Andrea Vogelgesang

Die Farbe Türkis


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      Andrea Vogelgesang

      Die Farbe Türkis

      Ein Ferienroman

      Dieses ebook wurde erstellt bei

      

      Inhaltsverzeichnis

       Titel

       1

       2

       3

       4

       5

       6

       7

       8

       9

       10

       11

       12

       13

       Impressum neobooks

      1

      Die Augen hielt ich fest geschlossen. Mit dem Zeigefinger meiner rechten Hand wirbelte ich kreisend durch die Luft. Dann ließ ich ihn unwillkürlich fallen. In dem Moment, als er die Tischplatte berührte, schaute ich auf die vor mir ausgebreitete Landkarte. Er war im Mittelmeer gelandet, genau vor Mallorca und Menorca.

      Melissa, meine Freundin, scherzte: „Wo willst du denn hin, ins Wasser?“

      „Auf jeden Fall ans Meer“, entgegnete ich lachend.

      „Jetzt musst du auswählen!“

      „Ich bin für Mallorca“, meinte Melissa entschieden. „Dort soll es so schön sein – La isla bonita.“

      Am gleichen Nachmittag saßen wir beide im Reisebüro und machten unseren Urlaub fest. Zwei Wochen all inclusive in einem kleinen Hotel. Das hörte sich gut an, davon hatte ich schon lange geträumt, war ich doch ganze drei Jahre nicht mehr richtig im Urlaub gewesen. Und gerade jetzt, wo der Sommer so gar nicht kommen wollte. Dabei war es schon Juni. Doch irgendwie hörte es nicht auf, kalt zu sein. Regen, Regen. Regen. Ich hatte so die Nase voll von dem grauen Wetter.

      Im Job war es anstrengend und gleichförmig. Mich nervten die immer gleichen Fragen der Teilnehmer in meinen Computerlehrgängen. Andererseits gab es oft kniffelige Probleme an den PCs, die höchste Konzentration erforderten. Wären dies die Inhalte, die mich bis an das Ende meines Lebens oder besser gesagt meiner Berufstätigkeit begleiten sollten? Die Luft war für mich auf jeden Fall jetzt schon raus.

      Abends wenn ich nach Hause kam, war ich oft lustlos und ich ging kaum noch aus. Meist kochte ich mir nur eine Kleinigkeit, ging in die heiße Badewanne und dann ab ins Bett.

      Seit ich mich an Sylvester von Oliver getrennt hatte, unternahm ich kaum noch etwas. Manchmal grübelte ich – war die Entscheidung richtig gewesen? Dann lag ich traurig auf dem Sofa, hörte unser Lieblingslied, zu dem wir damals vor zwei Jahren das erste Mal getanzt hatten. Da hatte ich gedacht, dass Oliver der „Richtige“ gewesen wäre. Alles hatte so traumhaft begonnen. Er war aufmerksam gewesen, machte mir ständig Komplimente und er sah gut aus. Außerdem startete er beruflich so richtig durch. Eigentlich schien alles perfekt, aber nach ein paar Monaten schon hatte sich die Gewohnheit in unsere Beziehung eingeschlichen und er gab sich gar nicht mehr richtig Mühe. An den Wochenenden legte er entweder noch Homeofficestunden ein oder er widmete sich intensiv seinen Hobbies – Freunde und Fußball. Entweder trafen sie sich stundenlang zum Kicken auf den Alsterwiesen oder sie gingen zu ihrem Kultverein, dem HSV. Und das interessierte mich nun wirklich nicht. Für mich blieb immer weniger Zeit und mein Frust wurde immer größer. Ohne die Aufmerksamkeit, die ich mir so sehr wünschte, hatte ich nicht mehr neben ihm her leben wollen.

      So war ich nun schon seit sechs Monaten Single, wie man so schön sagt. Eines Abends schaute ich wie so oft zu meinem Dachfenster hinaus. Graue Wolken zogen vom Wind getrieben vorüber, wieder ging ein Schauer nieder. Regentropfen benetzten das Glas und ich spürte wie mir eine Träne die Wange hinunter lief.

      Drei Tage später, es war ein Samstagmorgen, fielen mir aus dem Briefkasten unter der Tageszeitung und Reklamesendungen zwei Briefumschläge entgegen. Auf dem einen erkannte ich direkt das Logo unseres Reisebüros. Schnell lief ich nach oben und setzte mich mit einer Tasse Kaffee an den Frühstückstisch. Als ich das Couvert aufriss, blitzten mir schon der Hotelvoucher und das Flugticket entgegen: Carina Schöller, 5.7. 6.00 Uhr Hamburg ab - 8.20 Uhr Palma de Mallorca an. Noch eine Woche, dann würde es losgehen. Sofort rief ich Lissa an. Auch sie hatte schon Post erhalten. An diesem Morgen telefonierten wir stundenlang und träumten von unserem bevorstehenden Urlaub.

      Noch einmal nachschauen: War der Herd auch wirklich ausgestellt? Den Schlüssel hatte ich der Nachbarin ja schon gegeben. Der Kühlschrank war abgetaut und das Katzenfutter stand auf dem Küchentisch bereit. -Mau strich mir unruhig um die Beine.

      „Du bist schön lieb, wenn ich weg bin. Moni sieht nach dir“, flüsterte ich ihr zärtlich ins Ohr.

      Ein letztes Mal drückte ich meine Katze fest an mich. Da klingelte es auch schon. Hektisch griff ich meinen Koffer und meine Handtasche, die auf dem Dielentischen lag. Als ich sie hervorzog, fiel mir aus einem kleinen Stapel alter Zeitungen, ein Briefumschlag entgegen. Den hatte ich ja ganz vergessen - neulich - einfach ungeöffnet weggelegt. Ich steckte ihn eilig ein und hastete die Treppe - mit einem traurigen Miau im Rücken - hinunter zum wartenden Taxi. Durch Hamburgs regengraue Straßen wurde ich in aller Herrgottsfrüh zum Flughafen gebracht - einem neuen Leben entgegen. Aber das ahnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht.

      Zwei Stunden später hielten Melissa und ich uns fest an den Händen, vor uns ein Tablett mit dem schlichten Flugzeugfrühstück. Wir hatten uns am Gate getroffen und waren uns freudig in die Arme gefallen. Nun aber saßen wir ängstlich im Flieger und hofften, dass das unangenehme Ruckeln bald ein Ende haben würde. Der Kaffee schwappte auf meine weiße Hose und die Stewardessen sammelten eilig die Tabletts wieder ein. Es kostete uns noch einiges Bangen bis die Schlechtwetterfront durchflogen war. Wie erleichtert und glücklich wir waren, als der Flugkapitän endlich die Landung ankündigt.

      2

      Ein Doppelzimmer mit Meeresblick, die Sicht auf einen feinen Sandstrand, zu beiden Seiten von romantischen Felsblöcken eingefasst und darüber ein unendlich blauer Himmel ohne ein Wölkchen. Dazu diese warme Mittelmeerbrise, die mich - erfüllt vom endlosen Zirpen der Grillen – sanft einhüllte. Das sollte für die nächsten zwei Wochen unser sein! Melissa und ich schauten uns an und hüpften vor Freude wie kleine Mädchen auf der Terrasse umher. Dann holte ich tief Luft und ließ einen Freudenschrei los. Ich hätte die Welt umarmen können. All das Graue und Raue des Alltags schien wie ausgelöscht aus meinem Gedächtnis.

      Was mir gestern noch wie ein weit entfernter Traum erschienen war, hatte sich in