Stephan Waldscheidt

KLÜGER PUBLIZIEREN für Verlagsautoren und Selfpublisher


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bereit, meinen schon geschriebenen Roman komplett zu überarbeiten, wenn ich durch das Exposé erkenne, was am Plot alles nicht funktioniert?

       Entscheidungshilfe: Verlag oder Selfpublishing?

       Wie wichtig ist mir das Thema »Exposé«?

      (1 = weniger wichtig; 2 = wichtig; 3 = sehr wichtig.)

       Welcher Publikationsweg passt beim Thema »Exposé« besser zu mir?

      (Vergeben Sie an Verlag oder Selfpublishing je nach Wichtigkeit 1, 2 oder 3 Punkte.)

       Ihre Entscheidung:

      Verlag: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

      Selfpublishing: ___ Punkte; Summe: ___ Gesamtpunkte

      Der Schreibprozess: Deadlines, Disziplin und Motivation

      Nach der Konzipierung des Sachbuchs oder Romans folgt endlich das Eigentliche: das Schreiben. Falls Sie zuvor einen Verlagsvertrag über das Werk abgeschlossen haben, wird man Ihnen von Verlagsseite zur Fertigstellung eine begrenzte Zeit zur Verfügung stellen, an deren Ende eine Deadline steht. Bis dahin müssen Sie das Manuskript abliefern.

      Manche Autoren setzt eine solche Deadline stark unter Druck. Einige von ihnen so stark, dass sie dadurch blockiert werden und gar nichts mehr zu Papier bringen. Ein fixer Abgabetermin kann insbesondere bei weniger erfahrenen Autoren zum Problem werden.

      So etwa bei Antonia. Weil sie nicht abschätzen konnte, wie lange die Recherche für ihren historischen Roman dauern würde, liegt sie nun schon zwei Jahre hinter der Deadline zurück – zum Glück nur hinter ihrer eigenen, denn einen Verlag hat sie nicht.

      Die wenigsten Neulinge können abschätzen, wie lange sie für die Recherche, fürs Schreiben und fürs Überarbeiten benötigen. Nicht selten liegen sie, wie Antonia, kolossal daneben. Das ist keine Schande, sondern gehört zum Erlernen des Schreibhandwerks dazu.

      Hektik tut einem Buch nie gut, erst recht nicht nackte Panik. Hinzu kommt bei den meisten Autoren, dass ein Brotberuf und ein ausgefülltes Familienleben das Finden und Nehmen der Schreibzeit erschweren. So wird die Deadline für manche schnell so gruselig, wie das Wort klingt.

      Es ist nachvollziehbar, dass Verlage gerade den Erstling gerne vollständig vorliegen haben möchten, bevor sie einen Autor unter Vertrag nehmen.

      Im Sachbuch sieht das ein wenig anders aus. Da kann ein Autor allein durch seine Sachkompetenz und die engere Zusammenarbeit mit dem Lektorat oder der Redaktion das Ziel »fertiges Manuskript« leichter erreichen. Wie Bertram, der sich als Professor für Numismatik kompetent zu seinem Buchthema »Geschichte im Spiegel von Kopf und Zahl« äußern kann.

      Manche Autoren brauchen die Zusammenarbeit mit anderen, um überhaupt ein in sich geschlossenes und schlüssiges Werk zu einem Thema zustande zu bringen. Hier kann der Lektor oder Redakteur, wie er in Sachbuchverlagen auch heißt, als Partner Gold wert sein.

      In der Praxis: Dann gibt es noch die Autoren, die erst unter einer Deadline so richtig aufblühen. Wie Astrid, die schon in der Schule für die am selben Tag anstehende Klausur immer erst morgens im Bus lernte. Heute freut sie sich über die Zielvorgabe »Ende März 2015«. Jetzt, wo sie weiß, wann ihre Lektorin das Manuskript auf dem Schreibtisch haben will – und wann die nächste Rate der Vorschusszahlung fällig wird! –, kann sie genau planen.

      Sie hat zweihundertfünfzig Tage Zeit für die anvisierten vierhundert Seiten. Sie plant fünfundzwanzig Tage für die Recherche und genaue Konzipierung ein sowie fünfundzwanzig Tage für die Überarbeitung. Folglich muss sie jeden Tag zwei Seiten schreiben, um ihr Soll einzuhalten. Sie nimmt sich drei vor, um einen Puffer zu haben. Eine gute Idee, denn das Leben kommt dem Schreiben immer mal wieder dazwischen.

      Durch die Planbarkeit nimmt eine Deadline Autoren wie Astrid etwas von der Angst, vor einem gewaltigen Berg zu stehen, den Sie nicht bewältigen können. Erst wenn sie wissen, wie hoch der Berg ist und bis wann sie oben sein müssen, lässt sich die Tour in Etappen aufteilen.

      Oder, auch da hilft die Erfahrung, sie sehen, dass sie die Deadline nicht einhalten können, und vereinbaren mit dem Verlag eine neue. Die meisten Verlage sind da, in Grenzen, durchaus kulant. Wurde der Erscheinungstermin jedoch bereits in der Verlagsvorschau angekündigt, wird die Deadline eine Stufe ernster. Denn neben dem Verlag warten jetzt noch die Verlagsvertreter, der Buchhandel und vielleicht sogar die Medien auf das Erscheinen.

      Nehmen Sie sich nicht Autoren wie George R. R. Martin zum Vorbild, der seine Deadlines schon mal mehrere Jahre überzieht. So etwas können Sie sich nur als Bestsellerautor leisten und auch dann werden Sie wegen der Verspätung einiges einstecken müssen – bis hin zu Vertragsstrafen!

      Manche Autoren lassen sich von einer Deadline motivieren: Endlich ist da ein Verlag, der sich für Ihr Werk interessiert, der es herausbringen will, und da macht das Schreiben gleich noch mal so viel Spaß. Wenn sie wissen, dass am Ende der Mühen tatsächlich ein Buch herauskommen wird. Für so manchen Autor ist das pure Energie.

      Andere Autoren jedoch fühlen sich ohne den Druck, den Roman zu einem bestimmten Zeitpunkt abliefern zu müssen, freier. Bei ihnen ist es genau diese Freiheit, die erst für den Schreibfluss sorgt. Längst nicht jeder aber weiß mit einer solchen Freiheit etwas anzufangen, auch die nicht, die zuvor fest davon überzeugt waren. Autoren sind Menschen, und das Fehlen eines festen Abgabetermins führt dazu, dass der Schlendrian, ganz offiziell, einreißen darf. Und, so lehrt die Erfahrung, genau das wird er tun.

      Die ersten Wochen schreibt es sich enthusiastisch. Dann aber kommt eine Erkältung dazwischen, ein Urlaub, Stress im Brotjob und mit dem Partner, und irgendwann verliert man das Ziel »fertiges Manuskript« ganz aus den Augen. Wer sich aber erst einmal das Schreiben abgewöhnt hat, gewöhnt es sich nur noch schwer wieder an.

      Während für Autoren, die vor allem vom Schreiben leben, das Nichtschreiben einen konkreten Verlust von Einkommen bedeutet, läuft es für andere genau umgekehrt: Sie verzichten ganz konkret auf Einkommen, etwa auf gut bezahlte Überstunden, um schreiben zu können. Manche stecken das weg, können es sich leisten. Andere leisten es sich auch, womöglich aber nur kurze Zeit, bis die Miete bezahlt werden will, Strom und Wasser und die Klassenfahrt des Sohnemanns.

      Um finanzielle Notlagen ihrer Autoren zu vermeiden, hat man in den Verlagen den Vorschuss erfunden. Ursprünglich sollte die Vorschusszahlung dem Autor die Zeit zum Schreiben kaufen. Wer in einem Publikumsverlag veröffentlicht, darf mit Vorschüssen rechnen. Der Selfpublisher nicht. Immerhin fließt nach der Selbstveröffentlichung in aller Regel das Geld deutlich eher aufs Konto.

      In der Praxis: Sebastian verzichtet auf die Überstunden, die er früher gemacht hat, um sich seine Hobbys zu finanzieren. Jetzt schreibt er in dieser Zeit lieber. Für umsonst. Jede Stunde, in der er schreibt, verliert er Geld. Und er weiß nicht, ob dieses Geld jemals wieder hereinkommt. Er kann es sich leisten. Aber fürs Schreiben verzichtet er auf so manches.

      Als Selbstverleger sollten Sie die Opportunitätskosten nie vergessen. In der Zeit, in der sie – unentgeltlich – schreiben, können sie nicht woanders Geld verdienen. Anders als der Verlagsautor haben Sie keinen Vorschuss, der Sie eine Weile über Wasser hält. Anders als der Verlagsautor werden Sie mit geringerer Wahrscheinlichkeit Geld mit dem Selbstpublizierten verdienen.