Cinzia G. Agostini

CHIARA SCHATTEN DER VERGANGENHEIT


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seine Stimme fast: »Wir bekommen ein Kind! «

      Im nächsten Moment umarmte er mich und drückte mich so fest, dass ich seinen Herzschlag spüren konnte.

      »Du musst jetzt gut auf dich aufpassen, versprichst du mir das? «

      »Maurice, ich bin schwanger, nicht krank, ich passe gut auf mich auf. Mache dir bitte keine Sorgen, es geht mir soweit gut, bis auf die Morgenübelkeit, alles ist gut… «, bevor ich weitersprechen konnte, umarmte er mich erneut und seine Lippen legten sich auf meine.

      Wir waren beide so versunken in dem wohligen Gefühl der Liebe, dass wir das Krachen der Äste uns gegenüber zwar hörten, aber nicht weiter beachteten.

      Wir küssten uns leidenschaftlich.

      Nach weiteren zehn Minuten standen wir auf, denn wir wollten schließlich morgen frisch, munter und ausgeschlafen vor dem Standesbeamten unser ›Ja-Wort‹ geben. Händchen haltend wie wir zuvor gekommen waren, schlenderten wir in das Hotel zurück. Wir standen gerade am Hotel und schauten uns noch einmal um, da blitzte es aus dem Gebüsch, bestimmt war es das Mondlicht dachte ich.

      Dann gingen wir in das Hotel.

      Der Abschied fiel uns beiden sehr schwer, aber schließlich lösten wir uns und jeder ging in sein eigenes Zimmer. Ich schloss die Tür ganz vorsichtig auf, denn ich wollte weder Carlotta noch meine Mutter aufwecken. Meine Mutter hatte vorausschauend die kleine Nachtischlampe angelassen. Wie lieb von ihr! So konnte ich etwas sehen. Schnell huschte ich ins Badezimmer, schminkte mich ab und zog meinen Schlafanzug an, den meine Mutter bereits im Bad für mich hingelegt hatte. Sie macht sich also doch Sorgen, kam es mir in den Sinn. Dann beeilte ich mich, schaute noch einmal ob mein Wecker wirklich gestellt war und ging zum Bett. Kaum, dass ich die Decke hochgezogen und mich hingelegt hatte, fiel ich auch schon in einen tiefen Schlaf.

      2

      Beinahe wäre sie aufgeflogen! Erst musste sie sich verstecken, weil das Mondlicht alles so hell erleuchtete und dann klingelte auch noch ihr Handy. Sie hatte doch wirklich alles gut geplant, dachte sie, sogar das Handy hatte sie auf lautlos gestellt, aber nicht daran gedacht, dass das Display aufleuchtet, sofern ein Anruf reinkommt.

      Reiß dich zusammen…Jane…, dachte sie bei sich.

       Sonst fliegt dein Racheplan zu früh auf, es soll doch eine Überraschung für diese bescheuerte angeblich so heilige Chiara und ihren alten Sack Maurice werden.

      Jane hatte es bis heute nicht verkraften können, dass sie Peter nicht bekommen hatte.

      Für Jane war Peter die große Liebe!

      Nicht nur eine Affäre!

      Sie hatte Peter durch Chiara kennengelernt.

      Peter und Chiara waren ein Paar. Jane suchte einen Aushilfsjob und sah zufällig einen Zettel beim Discounter an einer Tafel. So ging sie zu dieser Firma, einer Werbeagentur. Sie stellte sich bei einer Frau Schönfeld vor und erfuhr, dass einige Aushilfen für leichte Aufgaben benötigt werden. Am Anfang fand sie Chiara recht nett, doch eines Abends, als sie noch länger in der Agentur beschäftigt war und auch Chiara schon weg war, kam Peter herein.

      Sie konnte sich noch gut an diesen ersten Moment erinnern. Sie war ganz in ihre Arbeit versunken gewesen, als plötzlich ein gutaussehender, braungebrannter Mann zur Tür reinkam, der sagte: »Einen schönen guten Abend! Ich sah noch Licht brennen und dachte Chiara hat vergessen es auszumachen! Sie sind bestimmt Jane? Ich bin Peter Schönfeld! «

      Dann gab er ihr die Hand und lächelte sie ganz verschmitzt an.

      Ihre erste aufflackernde Erschrockenheit, verwandelte sich in Sekundenschnelle in ein warmes Gefühl. Keine zwei Wochen später trafen sie sich das erste Mal privat und Peter küsste sie. Je häufiger sie sich mit Peter traf, desto mehr entwickelte sie ein Hassgefühl gegenüber Chiara.

      Jane war Peter hoffnungslos verfallen.

      Peter verstärkte dieses Gefühl, indem er ihr seine Frau Chiara in den übelsten Farben beschrieb.

      Wie herzlos Chiara sei, machtorientiert und nur auf ihre Karriere bedacht, aber da es eine gemeinsame Tochter gäbe, könne er sich nicht von ihr trennen. Jane erinnerte sich wieder an den Abend, als sie Peter flehentlich bat, sich von Chiara zu trennen oder sie würde ihr alles erzählen.

      Peter ließ sie einfach stehen und ging weg.

      Keine zwei Wochen später klingelte es an ihrer Wohnungstür und Peter stand mit verweinten Augen vor ihr. Von diesem Moment nahm ihre heimliche Affäre große Fahrt auf. Jane verrannte sich immer mehr in den Gedanken, dass Peter etwas Besseres als Chiara verdient hätte.

      Nämlich sie!

      Bis zum heutigen Tag glaubte sie fest an die Liebe zu Peter. Sie verdrängte alle Wahrheiten, die in den letzten Jahren über Peter ans Tageslicht kamen, sie igelte sich immer mehr ein und wollte nicht wahrhaben, dass sie eine krankhafte Liebe mit Peter verband.

      Angeblich besaß Peter ein Bordell und war kriminell.

      Was für ein Quatsch!

      Das hätte Peter ihr doch gesagt!!!

      Sie war felsenfest überzeugt, dass Chiara der Polizei einen Haufen Lügen erzählt hatte.

      Die Tatsache, dass Peter rechtskräftig verurteilt wurde, ließ sie nicht gelten.

      Chiara hatte gelogen!

      Das stand für sie fest.

      Nichts von alledem stimmte!

      Jane merkte nicht, dass sie Peter hörig war.

      Ihre Mutter hatte in der Vergangenheit versucht ihr zu helfen, sie machte sogar einen Termin bei einem Psychiater, doch Jane überspielte alles und tat einfach so, als sei sie wütend auf Peter und über ihn hinweg.

      Jane hatte in der schlechten Zeit einen jungen Mann kennengelernt, Tom, einen besessenen Esoteriker, der sich mittlerweile der dunklen Seite der Magie verschrieben hatte. Er verstand Jane und redete ihr ein, sie würde eines Tages mit Peter zusammen sein.

      So fing Jane an, Flüche gegen Chiara auszusprechen und begab sich immer mehr in eine andere Welt. Die reale Welt existierte nur noch an einigen Tagen, wenn sie ihrer Mutter etwas vorspielte.

      Wenn sie jedoch mit Tom zusammen war, dann feilte sie an einem diabolischen Plan, der nichts als Rache gegenüber Chiara beinhaltete.

       Jetzt ist diese blöde Kuh auch noch schwanger!

       Heiratet morgen, ihre, ach so große Liebe.

       Das muss ich stoppen...

      Es pochte wie wild in Janes Kopf.

      Sollte sie in die Hochzeit reinplatzen?

      Die Ereignisse der Vergangenheit erschienen vor ihrem geistigen Auge.

      Alles hatte Chiara ihr genommen.

      Jane kamen Peters Worte wieder in den Kopf und ihre gemeinsame Zeit. Peter hatte damals für sie beide eine wunderschöne Wohnung gemietet. Sie verreisten und Peter versprach ihr, nach der Trennung von Chiara werden sie ein Paar!

      Doch Chiara entdeckte diese Wohnung und Jane stand völlig verheult vor der Wohnungstür ihrer Mutter.

      Zwei Monate danach rief Peter sie an und sie machten da weiter, wo sie zwei Monate zuvor aufgehört hatten. Peter kaufte eine Eigentumswohnung und Jane hatte das Gefühl, das Glück sei greifbar nah und in dieser wunderschönen Zeit brach ihr größter Albtraum aus.

      Natürlich machte sie auch dafür Chiara verantwortlich.

      Jane ging es von einem Tag auf den anderen plötzlich nicht gut. Ihr war oft übel und sie hatte ein Ziehen im Unterleib. Sie ging zu einem Arzt und als dieser sie fragte, ob sie vielleicht schwanger sein könnte, lachte sie nur…aber… der Arzt machte einen Test:

      Er