S.A. Michael

Charmante Tribune küsst man nicht


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dass du es nicht vergiss. Klar?“

      „Klar“, knurrte er, und schwor sich, dass er ihn nicht noch einmal Mal eine Backpfeife präsentierte. Das Papier war eng zusammengerollt und passte in seine Hand. Ebenso wie das hölzerne Röllchen, dass seinen Inhalt wohl behütete und man es aufgrund seiner Größe leichter verstecken konnte. Von seiner Mutter hatte er einst ihre Regeln gelernt, und die erste Maßnahme, die sie ihrem Jüngsten eingehämmert hatte, war die Tatsache, dass das beste Versteck, welches man je haben konnte, am Körper lag. Sachen konnte durchsuchen werden, wenn der Eingeweihte nicht da war. Häuser abbrennen und Grundstücke pfänden.

      Unter den Augen des Vala schob er es in seinen ledernen Armschutz, an dessen oberen Ende eine Wölfin zierte und zum ersten Mal an diesem Abend sah er seinen Vorgesetzen aufatmen. Er lächelte zufrieden. Von ihm fiel eine schwere Last ab. Dafür fühlte Scip die Bürde, die, wie ein schwerer Sack auf seinen Schultern drückte, und heimlich frage er sich, wie lange es dauern würde, ehe er sie loswurde.

      „Ich sollte...“, murmelte er und straffte seine rote, vor Blut triefende Tunika.

      „Aber klar doch.“ Vala schlug ihn auf die Schulter. „Kaltes Wasser. Dann geht das Blut vielleicht heraus.“

      Scip lächelte gequält auf. „Oder, ich gebe sie einfach Androhmache. Die hat Ahnung von diesen Dingen.“

      „Ich wusste ja nicht, dass sie auch Wäsche waschen kann?“

      „Oh, sie hat vielerlei Talente.“ Scip trat in die Nacht. Vala folgte ihn und stellte den Stuhl an den Tisch. „Warum verwunderte mich dieses Wissen eigentlich nicht, dass du darüber auch Bescheid weißt.“

      Scip zuckte mit den Schulter und grinste über beide Wangen. Vala antwortet mit einer Handbewegung. „Verschwinde endlich. Sonst fällt mir noch irgendeine Strafarbeit für dich ein. Und ich. Ich muss mir einen Rekruten schnappen, der mir helfen soll. Der Junge wusste Bescheid. Der Neue hat keine Ahnung.“

      Tief schnaufte er auf. Wieviel hatte er wohl verraten? „Du machst dir keine Gedanken über den Mörder?“

      „Doch, doch. Glaub mir das. Wenn ich ihn erwische, hat der kein leichtes Leben mehr. Und ich habe da schon jemanden in Verdacht.“

      „Klärst du mich auf?“

      „Später, Marcus. Du solltest zu Bett gehen, denn du hast früh morgens Dienst.“

      Scip nickte und verabschiedete sich. Das Verhalten Vala`s war ungewöhnlich. Die Neugierde des jungen Tribuns stieg, und er unterlag fast der Versuchung, das Papier hervorzuziehen und seine Nase in diese geheime Angelegenheit zu stecken. Seine Gedanken kreisten. Seine Hand glitt über das weiche Leder des Armschutzes, und hastig zuckte er sie zurück. Sein heftig pochendes Herz, welches bis in den Hals schlug, brachte ihn auf den Boden zurück. Nachdenklich blieb er stehen. Schaute auf seinen Arm und auf das von den Fackeln erhellte getrocknete Blut, welches sich mit der Erde vermischt hatte. Keiner war zu sehen. Keiner konnte ihn gefährlich werden, und Vala hatte sich wieder in das Innere verzogen. Niemand konnte ihn daran hindern, dass er einen schnellen Blick darauf werfen konnte. Warum war er dann so nervös?

      Vala`s mahnende Worte drangen in seine Gedanken. Brannten sich in seinem Gehirn, und verbannte diese Neugier in den hintersten Bereich seiner Überlegungen.

      Erleichtert atmete er auf. Warum sollte er sich in diese intriganten Angelegenheiten einmischen? Der Präfekt würde schon wissen, was er tat, ohne Scip in Gefahr zu bringen und das obskure Ding so schnell wie möglich wieder zurückfordern. Wenn nicht, würde Scip im Winterlager auf seine Rücknahme bestehen, denn diese Geheimniskrämerei gefiel ihm nicht im geringsten. Wenn überhaupt, dann wollte er die Rätsel lösen und im Leben anderer herumschnüffeln. Dieses Wissen konnte er dann gegen sie verwenden. Eine Lektion seiner Mutter, denn sie war eine Meisterin der hochkarätigen Intrigenschmiederei. Dieses Talent entwickelte er seit seinen frühsten Kindertagen. Bei dem Gedanken ihrer Verhöre legte sich Gänzehaut über seine Arme und ließ ihn erschaudern. Dabei währe er fast über ein Spannseil des Zeltes von Vala gestolpert.

      Hinter ihm ertönte ein halblautes Streitgespräch. Sabienus war irgendwie wieder aufgetaucht und legte sich mit dem Präfekten an.

      Viel verstand Scip nicht. Er war einfach zu weit weg. Und doch. Die beiden Streithähne schienen sehr nervös zu sein.

      Scip musste mehr wissen. Leise und vorsichtig setzte er seinen Schritt an den nächsten und kauerte sich in die Dunkelheit. Blendetet das Gemurmel des Lagers aus.

      „...und jetzt muss ich mich mit deinen selbstfabrizierten Mist herumschlagen. Als Legat, dem eine Legion unterstellt ist, müsste du eigentlich mehr Grips in seiner Birne haben und nicht von einem Desaster in das nächste stolpern. Gibt es sonst noch etwas, von dem ich wissen sollte?“, fauchte Vala stocksauer und schlug mit seiner Hand auf den Tisch. Scip hörte den Knall. Das Rascheln der Papiere, die durch die Wucht des Schlages zu Boden raschelte. Sabienus brummelte vor sich hin, stürmte hinaus und verschwand im Schein des Feuers. Scip schielte hinter ihm her. Lugte vorsichtig um die Ecke und sah zu, wie er zwei Legionäre anfauchte, sie sollen doch gefälligst Platz machen, wenn er auftauchte.

      Scip gefiel die Packung, die sein Vorgesetzter von dem Reiterführer kassierte all zu gut, und gehässisch grinste er auf. Warum sollte es ihm anders ergehen? Schließlich waren die Anklagen des Vala gegen ihn fiel schwerwiegender, als die Streiche, die Scip gerne spielte. Das waren in diesem gewaltigen Rädchen militärischer Eitelkeiten nur Kleinigkeiten. Der Skandal des Sabienus wirkte dagegen wie ein Erdbeben, und es lohnte sich nicht, dass Scip seinetwegen die Nerven ruinierte. Scip schaute sich noch einmal um, ob ihn nicht jemand herumlungernd gesehen hatte, und fröhlich pfeifend verschwand er in seiner Unterkunft.

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      Das Versteck hatte er mit Bedacht gewählt. Hinter den Büschen mit einem Blick über den Teil des Lagers, welches er für notwendig erachtete. Neben den Futterboxen der Pferde, die ihn kannten und nicht aufbegehrten. Hin und wieder sah er ihre mächtigen Schädel, die nach ihn schnappten und ihn aufforderten, ein Leckerlie zu spendieren, die er als Bestechung mitgebrachte hatte.

      Womit er jedoch nicht gerechnet hatte, war der Umstand, dass nach ihrem plötzlichen Verschwinden der junge Scipio und Vala hinter dem Zelt auftauchten, und sein Opfer liegen sahen. Das Vereitelte seine Pläne, die er geschmiedet hatte, gewaltig, um an das Geständnis des Sklaven zu kommen. Dabei war doch alles so simpel gewesen, als er vor Kurzem in das leere Zelt geschlichen war. Einzig der Junge des Präfekten überraschte ihn, als er mit der Kleidung im Inneren auftauchte und ihm beim Herumschnüffelt in der Truhe ertappte. Der rothaarige Bengel wollte fliehen. Wohin er wollte, wusste sein Mörder nur all zu gut. Das konnte er jedoch nicht zulassen. Reagierte blitzschnell, überholte ihn am Ausgang mit einem harten Schlag in den Nacken. Brachte ihn zu Fall und ihm danach den Mund zuhielt. Schwer war der Junge nicht, und er wusste, dass seine Zeit knapp bemessen war, als er ihn wie einen nassen Sack schnappte und über das Gras nach hinten schleppet.

      „Wo ist das Geständnis?“, flüsterte er leise. Der Bursche schaute ihn an und schüttelte mit seinem Kopf. „Ich weiß, dass du über alles informiert bist. Also, wo?“ Wieder schüttelte er den Kopf. Er kam nicht weiter. „Na gut. Ich komme schon dahinter. Dafür brauche ich dich allerdings nicht mehr.“ Todesangst zeichnete sich im Blick des Jungen ab. Vala hatte ihn zum Stillschweigen trainiert, und der Angreifer gab die Hoffnung auf, dass der Knabe noch irgendetwas preisgab. Hart riss er seine Kopf nach hinten, setzte seine Klinge an und zog sie tief durch den Hals. Weich wie Butter fuhr sie durch sein Fleisch. Laut knackte der Kehlkopf und sein Aufschrei erstarb im Ansatz seinen Versuches nach Hilfe zuschreien. Erleichtert sah sein Mörder zu, wie sein Blut in Strömen aus der tief gaffenden Wunde schoss und seine dunkelrote Tunika benetzte. Damit kam er klar. Aber nicht mit der Tatsache, versagt zu haben.

      An den Boxen vernahm er lautes Gemurmel. Hatte sie ihn entdeckt? Das Tratschen über die germanische Mädels verrieten ihn, dass seine Tat noch unentdeckt geblieben war, und leise ließ er den Körper los. Er musste von diesem Platz herunter und schnell wie ein Dieb in der Nacht verschwand er in sein versteck. Das Geständnis blieb verborgen, und er wollte so schnell wie möglich sein Versteck aufspüren. Fand Vala seinen Sklaven, war er