sich durch die Menge die jetzt lauthals 'Mischka – Mischka' skandierte. Stern salutierte verdutzt, als sein Vorgesetzter neben ihm auftauchte. Della Rossi brachte sein Weltbild durcheinander. Vorgesetzte gehörten hinter den Schreibtisch oder zumindest hinter die sichere Abschrankung. Mit bestimmter Miene verlangte della Rossi von Zebra das Megaphon.
"Ein Missverständnis – meine Herrschaften, hier handelt es sich um ein dummes Missverständnis. Der Bär wird nur eskortiert. Er hat darum gebeten. Herrschaften, bitte geben sie Ruhe. Es ist nur ein Missverständnis. Machen sie Platz, damit der geschätzte Gast durch kann."
Er wies seine Leute an, eine Gasse zu bahnen. Eichhörnchen sprang auf Buddlibärs Schulter. "Geh ihm nach, er bringt uns hier raus", raunte es.
Hinter ihnen fielen sich die Fans von Spartak und der AC in die Arme und feierten die erfolgreiche Aktion 'free Mischka'. Wen kümmerte jetzt noch das Spiel, es gab was zu feiern.
Der Tross um Buddlibär entfernte sich und schwenkte in einen leeren Gang tief in den Eingeweiden des San Siro. Della Rossi zog ein Funkgerät aus der Brusttasche und gab Anweisungen an seine Leute draußen durch.
Er wandte sich um. "Alles klar – draußen wartet ein Wagen. Wo wollt ihr hin?"
"Istrien!"
Als sie aus dem Stadion kamen, stand ein Wagen mit ausgebauten Rücksitzen bereit. Della Rossi seufzte erleichtert auf. Seine unübertreffliche Übersicht und Kühnheit, mit der er die überkritische Lage gemeistert hatte, würde Bonuspunkte einbringen. Leutnant Conte, dieser schlüpfrige Kriecher, der den Vorgesetzten bei jeder Gelegenheit die Schuhe leckte und seine Leistungen völlig überspitzt darstellte, konnte einpacken.
"Du und Mischka. Rein mit euch."
"Er heißt Buddlibär", belehrte Eichhörnchen automatisch.
Della Rossi drängte loszufahren. Mit Blaulicht und heulenden Sirenen rasten sie aus der Stadt. Die beiden Polizisten waren begeistert von ihrem Auftrag und der Beifahrer, Guiseppe, fragte, ob Buddlibär nochmals die Tarantella zeigen könnte.
"Er hat Muskelkater", wehrte Eichhörnchen ab, bevor Buddlibär zustimmen konnte.
Der Wagen schwenkte auf die Autobahn ein. Der Fahrer schaltete Blaulicht und Sirene aus und reihte sich in die ostwärts strebende Kolonne ein. Nach einer Stunde bog Antonio, der Fahrer, auf einen Autobahnrastplatz ein.
"Sind wir schon da?"
"Nein, aber ich will ein Selfie mit euch", erklärte Antonio, "das könnt ihr mir nicht abschlagen."
"Bringen wir's schnell hinter uns", grummelte Eichhörnchen.
"Ok", willigte Buddlibär ein und kletterte aus dem Wagen.
Antonio und Guiseppe lichteten abwechslungsweise ihren Kollegen mit Buddlibär in allen möglichen Posen ab. Als Guiseppe vorschlug, Buddlibär solle sich auf den Boden legen und er stelle den Fuß in seinen Nacken, intervenierte Eichhörnchen.
"Ich glaube, ihr habt genug Bilder", schloss es die Fotosession.
Guiseppe zuckte mit den Schultern; "Na dann, also zurück ins Auto."
Nach einer Weile des Schweigens seufzte Eichhörnchen: "Warum gerätst du immer in solche Situationen?"
"Ist doch gut so", brummte Buddlibär schläfrig, "wenigstens müssen wir nicht nach Istrien latschen."
Eichhörnchen grinste in der Dunkelheit. Buddlibär gähnte laut.
"Eichhörnchen?"
"Ja."
"Ich konnte mich nicht mal von Vladimir und den anderen verabschieden. Dabei war er so stolz, mich zum Maskottchen ausgebildet zu haben."
"Der wird's verkraften – und ich vermute, ich weiß auch schon wie."
Buddlibär gähnte erneut. "Eichhörnchen?"
"Ja."
"Wer hat eigentlich gewonnen?"
Gugger schaltete verärgert sein Fernsehgerät aus. Der Tag endete so schlecht, wie er begonnen hatte. Kaum stand die Sonne über dem Horizont, tauchte Schawalder mit einem totgebissenen Huhn auf.
"Das hat dein gestörter Fuchs auf dem Gewissen", behauptete er, "ich hab genau gesehen, wie er abgezischt ist."
"Abgezischt?", echote Gugger gelangweilt, "so richtig abgezischt?"
"Wie der Blitz", bestätigte Schawalder. Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen schüttelte er das tote Huhn, dass der Kopf wild auf und ab pendelte, als ob es den Vorwurf Schawalders bekräftigen wollte.
Gugger lachte verärgert auf: "Dann war's nicht Knack. Der hinkt. Such dir einen anderen Schuldigen."
Schawalder lamentierte weiter, verlangte Schadenersatz und drohte mit strafrechtlichen Schritten.
"Mach doch", knurrte Gugger und knallte die Tür zu.
Das Asyl für Geifer und Knack, wurde zur Belastung. Knack wurde schon verdächtigt, eine Katze in der Nachbarschaft erledigt zu haben. Selbst die Reifenabdrücke auf dem Rücken der Katze, die Gugger dem Besitzer zeigte, überzeugten nicht: Knack war und blieb der Hauptverdächtige.
Der Katzenbesitzer schwor Rache. Obwohl Mitglied der Grünen und Vorstandsmitglied der Aktion "der Wald – dem Wald", die sich seit Jahren gegen das geplante Waldstadion zur Wehr setzte, fuhr er seither stundenlang im Dorf herum und hielt nach Knack Ausschau. Er nahm die CO2-Sünde auf sich. Die nach Dr. Bircher streng naturnah gefütterte Katze war es wert. Das Tier war ein Vorzeigeexemplar ökologisch vorbildlicher Tierhaltung und der Täter sollte dafür im mit nachwachsenden Ressourcen betriebenen Öko-Fegefeuer sühnen.
Knack war ein Problem. Doch echte Sorge empfand Gugger nur für Geifer, der in Agonie dahinvegetierte. Der Tierarzt erkannte die Ursache von Geifers Verhalten in dessen Lücken der Impfvorsorge. Er offerierte ein freundschaftlich motiviertes Sonderangebot zu 50% Rabatt unter der Voraussetzung, die abgelaufenen Medikamente verwenden zu dürfen.
"Die taugen auch innerhalb des Ablaufdatums nichts."
Gugger steckte in der Klemme. Seine Schutzbefohlenen fläzten untätig in seinem Haus herum, machten Dreck und leerten den Kühlschrank, ohne etwas zu sagen.
'Wenn ich das gewusst hätte, hätte ich auch heiraten und Kinder haben können', bemitleidete er sich.
Am Abend gönnte er sich die Zusammenfassung der Champions-League Spiele. Mäßiger Fußball – aber was wirklich deprimierte waren die Bilder aus dem San Siro, die während der Pause aufgenommen und in Europa ausgestrahlt wurden.
"Die Bestie vergnügt sich mit Alkohol und exzessivem Ausdruckstanz, während wir hier fast drauf gehen."
Das Leben war ungerecht!
Kapitel 3: Missstimmung
Gugger stolperte über Geifer.
"Verdammt, hau ab hier", maulte er und schob ihn mit dem Fuß weg.
Geifer glotzte mit trüben Augen hoch. Eine vorwitzige Spinne hangelte von der Decke und baumelte vor seiner Schnauze. Er stierte sie müde an.
"So ist er schon die ganze Zeit", meinte Knack besorgt, "liegt nur rum und bläst Trübsal. Früher hätte er nach ihr geschnappt und genüsslich zerkaut. Selbst asthmatische Katzen, leichte Beute, sind ihm egal. Ich bin ihm egal."
"Sei still", bellte Geifer gehässig, "du bist jedem egal."
Knack zog den Schwanz ein und verdrückte sich in den hinteren Teil des Raumes. Vielleicht lag da noch etwas Essbares rum. In diesem Punkt war Guggers Werkstatt eine Schatzkammer, die jeden Goldgräber von Klondike in ekstatische Verzückung versetzt hätte.
Geifer hob den Kopf von den Pfoten und musterte Gugger. "Du warst auch schon besser drauf."
"Wen wundert's", fuhr Gugger auf, "hab gestern Fußball geguckt."
"Hat