Marianne Christmann

Die Kichererbsen und das weiße Pulver


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keine Gewalt oder ähnliches. Man kann eventuelle Konflikte auch friedlich und durch ein Gespräch regeln. Entschuldigt euch bei Lukas und Simon, dann vergessen wir die ganze Sache. Ihr seid ja neu hier.“

      Moritz lachte schallend.

      „Amen“, sagte er dann.

      „Ich denke gar nicht daran, mich zu entschuldigen. Warum auch? Bist du der Prediger der Schule oder der Moralapostel?“

      Er wollte gerade Simon einen weiteren Schubs geben, als er am Kragen gepackt wurde. Olli hatte sich ihn geschnappt und schaute ihm nun direkt in die Augen.

      „Hast du Tomaten auf den Ohren? Ihr sollt euch bei den Kleinen entschuldigen. Oder sollen wir ein wenig nachhelfen?“

      Unbehaglich schaute Moritz die vier Freunde an. Die machten einen entschlossenen Eindruck. Außerdem waren sie wohl stärker als er und seine Freunde. Er warf einen kurzen Blick zu den anderen, die machten auch unbehagliche Gesichter.

      „Na schön“, presste er zwischen den Zähnen hervor, „Entschuldigung, dass wir euch geschubst haben.“

      „Na also, geht doch“, meinte Olli und ließ ihn los.

      „Kommt, wir gehen“, befahl Moritz und er und seine Freunde verdrückten sich schleunigst.

      Victor machte ein verlegenes Gesicht.

      „Ich weiß nicht, was in ihn gefahren ist. Normalerweise ist er nicht so.“ Mit diesen Worten schloss er sich seinem Bruder und dessen Freunden an.

      „Was für Blödmänner“, meinte jetzt Timo, „die machen bestimmt noch Ärger.“

      „Alles okay mit euch?“, wandte sich jetzt Olli an Lukas und Simon.

      Die beiden nickten. Dann zerstreuten sich die Jungen.

      Nachdenklich sahen sich die Freundinnen an.

      „Ich glaube, mit denen werden wir noch einiges erleben“, meinte Sara nachdenklich.

      „Das glaube ich auch“, pflichtete ihr Lena bei.

      Anne und Tina nickten zustimmend.

      „Lasst uns nach Hause gehen, schließlich haben wir jetzt Wochenende und das sollten wir nicht auf dem Schulhof verbringen.“

      „Du hast Recht, wir treffen uns heute Nachmittag wie immer an unserer Hütte“, meinte nun Anne.

      Die vier gingen noch ein Stück zusammen, dann trennten sie sich und jede steuerte ihr zu Hause an.

      Kapitel 3

      Am Nachmittag trafen sich die vier wie immer an ihrem geheimen Treffpunkt, der alten Grillhütte im Wald. Natürlich war der Vorfall auf dem Schulhof Gesprächsthema Nummer eins.

      „Ich weiß jetzt, wer die sind“, sagte Sara, „mein Vater hat es mir erzählt. Dieser Moritz und sein jüngerer Bruder Victor, ebenso wie die anderen Jungs, die neu an der Schule sind, sind vor kurzem mit ihren Eltern neu in die Stadt gezogen. Deren Väter müssen eine Unmenge Geld haben. Er, wie auch seine Söhne meinen wohl, sie können alle und jeden drangsalieren und schikanieren.

      Onkel Ulli ist schon mit denen aneinandergeraten. Der Vater der Brüder, Hartmut Unterhofer, war in unserer Firma und hat sich sehr abfällig über diese geäußert.

      Die Leute würden nicht effizient genug arbeiten und solche Sachen. Mein Vater hat ihm erklärt, dass die Firma gut läuft und sie einiges an Gewinn machen. Er sei aber kein Ausbeuter.

      Dieser Unterhofer nutzt seine Angestellten aus, zahlt nicht gut und die müssen eine Menge Überstunden leisten. Unterhofer hat meinen Vater und Onkel Ulrich bedrängt, ihm ihre Firma zu verkaufen. Aber sie haben abgelehnt, weil sie das noch nie in Erwägung gezogen haben.

      Als dann Hartmut Unterhofer noch sagte, die Firma sei ein Saftladen, ist Onkel Ulrich ausgeflippt und hat ihn achtkantig rausgeschmissen. Er hat ihm nachgebrüllt, sich nie wieder hier sehen zu lassen.

      Mein Vater war immer noch sauer als er nach Hause kam. Kann ich auch gut verstehen.“

      „Solche Typen haben uns hier gerade noch gefehlt“, meinte nun Lena und erzählte, was sie von Lukas erfahren hatte.

      „Offensichtlich suchen sich dieser Moritz und seine Freunde ganz gezielt jüngere und schwächere Leute aus, um sie zu traktieren. Lukas meinte, wenn wir nicht gekommen wären und Lutz und seine Freunde, dann wäre das Ganze für die beiden nicht so glimpflich abgegangen.“

      „Vielleicht sollten wir ein Auge auf die Kleinen haben“, schlug Anne vor, „einfach zur Sicherheit.“

      „Gute Idee“, stimmte Tina zu und die beiden anderen nickten.

      Dann wandten sie sich anderen Themen zu und maulten über die vielen Hausaufgaben, die sie bekommen hatten. Kurz vor halb fünf machten sie sich auf den Rückweg in die Stadt.

      Kapitel 4

      Die vier Freundinnen waren gerade am Kino angekommen und wollten nach Hause gehen als ein lautes Hupkonzert erschallte und kurz darauf ein Geländewagen um die Ecke gebraust kam. Mit quietschenden Reifen kam er kurz vor dem Kino zum Stehen.

      Durch die offenen Fenster konnten die Mädchen sehen, dass Moritz und Arthur darinsaßen. Die beiden steckten den Kopf aus dem Fenster und riefen:

      „He, ihr da, macht gefälligst Platz oder sollen wir euch über den Haufen fahren?“

      „Spinnt ihr, wie die Verrückten durch die Stadt zu rasen?“, fragte Sara wütend.

      „Dich kenne ich doch, du warst doch heute Morgen auf dem Schulhof dabei und hast die beiden Kleinen in Schutz genommen, oder?“, rief Arthur.

      „Ja und? Und du bist einer der Vollpfosten, die sich großartig vorkommen, wenn sie jüngere Schüler schikanieren können“, parierte Sara angriffslustig.

      „Ganz schön frech, die Kleine“, sagte jetzt Moritz und stieg aus dem Auto. Auch sein Freund stieg aus.

      Die beiden bauten sich vor den Freundinnen auf. Moritz sah Lena an.

      „Na, wie geht es denn deinem Bruder? Hat er sich von dem kleinen Schubs erholt? Sag ihm, das war erst der Anfang.“

      „Wenn du die beiden nicht in Ruhe lässt, kriegst du Ärger“, meinte Lena nur.

      In diesem Moment hielt ein Streifenwagen bei der Gruppe und Philipp Lindemann und Johann Berger stiegen aus.

      „Was ist hier los?“, fragten sie. „Wir haben einen Anruf bekommen, dass es hier Ärger gibt.“

      „Was mischt ihr euch denn hier ein?“, fragte Moritz ziemlich ungehalten.

      „Wir sind die Polizei und sorgen hier für Ruhe und Ordnung“, erklärte ihm Philipp Lindemann ruhig.

      „Die Dorfpolizei will uns Vorschriften machen“, höhnte Arthur, „das wird ja immer schöner.“

      „So redet ihr nicht mit uns, Junge“, sagte Johann Berger bestimmt. „Hast du überhaupt schon einen Führerschein? Wenn ja, dann zeig ihn mal her.“

      „Ich denke nicht daran. Wir haben nichts gemacht. Sie sehen doch, dass wir uns nur ein wenig unterhalten. Ist das verboten?“

      „Nein, ist es nicht. Trotzdem will ich deinen Führerschein sehen.“

      „Den habe ich nicht dabei.“

      „Hast du überhaupt schon einen? Wie alt bist du denn?“

      „Siebzehn.“

      „Dann darfst du noch gar nicht allein fahren, selbst wenn du einen Führerschein hast oder nur in Begleitung eines Elternteils.“

      „Wer sagt das?“

      „Das Gesetz.“

      „Okay, okay, wir haben nur eine kleine Spritztour gemacht. Normalerweise ist meine Mutter oder