Michael Schenk

Sky-Troopers 3 - Piraten!


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weiter aus. Sie schaltete auf die Frequenz, die der internen Kommunikation des fünften Regiments vorbehalten war. „Erstes Bataillon an Zweites und Drittes: Die Ausbreitung der Brände muss so schnell wie möglich gestoppt werden. Vermutlich befinden sich Überlebende in jenen Trümmern, denen sich die Feuer nähern. Ich empfehle zwei Drittel der Trooper direkt mit den Impuls-Löschkanonen einzusetzen, jedoch ein Drittel zur Suche nach Überlebenden abzustellen. Bis die Sechste, die hinter uns landet, mit der Bergung beginnen kann, könnte es für einige schon zu spät sein.“

      Colonel Carruthers Stimme war plötzlich zu hören. „Alle Bataillone: Sehen Sie das als Befehl.“

      „Festhalten, Leute“, rief Wenders. „Das wird jetzt ein wenig hart.“

      Die 5-01 wankte unvermittelt heftig von rechts nach links und zurück und Joana klammerte sich instinktiv an ihrem Notsitz fest, obwohl die Gurte noch geschlossen waren. Das Landungsboot befand sich noch rund zehn Meter über dem Boden und der Pilot ließ es nun durchsacken. Der massige Rumpf setzte mit den drei Kufen auf, deren hydraulische Elemente bis zum Äußersten beansprucht wurden.

      Noch während das FLV zurückfederte, löste Sergeant-Major Basari seine Gurte. „Alles auf, Troopers. Vergesst euren Plunder nicht. Galley, mach die Heckrampe auf. Riordan, deine Gruppe lädt die Container aus, und zwar schnellstens.“

      Überall schnappten Gurtschlösser auf. Sergeant June Galley sprang zur Schaltung der Heckrampe und hieb mit der flachen Hand darauf. Summend begann sich die Rampe zu senken, während sich der Zug Sky-Trooper formierte. Die breite Klappe hatte den Boden noch nicht berührt, da sprang Galley bereits hinaus und die anderen folgten ihr, mit Ausnahme der sechs Trooper, die zu Riordans Gruppe gehörten. Diese begannen die Befestigungen der Frachtcontainer zu lösen.

      Joana klopfte Wenders aufmunternd auf die Schulter und verließ dann das Cockpit. Sie verzichtete auf die Benutzung der Personenschleuse, da ihr dies zu lange gedauert hätte und die Heckrampe bereits offen war. „Basari?“

      „Bin vorne am Bug, Ma´am. Sieht hier ziemlich trostlos aus.“

      „Bin auf dem Weg“, versicherte Joana.

      Wer seinen Helm noch nicht geschlossen hatte, tat es spätestens beim Verlassen des Landungsbootes. Die Luft schien schwer vom Rauch, der die Atemwege reizte. Joana stellte eine Verbindung zum siebten Regiment her. „Erstes Bataillon Fünfte an Siebentes: Starke Rauchentwicklung und Brandgase am Einsatzort. Wir müssen mit sehr vielen Rauchvergiftungen rechnen. Schickt an Sauerstoffmasken und Beatmungsgerät, was ihr entbehren könnt.“

      Sie schaltete ihr Helmdisplay ein. Ein Symbolgitter legte sich halbtransparent über ihre Realsicht und sie sah die tetronischen Echoimpulse ihrer Trooper und der Einheiten im Umfeld. Sergeant Galley dirigierte ihre Trooper zu einer auseinandergezogenen Linie, mit jeweils fünf Metern Abstand zwischen den einzelnen Troopern. Es war keine beeindruckende Linie, aber mehr war nicht zu machen, wollte man, wenigstens in diesem Abschnitt, effektiv gegen das Feuer vorgehen.

      „Okay, Leute, stellt die Impulskanonen auf maximale Reichweite und höchste Schussfolge. Diesem Mistfeuer müssen wir mit der groben Kelle begegnen“, war die Stimme der Sergeantin zu hören. „Wir gehen parallel und gleichzeitig vor. Achtet auf die Anzeigen. Wer auf fünfzig Schuss runter ist, fällt ins zweite Glied zurück. Bremer, Laumer und Keller ... Ihr holt neue Tornister für alle, wenn ihr auf Null runter seid.“ Die drei genannten waren die kräftigsten Trooper in Galleys Löschgruppe und würden die Reservetornister notfalls sogar ohne bionische Verstärkung holen können.

      Die für die Brandbekämpfung vorgesehenen Männer und Frauen trugen große Tornister auf dem Rücken. In diesen befanden sich eine Pressluftflasche und ein Wasserbehälter mit zweihundert Litern. Ohne die bionischen Verstärkungen der Kampfanzüge hätte sich keiner der Trooper noch bewegen können. Zwei gepanzerte und hitzegeschützte Schläuche führten zu der Impuls-Löschkanone. Im Grunde ein unterarmlanges Rohr mit zwei Handgriffen. Am hinteren befand sich der breite Hebel, mit dem die Kanone ausgelöst wurde. Das Prinzip des Löschvorgangs war einfach und schon auf der Erde bewährt gewesen.

      Wasser war noch immer eines der effektivsten Löschmittel. Durch sein hohes Wärmebindungsvermögen kühlte es Brandgut ab und brachte es damit unter eine Temperatur, in der es noch brennen konnte. Dafür verwendete man drei verschiedene Verfahren. Der massive und durchgehende Vollstrahl förderte Wasser über weite Strecken und drang aufgrund seiner Wucht tief in Brandgut ein. Ihn verwendete man, wenn man sich dem brennenden Objekt nicht genug nähern konnte, um stattdessen den Sprühstrahl einzusetzen. Bei diesem wurde das Wasser, wie der Name schon verriet, versprüht, wodurch es einen siebenfach stärkeren Abkühleffekt hatte, als ein Vollstrahl. Allerdings fehlte dabei die Wurfweite und man musste nahe an das Feuer heran. Bei beiden Methoden wurde das Wasser mit einem Überdruck zwischen fünf und acht Atmosphären eingesetzt. Das fünfte Regiment würde hier jedoch das Impuls-Löschverfahren nutzen. In die rohrartigen Löschkanonen wurde ein Liter Wasser eingelassen, der dann, in Form eines Impulses, mit rund fünfundzwanzig Atmosphären Überdruck „abgeschossen“ wurde. Die Schussweite war erbärmlich, aber der extrem feine Wassernebel entzog dem Feuer enorme Hitzemengen. Eigentlich hätte man dieses Verfahren bei den brennenden Häusern von Neuwstat nicht anwenden können, da die Hitze, Flammen- und Rauchbildung immens waren, aber die Sky-Trooper trugen ihre Kampfanzüge und konnten sehr dicht heran.

      Von Sergeant Galleys Truppe war das dumpfe Abschussgeräusch der Impuls-Löschkanonen zu hören. Die modernen Geräte erlaubten es, alle zwei Sekunden einen „Wasserschuss“ abzugeben. Die Sky-Trooper schienen sich in einer eigenen Nebelwand aus Wasserdampf zu bewegen, während sie langsam, Schritt für Schritt, auf die Feuer zugingen.

      „Auf die Temperaturanzeigen achten, Troopers“, mahnte Sergeant-Major Basari. „Die Anzüge sind zwar für knapp tausend Hitzegrade gut, aber das gilt nicht für eure Löschtornister.“

      Inzwischen zog Sergeant Riordans Trupp die beiden Container aus dem Laderaum. Riordan sah sich kurz um, ob jemand im Gefahrenbereich war, und stellte dann die Verbindung zu Wenders her. „Okay, Kutscher, das Gepäck ist draußen. Gefahrenbereich ist geräumt. Guten Flug.“

      „Roger. 5-01 meldet sich ab. Sind wahrscheinlich in fünfzig Minuten zurück. Viel Glück, Troopers.“

      Riordan und die anderen duckten sich, als die im Leerlauf befindlichen Triebwerke des Landungsbootes zu dröhnen begannen. Eine Wolke aus Dreck und Staub wirbelte auf und hüllte alles ein, bis sich sie langsam senkte, als das FLV an Höhe gewann.

      „Also los, Leute, holen wir die Schätzchen aus dem Geschenkpapier.“ Der Sergeant eilte zu einem der Container und schlug auf die Verriegelung. „Na los doch, Galley kann das Feuer mit ihren Spielzeugkanonen nur begrenzt aufhalten. Wir brauchen das schwere Gerät.“

      Die anderen kamen herbei und halfen ihm die beiden Flügelklappen zu öffnen. Ein gedrungenes Fahrzeug wurde sichtbar, welches den Innenraum fast vollständig ausfüllte. Einer der Männer kroch über die Frontpartie zu der offenen Mannluke. Augenblicke später erwachte die Turbine des Ungetüms zum Leben und es rollte auf breiten Gleisketten aus seinem Gefängnis hervor. Das Fahrwerk war multifunktional und konnte mit verschiedenen Aufbauten versehen werden. Die grellrote Lackierung dieses Fahrzeugs wies auf seine Bestimmung zur Brandbekämpfung hin, noch bevor man den schwenkbaren Turm mit der schweren Wasserkanone sah.

      Ein zweiter Trooper bestieg das Fahrzeug, um den Wasserwerfer zu bedienen. Dumpf brummend rollte der Löschpanzer in die Richtung von Galleys Truppe, während Riordan und der Rest das zweite Fahrzeug einsatzbereit machten.

      Hätte Joanas Abteilung es noch mit den Bränden von mehrgeschossigen Häusern zu tun gehabt, so wäre das Impuls-Löschverfahren nicht nutzbar gewesen. Die Trooper mussten sehr dicht an das brennende Objekt heran, um noch effektiv zu sein, und die Gefahr, dass ein Gebäude über ihnen einstürzte, wäre einfach zu groß gewesen. Die Kampfanzüge machten die Männer und Frauen stark und ausdauernd, und schützten vor vielen Gefahren, aber sie machten nicht unverwundbar.

      Die beiden Löschpanzer waren ein anderes Kaliber. Ihre Hochdruckkanonen förderten das Wasser über bis zu zweihundertfünfzig Meter und mit großer Wucht.

      „Achtung,