Silke May

Tödliche Sommerhitze


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      »So , was denn?«, fragte Evi schnippisch, weiter kam sie jedoch nicht, denn Alois Gruber der Revierleiter kam aus seinem Büro. Er ließ den Blick durch den Raum schweifen, der an einem leeren Stuhl hängen blieb.

      »Wo ist die Emma?«

      »Die ist mit dem Ludwig im Gemeinschaftsraum Rohrnudeln essen«, antwortete Popeye schnell.

      »Gut, dann sag ich es euch schon vorab. Morgen habt ihr drei und die Emma Nachtschicht.« Ein enttäuschtes Raunen ging durch den Raum. »Warum jetzt des?«, gab Evi mürrisch von sich. »Weil ihr einen Sondereinsatz an der Isar habt.«

      »Was heißt das genau?«, fragte Popeye.

      »Ihr Vier dürft morgen ab neunzehn Uhr an der Isar einen drauf machen und hoffentlich dabei den Mörder fangen, falls er es noch einmal probiert. Auf jeden Fall bin ich überzeugt, dass er garantiert an den Tatort zurückkehrt. Ihr müsst also die Augen offen halten.«

      »Hey, des ist ja super, wie lang dürfen wir bleib'n?«

      »Solang's nötig ist, aber spätestens vor Dienstschluss komm's ihr ins Revier, verstanden? Und dass ihr mir kein Alkohol trinkt's.«

      »Limo schaut aber blöd aus, des glaubt uns keiner«, warf Evi ein. »Trinkt's halt alkoholfreies Bier, des merkt dann keiner.«

      »Ja, dann ist aber der Ludwig in unserer Schicht allein«, stellte Popeye fest.

      »Der Toni die Uschi und der Bernd von der Tagesschicht springen ein.« »Wissen die Zwei des?« Gruber nickte.

      »Ist alles klar?« Alle drei nickten stumm. »Gut dann weiter machen, dass mir ja keine Restarbeit für die Springer liegen bleibt!« Als Emma aus dem Aufenthaltsraum zurück in die Wachstube kam, wurde sie gleich über die Neuigkeit informiert. Auch sie war begeistert, ihre Dienstzeit an der Isar zu verbringen.

      »Gehn wir nach der Arbeit noch was trinken?«, fragte Emma. Evi schüttelte den Kopf.

      »Ich muss meine Badesachen für morgen noch herrichten und meinen Bikini waschen, den hab ich gestern im Schwimmbad angehabt.«

      »Du weißt aber schon das Chlorwasser ned gut für den Stoff ist?«

      Evi nickte.

      »Ich weiß es, aber gestern hab ich keine Lust mehr gehabt.« »Evi, du möchtest aber morgen Abend nicht einen Bikini anziehen?«, fragte Popeye. Evi sah ihn fragend an.

      »Doch warum, gibt's daran was auszusetzen?«

      »Logisch, bei einem eventuellen Kampf stehst du unter Umständen ganz schnell ohne da.«

      »Ui, da kannst recht haben. An des hab ich ned denkt. Dann wird’s der Badeanzug.«

      »Logisch, also Mädchen und Jungs lasst uns gehen, unsere Ablöse ist soeben eingetroffen.« Kaum hatte er diesen Satz ausgesprochen, da öffnete sich schon die Eingangstür und die Kollegen von der Spätschicht betraten das Revier.

      Evi, Popeye, Rudi, Emma und Ludwig unterhielten sich noch kurz auf dem Parkplatz als Gruber aus dem Revier kam.

      »Na, könnt's euch heut gar ned trennen?«, fragte er sie und grinste. »Freilich Chef, also dann bis Morgen, wir sehen uns dann in der Nachtschicht.«

      »Nachtschicht ist gut gsagt, ihr Isar Läufer, also Servus dann. Vergesst ned Eure Badesachen, nackert Baden, ist dort ned erlaubt!«, rief ihnen Gruber noch lachend zu, bevor er in sein Auto stieg und wegfuhr. Langsam löste sich die kleine Gruppe auf und der Parkplatz war leer.

      Kapitel 3

      Oberhalb der Isar in einem Einfamilienhaus.

      Jonas ging schon den ganzen Tag nervös durch sein Haus. Erst als die Nacht hereinbrach, wurde er ruhiger. Mit langsamen Schritten ging er zur Kellertür und öffnete sie. Er knipste das Licht an und sah die Stufen hinunter.

      »Dagmar mein Schatz, ich bin es?«, rief er hinunter. Langsam stieg er die Kellertreppen abwärts. Er durchging den ersten Kellerraum und öffnete die schwere Holztür zum ehemaligen Kohlenkeller und trat ein. Ein modriger Geruch vermischt mit einem leicht süßlichen Verwesungsgeruch strömte ihm entgegen.

      »Ah , da bist du ja mein Schatz«, sprach er seine Verlobte an. »Weißt du, dass du Körpergeruch hast? Ein Bad würde dir nicht schaden.« Langsam näherte er sich der Frau, welche tot am Boden lag.

      »Da liegst du jetzt und starrst mich entsetzt an. Wie oft habe ich dir gesagt, dass du mich nicht betrügen darfst? Viele Male, aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Jetzt kannst du mich auf jeden Fall nie wieder betrügen, ich dich hingegen aber schon, und das ist für mich ein Genuss und zugleich meine Rache an dir. Letzte Nacht hatte ich mein erstes Date, allerdings mit einem Mann, nachdem mir nichts anderes übrig blieb und ein Versuch war es wert. Beinahe wäre es schiefgegangen, er wollte sich losreißen und fliehen, was ihm natürlich nicht gelang und ich doch noch auf meine Kosten kam. Heute wird es hoffentlich eine Frau werden und es wird meine sexuellen Gefühle hoch Puschen, der Geruch der Todesangst betört mich. Weißt du was Dagmar, es befriedigt mich mehr als der Sex mit dir. Jetzt muss ich aber gehen, denn ich gehe zur Isar hinunter, da wartet sicher schon irgendwo mein zweites Date. Bis Morgen mein Schatz.«

      Jonas stieg die Kellertreppen hinauf und packte seinen Neoprenanzug, seine Badeschuhe und seine Gesichtsmaske, die er immer zu seinem Vampir Kostüm im Fasching trug, in seine große Sporttasche und fuhr mit dem Rad zur Isar.

      Am späten Abend waren immer noch einige Menschen mit Partylaune an der Isar. Sie grillten und grölten, lautes Lachen und laute Musik waren zu hören. Isar aufwärts in sicherer Entfernung stand im Wasser eine dunkle Gestalt und beobachtete eine kleine Gruppe junger Frauen und Männer. Jetzt müsste doch bald einer von ihnen in die Büsche gehen, ich werde mich schon einmal in der Nähe postieren, dachte sich Jonas.

      Er verließ das Wasser und näherte sich vorsichtig den Büschen vor der Böschung, in ihrem Sichtschutz ging er flussabwärts, um nahe genug bei der Gruppe zu sein. Allein der Gedanke an sein Opfer trieb ihm den Puls in die Höhe.

       Wer wird es? Die langhaarige Blonde, der dicke kleine Typ wäre auch nicht schlecht, oder einer von dem Pärchen? Wenn ich wählen könnte, würde mir die langhaarige Blonde am meisten zusagen. Schließlich wäre sie ein leichtes Opfer, der Typ gestern wäre mir bald entwischt das darf sich nicht wiederholen, das ist gefährlich. Sicher hat sie ein weiches schlankes Hälschen, ich spüre schon ihre zarten Knochen mmh.

      Während seiner Gedanken fing sein Körper innerlich zu beben an. Unweigerlich musste er an seine Freundin denken, welche er vor zwei Tagen getötet hatte und seitdem im Keller seines Hauses lag. Er hatte sie nach einem Streit erwürgt, nachdem er sie an der Isar mit einem andern Mann in inniger Umarmung gesehen hatte. Während des Tötens stellte er überrascht fest, dass ihm das Töten einen besonderen Kick der Befriedigung gab. Der Gedanke des Tötens allein, versetzte ihm sogar ein kurzes Kribbeln durch den ganzen Körper und das Verlangen nach diesem wunderschönen Gefühl, ließ ihn nicht mehr los.

      Wie von ihm erhofft, stand die blonde junge Frau auf und ging zu den Büschen. Komm nur her, halte dich ein bisschen weiter links, ich erwarte dich. Dachte er sich, während er sie mit seinem Blick wie hypnotisierend verfolgte, während sie näher kam.

      Petra kam nichts ahnend auf ihn zu. Als sie die für sich geeignete Stelle erreicht hatte, legte sich plötzlich von rückwärts eine kalte Hand auf ihren Mund, die sie sofort am Schreien hinderte.

      Ein Schauder fuhr ihr durch den ganzen Körper, sodass es ihr die feinen Härchen im Nacken und an den Armen aufstellte. Ihr Herzschlag fing zu rasen an und der Puls pochte ihr bis in die Schläfen hoch.

      Petra versuchte sich heftig aus der Umklammerung zu befreien, doch sein Griff war erbarmungslos. Sie versuchte seine Hand am Mund wegzuziehen, doch sein eiserner Griff wurde noch fester und sie glaubte er würde ihr die Zähne eindrücken, so sehr schmerzte sie sein harter Griff. Petra spürte den kalten