Michael Schenk

Sky-Troopers 3 - Piraten!


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sie einen Hangar zum ersten Mal betraten, vor allem wenn die massigen Landungsfahrzeuge darin standen.

      Wände, Decke und Boden des Hangars waren im eintönigen Standardgrau der Flotte gehalten, aber das Schiff war seit über hundert Jahren im Dienst und diese Zeit hatte ihre Spuren hinterlassen. An der Innenwand und auf dem Boden waren die Spuren von Triebwerksfeuer zu erkennen. Flecken von Schmiermitteln und Betriebsstoffen verzierten den Boden ebenso wie die Kratzer von Werkzeugen oder den Landekufen der Boote.

      Mit nur wenigen Metern Zwischenraum standen die Fast Landing Vehicles, die FLV, Seite an Seite, von oben und den Seiten durch grelle Lichter angestrahlt, während unter ihnen, am Boden, nur trübes Zwielicht herrschte. Bis vor wenigen Minuten hatten hier die Wartungstechniker im Licht ihrer Arbeitslampen an offenen Klappen und Schächten gearbeitet. Jetzt waren die fahrbaren Werkzeugschränke fort. Der Geruch nach heißem Metall, verschiedenen Ölen und Schweiß hing noch in der Luft. Die Rufe und Flüche jener Männer und Frauen waren zu hören, welche die letzten Container und Frachtmodule zu den Landungsbooten brachten. Die breiten Heckklappen der FLVs standen noch offen. Sky-Trooper in ihren bionischen Kampfanzügen verstauten die Ladungen und zurrten sie fest.

      Die Fast Landing Vehicles standen in langer Reihe und unterschieden sich nur durch die aufgemalten Kennziffern und die individuellen Bezeichnungen, mit denen ihre Besatzungen sie versehen hatten. Man sah eine Reihe von Comicfiguren und Fantasiegestalten, meist in Kombination mit einem markigen Motto.

      Ein schnelles Landungsboot war rund fünfzig Meter lang, fünfzehn breit und knappe acht Meter hoch, wenn man die ausgefahrenen Landekufen nicht einrechnete. Die drei Stützen hoben den Rumpf nochmals drei Meter über den Boden. Die Rümpfe wirkten massig und gedrungen und waren in graugrüner Tarnfarbe lackiert. Eigentlich eine eher unsinnige Maßnahme, aber es entsprach schlicht der militärischen Tradition. Die Bauchseite war sanft gerundet und wirkte als Tragfläche. Sie war mit Hitzekacheln bedeckt, die in dunklem Grauschwarz schimmerten. Alle Boote im Backbord-Hangardeck Eins zeigten am Leitwerk das geflügelte Pferd der Sky-Cav, dazu an den Seiten das Wappen des fünften Regiments.

      Es gab keine Flügel, nur ein v-förmiges Leitwerk auf dem Heck, welches bei Bedarf abgesenkt oder ausgefahren werden konnte. An den Flanken und der Oberseite waren die ausladenden Schächte des Staustrahltriebwerkes zu sehen. Ihre Ansaugöffnungen waren mit Tri-Stahl-Gittern versehen. Am Heck befand sich die breite Rampe für die Truppen, an der Backbordseite die kleine Mannschleuse für die Flugbesatzung. Die vollverglaste Kanzel am Bug war ein wenig nach links versetzt, neben ihr befand sich die tonnenartige Schutzhülle der schweren Gatling-Revolverkanone.

      Major Joana Redfeather trug inzwischen ebenfalls ihren bionischen Kampfanzug. Eine matt schimmernde hellgraue Panzerung, mit schwarzen, schildartigen Verstärkungen an den Oberarmen und Schienbeinen. Der kugelförmige Helm war dunkelgrau und besaß ein nachtschwarzes Visier, das jedoch von innen her vollkommen klar erschien. Diese Helmscheibe war zugleich das Display für die im Helm eingebauten Scanner und Kommunikationseinrichtungen. Der persönliche Mini-Comp wurde in einer Schutzhülle am linken Unterarm befestigt. Zu dem Anzug gehörte ein breiter Gurt, an dem, je nach Bedarf, Atemlufttanks, Energiepacks, Erste-Hilfe-Sets, Reservemunition und anderes hilfreiches Zubehör befestigt werden konnten. Man konnte auch einen Rückentornister montieren, um Energie- und Luftreserven zu erhöhen.

      In diesem Fall konnten die Trooper auf ihre militärische Bewaffnung verzichten. Es gab keinen Feind zu bekämpfen, außer dem Feuer am Boden und der Not der Siedler. Dafür wurden die Männer und Frauen mit anderen Ausrüstungsgegenständen versehen und die Sergeants der Kompaniezüge kontrollierten ein letztes Mal, ob alles an seinem Platz war.

      Stapler und Lastenheber rangierten zwischen den Raumfahrzeugen und Soldaten umher und hin und wieder waren derbe Flüche zu hören, wenn es beinahe zu einer Kollision gekommen wäre. Es würde eng in den Laderäumen werden, denn in jedem sollten zwei Container oder Module und ein Zug Sky-Trooper Platz finden.

      „Sky-Command an alle: Flight-Command hat uns gerade informiert, dass man Kontakt zu einer Orbitalstation bekommen hat. Derzeit werden Lagebilder in Echtzeit an uns übertragen. Wir bereiten sie auf und übermitteln sie an Ihre Mini-Comps.“ Die Stimme des Controllers kam über Lautsprecher und die Implants. „Taktische Einsatzpläne werden aktualisiert und synchronisiert. Einsatzabschnitte werden an die Kommandooffiziere übermittelt. Achtung, wir schwenken in einer Stunde und zehn Minuten in den Orbit ein. Sky-Command erwartet Meldung zur Startbereitschaft in dreißig Minuten, ich wiederhole, dreißig Minuten.“

      „Also, spuckt in die Hände, Troopers“, forderte Mario Basari die Angehörigen der C-Kompanie des fünften Regiments auf, die noch mit der Beladung des FLV 5-01 beschäftigt waren. „He, Sergeant Galley, Trooper Wenzoe bewegt sich, als wäre er schon vor Tagen verstorben.“

      „Roger, Sarge, werde ihn zum Leben erwecken“, versicherte June Galley.

      „Command Sergeant-Major an alle Sergeants der Fünften: Achtet mir auf die Verankerungen der verdammten Container“, befahl der Sergeant-Major. „Wir werden steil reingehen.“

      Sie würden schnell zur Oberfläche hinunterstoßen und dazu einen sehr steilen Eintauchwinkel nutzen, denn dort unten tobten Brände. Feuer besaß eine dynamische Wirkung. Solange es Nahrung, Sauerstoff und die richtige Temperatur vorfand, breitete es sich immer weiter aus. Basari hatte sich die Zeit genommen, einen kurzen Blick auf die aktuelle taktische Karte zu werfen, und was er dort sah, gefiel ihm überhaupt nicht.

      Das Raumschiff war offensichtlich über ausgedehnten Getreidefeldern abgestürzt. Die Brände hatten sich von dort, mit der herrschenden Windrichtung, förmlich in die Stadt hineingefressen. Unglücklicherweise genau in jene Richtung, in der, jenseits des bebauten Gebietes, ausgedehnte Wälder begannen. Für die Siedler eine verhängnisvolle Situation.

      „Sergeant-Major Basari?“

      Er erkannte die Stimme Joanas. „Major, Ma´am?“

      „Ich habe mich mit den anderen Offizieren über die Kommandofrequenz abgesprochen. Wir werden im Halbkreis, entgegen der Windrichtung und Ausbreitungsrichtung der Feuer, landen. Unser Bataillon wird im Zentrum eingesetzt. Es bleibt also nicht viel Zeit, um zu entladen, da die FLVs sofort wieder starten, um den nächsten Schwung Ausrüstung zu holen. Schärfen Sie allen Zug- und Truppführern ein, dass Menschenrettung die oberste Priorität hat. Auf der taktischen Karte ist die Position der drei geplanten Feldhospitäler markiert. Die Feuer dürfen sich nicht in deren Richtung ausbreiten und die Zugangsschneisen müssen frei gehalten werden. Wir haben übrigens eine erste Information, dass etliche der Gebäude doch unterkellert sind. Dort könnten sich, auch in der unmittelbaren Gefahrenzone, noch Überlebende befinden.“

      „Wenn denen die Luft nicht ausgeht, Ma´am.“

      „Genau deswegen müssen wir schnell und wirksam vorgehen. Sie bekommen die taktischen Infos in zehn Minuten auf Ihren Mini-Comp. Sobald wir in den FLVs sitzen, weisen wir die Trooper ein.“

      „Roger, Ma´am.“

      Die Hauptarbeit wurde von den Troopern und Unterführern auf Kompanieebene bewältigt. Auch wenn die Ladearbeiten wie ein Chaos wirkten, wusste doch jeder, welches Frachtstück zu welchem Landungsboot gebracht werden musste. Sobald die Einsatztruppe startete, würden die Wartungsmannschaften bereits die nächste Beladung vorbereiten. Schon jetzt stapelten sich weitere Container in den Gängen vor den Hangars.

      Über die allgemeine Frequenz der Implants liefen immer mehr Bestätigungen ein, dass die FLVs fertig beladen waren. Unten, auf dem Boden von Neijmark, würde man die Kommunikatoren der Helme benutzen müssen, da es dort keine Übertragungseinheiten für die Implants gab, wie sie in jedem Raum des Trägerschlachtschiffes vorhanden waren.

      „Hier Kelly“, meldete sich der Captain von Joanas C-Kompanie. „Alle FLVs des ersten Bataillons sind fertig beladen. Einschiffung der Trooper beginnt, Ma´am.“

      „Danke, Jerome.“ Joana rief das Datendisplay ihres Mini-Comp auf. Ringsum wurden Stapler und Lastenheber zu den Ausgängen gefahren. Die Wartungsteams und Arbeitsmannschaften räumten die Hangars und die Innentore begannen bereits, sich zu schließen. Sky-Trooper stiegen, schwer beladen mit der persönlichen