nicht oft genug sagen und schreiben: Kein Erwachsener darf an einem Kind sexuelle Handlungen vollziehen und kein Mensch an einem anderen gegen dessen Willen. Spätestens hier spricht man von Vergewaltigung.
Vergewaltigt ein erwachsener Mensch einen anderen – meistens ein Mann eine Frau –, so kann er das auf Grund einer körperlichen Überlegenheit, manchmal aber auch auf Grund seelischer Abhängigkeit und vor allen Dingen natürlich in Abhängigkeitsverhältnissen.
Kindern die sexuellen Handlungen von Erwachsenen aufzuzwingen ist sehr einfach, denn sie sind kleiner, schwächer, seelisch zu beeindrucken und leicht einzuschüchtern. Machtgefälle und Überlegenheitsgefühl sind Voraussetzungen für solche Taten. Zwischen Erwachsenen und Kindern herrscht immer ein Machtgefälle, und sexuelle Handlungen an Kindern und Jugendlichen sind ein Verbrechen.
Die Gemeinde der sogenannten Pädophilen raunt die seltsamsten Beschönigungen durch ihre verschiedenen Web-Seiten, sie spielt ihre Taten herunter oder entschuldigt sie. Doch da gibt es nichts zu entschuldigen und nichts zu beschönigen.
Um sexuelle Gewalt erkennen und benennen zu können, bedarf es klarer Grenzen. In diesem Fall, so dünkt es mich, ist die Grenze doch gar nicht so schwer zu ziehen. Jeder würde vor Lachen auf den Rücken fallen, wenn sich ein Vergewaltiger als «Frauenliebhaber » bezeichnen würde. Das gleiche gilt für diese seltsame Selbstbezeichnung der «Kinderschänder»: Pädophiler – Kinderliebhaber! Das sind sie sicher nicht, sondern es sind Menschen, die – warum auch immer, das interessiert mich gar nicht – nötigend und vergewaltigend auf Schwächere, Jüngere losgehen.
Sexualisierte Gewalt ist eine Form der Gewaltanwendung, des «An-die-Haut-Gehens».
Schlagen, Treten, Kneifen, Haareziehen, Stoßen, Zerren usw. sind weitere Formen der Gewalt. Schläge prasseln auf den Körper nieder, Knochen werden durch Tritte gebrochen, die Haut zerstört durch Kneifen und Kratzen, verletzt durch das Ausreißen 35 von Haaren, Gelenke überdehnt durch das Zerren an Armen und Beinen, blaue Flecken entstehen durch Püffe, Menschen stürzen, wenn sie gestoßen werden, und tragen mehr oder minder starke Verletzungen davon.
Körperliche Gewalt ist in allen Kulturen tabuisiert, sie wird strengen Regeln unterworfen und bestraft. Bis heute jedoch glauben viele Erwachsene, dass sie Kinder trotzdem schlagen dürfen, besonders die eigenen. Das Schlagen ist den Lehrern seit den fünfziger Jahren nach und nach in allen deutschen Bundesländern verboten worden. Als ich Schülerin war, durften die Lehrer bei uns in Nordrhein-Westfalen ihre Schülerinnen und Schüler nicht mehr schlagen, während es in Baden-Württemberg, wo meine Tante Lehrerin war, noch erlaubt war. Mit leichtem Schauder hörte ich zu, wenn ich dort zu Besuch war und mir die Kinder auf der Straße erzählten: «Hey, deine Tante, die hat uns neulich mit dem Lineal auf die Hände gepfitzt!»
Auch das kann man also nicht oft genug wiederholen: Kein Erwachsener darf ein Kind schlagen – unter gar keinen Umständen! Ein Kinderpo ist allemal mehr wert als eine zerbrochene Fensterscheibe. Ein erwachsener Mensch, eine Pädagogin, ein Lehrer vor allen Dingen, sollte genügend Souveränität besitzen, mit Kindern auch anders fertig zu werden, sonst hat er den Beruf verfehlt und sollte lieber Maschinenschlosser oder Geschäftsführerin werden. Ich sage das so apodiktisch, damit solidarische Erwachsene eine klare Handhabe haben, falls ihnen ein Kind dergleichen erzählt oder sie – beispielsweise als Ärztin – den Verdacht haben, dass ein Kind, welches sie untersuchen, Spuren von Gewalt aufweist: Es gibt keinen, gar keinen Grund, ein Kind zu schlagen, zu treten oder sonst körperlich zu züchtigen.
Das höchste Ausmaß von Gewalt sind die Zerstörung der Haut und die Vernichtung des Lebens einer Person mit Hilfe von Waffen oder waffenähnlichen Gegenständen.
Ohne hier auf diesen äußersten Schrecken für eine angegriffene Person näher eingehen zu wollen, weil uns das noch genügend beschäftigen wird, möchte ich nur die Redewendung «Das geht unter die Haut» besprechen. Hiermit werden manchmal eindrückliche Erlebnisse gemeint, wunderschöne Kunstwerke, ergreifende Filme, Musik, die berührt.
Doch auch Beschimpfungen gehen unter die Haut, Beleidigungen können wie echte Verletzungen wirken, wie ein Schlag vor den Kopf oder in den Magen. In diesem Zusammenhang spricht man auch von der «spitzen Zunge» eines Menschen, der gerne andere herabsetzt und beleidigt. Manchmal ist es auch nicht der eigentliche Schlag oder Stoß, der schmerzt, sondern die damit einhergehende Demoralisierung. Die seelische Verletzung durch eine körperliche Attacke kann eventuell mehr «unter die Haut gehen» als der Angriff selber.
So können auch Worte und Bilder Waffen sein, ebenso wie die prügelnden Hände und Füße selber. Aber ob Wort, Waffe oder Faust: Gewalt hat die Herabsetzung und Zerstörung der anderen Person zum Ziel. Auch die sexuelle Gewalt hat dieses Ziel. Indem der Täter die Person seelisch herabsetzt, ihren Körper attackiert, baut er sich selber auf und bläht sich mit Hilfe der Lust an der sexuellen oder anderen Gewalt auf.
Mich interessiert nicht, warum der Täter Gewalt ausübt, sondern wozu. Denn wenn man das weiß, kann man ihn von seinen Zielen abhalten. Das «Warum» ist längst vorbei und spielt während der Tat gar keine Rolle mehr, schon gar nicht für die angegriffene Person. Das «Wozu» aber liegt noch in der Zukunft, sowohl des Täters als auch der angegriffenen Person. Indem sie sich wehrt, kann sie die Zukunft für sich bestimmen und so dem Täter aus der Hand nehmen.
Insbesondere Frauen haben in unserer Kultur gelernt, sich um den anderen zu kümmern, um die Gründe seines Verhaltens, um seine Zukunft. Es kann für eine Frau lebensrettend sein, wenn sie in einer Gewaltsituation ausschließlich an sich, ihr Leben und ihre Zukunft denkt!
Schlagworte
Das Ziel heißt Zerstörung.
Regeln
Keiner darf einer anderen Person Körperkontakt aufzwingen. Kein Erwachsener darf ein Kind schlagen.
1.4 Von Leuten ohne Feeling und Energiesaugern: «Zombies» und «Vampire» oder: Was haben Blicke, Witze, dumme Sprüche und ewiges Herumrechten mit Gewalt zu tun?
Die sexuelle Gewalt dient dem Täter dazu, sich aufzubauen, seine Machtgelüste auszutoben und auf Kosten der Frau den Herrn über ihre körperliche Integrität, über Leben und Tod zu spielen. Nichtsexuelle Gewalt hat oft das Ziel, etwas zu erlangen: Geld bei einem Bankraub, Schmuck oder Kunstwerke bei einem Einbruch, die wertvolle Jacke oder die tollen Turnschuhe bei einem Raubüberfall Jugendlicher; entsprechend hat auch die sexuelle Gewalt zum Ziel, sich einer Ressource zu bemächtigen.
Nennen wir diese Ressource einfach einmal «Energie». Jugendliche sprechen unverblümter von «Aufgeilen». Durch seine sexuellen Attacken geilt sich der Angreifer auf, er saugt die Frau, das Mädchen aus, er kann sich auf ihre Kosten austoben, ausleben. Im Extremfall der Vergewaltigung verletzt er sein Opfer durch die Penetrierung, durch Schläge und Waffengewalt schwer, zwingt ihr seine Samenflüssigkeit auf. Letzteres führte in den Zeiten vor der Abtreibungserlaubnis im Vergewaltigungsfall auch noch zur ungewollten Schwangerschaft der angegriffenen Frau, was meistens ihre soziale Aburteilung zur Folge hatte!
In den Sagen gibt es eine Gestalt, die meiner Meinung nach genau das darstellt, was ich oben beschrieben habe: den Vampir. Diese nächtlichen Flattermenschen – man stellte sie sich oft mit Fledermausflügeln vor – überfielen mit Vorliebe Jungfrauen, bissen ihnen in die Kehle und saugten ihr Blut aus. Die Folge war, dass diese Frauen meistens selber zu einem Weiterleben als Vampire verdammt waren. Zum Mythos des Vampirs gehört auch, dass die Ausgesaugten auch noch Lust dabei empfanden! Eine Lüge, die auch in Bezug auf Vergewaltigungen lange Zeit durch Herrenwitze und an Stammtischen herumgeisterte: Eigentlich wollen die das ja!
Nun ist die körperliche Gewalt, die Vergewaltigung, der äußerste und schlimmste Extremfall sexueller Gewalt. Wie ich in den Abschnitten davor beschrieben habe, beginnen die sexuellen Übergriffe lange vorher, möglicherweise erst auf einer visuellen 38 und dann sprachlichen Ebene. Ehe einer tatscht, macht er blöde Bemerkungen; ehe er der Frau, dem Mädchen hinterherpfeift, starrt er sie an.
Oft