Michael Schenk

Sky-Troopers 3 - Piraten!


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in jene Bereiche, in denen es die schweren Zerstörungen und Brände gab. Andere brachten Lebensmittel herbei, um die Überlebenden zu versorgen, und betreuten die Verletzten und die Kinder. Es gab hier keine Anzeichen des Chaos, nur den festen Willen, die Katastrophe zu überstehen.

      Die Landung der FLV wurde mit Jubel belohnt und viele Kolonisten eilten herbei. Nicht, weil sie Hilfe in Anspruch nehmen wollten, sondern die ihre anboten.

      Captain Doris van Dyke und ihre Halbkompanie wurden zusammen mit zwei Frachtcontainern abgesetzt und beeilten sich, das FLV zu entladen, damit es rasch starten und die nächste Ladung bringen konnte. Nach dem taktischen Einsatzplan sollten die fünf Mobilen Hospitäler in einigem Abstand zueinander errichtet werden. Weit genug von der Gefahrenzone entfernt, so dass man in Sicherheit arbeiten konnte. Die Offizierin sah überrascht auf fast hundert Siedler, die sich dem Landeplatz näherten.

      Eine junge Frau, mit einem schlichten Bauhelm auf dem Kopf, erwies sich als die Wortführerin und sprach van Dyke sofort an. „Wir sind verdammt froh, dass Sie kommen, und wir können Ihre Hilfe auch echt gut gebrauchen. Aber ich vermute, dabei können wir Sie ganz gut unterstützen. Ich habe hier gute Leute aus allen betroffenen Stadtbezirken, die sich dort bestens auskennen und auch wissen, wer wo wohnt. Wenn Sie also Suchtrupps rausschicken ... Die Leute stehen Ihnen zur Verfügung.“ Die junge Frau legte den Kopf ein wenig schräg, da sie van Dyke´s Zögern als Ablehnung wertete. „Und kommen Sie ja nicht erst auf die Idee, uns abzuweisen. Wir können und wir werden helfen. Und wenn Sie unsere Hilfe nicht annehmen, ziehen unsere Leute eben alleine los. Die meisten sind ja ohnehin schon unterwegs.“

      Captain Doris van Dyke schüttelte lächelnd den Kopf. „Keine Sorge, wir helfen gerne und wir sind selber für jede Hilfe dankbar. Wenn wir unsere Kräfte und Kenntnisse vereinen, dann nutzt das ja vor allem jenen, die auf unsere Hilfe hoffen. Sie, äh, befehligen diese Leute?“

      „Ah, typisch Militär.“ Die Frau lachte. „Wir haben eine ganze Reihe von Leuten, die hier das Sagen haben. Aber wir haben das aufgeteilt, je nachdem, wer von was eine Ahnung hat. Belmer da drüber, das ist der mit dem Feuerwehrhelm, kommt aus der Feuerzone. Er gehört zu unserer städtischen Brandwehr und hat sich verletzt. Der Einsatzleiter hat ihn zurückgeschickt und jetzt organisiert er hier den Nachschub für die Löschkräfte und ein paar Leute, die diese dabei unterstützen. Marte betreut unseren provisorischen Kindergarten. Kettler und seine Leute stellen fest, wer es alles aus der Gefahrenzone geschafft hat. Alles auf handschriftlichen Listen. Wir haben zwar ein paar Mini-Comps und einige dieser veralteten Smart-Comps, aber die Energiezellen sind am Ende und unsere Stromversorgung ist am Arsch. Keine Möglichkeit zum Aufladen, und wenn es nachher dunkel wird, dann werden wir uns wohl mit Taschenlampen, Partyleuchten und Lagerfeuern behelfen müssen.“

      „Sie haben keine Ahnung, was wir alles so mit uns schleppen“, erwiderte van Dyke. „Das hier ist nur die erste Einsatzwelle, weil wir nicht alles auf einmal in den zweihundert Landungsbooten unterbringen können. Da kommt noch viel mehr nach.“

      „Zweihundert?“ Die Frau riss die Augen auf. „Wie viele Schiffe habt ihr da oben?“

      „Trägerschlachtschiff D.C.S. Trafalgar“, erwiderte die Offizierin. „Wir bringen drei volle Regimenter Sky-Cav mit achtzehnhundert Troopern nach hier, und dazu jede Menge Ausrüstung und fünf komplette MHs.“

      „M ... was?“

      „Mobile Hospitäler. Dazu fünfzig Ambulanzwagen. Wie Sie sehen, sind meine Leute schon dabei, die ersten auszupacken.“

      Einer der Container am Landepunkt von van Dyke´s FLV enthielt zwei kleine Ambulanz-Fahrzeuge. Die Trooper ihrer Halbkompanie waren bereits emsig dabei, sie zu entladen. Die beiden Fahrzeuge in den Farben des Rettungsdienstes, mit dem großen blauen „Star of Life“ an den Flanken, wirkten seltsam deplatziert in ihrer Sauberkeit.

      „Alle Rettungswagen gehen nach vorne ins Katastrophengebiet“, sagte der Captain zu der Frau. „Meine Sanitäter sind sicher für jede Unterstützung dankbar.“

      „Daran fehlt es nicht. Uns fehlte es bisher nur an der passenden Ausrüstung. Unsere beiden Krankenhäuser liegen leider in dem Gebiet, dass es so schwer erwischt hat. Ah, ich bin übrigens Jenna Olden.“

      „Doris van Dyke“, erwiderte der Captain. „Ich hätte eine Bitte, Jenna ... Könnten Ihre Leute den großen Platz dort freiräumen? Dann können wir dort unser Mobiles Hospital aufbauen.“

      „Kein Problem.“

      In kurzer Zeit gaben die Stadtbewohner die entsprechende Fläche frei. Während ein Halbzug der Trooper, begleitet von Dutzenden von Kolonisten, mit den beiden Rettungsfahrzeugen aufbrach, wurde der zweite Container an den Rand des leeren Platzes geschoben. Mit wenigen Handgriffen wurden die Verriegelungen gelöst und die Seitenflächen nach oben geklappt und abgestützt. Der Container bildete das erste von insgesamt fünfundzwanzig Modulen, aus denen sich das Hospital zusammensetzte. Dieser enthielt das Versorgungsmodul, in dem sich Energieversorgung, Lufterneuerung und Filtersysteme befanden. Genormte Anschlüsse und modulare Technik würden es ermöglichen, die einzelnen Bestandteile außerordentlich schnell miteinander zu verbinden.

      Doris van Dyke war etwas schockiert, als sie von Jenna erfuhr, dass fast fünfundvierzigtausend Menschen in Neuwstat lebten oder zumindest gelebt hatten. Das war fast das Doppelte von dem, was Sky-Command bislang angenommen hatte. Sie gab die entsprechenden Informationen weiter und trieb dann ihre Leute an.

      Nach knapp dreißig Minuten des ungeduldigen Wartens erhielt sie endlich die ersehnte Information, dass die zweite Landung der FLV bevorstand. Fünfzig der Landungsboote waren dafür abgestellt worden, die Module der fünf Hospitäler nach unten zu bringen. Dazu kamen medizinische Vorräte, Lebensmittel und Trinkwasser, da Sky-Command keine Informationen vorlagen, wie es um die Versorgungslage der Stadtbewohner bestellt war.

      Am Landeplatz von Doris van Dyke und ihrer Gruppe herrschte hektische Aktivität, als die FLV in rascher Reihenfolge landeten, entladen wurden und wieder starteten, während Trooper und Siedler einander halfen, die Module miteinander zu verbinden und betriebsfertig zu machen.

      Inzwischen war auch ein Arzt aus Neuwstat bei van Dyke eingetroffen. Ein alter Mann, von den Tätigkeiten der letzten Stunden erschöpft, und doch seltsam entrückt lächelnd, während das Mobile Hospital vor seinen Augen wuchs.

      „Wie viele können Sie versorgen, Doktor?“, fragte er freundlich und schien dabei zu unterstellen, dass van Dyke einen medizinischen Abschluss hatte. Doch das stimmte nur bedingt.

      „Das hängt von der Schwere der Verletzungen ab. Jedes MH kann bis zu fünfhundert Patienten stationär versorgen. Aber, offen gesagt, Doktor Perlau, ich bin nur Medo-Tech und keine Ärztin. Aber das sollte Sie nicht erschrecken. Wir haben natürlich auch ein paar richtige Ärzte im Regiment. Aber die sind nur da, um die Diagnosen zu bestätigen und nötigenfalls eine entsprechende Behandlung zu veranlassen. Das meiste machen wir Techs und unsere Geräte.“

      „Äh, Geräte?“ Doktor Perlau blinzelte irritiert.

      „Im Gegensatz zu einer Arztpraxis oder einem normalen Hospital ist ein MH für Katastropheneinsätze oder Kampfeinsätze konzipiert. Das bedingt, die verschiedensten Arten von Verletzungen oder Erkrankungen so effektiv wie möglich zu diagnostizieren und zu behandeln.“

      „Und wie soll das gehen?“

      „Die Eingänge sind keine normalen Eingänge, Dok. Es sind hochsensible Medo-Scanner. Sobald eine verletzte Person da durchgeht oder durchgeschoben wird, wird sie auch schon vollständig gescannt. Direkt hinter dem Scanner wird ein Chip mittels Hochdruck implantiert. Der beinhaltet die Angaben über die Identität des Patienten, die Diagnosen und die Behandlungen. Verwechslungen sind da ausgeschlossen. Ist übrigens ein Bio-Chip. Funktioniert zwei Wochen, danach beginnt er zu zerfallen und nach drei Wochen ist er völlig aufgelöst. Notfalls wird halt ein weiterer implantiert.“

      „Schön, aber was können Sie behandeln?“

      „Nichts, wenn Sie länger als fünf Minuten ohne Sauerstoffversorgung waren. Ansonsten so ziemlich alles. Wir haben sogar eine Bio-Bank, die Organe, Nerven oder Gehirnzellen