ja dann noch“, sagte er und verschwand. Flarrow öffnete neugierig den Brief. Die Nautisch-Technische Abteilung sprach ihm für vorbildliche Einsatzbereitschaft bei der Brandbekämpfung Dank und Anerkennung aus. Der Brand lag soweit zurück, da kam dieses Schreiben völlig überraschend. Doch dann las er weiter: „Darüber hinaus haben wir uns entschlossen, Ihnen eine Prämie in Höhe von DM 100,-- auszuzahlen, die wir inzwischen Ihrem Gehaltskonto gut geschrieben haben.“ Das sollte der Ansporn sein für weitere wirkungsvolle Mitarbeit? Da blieb Flarrow die Luft weg. Das, was er getan hatte, war nichts weiter als seine Pflicht. Als Vorgesetzter hatte er auch die Pflicht, die ihm unterstellten Personen gesund nach Hause zu bringen. Über eine schriftliche Anerkennung hätte er sich gefreut, aber eine Prämie, in einer Höhe, die gerade einmal vier Prozent seiner Monatsheuer entsprach, das fand er einfach unanständig, abwertend. „Das schicke ich denen zurück!“ sagte Flarrow zum Alten und zeigte ihm den Schrieb. „Die verwechseln mich doch glatt mit dem Salonsteward. Ich bin doch kein Trinkgeldempfänger! Was bilden die sich eigentlich ein?!“ Der Alte beschwichtigte und verwies auf die allgemeine Lage der Reederei. Flarrow sollte sich das überlegen, es sei doch gut gemeint. Aber Flarrow knurrte nur etwas von „beschämendes Verhalten“.
Am nächsten Tag erschien der Inspektor. Er gab Flarrow natürlich recht: „Sicher, ich verstehe Sie sehr gut, aber es war wirklich sehr schwer, den Vorstand überhaupt zu einer Äußerung zu bewegen. Die Prokuristen sind angewiesen, äußerste Sparsamkeit walten zu lassen.“ Schließlich gab sich Flarrow zufrieden. Aber hinsichtlich der Wertschätzung von Leistungen des Bordpersonals seitens der Reederei, konnte er von nun an eine gewisse Voreingenommenheit nicht mehr unterdrücken.
Man war offenbar froh, dass man tüchtige Leute hatte, deshalb musste man sie noch lange nicht wirklich als wertvoll akzeptieren. Der Psychologe des Verbandes Deutscher Reeder, den er in Sankelmark kennen gelernt hatte, ließ grüßen. So war es.
Bei der Übergabe an seinen Nachfolger, der frisch befördert worden war, sprachen sie über die einzelnen Mitglieder der Maschinenbesatzung, insbesondere über Jan van Thaden. Flarrow erklärte seine Taktik und die Erfahrung, die er damit gemacht hatte.
„HILDEGARD“ hatte inzwischen ausgedockt und Jan, völlig pleite, ging nun wieder brav Hafenwache, als Flarrow ihn noch ein letztes Mal ermahnte. Jan nahm das Ganze sehr ernst. Doch drei Wochen später trafen sie sich in der S-Bahn in Hamburg wieder. Der neue Chief hatte Jan wegen seines unveränderten Verhaltens beim Landgang gefeuert. Er hatte den Sack noch in Deutschland bekommen.
„HILDEGARD“ lag nun schon im Handelshafen und wartete auf die Reiseorder. Sie war gut in Farbe, in strahlendem Weiß und rotem Unterwasseranstrich, der weit aus dem Wasser war, weil das Schiff noch keine Ladung und nahezu leere Brennstofftanks hatte. Flarrow stand mit dem Alten an der Pier. Die Tochter des Kapitäns erschien mit dem Auto, um den Vater abzuholen. Der Alte reichte Flarrow zum Abschied die Hand: „Also, dann viel Glück, mein Lieber!“ – „Das wünsche ich Ihnen auch, Herr Kapitän.“ Und als das Auto des Kapitäns verschwunden war, murmelte er mit Blick auf den völlig hoch aufragenden Bug: „Nichts, als ein fett gemachter Kümo; wie man so etwas nur mögen kann.“
Der Taxifahrer verlud Flarrows Gepäck und brauste mit ihm in Richtung Hauptbahnhof Bremerhaven davon.
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