mit seiner Hinwendung zum Glauben eine fruchtbare Schaffensperiode begann.
Das ist das Merkmal einer echten Bekehrung: sie endet nicht in einer Depression und lässt keinen seelisch gebrochenen Menschen zurück, sondern richtet auf und leitet eine neue, eine schöpferische Lebensphase ein.
Berühmtheit
Der Mensch ist voller Widersprüche: Er fühlt sich von der Masse angezogen und zugleich abgestoßen. Er hat das Verlangen, auch die beliebten Ausflugsziele aufzusuchen, auch das zu lesen, was man gelesen haben muss, auch das anzuziehen, was man gerade trägt und auch die heute üblichen Ansichten zu vertreten. Mancher möchte gar nicht anders als die anderen sein. Aber jeder spürt auch das Verlangen, sich von der Masse abzusetzen und nicht wie die anderen zu sein. Es regt sich in uns auch der Wunsch, Aufmerksamkeit zu erregen, überlegen und etwas Besonderes zu sein.
Mit der Berühmtheit ist das allerdings so eine Sache. Sie gleicht einer Lawine, meint Hermann Hesse, die der am heftigsten zu spüren bekommt, der darunter gerät. Sie engt seine Bewegungsfreiheit ein, weil man nun alles, was er redet oder tut, in die Öffentlichkeit zerrt. Wer im Mittelpunkt steht, lockt die Voyeure an, die nicht nur auf ihn schauen, wenn er öffentlich auftritt. Sie schauen auch über den Zaun in seinen Garten, und wenn er nicht im Garten sitzt, durch jedes Fenster, und wenn er die Gardinen nicht schnell genug zuzieht, sogar ins Schlafgemach hinein. Er ist der ständigen Beobachtung ausgesetzt.
Nicht weniger gefährlich sind seine Verehrer. Sie würden es ihm übel nehmen, wenn er sich nicht überlegen zeigen würde. Er ist deshalb versucht, sich nicht zu geben wie er ist, sondern wie sie, die Verehrer, das erwarten. Wer sich auf ein Podest stellen lässt, verliert seinen Bewegungsspielraum. Will er seine Freiheit zurückgewinnen, muss er vom Podest herunter springen.
Die Masse will Ikonen: sie will anbeten. Aber Anbetung tut keinem gut, nicht einmal einem Heiligen. Der darf sich jedenfalls Verehrung erst gefallen lassen, wenn er längst gestorben ist.
Beweise
Beweise stehen in hohem Ansehen, aber man kann damit nur selten überzeugen. Wer lässt sich durch das Argument, dass die Welt nicht aus dem Nichts entstanden sein kann, vom Dasein Gottes überzeugen? Und welcher Süchtige gibt seine Sucht auf, obwohl er weiß, dass Drogen der Gesundheit schaden? Argumente sind oft ohnmächtig, weil sich der Mensch lieber von seinen Gefühlen leiten lässt und nicht vom Verstand.
Auch ein Nichtschwimmer weiß, dass Wasser trägt. Er sieht es ja an den Schwimmern. Aber was hindert ihn, dass auch er sich aufs Wasser legt? Es ist gewiss nicht der Zweifel an den Naturgesetzen, der ihn davon abhält, sondern eine irrationale Angst, dass das, was möglich ist, ihm nicht gelingt. Er misstraut sich selbst, ob er das, was andere können, auch kann.
Wenn sich mancher auf die Forderungen der Bergpredigt nicht einlässt, dann stehen dem keine Vernunftgründe entgegen. Die Vernunft weiß sehr wohl: wenn alle bereit wären, ihre Habe mit anderen zu teilen, keine Gewalt anwenden und Feinden verzeihen würden, hätten wir eine bessere Welt. Sein Gefühl sperrt sich dagegen. Er fühlt sich überfordert, er komme dann vielleicht zu kurz und werde an die Wand gedrängt.
Entscheidend ist nur selten, was der Kopf denkt, sondern das, was das Gefühl empfindet. Gegen die Gedanken, die ein Hirn ausbrütet, lassen sich immer Argumenten finden. Die Ängste und Bedenken aber, die im Unterbewusstsein sitzen und sich tief in die Seele eingegraben haben, lassen sich nur schwer vertreiben. Auf die von der Bergpredigt geforderte Lebensweise wird sich nur der einlassen, der die Angst überwinden kann, er sei dem nicht gewachsen.
Biblische Geschichten
Die Bibel erzählt viele Geschichten nicht zu Ende. Wir wüssten gern, wohin Adam nach seiner Vertreibung ging, und wie Eva mit ihren Schuldgefühlen fertig wurde? Was aus Salome wurde? Ließ Herodes sie - damit sie nicht wieder einen Kopf verlangt - bei Gelagen nie mehr tanzen? Ja, welcher Mann hatte den Mut, mit dieser Frau, die so etwas verlangt, die Ehe einzugehen? Ging die Samariterin, die im Laufe ihres Lebens fünf Männer hatte und doch keinen, nach dem Gespräch mit Jesus noch eine Ehe mit einem dieser Männer ein oder lebte sie mit einem sechsten Mann zusammen? Wann traute Nikodemus sich nicht nur nachts, sondern auch am hellen Tag, Jesus aufzusuchen? Zweifelte Thomas nie wieder, oder äußerte er neue Zweifel: “Wenn ich nicht sehe, wie er auf den Wolken des Himmels wiederkommt, glaube ich nicht“? Wie viele ungerechte Urteile fällte Pilatus noch? Oder quittierte er aus Reue über seine Fehlentscheidung seinen Dienst? Ließ sich der Hauptmann, der unter dem Kreuz ausgerufen hatte: “Wahrhaftig, dieser Mann war Gottes Sohn!“, bald danach taufen? Und wie lange verbreiteten die Wächter, die das Grab Jesu bewacht hatten, die Lüge, sein Leichnam sei gestohlen worden, während sie schliefen?
Der Evangelist Johannes erklärt am Ende seines Evangeliums: "Vieles wurde nicht aufgeschrieben, die Welt könnte die Bücher nicht fassen" - Aufgeschrieben wurde nur, was für die Beziehung zu Gott und für die Lebens-Gestaltung wichtig ist, nicht aber, was nur der Befriedigung unserer Neugier dient.
Bibelverständnis
Jahrhunderte ging man von der naiven Vorstellung aus, die Erschaffung der Welt sei wie ein Protokoll von einem, der dabei war, aufgezeichnet worden. So errechnete der angelsächsische Benediktinermönch Beda Venerabilis (673-735) aus den Angaben der hebräischen und lateinischen Bibel - das Datum der Erschaffung auf den 18. März 3952 vor Christus. Noch 1583 legte der protestantische Humanist Justus Scaliger, der von Papst Gregor XIII. mit der Erstellung einer zuverlässigen Chronologie beauftragt worden war, das Schöpfungsdatum auf das Jahr 3950 fest, und der anglikanische Theologe James Ussher datierte 1650 die Schöpfung der Welt auf das Jahr 4004 vor Christus.
Dieses naive Bibelverständnis sitzt noch immer in den Köpfen vieler Menschen. Sie stellen sich Gott wie einen Handwerker oder Künstler vor, der nach Menschenart die Erde formte, aus der Rippe Adams eine Eva knetete und - um wieder zu Kräften zu kommen - nach getaner Arbeit ruht. Mancher Gläubige glaubt wirklich, dass das Paradies ein Garten war, wo die wilden Tiere noch nicht wild waren, die stärkeren nicht über die schwächeren herfielen und sich vegetarisch ernährten. Ja, dass Gott die Naturkatastrophen erst nach dem Sündenfall als Racheakt erfand und es den Tod nicht gäbe, hätten Eva und Adam nicht gesündigt. Die Schöpfungsgeschichte will nicht - wie die Evolutionstheorie - das das ‘Wie ‘ erklären, sondern das ‘Woher‘, und schildert das Werk Gottes in poetischen Bildern. Die Naturwissenschaften haben wohl alle idyllischen Vorstellungen von einem Paradieses-Garten zerstört, aber nicht Gott als den Schöpfer dieses großartigen Werkes widerlegt.
Bildung
Unser Land darf sich heute rühmen, in der glücklichen Lage zu sein, einen Überfluss an Bildungsexperten zu haben, die die Leistungsfähigkeit unserer Bildungsstätten überblicken und genau sagen können, was dem abendländischen Wissensschatz für eine Weiterbildung entnommen werden sollte, und wie leer oder wie vollgestopft die Köpfe heutiger Studenten sind. Die Experten trauen sich sogar zu, das Bildungsniveau der verschiedenen Länder zu vergleichen und zu benoten - obwohl die meisten Lehrer schon mit der Benotung einer Schulklasse Mühe haben und sich überfordert fühlen.