Barbara Neumeier

Berlin Spaziergänge


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Designer, Künstler etc. sei das Quartier zum Hipsterbezirk geworden und habe einen Gentrifizierungsprozess eingeleitet (60% Mietsteigerung in 5 Jahren!), der dazu führt, dass einige der Szenepioniere, die dazu beigetragen haben, das Leben hier bunter und vielfältiger zu machen, schon wieder weg sind, weil sie sich eine Existenz im aufgewerteten Bezirk nun nicht mehr leisten können! Ganz zu schweigen von Rentnern, Studenten, Arbeitslosen, jungen Familien und Geringverdienern, denen oft nur die Wahl bleibt, auf engem Raum zusammenzurücken oder woanders hinzuziehen.

      Der Reuterkiez wird nicht mehr lange durchs Quartiersmanagement gefördert, danach setzt man auf „Verstetigung“. Das heißt im Klartext, dass es kein Fördergeld mehr gibt und dass sich die während der Förderungszeit etablierten Netzwerke und Strukturen von nun an selber tragen müssen. Mal sehen, wie sich der Reuterkiez entwickelt!

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      Am Landwehrkanal

      Schlafen im Bezirk

       • The Cat‘s Pajamas Hostel, Urbanstr. 84, beliebtes Hostel mit jungen, internationalen Gästen, www.thecatspajamashostel.de

       • Hüttenpalast, Hobrechtstr. 66, in der Produktionshalle einer ehemaligen Staubsaugerfabrik kann man in alten Wohnwagen und Hütten übernachten, es gibt aber auch Zimmer. Garten, Sauna, Veranstaltungen, Café, www.huettenpalast.de

      Cafés

       • Katulki, Friedelstr. 41

       • Myxa, Lenaustr. 22

       • Café Zazza, am „Zickenplatz“, Schönleinstr. 7 b/ Ecke Dieffenbachstr.

       • Coffee Corner, Kottbusser Damm 1, kleines italienisches Café, direkt an der Kottbusser Brücke/Ecke Gräfestraße, fantastischer Kaffee, schöne Atmosphäre, sehr betriebsam, Logenplatz auf das geschäftige Treiben am Kottbusser Damm

       • Umkalthum, Sonnenallee 50

      Kneipen/ Essen und Trinken im Bezirk

       • rice-up, Onigiri-Snackbar, direkt in der U-Bahn Schönleinstraße, leckere japanische Reissnacks (Sushi-Reis mit verschiedenen Füllungen, umhüllt mit gerösteten Nori-Algenblättern). Manchmal Kunst- und Videoinstallationen von lokalen jungen Künstlern in den kleinen Schaufenstern an den Außenwänden

       • Azzam, Sonnenallee 54, Imbisslokal mit fantastischer nahöstlicher Küche, günstige Preise, lebendige Atmosphäre

       • La Femme, Kottbusser Damm 77, Café mit ausgezeichnetem türkischen Frühstück, Spezialität: leckere, frische selbstgemachte Sesamkringel (Simit)

       • Ankerklause, Kottbusser Damm 104, schöne Hafenbar direkt an der Kottbusser Brücke

       • Musashi, Kottbusser Damm 102, kleiner beliebter japanischer Imbiss

       • Saint-Amour, Maybachufer 2, süßes kleines französisches Restaurant mit Lyoner Küche

      Nachtleben (s. auch „Kreuzkölln bei Nacht“)

       • Schlawinchen, Schönleinstr. 34, Kneipe, eine Kreuz­berger Institution seit 1979, literarisch geadelt in dem Buch und Film „Herr Lehmann“. Rauchen, saufen, wenig zahlen. Rund um die Uhr geöffnet.

       • Klunkerkranich, Karl-Marx-Str. 66; www.klunkerkranich.de

       • Fuchs und Elster, Weserstr. 201, Cocktailbar im Keller (Fr und Sa ab 20 Uhr), auch Kaffee-Bar und Restaurant, www.fuchsundelster.com

       • Posh Teckel, Pflügerstr.4, benannt nach der Dackeldame Ella der Betreiberin, Kiezkneipe, Musikbar, leckeres Barfood, bayrisches und Berliner Bier

      Märkte

       • Orientalischer Wochenmarkt, dienstags und freitags 11 bis 18 Uhr, Maybachufer

       • Nowkölln Flow, jedes 2. Wochenende am Maybachufer, zwischen Liberda- und Nansenstraße, alternierend mit dem Flohmarkt in den Prinzessinnengärten in Kreuzberg. Winterpause! Unbedingt vorher auf der Homepage nachsehen, was wann und wo stattfindet: www.nowkoelln.de und www.kreuzboerg.de.

       • Neuköllner Stoff am Maybachufer, samstags 11 bis 17 Uhr

      Souvenirs, Souvenirs ...

       • Kauf- und Kaffeehaus Bonifazius, Accessoires & Ambiente, Bürknerstr. 26

       • Stadtlichter, Bürknerstr. 1, gut sortierte Buchhandlung mit Belletristik in Deutsch, Englisch und Französisch, auch Titel, die sich mit quartiersrelevanten Themen befassen, wie Integration, Gentrifizierung, Kapitalismuskritik etc. Gelegentlich Lesungen. Onlineshop www.stadtlichter.de

       • Kaufladen, Friedelstr. 28, Mode und Accessoires aus Kreuzkölln, einer der schönsten Läden im Quartier

      Im Netz:

      Der Nord-Neukölln Kiezführer www.kieznetz.de gibt einen aktuellen Überblick über Kunst, Kultur, Kommerz und Kneipen.

      Neukölln

      Das einzige böhmische Dorf mit U-Bahnanschluss

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      Wir beginnen unseren Spaziergang dort, wo der Bummel durch den Reuterkiez endet, nämlich an der U-Bahnstation Rathaus Neukölln B.

      Ursprünglich war das Rathaus Neukölln C ein preußischer Amtsbau mit Zinnen und Giebeln, der in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut wurde, nachdem 1874 Böhmisch- und Deutsch-Rixdorf zusammengelegt worden waren. Durch die Vereinigung der beiden Dörfer und das starke Bevölkerungswachstum im Zuge des industriellen Booms brauchte man dringend ein neues Verwaltungsgebäude. Vom Kern dieses alten Amtshauses ist heute nichts mehr zu sehen, es wurde im 2.Weltkrieg so stark zerstört, dass auch die Überreste abgerissen werden mussten. Wir sehen heute die Erweiterungen des alten Amtshauses, das Stadtbaurat Reinhold Kiehl 1905 mit dem 67m hohen Rathausturm entworfen hatte. Auch Mies van der Rohe und Bruno Taut legten später Hand an und halfen, es zu einem Baudenkmal der frühen Moderne zu machen. Auch der Erweiterungsbau wurde im Krieg beschädigt, konnte aber in den 50er Jahren wieder aufgebaut und restauriert werden. Die kupferne Figur oben auf dem Turm, die sich immer nach dem Wind dreht, ist übrigens die Glücksgöttin Fortuna. Seit 1908 sieht sie auf das Treiben in den Neuköllner Häuserschluchten hinab. Einige Teile des Rathauses kann man besichtigen. In den Foyers gibt es wechselnde kleine Ausstellungen zur Geschichte des Bezirks und zum Haus selber.

      Das Rathaus Neukölln im Rücken, laufen wir nun ein Stück die geschäftige und rund um die Uhr belebte Karl-Marx-Straße hinunter und lassen uns, ganz im Sinne des berühmten Spaziergängers Franz Hessel „… überspülen von der Eile der anderen und nehmen ein Bad in der Brandung der Menge“ (Franz Hessel, Spazieren in Berlin, original erschienen in Berlin 1929. Zitiert aus: Verlag für Berlin-Brandenburg, 2. Auflage, Januar 2013, p. 23).

      Ein Bad der wirklich entspannenden Art können wir dagegen im Stadtbad Neukölln in der Ganghoferstr. 3, der dritten Straße, in die wir von der Karl-Marx-Str. aus nach links einbiegen, nehmen. Dieses bezaubernde und original restaurierte Jugendstilbad von 1914 steht unter Denkmalschutz und galt seinerzeit als eines der größten (bis zu 10.000 Besucher pro Tag!) und schönsten Bäder Europas. Der