Marianne Christmann

Die Kichererbsen und das weiße Pulver


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      „Der Geländewagen gehört mir, ich habe ihn meinem Sohn geliehen“, sagte Unterhofer patzig.

      „Sie wissen aber schon, dass Ihr Sohn mit 17 noch nicht allein fahren darf, sondern nur in Begleitung eines Erwachsenen?“

      Unterhofer machte eine abfällige Handbewegung.

      „Natürlich“, meinte er dann, „aber meine Frau und ich hatten heute keine Zeit und die Jungs wollten nur eine kleine Runde drehen. Das ist doch nicht weiter schlimm.“

      „Die sind wie die Verrückten durch die Stadt gerast, das hätte auch anders ausgehen können“, mischte sich jetzt wieder Kommissar Gerber ein.

      „Sind Sie nie als junger Mann ein wenig schneller gefahren als erlaubt?“, fragte Unterhofer, „da ist doch nichts dabei.“

      „Das sehen wir anders und der Gesetzgeber auch“, erwiderte der Kommissar und versuchte, ruhig zu bleiben.

      „Ihr Sohn bekommt eine Verwarnung und Sie auch. Sollten wir ihn noch einmal ohne Begleitung am Steuer erwischen, dann wird das ernste Konsequenzen für ihn haben“, erklärte Philipp Lindemann Hartmut Unterhofer.

      „Nun lassen Sie mal die Kirche im Dorf“, blaffte dieser den Schutzpolizisten an, „das ist doch absolut lächerlich, was Sie da sagen. Mein Sohn hält sich immer an die Vorschriften.“

      „Vielleicht, wenn Sie dabei sind“, meinte Axel, „aber Sie können nicht wissen, wie er sich verhält, wenn Sie nicht dabei sind.“

      „Ich kenne meinen Sohn – und jetzt will ich ihn endlich mit nach Hause nehmen!“

      Ralf Mertens ging hinaus, um die beiden jungen Männer zu holen. Kurz darauf betraten diese die Wache.

      „Hallo Papa“, sagte Moritz, „es wird Zeit, dass du kommst. Da drin ist es so etwas von öde.“

      Er zeigte in Richtung der Zellen.

      „Seid ihr in Ordnung, Jungs?“, fragte Unterhofer und schaute erst Moritz und dann Arthur an.

      Beide Jungen nickten.

      „Dann können wir ja gehen.“

      Alle drei verließen die Wache, ohne auch nur noch einmal ein Wort an die dort anwesenden Polizisten zu richten.

      „Das gibt’s doch gar nicht“, murmelte Philipp Lindemann vor sich hin, „sind die zu dumm, um die Sache zu verstehen oder zu arrogant?“

      „Letzteres würde ich sagen“, brummte der Kommissar.

      „Oder beides“, fügte Axel hinzu.

      „Sicher werden wir über kurz oder lang wieder mit denen zu tun haben“, sagte der Kommissar.

      „Das glaube ich auch, Chef“, stimmte ihm Axel zu.

      „Wir werden öfter Streife fahren, um zu sehen, ob alles seine Ordnung hat“, meinte Johann Berger.

      Alle widmeten sich nun wieder ihrer Arbeit.

      Kapitel 7

      Draußen vor der Wache fragte Unterhofer seinen Sohn:

      „Die da drin sagen, dass du zu schnell durch die Stadt gefahren bist. Stimmt das?“

      „Aber nein, Papa“, antwortete Moritz, „wir sind nicht zu schnell gefahren, vielleicht ein wenig flott, aber wir haben niemanden gefährdet.“

      „Das stimmt“, pflichtete ihm Arthur bei.

      „Und ihr hättet die Polizisten beschimpft und wärt sogar handgreiflich geworden?“

      Moritz und Arthur sahen sich an.

      „Äh, na ja, nicht wirklich. Wir haben natürlich protestiert und als sie uns in den Streifenwagen verfrachten wollten oder dann hier in die Zelle, da haben wir uns nur gewehrt. Mehr war da nicht“, beteuerte Moritz.

      Prüfend sah Hartmut Unterhofer seinen Sohn und dessen Freund an.

      „Ich hoffe für dich, dass das stimmt, was du mir erzählst. Ich bin hier, um ein paar Geschäfte abzuschließen und Ärger wie diesen, kann ich dabei absolut nicht gebrauchen. Also reißt euch in Zukunft zusammen und fahrt ordentlich, wenn ihr mit dem Auto unterwegs seid. Habt ihr mich verstanden?“

      „Ja, Papa“, sagte Moritz.

      „Natürlich, Herr Unterhofer“, fügte Arthur an.

      „Gut, dann lasst uns nach Hause fahren. Ich fahre und ihr nehmt hinten Platz.“

      Moritz und sein Freund öffneten die hinteren Türen und stiegen ein. Hartmut Unterhofer nahm hinter dem Steuer Platz.

      Er ließ den Motor an und fuhr vom Parkplatz der Polizeiwache hinaus auf die Straße und dann in Richtung seines Hauses.

      Dort angekommen stiegen die beiden Jungen aus und verdrückten sich umgehend in Moritz‘ Zimmer. Dieser schloss seine Tür und lehnte sich mit dem Rücken dagegen.

      „So ein Mist aber auch“, schimpfte er dann, „warum mussten uns die Blödmänner auch mit auf die Wache nehmen? Das werden die noch bereuen.“

      „Was hast du vor?“, fragte Arthur, „gegen Polizei kannst du nicht viel machen.“

      „Ich lasse mir etwas einfallen“, versprach Moritz seinem Freund. „Die werden sich noch wundern.“

      Kapitel 8

      Am nächsten Morgen, einem Samstag, trafen sich die Mädchen um zehn an der Grillhütte. Sie hatten gerade aufgeschlossen und waren hineingegangen, als sie draußen laute Stimmen und ein durchdringendes Hupkonzert hörten.

      Sie traten vor die Hütte, konnten aber niemanden sehen. So liefen sie, wie schon so oft, querfeldein durch den Wald, bis sie zu der Stelle kamen, von wo aus sie den Waldweg sehen konnten, ohne selbst gesehen zu werden.

      Dort, wo der Feldweg in den Waldweg überging, stand ein dunkler Geländewagen. Sämtliche Türen standen offen und die Insassen, vier junge Männer, liefen vor dem Auto herum. Sie hielten Flaschen in der Hand, von denen sie ab und zu einen Schluck nahmen.

      „Das sind doch die vier Typen vom Schulhof“, sagte Tina, „zwei von denen wurden doch gestern von Herrn Lindemann und Herrn Berger mit zur Wache genommen.“

      „Du hast Recht, Tina“, stimmte ihr Lena zu, „dieser Moritz und seine drei Freunde.“

      „Was machen die denn hier?“, fragte Anne und runzelte die Stirn.

      „Keine Ahnung“, meinte Sara.

      In diesem Moment trat ein Mann aus dem Wald und schritt zügig auf die vier Jugendlichen zu. Es war Holger Ackermann, der Förster.

      „Was macht ihr denn für einen Lärm?“, fragte er, „ihr seid hier im Wald, da muss man sich ruhig verhalten.“

      Moritz schwankte auf den Förster zu. Offensichtlich hatte er schon einiges aus seiner Flasche getrunken.

      „Was ist das denn für eine Witzblattfigur?“, lallte er und seine Freunde brachen in lautes Gelächter aus.

      „Ich bin der Förster hier. Mein Name ist Ackermann. Und wer seid ihr?“

      „Das geht Sie gar nichts an“, schaltete sich nun Arthur ein, der noch am nüchternsten von allen war.

      „Oh doch, mein Junge, das geht mich etwas an. Ihr grölt hier im Wald herum, hupt laut und führt auch noch alkoholische Getränke mit euch. Das geht hier gar nicht.“

      „Sagt wer?“, fragte Marvin.

      „Ich, – das hast du doch gerade gehört.“

      „Sie sind ein Spielverderber“, lallte Till, der wohl am meisten getrunken hatte und bereits undeutlich sprach.

      „Hey, der Kerl hat eine Knarre“, rief jetzt Moritz und zeigte auf das Gewehr, das über der