Krebstherapie und wie sie die Dialyse verkraftet. Meine Mutter musste nun schon seit über zwei Jahrzehnten an die künstliche Niere, aufgrund einer Niereninsuffizienz. Die transplantierte Spenderniere die sie fünf Jahre nach ihrer Diagnose bekam, wurde teilweise von ihrem Körper abgestoßen, sodass sie weiterhin zur Dialyse gehen musste. Zum Glück schien es ihr gut zu gehen und sie sah entschieden besser aus als noch vor einem dreiviertel Jahr. Langsam mussten wir nach oben in ihr Zimmer. Meine Mutter packte ihre Sachen aus und wir nahmen uns noch einmal ganz fest in die Arme.
»Mama, ich habe noch eine Überraschung, aber du darfst noch nichts sagen… «
Sie schaute mich an und sagte: »Ich glaube, ich ahne es bereits? «
Sie schaute auf meinen Bauch und ich nickte nur.
»Seit wann weißt du es? «
Ich machte nur: »Pscht…, Maurice weiß es noch nicht. Ich habe vor drei Tagen einen Test gemacht. Ich will ihn morgen damit überraschen. Dir wollte ich es zuerst sagen. Versprich mir… «, da fiel sie mir in die Arme und flüsterte:
»Herzlichen Glückwunsch, meine Süße, ich verrate nichts. Dann werde ich bald wieder Großmutter. «
Sie drückte mich ganz fest und sagte noch immer mit flüsternder Stimme: »Pass bitte gut auf dich auf! «
»Das mache ich, Mama, fest versprochen! Ich bin so gespannt, was Maurice sagen wird. «
»Der wird dir vor Freude um den Hals fallen! «
Just in dem Moment steckte Maurice seinen Kopf zur Tür herein.
»Wer wird meiner Chiara um den Hals fallen? «
»Na hoffentlich du, Schwiegersohn in spe, morgen nach dem ›Jawort‹! Da wirst du ihr doch um den Hals fallen, oder? «
Meine Anspannung wuchs, hoffentlich hatte er nichts mitbekommen. Doch scheinbar hatte meine Mutter die Kurve gut hinbekommen, er ahnte nichts.
»Ich habe eine Kleinigkeit gekocht, schafft ihr beiden es gleich runter? Carlotta sitzt schon unruhig und hat so großen Hunger! «
Ich schaute ihn verschmitzt an und erwiderte: »Wir kommen gleich, Liebling! «
Er ging wieder herunter und meine Mutter und ich kicherten ganz leise, damit er es nicht hören konnte.
Ich flüsterte: »Das war knapp! «
Meine Mutter nickte.
Sie machte sich kurz frisch und ich ging hinunter zu den beiden. Maurice hatte ›Penne arrabbiata‹ gekocht, Carlottas Lieblingsgericht.
Meine Mutter kam kurze Zeit später hinzu und wir aßen fröhlich unsere Penne. Wir erzählten und lachten. Kurzum, es war eine friedliche und fröhliche Atmosphäre.
Dann weihten wir meine Mutter in den Ablauf des Polterabends und der Hochzeit ein. Heute würden wir uns in dem Hotel treffen, in dem die übrigen Freunde und die Familie untergebracht waren. Dort hatten wir einen Saal gemietet und wollten mit einem leckeren italienischen Buffet unseren Polterabend feiern. Ein DJ war bestellt und gegen Mitternacht wollten wir den Abend ausklingen lassen, damit es morgen zur Hochzeit keine unausgeschlafene Braut geben würde.
Der einzige Wehrmutstropfen des Bräutigams: Ich bestand darauf die Nacht vor der Hochzeit nicht gemeinsam mit ihm zu verbringen.
So sehr er auch bettelte, ich sagte ihm: »Schatz, du kennst den Brauch, diesmal will ich alles richtig machen!!! Du und ich für immer! «
Damit war er mehr als glücklich und stimmte zu. Ich würde die Nacht mit meiner Mutter und Carlotta verbringen und er allein in einem anderen Zimmer. Die morgige Hochzeit würde am Vormittag auf dem Standesamt beginnen und danach würde die Festgesellschaft zurück zum Hotel fahren, um dort ausgelassen zu feiern. Hinter dem Hotel gab es einen lauschigen Hof und die Feier konnte dort im Freien stattfinden.
Es war einfach perfekt.
Meine Mutter staunte und freute sich auf die bevorstehenden Ereignisse.
Wir räumten die Teller zusammen und dann mussten wir unsere Zwischenübernachtungstaschen mit den letzten Utensilien befüllen. Meiner Mutter half ich schnell mit ihrer kleinen Tasche und dann zog ich mich für den Polterabend um. Mein Brautkleid hatte ich bereits im Hotel deponieren lassen, sowie Schuhe, Brautschmuck und alles Weitere. Maurice durfte mich nicht vorher sehen. Carlottas Kleid und Maurice’ Anzug waren auch schon vor Ort.
Eine gute halbe Stunde später standen wir im Hotel. Während Maurice mit dem Hotelmanager noch einmal die Checkliste durchging, setzte ich mich mit meiner Mutter und Carlotta an die Hotelbar. Gleich würde ich meine Freunde treffen und eine weitere Überraschung für Maurice stand bevor.
Ich hatte mit seinem Sohn Felix einen Plan ausgeheckt. Felix hatte nämlich gesagt, dass er durch sein Studium keine Zeit hätte mit zu feiern. Insgeheim hatten wir beide aber alles organisiert und er würde als Überraschungsgast am Polterabend mit seiner Freundin kommen. Er hatte die ehrenvolle Aufgabe der Trauzeuge von Maurice zu sein. Ich war mächtig gespannt auf Maurices Gesichtsausdruck, wenn er ihn erst einmal erstaunt anschauen und ihn danach überglücklich in die Arme nehmen würde.
Da schaute ich mich um und wer stieg aus dem Fahrstuhl? Meine beste Freundin Iris, begleitet von ihrem Mann Klaus und ihrer Tochter Nancy. Jetzt konnte ich mich nicht länger auf meinem Stuhl halten und rannte zu ihnen hin.
»Hallo, Iris, Klaus und Nancy, ich freue mich euch begrüßen zu können. Wie war der Flug? Hat alles geklappt? «
Bevor meine Freundin antworten konnte, nahm ich sie in den Arm. Wir drückten uns.
»Chiara, es hat alles gut geklappt. Du siehst prima aus! «
Dann drückte ich Klaus und danach Nancy.
»Kommt zur Hotelbar und lasst uns erst einmal etwas trinken. «
Wir liefen los und danach begrüßten meine Freunde meine Mutter und Carlotta. Iris berichtete von dem Flug, Klaus wirkte etwas benommen.
»Hey, Klaus, was ist los? «, fragte ich ihn.
»Es war mein erster Flug und mir ist noch etwas wackelig. Es schaukelte ganz schön.«
»Gab es Turbulenzen? «, fragte ich ihn.
»Wenn das Schaukeln so heißt, ja, dann gab es die. «
Darauf bestellte ich ihm erst einmal einen Grappa.
Nach einer Weile ging es Klaus wieder besser und wir unterhielten uns über den Ablauf des Abends. Plötzlich tippte mir jemand auf die Schulter. Ich drehte mich um und sah meine Freundin Caroline.
»Hey, Caroline, schön dich zu sehen. Wie war der Flug?«
Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und antwortete:
»Alles prima! «
Dann gesellte sie sich zu unserer Runde und bestellte sich einen Espresso. Nach und nach trudelten die anderen Gäste ein. Maurice kam mit Beate und Martin zur Bar.
Carlotta freute sich sehr beide zu sehen, denn sie war schon früher gerne bei Martin und Beate gewesen. Sie haben vier Kinder, zwei Mädchen und zwei Jungen mit denen Carlotta gerne gespielt hatte.
Dann kam Onkel Hans mit Katharina auf mich zu.
Ich drückte die beiden ganz fest.
»Schön, dass ihr beide unserer Einladung gefolgt seid. Ich freue mich so sehr…«, sagte ich zu meinem Onkel und meiner Tante.
Freudentränen stiegen bei mir auf.
Maurice kam auf mich zu, nahm meine Hand und sprach in die Runde: »Ich glaube, wir sind vollzählig. Wir wollen uns recht herzlich bei euch für euer Kommen bedanken. «
Unsere Freunde klopften auf die Tische.
»Nach der turbulenten Vergangenheit, die Chiara und ich erlebt haben, wollen wir mit euch zwei wunderschöne Tage verleben. Endlich müssen wir uns nicht mehr verstecken und können mit euch den schönsten