Michael Schenk

Sky-Troopers 3 - Piraten!


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worden. Dazwischen waren sogenannte Trümmerkegel, bei denen die Reste von Haus und Inventar ein wildes Durcheinander bildeten.

      „Die Leute haben recht stabil gebaut“, räumte Fernandez ein. „Massive Balken und die Wände sind sehr dick. Ist das alles massives Holz, Sir?“

      „Dann müssten die hier eine Menge mordsmäßiger Bäume haben“, erwiderte der Lieutenant. „Nein, das Gerüst des Hauses besteht aus massiven Balken, der Rest sind dicke Bretter. Die Wände wirken nur so dick, weil sie die Hohlwände mit Isoliermaterial ausgestopft haben. Da, an der Wand dort, können Sie das sehr gut erkennen, Sarge.“

      „Ist aber eine Menge von dem Isolierzeugs, Sir.“

      „Schätze, die haben hier sehr kalte Winter.“ Bradshaw tippte ein paar Daten in sein taktisches Display. „Wir müssen auf die Keller achten“, erinnerte er. „Ein paar sind sicherlich intakt geblieben und bieten recht gute Überlebenschancen. Da, wo die Trümmer der oberen Stockwerke hineingestürzt sind, haben die Leute kaum eine Chance gehabt. Doch selbst da kann es Überlebende geben.“

      „Roger, Sir. Ich würde empfehlen, dass Sie an den Gebäuden scannen, bei denen alles nach unten eingebrochen ist. Ihre Scanner sind stärker.“

      „Guter Vorschlag, Sarge. Machen wir es so.“ Die Kampfanzüge der Offiziere waren mit besseren Scannern und Kommunikationseinrichtungen versehen, was sie allerdings erheblich verteuerte und somit nicht zum Ausrüstungsteil der Unteroffiziere und Trooper machte.

      Beide aktualisierten die Lagekarte kontinuierlich mit den Ergebnissen ihrer Scans und markierten die beschädigten oder zerstörten Gebäude mit den entsprechenden Symbolen. Seit Jahrhunderten gab es taktische Zeichen, mit denen man die Zerstörungen einfach und doch bildhaft darstellen konnte. Für die Bergungskräfte ein wichtiges Mittel, um einschätzen zu können, welche Hilfsmittel sie benötigten und welche Gefahren bestanden, wenn man die Trümmer absuchte.

      „Ich habe hier drei Echos, Fernandez!“, rief Bradshaw erregt und gab seinem Unterführer einen Wink. „Hier, an diesem Haus.“

      Der Lieutenant stand an einem Holzhaus, das ursprünglich aus Erdgeschoss, Obergeschoss und Dachgeschoss bestanden hatte. Drei der Wände standen noch, auch wenn sie stark beschädigt waren. Die vierte war nach außen gestürzt. Dach und Böden der Stockwerke waren nach innen eingebrochen, hatten dabei die Kellerdecke durchschlagen und lagen nun schräg, wie die Karten eines Spiels gestapelt, übereinander. Trümmer und die Einrichtung der drei Etagen waren in den Keller hinabgerutscht.

      „Ich komme, Sir.“ Der Sergeant gab den wartenden Troopern ein Zeichen und eine der Gruppen hastete heran. „Können Sie das auf mein Display übertragen? Ah, danke, Sir, ich habe es.“

      José Fernandez hielt neben seinem Offizier. „Sehr schwache Echos. Ich glaube, die kommen von unten, da, wo sich der Keller befinden müsste. Wird übel, Sir. Das ganze Zeug ist da hineingekracht.“

      „Mit Schichtung ausgepresster Raum“, dozierte Bradshaw düster. „Die Böden der Stockwerke sind wie die Karten eines Spiels nach unten gesackt und stehen nun im schrägen Winkel. Lehnen sich alle an die Nordwand. Die werden wir abstützen müssen, ihre Balken werden das Gewicht nicht lange halten.“

      „Na, bis jetzt hat es das“, brummte Fernandez. „Aber hier ist genug Holz, um jede Menge Abstützungen und Aussteifungen vorzunehmen. Bei der Schichtung müssten wir eigentlich von der Seite ran, aber da ist kein Platz. Aufklappen, Sir?“

      Damit meinte der Sergeant, die schräg stehenden Böden der Stockwerke, die nun im Keller standen, nacheinander zur Seite zu klappen, so, wie die Seiten eines Buches.

      „Etliche der Balken und Bohlen der Etagenböden sind angeschlagen. Die werden brechen, wenn wir sie bewegen. Nein, erst einmal müssen wir den Kleinkram nach oben ausräumen. Dann bekommen wir Platz, damit wir von der Seite zwischen die Schichtungen können.“

      „Wir könnten durchbrechen, Sir. Ist nur Holz und das bekommen wir schnell klein.“

      „Ja, klar, und wenn es bricht, dann werden die Leute darunter aufgespießt. Nein, Sarge, wir werden die Siedler lebend da rausholen und ihnen nicht den Rest geben, weil das schneller geht.“

      „Sir, am zweiten Gebäude halb links hat Trooper Saumer etwas gehört“, meldete einer der beiden Corporals des Trupps.

      „Was hat er gehört?“

      „Ich bin mir nicht sicher, L-T“, gab Saumer zur Antwort und benutzte dabei das übliche Kürzel für einen Lieutenant. „Aber ich meine, meine Mikrofone haben so etwas wie ein Stöhnen aufgefangen.“

      „Diese Häuser machen alle möglichen Geräusche“, meinte ein anderer.

      „Verwundete auch“, erwiderte Bradshaw mit harter Stimme. „Okay, Corporal Weil, Sie und Saumer gehen mit dem zweiten Halbtrupp der Sache nach. Der erste Halbtrupp arbeitet mit mir an diesem Haus. First-Sergeant Fernandez, Sie nehmen die beiden anderen Halbtrupps und suchen weiter die Straße entlang. Sorgfältig scannen und was frei ist, markieren. Wir kümmern uns zuerst um die Lebenden, aber kennzeichnen Sie auch die Gebäude, wo Sie auf Tote stoßen.“

      „Keine Sorge, Sir, ich kenne das Verfahren.“

      „Weiß ich, Sarge, aber markieren Sie nicht nur auf unseren taktischen Displays, sondern machen Sie auch Farbmarkierungen am Objekt. Wenn die Einsatzkräfte der Siedler kommen, dann müssen wir davon ausgehen, dass denen keine Displays zur Verfügung stehen. Also, malen Sie schön fett und deutlich das Andreaskreuz. Oben mit der Markierung der Gefahren am Objekt, also zerstörte Versorgungsleitungen oder Gefahrstoffe, links tragen Sie die Zahl der lebend und rechts die der tot geborgenen Personen ein.“

      „Natürlich, Sir.“ Man merkte Fernandez an, dass er ein wenig genervt war. „Und unten im Kreuz markiere ich, welche Einheit das Objekt abgesucht hat.“

      „Entschuldigung, Sarge, ich bin ein wenig nervös.“

      „Sind wir wohl alle, L-T.“

      Bradshaw wies auf zwei Stellen an der Straße. „Geräteablage richten wir dort ein. Verletztenablage da drüben. Stellt einen Sichtschirm auf. Die Geretteten sollen das Chaos nicht noch ständig vor Augen haben.“

      „Und, äh, die Toten, Sir? Ich meine, die lassen wir doch nicht drin, oder?“

      „Die wir leicht erreichen können, legt dort ab. Wenn möglich, stellt ihre Identität fest. Die Toten, die wir erst ausbuddeln müssen, lassen wir liegen, bis wir alle Lebenden gerettet haben.“

      Der Trupp mit Trooper Saumer stand an dem Gebäude, aus dem der Soldat das Stöhnen gehört haben wollte. Die Männer und Frauen fächerten zu einer Linie auseinander und begannen, langsam und vorsichtig, auf den Trümmerkegel des Gebäudes zuzugehen. Sie achteten sehr genau darauf, wohin sie ihre Füße setzten, um nicht auf Überlebende, die Überreste von Toten oder nachgebende Elemente zu treten.

      Bei Bradshaw war inzwischen ein voller Halbtrupp versammelt. Wenig genug, wenn man sich vor Augen führte, welche Aufgabe sie zu bewältigen hatten. Aber sie besaßen nicht nur Werkzeug, sondern vor allem ihre bionisch verstärkten Kampfanzüge.

      „Okay, Troopers, ausschwärmen und langsam vorgehen. Lose Trümmer, die wir ausräumen können, nach links zur Seite. Werft nichts auf die Straße, die wird noch gebraucht. Und achtet darauf, wohin ihr eure Füße setzt.“ Bradshaw schaltete den Außenlautsprecher seines Anzuges ein und hob gebieterisch den Arm. „Achtung, alle Arbeiten kurz unterbrechen.“ Er hob seine Stimme. „Hier ist die Sky-Cav! Wir sind hier, um euch zu retten! Wenn ihr antworten könnt, gebt uns ein Zeichen. Ruft oder klopft gegen ein Trümmerteil.“

      Wenn ein Verschütteter Glück hatte, lag er so, dass er gegen ein Metallrohr schlagen konnte. Das leitete den Schall sehr gut. Ein solches Lebenszeichen würde die Trooper anspornen, auch wenn das Klopfen kaum geeignet war, den Hilfesuchenden ausfindig zu machen. Das verbogene Rohr einer Versorgungsleitung konnte in den bizarrsten Winkeln zwischen den Trümmern entlang führen. Ihm zu folgen kostete wertvolle Zeit. Aber hörte man ein Lebenszeichen, dann konnte