit von einer Geburt und einem Dasein in einem Land, in dem es keine Religion gibt

      6. Freiheit von einer Geburt und einem Dasein in einem Land, in dem es keinen Buddhadharma gibt

      7. Freiheit von einer Geburt und einem Dasein mit geistigen oder körperlichen Behinderungen

      8. Freiheit von falschen Sichtweisen, die Dharma verneinen

      FREIHEIT VON EINER GEBURT UND EINEM DASEIN IN EINEM LAND, IN DEM ES KEINE RELIGION GIBT

      Wir meditieren:

      Wäre ich an einem barbarischen und unzivilisierten Ort oder in einem Land geboren worden, in dem Religion nicht toleriert wird, wäre es unmöglich für mich gewesen, Dharma zu begegnen und ihn in die Praxis umzusetzen. Es gibt viele Orte in der heutigen Welt, wo es keine Religion gibt oder Menschen eingesperrt oder sogar gefoltert werden können, wenn sie versuchen ihre Religion zu praktizieren; und es gibt viele Orte, wo Menschen keine Möglichkeit haben, einem spirituellen Meister zu begegnen, der ihnen zeigen kann, wie man den Geist schult. Was für ein Glück habe ich doch, nicht an einem solchen Ort zu sein.

      FREIHEIT VON EINER GEBURT UND EINEM DASEIN IN EINEM LAND, IN DEM ES KEINEN BUDDHADHARMA GIBT

      Wir meditieren:

      Wäre ich in einem Land geboren worden, in dem Religion zwar toleriert wird, wo aber niemand Dharma praktiziert und es niemanden gibt, der ihn lehrt, wäre es immer noch unmöglich für mich, Interesse am Dharma zu entwickeln und zu lernen, wie er in die Praxis umgesetzt wird. Was für ein Glück habe ich doch, nicht an einem solchen Ort zu sein.

      FREIHEIT VON EINER GEBURT UND EINEM DASEIN MIT GEISTIGEN ODER KÖRPERLICHEN BEHINDERUNGEN

      Wir meditieren:

      Wäre ich dauerhaft geistig behindert, wäre ich nicht fähig den Dharma zu verstehen und anzuwenden, und wäre ich dauerhaft körperlich behindert, wäre es viel schwieriger für mich, mit der Lehre in Kontakt zu kommen. Wäre ich blind, könnte ich nicht viele Dharma Bücher lesen. Wäre ich taub, könnte ich keine Unterweisungen hören. Wäre ich körperlich behindert, wäre es schwierig für mich, Dharma Zentren oder Tempel zu besuchen und zu lernen, wie man meditiert. Was für ein Glück habe ich doch, frei von geistigen oder körperlichen Behinderungen zu sein.

      FREIHEIT VON FALSCHEN SICHTWEISEN, DIE DEN DHARMA VERNEINEN

      Eine falsche Sichtweise ist ein Geisteszustand, der für Dharma wie eine geschlossene und verriegelte Tür ist. Sie ist ein Geist, der sich hartnäckig an eine Sichtweise klammert, die die Existenz eines Objekts verneint, das verstanden werden muss, um Befreiung oder volle Erleuchtung zu erlangen. Ein Beispiel ist ein Geist, der daran festhält, dass vergangene und zukünftige