Dr. Hanspeter Hemgesberg

Burnout


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– wenn schon nicht als eigenständige Krankheit anerkannt, so zumindest als ernster zu nehmendes Bündel an physischen, mental-kognitiven und psychischen Beschwerden und Störungen angesehen wurde und zunehmend wird.

      Ich darf noch einmal kurz zurückkommen auf die Klassifizierung von BOS im ICD-10 (s. vorne mein erstes Vorwort) unter „Z“ – hierbei handelt es sich um „Faktoren, die den Gesundheitszustand beeinflussen und zur Inanspruchnahme des Gesundheitswesens führen …“.

      Meiner Meinung (und Erfahrung in der Behandlung BOS-Kranker) nach war und ist das (bis zur Neuauflage des ICD-11 im Jahre 2022) eine „absolute Fehl-Klassifizierung“!

      Diese Klassifizierung trägt der Schwere und der gesundheitlichen Schädigungen von Burnout in keiner Weise Rechnung.

      Dies aber nur so nebenbei.

      Zurück zur Krankheit.

      Die Wiederherstellung beim Burnout ist ebenso langwierig wie vielmals äußerst kompliziert und diffizil und, ob die ursprüngliche „Gesundheit“ wieder erlangt werden kann und wird, das steht vielmals völlig dahin!

      Nicht selten ein „Wiederherstellungsprozess“ von jahrelangem Kämpfen: seitens des Kranken seinerseits und seitens seiner Behandler.

      Hier heißt es seitens der Kranken – dies fällt den BOS-Kranken zumindest zu Beginn der Behandlung sehr schwer – einerseits aktiv an der eigenen Gesundung mitzuarbeiten und andererseits Geduld mit sich und der eigenen Krankheit zu haben …

      … das heißt seitens der Therapeuten [vom ‚Hausarzt‘ über verschiedene Fachärzte, von Heilpraktikern bis zu Psychologen/Psychotherapeuten u.a.m.], die Krankheit von Anbeginn ernst zu nehmen und gegen diese mit einer „ganzheitlichen Mehr-Säulen-Behandlung“ – und zwar unter synergistisch-symbiotischen Einbezug der Möglichkeiten von wissenschaftlicher und kompetenter, seriöser biologischer Medizin und dies sowohl hinsichtlich einer umfassenden Diagnostik wie auch einer variablen, selektiven, breit-gefächerten und immer individuellen Therapie – anzugehen!

      Das Gebot der Stunde heißt daher:

      So früh als nur möglich diagnostizieren und therapieren!

      Dies auch unter dem Aspekt, Aus-, Ein- und Folgewirkungen des BOS auf den gesamten Organismus des Kranken so weit und so gut als nur möglich zu verhindern (mindest aber zu minimieren) und soziale Verwerfungen zu kompensieren und nicht zuletzt auch, um Belastungen für die Solidargemeinschaft zu verringern.

      Und auch immer wieder mit ‚Rückschlägen‘ rechnen und diese tolerieren und insbesondere den Mut und die Motivation zur Wiedergenesung nie zu verlieren.

      Daher:

      Kampf dem Burn-Out!

      Patient wie Therapeut.

      Es lohnt!

      Burnout: Was ist das?

      Lassen Sie mich im Umkehrschluss zuerst damit beginnen, einmal aufzulisten, was Burnout nicht ist und mit welchen Diagnosen diese Krankheit – fälschlicherweise, wie man heute weiß! Respektive wissen sollte & könnte – „verwechselt“ bzw. „gleichgesetzt“ wurde.

      Die Palette ist breitgefächert, der Leidensbogen weit gespannt. Leider wird BOS vielmals noch immer gleichgesetzt mit so unterschiedlichen wie verschiedenen Symptomen bzw. Krankheitsbildern wie u.a.: Chronic Brain Syndrom (CBS), Manager-Krankheit, allgemeiner psychischer und physischer Abbauprozess/ Ausnahmezustand, Physo-Psycho-Neurovegetative Dysregulation, psychogene körperliche Funktionsstörung, unklarer psycho-physischer Ausnahmezustand, Physo-psycho-nervöse Erschöpfung, Psychoreaktive Störung, Psychoreaktives Syndrom, Affektive Störung, Angst- und Anpassungsstörung, psycho-physische Belastungsstörung, Psychosomatische Depression, Psychosomatischer Symptomenkomplex, Psychovegetative Dysregulation, Erschöpfungsdepression, Funktionelle psychovegetative Beschwerden, chronisches Erschöpfungs- und Müdigkeitssyndrom, Chronic Fatigue Syndrom …

      Fakt und unstrittig (zumindest seit einiger Zeit):

      „Aus jeder (Krankheits-)Schublade etwas zutreffend, insgesamt aber nicht dem Wesen der Krankheit „Burnout“ entsprechend!

      Was aber ist unter „Burnout“ oder „Burn-Out-Syndrom“ zu verstehen?

      Was verbirgt sich hinter dem Krankheitsbegriff?

      Ein Burnout-Syndrom (engl. burn out: „ausbrennen“) stellt einen „Endzustand“ ausgesprochener emotionaler Erschöpfung i.S.v. „seelischer völliger Entgleisung“ mit „geistiger Leere“ mit reduzierter bis fehlender „physischer Leistungsfähigkeit“ bis hin zum totalen Zusammenbruch des gesamten Menschen in allen seinen Ebenen (Seele-Geist-Körper) dar.

      Burnout steht somit für den Endzustand – den Super-GAU – einer zunächst unbemerkt und schleichend beginnenden und sich dann immer schnelleren und gravierenderen Schadens-Entwicklung, die zuletzt nicht mehr steuerbar und auch nicht mehr vom Betroffenen beherrschbar ist.

      Aus einer anfangs von idealistischer Begeisterung und allerhöchster Motivation mit übergroßem Arbeitseinsatz kippt die „Entwicklungs-Linie“ des BOS ganz allmählich – zumeist bedingt durch frustrierende Erlebnisse, mangelnde Akzeptanz und fehlende Anerkennung der Leistungen über zunächst Hyperaktionismus („Workaholic“, „Multitasking-Mensch“) und Desillusionierung und weiter zu Depression und Apathie oder auch zur Aggressivität (auch sich selbst gegenüber!) und einer erhöhten Suchtgefahr und schlussendlich auch zur Suizid-Gefährdung und sogar zum Suizid – zu einer sich immer enger zu ziehenden Krankheits-Spirale, die dann unweigerlich führt zum totalen, den gesamten Menschen an den Rand seiner gesamten Existenz (im realen wie im übertragenen Sinne) bringenden Teufelskreis, bis er vor den Trümmern seiner Gesundheit, seiner Lebensqualität steht, wenn sein „Lebensfeuer vor dem Erlöschen“ steht!

      Insgesamt:

      Ein schleichender Prozess über zwölf (!) Segmente (Stadien/ Phasen) des Teufelskreises bzw. der Leidensspirale namens

      „Burnout“.

      Das ist nach heutigem medizinischen Kenntnis- und Wissensstand unter BOS zu verstehen.

      Zuletzt noch:

      Ein BOS liegt dann immer vor, wenn die psychische wie neuro-mentale (kognitive) Erschöpfung und Leistungsminderung bzw. die entsprechenden Defizite unvermindert und durchgängig über mehr als sechs Monate angehalten haben!

      Zusammengefasst:

      Mit großer Sicherheit liegt ein Burnout-Syndrom vor, wenn: …

      … als Hauptkriterium „Abgeschlagenheit, Mattigkeit und Leistungsschwäche“ mit einer Minderung der bisherigen/ üblichen Aktivität um mindestens 50% und einem ununterbrochenem Fortbestehen der Symptomatologie seit mindestens 6 Monaten vorliegen!

      Nicht aber handelt es sich beim Burn-Out um eine wie auch immer geartete „Mode-Krankheit“!

      Immer und in jedem Krankheitsfalle von BOS handelt es sich um eine den Menschen in seiner Ganzheit (= untrennbaren Gesamtheit & Einheit) von „Seele-Geist-Körper“ einschneidend in Schieflage und ausgeprägte gesundheitliche Krisen bringende langwierige Erkrankung.

      In letzter Schadenskonsequenz – dem Super-GAU! – heißt das dann für den/die Betroffene/-n:

      Burn-Out-Syndrom

      =

      Depression, Schlafstörungen,

      Verhaltensstörungen, Erschöpfung:

      „Infarkt der Seele“

      +

      Neuro-mentale, kognitive Leere:

      „Geistiges