Nathan R. Corwyn

Keeva McCullen 3 - Invasion der Ghule


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den Hals zu. Als sie es endlich geschafft hatte, sich aufzurichten, blieb sie erst einmal für eine ganze Weile auf dem Rand des Bettes sitzen und wartete, bis sich ihr Atem wieder etwas beruhigt hatte.

      Unglücklich betrachtete sie die wulstigen Oberschenkel, die sich unter dem dünnen Stoff ihres Nachthemdes abzeichneten. Sie hatte sich zwar zu Silvester vorgenommen, diesmal eine Diät auch bis zum Ende durchzuhalten – wie schon so oft -, hatte aber in den vergangenen zwei Monaten genügend Ausreden gefunden, warum sie gerade jetzt nicht damit anfangen konnte - und auch das war nichts Neues.

      Doch inzwischen war endgültig die Obergrenze erreicht: die elektronische Waage in ihrem Bad konnte Poppys Körpergewicht nicht mehr ermitteln, sondern zeigte in ihrem Display nur noch ein hektisch blinkendes Error. Sie ekelte sich vor sich selbst. Kein Wunder, dass Ken die Schnauze voll gehabt hat, dachte sie nicht zum ersten Mal.

      Langsam hatten sich Atem und Puls wieder normalisiert und sie schob sich mühsam in die Höhe. Ihr enormes Übergewicht war nicht mehr nur ein rein ästhetisches Problem, sondern bereitete ihr schon seit Längerem auch massive gesundheitliche Schwierigkeiten. Doch was sollte sie machen? Sie liebte nun einmal Torten und Schokolade – seit Ken weg war umso mehr.

      Und, wenn man ehrlich war, es war auch nicht ganz fair: so manch anderer konnte genauso viel Süßkram in sich hineinstopfen und nahm dabei kein Gramm zu; sie wiederum brauchte ein Stück Kuchen nur anzusehen und wog zwei Kilo mehr...

      Ächzend bewegte Poppy sich in Richtung Küche, blieb schwer atmend vor dem Kühlschrank stehen, öffnete ihn und suchte nach einem Getränk. Die zwei Flaschen Mineralwasser, die schon seit Monaten im unteren Fach lagen, ließ sie auch diesmal unberührt. Jetzt brauchte sie etwas mit mehr Geschmack! Sie griff zu einer der Tüten mit gezuckertem Eistee, goss sich ein Glas ein und trank es gleich in großen Zügen leer. Dann schenkte sie nach, stellte die Tüte zurück in den Kühlschrank und watschelte zum Küchenfenster.

      Gedankenverloren blickte sie nach draußen, während sie das zweite Glas mit dem herrlich süßen Eistee in kleinen Schlucken genoss. Was für eine miese Gegend, dachte sie. Neugierig beugte sie sich ein wenig nach vorn, um die gesamte Straße überblicken zu können. Vielleicht waren die Jugendlichen, die vorher dieses unheimliche Leuchten verursacht hatten, ja noch da. Sie konnte jedoch niemanden sehen und wollte sich gerade umdrehen und das mittlerweile leere Glas abstellen, als sie stutzte. Da war doch eine Gestalt zu sehen! Nein, nicht nur eine, gleich mehrere!

      Sofort presste sie ihr Gesicht an die Fensterscheibe, konnte aber dennoch nicht genau erkennen, was sich da gegenüber in der Hofeinfahrt zu dem verlassenen Haus herumtrieb. Es sah irgendwie aus wie... ja, wie große Hunde. Ein ganzes Rudel!

      Poppy schrak unwillkürlich ein Stück vom Fenster zurück und erschauderte. Jetzt liefen in diesem Viertel schon Raubtiere frei herum!

      Schlimm genug, dass viele der Hundebesitzer in der Straße sich nicht die Mühe machten, die Hinterlassenschaften ihrer Lieblinge vom Gehweg zu entfernen – jetzt durften die Viecher auch schon nachts hier unbeaufsichtigt herumstreunen. Es wurde wirklich Zeit, dass sie sich eine andere Wohnung suchte!

      Ihr Blick fiel auf die Küchenuhr: halb vier Uhr morgens. Sie musste endlich zurück ins Bett, wenn sie noch ein klein wenig Schlaf bekommen wollte. Seufzend drehte sie dem Fenster den Rücken zu, stellte das Glas in das Waschbecken und ging mit schwerfälligen, kleinen Schritten zurück in ihr Schlafzimmer.

      Es entging ihr, wie sich aus dem Dunkel gegenüber sechs hundeartige Gestalten lösten und mit weit ausholenden Sprüngen lautlos in der Nacht verschwanden...

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