Michael Schenk

Sky-Troopers 3 - Piraten!


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„Die beiden Hauptschleusen sind offen.“

      Das Schiff war unzweifelhaft beleuchtet. Aus diesem Grund ließ sich, wenigstens im Ansatz, erkennen, dass es hinter den riesigen Klarstahlscheiben der Touristendecks kein Leben gab. An einigen Stellen klafften Löcher im Rumpf, die wie gestanzt wirkten.

      „Würden Sie die Schleusen öffnen, wenn Sie in einen Meteoritenschwarm geraten?“, fragte die Inspektorin mit harter Stimme. „Und denken Sie an die merkwürdigen Funkantworten, die wie Aufzeichnungen wirkten. Nein, meine Herren Controller, dieses Schiff fiel keiner Katastrophe zum Opfer.“

      „Sie ... Sie meinen einen ... einen Angriff?“, ächzte de Smeet.

      Agneta Ranskög sah ihn düster an. „Ich meine, dass diese Sache nicht nur die IFTS angeht. Schmitt, stellen Sie mir sofort eine Verbindung zum Sky-Command der Trafalgar her.“

      Kapitel 8

       Kommandoraum Sky-Command, Direktoratsschiff D.C.S. Trafalgar,

       im geostationären Orbit über Neuwstat.

      „Okay, ich habe die Situation verstanden“, bestätigte General Hastings. Der Kommandeur der Jagdbomber strich sich müde über das Gesicht. In den letzten Tagen hatten er und die anderen Männer und Frauen im Sky-Command nur ein Minimum an Schlaf gefunden. Dennoch war er sich sicher, dass es ihnen immer noch besser erging als den Einsatztruppen am Boden.

      „Wollen Sie eine Munter-Pille, Sir?“, fragte einer der Adjutanten.

      „Bleiben Sie mir mit diesem Dreckszeug vom Hals“, knurrte Hastings. Er sah das Gesicht des Mannes und lächelte entschuldigend. „Ging nicht gegen Sie. Ich weiß, Sie meinen das gut. Aber so effektiv unsere Muntermacher auch sind, man bezahlt teuer dafür. Man dreht drei Tage auf höchsten Touren und danach kippt man einfach um und muss achtundvierzig Stunden durchschlafen. Nein, guter Mann, holen Sie mir lieber einen ordentlichen Kaffee. Nicht diese labbrige geschäumte Milch, sondern einen Kaffee, Mann. Einen, bei dem man den Boden nicht sieht und der Löffel drin stehen bleibt.“

      „Wird erledigt, Sir. Und ich denke, die Colonels können auch einen brauchen.“

      „Da könnten Sie, verdammt noch mal, durchaus recht haben.“

      Hastings trat neben Colonel Fred Carruthers, der seine Hände auf das Geländer der Galerie gestützt hatte und hinunter auf die riesige Lagekarte blickte. Captain Wang war vor einer Viertelstunde im Sky-Command erschienen und ließ sich auf den neuesten Stand bringen.

      „Fred, es gibt da ein Problem“, eröffnete Hastings.

      „Immer her damit“, erwiderte Carruthers mit einem schmallippigen Lächeln. „Wir haben gerade ein paar beseitigt und können wieder ein paar neue gebrauchen.“

      „In knapp zehn Tagen setzt auf Neijmark der Winter ein.“

      „Keine Sorge, bis dahin haben wir schon wieder gepackt.“ Fred Carruthers nahm einen kleinen Schluck und verzog dann das Gesicht, als habe er sich verbrannt. „Verfluchter Dung. Die Leute haben keine Häuser und werden sich den Arsch abfrieren.“

      „Mehr als das. Die Temperaturen gehen fast schlagartig auf zwanzig Grad unter Null.“

      „Dreimal verfluchter Dung“, knurrte der Colonel. „Dann müssen wir etwas unternehmen.“

      „Habe ich mir auch gedacht. Ich hatte gerade ein Gespräch mit dem Bürgermeister von Neuwstat. Die schicken an Leuten und Gerät in die nahen Wälder, was sie entbehren können, um genug Bäume zu fällen. Der Mann sagt, das würden sie hinbekommen, aber sie könnten beim Transport Hilfe gebrauchen.“

      „Bekommen sie. Ich stelle drei FLVs dafür ab. Wenn die Leute mehr benötigen, soll uns der Bürgermeister Bescheid geben. Sonst noch etwas?“

      „Die haben durchgerechnet, wie viele Häuser sie brauchen. Da könnten ein paar Hände helfen.“

      Carruthers winkte Colonel Benkov herbei und schilderte ihm das Problem. „Was meinen Sie, Igor, was kann die Siebente entbehren?“

      Der Kommandant der siebenten Raumkavallerie schüttelte den Kopf. „Die Bergungs- und Aufräumarbeiten sind noch in vollem Gang, Fred. Aber wie wäre es mit den Jungs und Mädels Ihrer Fünften? Die Brände sind praktisch überall gelöscht und es sind nur noch ein paar Glutnester übrig.“

      „Dann also die Fünfte.“

      Der russischstämmige Colonel deutete zu Captain Wang. „Es gibt eine ganze Reihe von Wohnmodulen auf der Trafalgar. Sind für Katastrophenfälle eingelagert.“

      Der Kommandant des Trägerschlachtschiffes hatte die Worte gehört und schüttelte sofort den Kopf. „Die an Bord befindlichen Notunterkünfte sind, wie es die Bezeichnung schon besagt, für Notfälle, Colonel Carruthers. Wenn wir einen neuen Einsatzbefehl erhalten und sie nicht an Bord haben ...“

      „In nicht einmal zwei Wochen bricht hier ein scheißkalter Winter herein. Die Leute brauchen Unterkünfte, und das verdammt schnell.“ Fred Carruthers sah den Captain eindringlich an. „Hören Sie, Captain Wang, ich bezeichne das durchaus als Notfall, denn die Situation der Leute auf Neijmark ist kritisch und spätestens in zehn Tagen absolut lebensbedrohlich.“

      Wang leckte sich nervös über die Lippen. „Ich bin für die Fracht meines Schiffes verantwortlich.“

      General Hastings räusperte sich. „Und Colonel Carruthers für die Leitung und die Entscheidungen während des Rettungseinsatzes.“

      „Nun, das ist, äh, sicherlich richtig.“ Wang sah Carruthers zögernd an. „Schön, wenn Sie die Verantwortung übernehmen, dann ...“

      „Ich danke für Ihre Kooperation, Captain Wang.“ Carruthers fuhr auf dem Absatz herum und sah zu den Controllern hinunter. „Rufen Sie ein Drittel der FLVs zurück. Sie werden sofort mit den Unterkünften beladen.“ Er wandte sich wieder Wang zu. „Für wie viele Siedler reichen die Unterkünfte aus?“

      „Nun, da muss ich erst nachsehen. Ich kann ja nicht jedes Detail ...“

      „Fünftausend Personen, Sir“, rief einer der Adjutanten. „Äh, Sir, die sind nicht für den Einsatz bei so niedrigen Temperaturen gedacht. Jedenfalls nicht über einen längeren Zeitraum.“

      „Das bekommen wir geregelt“, versicherte Benkov. „Die Dinger sind im Grunde nichts anderes als Container. Wir stellen sie dicht an dicht, mit schmalen Verkehrswegen dazwischen. Alle Außenwände verstärken wir mit Holz und Erdaushub, und die Dächer isolieren wir. Das wird nicht schön, aber es ist ja auch nur ein Behelf, bis die richtigen Häuser stehen.“

      Colonel Susan Kling, die bislang geschwiegen hatte, meldete sich nun zu Wort. „Hat der Bürgermeister etwas gesagt, wo man die neuen Häuser errichten will?“

      „Hm, da habe ich nicht nachgefragt“, räumte Carruthers ein.

      „Bevor Sie das tun, Fred, hätte ich da einen Vorschlag. Ich würde empfehlen, die Häuser dort zu errichten, wo auch die vorherigen gestanden haben.“

      „Könnte sein, dass das bei einigen Siedlern ungute Erinnerungen wachruft.“

      „Aber dafür könnten sie einen warmen Hintern behalten“, entgegnete Kling lächelnd. „Wir müssen das praktisch sehen, Sir. Die brauchen, trotz der Notunterkünfte, eine Menge neuer Häuser. Bei den alten Ruinen sind Keller vorhanden. Die müssen nur ausgeräumt und wieder hergerichtet werden. Viel wichtiger ist aber, dass die meisten unterirdischen Versorgungsleitungen der Stadt bei der Katastrophe unversehrt geblieben sind. Wärmerohre, Wasserversorgung und Energieleitungen können schnell wieder nutzbar gemacht werden und das gilt ebenso für die Kanalisation.“

      „Verdammt, da haben Sie natürlich recht, Susan. Okay, ich werde das dem Bürgermeister so vorschlagen.“

      Fred Carruthers ließ wieder die Verbindung zur provisorischen Stadtverwaltung herstellen.