Uwe Plesotzky

Schnell mal gelacht


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einzusteigen, denn der musste ja genau eine viertel Stunde hinter uns sein. So verließen wir dann frohgemut, dass unser kleiner Fehler keinerlei Folgen haben würde in Bebra den Zug. Um ganz sicherzugehen, begaben wir uns dann auch sofort an die Information dort. Vielmehr warteten wir erst einmal, bis sie geöffnet wurde. Dass manches ganz anders kommt, wie man sich es ausgedacht hatte, wussten wir schon wenige Minuten später. Unser Zug fuhr durch den Bahnhof in Bebra durch, aber er dachte nicht mal im Traum daran, hier anzuhalten. Jetzt hatten wir mit einmal sehr viel Zeit, denn unser nächster Zug sollte erst in eineinhalb Stunden kommen. Ich sage jetzt mal unser Zug, denn wenn ich sage der Einzige, der nach Aschaffenburg fuhr, und uns noch einigermaßen pünktlich dorthin bringen konnte. So machten wir aus der Not eine Tugend und tranken in aller Ruhe eine heiße Tasse Kaffee. Was hätten wir auch sonst tun können, denn außer diesem Kiosk gab es dort nichts, was schon geöffnet hatte. Um den Zug auf keinen Fall zu verpassen, waren wir natürlich wieder sehr früh am Bahnsteig. Diesmal stiegen wir auch in den richtigen Zug, nicht weil wir ihn sofort erkannten und es genau wussten. Nein, wir hatten uns einfach mal nebenbei bei den anderen Wartenden erkundigt. Zu unserem Glück stellte sich heraus, dass auch noch andere Leute nach Aschaffenburg wollten, oder aber zumindest in diese Richtung.

      Wir stiegen also in den Zug ein, und was soll ich noch sagen, er war nicht einmal zu einem Drittel gefüllt. Allmählich dämmerte mir, warum die Bahn so wenig Gewinn einfuhr. Es waren nicht nur die total überhöhten Preise, sondern auch die wenigen Menschen die bereit waren freiwillig mit der Bahn zu fahren, es sei denn, sie hatten keine andere Wahl so wie wir. Unterwegs hatten wir sehr viel Zeit, und damit diese nicht einfach nur sinnlos verstreicht habe ich dann mal die Kosten überschlagen und damit verglichen, was uns diese Reise mit einem PKW gekostet hätte. Das Ergebnis erstaunte mich zwar nicht allzu sehr, aber es war eindeutig. Mit einem eigenen Wagen wären wir zu einem Bruchteil des Geldes nach Aschaffenburg gefahren, selbst wenn wir ein Auto gehabt hätten, das vierzehn Liter auf hundert Kilometer bräuchte.

      Wären wir mit dem eigenen Auto nach Aschaffenburg gefahren, wir hätten uns das Umsteigen, sehr viele Wartezeiten und auch eine Menge Nerven gespart, selbst wenn wir einmal im Stau gestanden hätten. Aber an diesem Tag war es uns wirklich nicht möglich gewesen mit unserem eigenen Wagen zu fahren, wir wollten nämlich nach Aschaffenburg, um uns dort einen zu kaufen!

      Im Nachhinein kann ich nur sagen, wir sind insgesamt sieben Stunden nach Aschaffenburg gefahren, mussten dabei viermal umsteigen, einmal war wohl unsere eigene Schuld, und hatten zwischendurch jede Menge Aufenthalt an kalten, zügigen und trostlosen Bahnhöfen. Wie schön war dann die Heimfahrt in unserem neuen Wagen. Zwar standen wir tatsächlich auch eine halbe Stunde im Stau, aber wir waren nach etwas über zwei Stunden wieder zu Hause.

      Für die Zukunft haben wir uns aber eines genau gemerkt, wenn die Bahn pünktlich ist, dann ist das gut so. Wenn sie aber überpünktlich ist, dann sollte man mehr als einmal nachschauen, ob man im richtigen Zug sitzt!

      Die Schulaufführung

      Wer Kinder hat, der kennt es genau, jene unvergessliche Abende, in denen man mit äußerst interessierter Miene und hoch interessiertem Blick in der Schule auf viel zu kleinen Stühlen hockt, nur um sich Dinge anzuhören, bei denen man normalerweise einschlafen würde. So war es auch an diesem wunderschönen Abend, nur mit dem entscheidenden Unterschied, dass es sich dabei nicht um einen Elternabend handelte, sondern um eine Schulaufführung. Nicht, dass so eine Show auf einer schlecht beleuchteten Bühne mit viel zu leisem Mikrofon nicht auch seine interessanten und lustigen Seiten hätte. Nein, sie war teilweise auch sehr gut gelungen, und man konnte sich auch zeitweise richtig toll amüsieren, aber leider birgt so eine Veranstaltung auch immer einige Dinge in sich, auf die man gut und gern verzichten könnte.

      Meistens fängt die Sache mit der Suche nach einem Parkplatz an, der nicht unbedingt zwei Kilometer entfernt liegen sollte. Die meisten Schüler besitzen kein eigenes Auto, und so kommt es wohl, dass es rund um die Schulen hier im Lande wohl nicht immer genügend Parkfläche gibt. Wenn man viel Glück hat, und das hatten wir an diesem Abend, dann findet man sogar einen Platz, an dem man sein Fahrzeug so abstellen kann, dass weder jemand einen Kratzer in die Türen macht, noch irgendwelche Dellen beim Öffnen der Autotüren hineinrammt. Auf dem Weg zum großen bunten Abend mussten wir eine kleine Strecke laufen, wie ich ja schon erwähnt habe, gibt es nicht so viele Parkplätze, und so ist man oft gezwungen, in relativer Entfernung zu parken. Während wir uns also auf den Weg machten, um zum Ort der Veranstaltung zu kommen, wurden wir mindestens siebenmal angehalten und mit Nachdruck gefragt, ob wir eine Schülerzeitung kaufen wollten. Sie standen an jedem strategisch wichtigen Punkt, und man hatte keinerlei Chance die Aufführung zu erreichen, ohne von ihnen gesehen und angesprochen zu werden. So gestaltete sich unser Weg zur Show als eine Art Spießrutenlauf.

      Trotz der vielen Überfälle, ich entschuldige mich an dieser Stelle für diese Bezeichnung, aber so kam es mir nach dem dritten Verkaufsgespräch tatsächlich vor, erreichten wir am Ende doch noch die Show. Das heißt, eigentlich erreichten wir nur die Vorhalle. Gleich am ersten Eingang wurden wir dann erst mal zur Kasse gebeten, denn schließlich sollten wir ja auch dafür bezahlen, dass wir hier waren. In Gedanken dachte ich schon mit Schrecken daran, dass bei der nächsten Aufführung sicher auch Parkgebühren verlangt würden.

      Aber wir kamen mit einem geringen Entgelt für den Eintritt davon, und was sollte uns jetzt noch daran hindern den Abend zu genießen, außer vielleicht dieser großen Menschenmasse vor uns, die alle zur gleichen Zeit durch dieselbe kleine Tür gehen wollten. Eigentlich ist es ja eine große und breite Flügeltür, aber aus einem mir bis heute unbekannten Grund wurde nur ein Flügel geöffnet, und auch der nur einen Spaltbreit. Dennoch haben wir es am Ende geschafft den Saal zu betreten, und zwar ohne vorher von den Menschenmengen niedergetrampelt oder in die Ecke geschubst zu werden. Selbst der Türsteher, es war eine kräftige Frau mit stechendem Blick, hatte wohl Mitleid mit uns, und wir durften ungehindert passieren. Und wären noch Plätze frei gewesen, wir hätten uns auch glatt gesetzt. So aber blieb uns nichts anderes übrig, als am Rande zu stehen, und den Gang zu blockieren, denn Stehplätze waren wohl nicht vorgesehen. Aber auch diese zwanzig Minuten vergingen, und dann ging der Vorhang auf, und die Show begann.

      Ich denke sie musste wirklich gut sein, jedenfalls hörte es sich so an, denn von unserem Standplatz aus, konnte man nur relativ wenig erkennen. Aber sich die Show anzuhören war ja auch nicht so schlecht, jedenfalls bis zu dem Augenblick als sich, ich denke es war eine Lehrerin, sie machte so den Eindruck auf mich, direkt vor mich stellte. Sie stand mit ihrem Gewicht auf ihrem linken Bein gelagert und ihr Kopf war auch in diese Richtung geneigt. So machte ich also einen kleinen Schritt nach rechts und konnte wieder einen kleinen Ausschnitt der Bühne erkennen, schließlich waren wir ja ziemlich weit von der Bühne entfernt. Aber was machte sie dann, sie verlagerte ihr Gewicht, das recht beträchtlich war, nach rechts und genauso ihren Kopf, der von einer mächtigen Frisur betont wurde. Mir blieb nichts anderes übrig, als einen kleinen Schritt nach links zu machen. Nachdem ich etwa zwanzigmal einen kleinen Schritt, mal nach links mal nach rechts, getan hatte, hörte ich damit auf. Schon aus Angst davor die Leute würden denken ich mache hier eine Tanzaufführung, den diese kleinen Schritte fanden im Abstand von etwa fünf bis zehn Sekunden statt. Vielleicht musste diese Frau mit der hohen Frisur ja auch nur mal dringend auf die Toilette. Aber nur in den Pausen war es gestattet den Saal zu verlassen oder zu betreten, und die Türsteherin machte nicht gerade den Eindruck, dass sie mit sich verhandeln ließ.

      Die nächste Pause kam, und tatsächlich ging die Frisur fort, und nahm glücklicherweise auch ihre Besitzerin mit an einen anderen Ort. Erleichtert stand ich die Pause über auf meinem äußerst komfortablen Standplatz und wartete darauf, dass die Show weiterging. Schließlich war mein Sohn ja auch bei der Aufführung, und ich wollte das ja sehen und hören, oder zumindest eines davon! Ich freute mich schon darauf, dass ich jetzt wieder einen kleinen Ausschnitt der Bühne erkennen konnte, aber da hatte ich die Rechnung wohl ohne den Wirt gemacht. Kaum ging es oben auf der Bühne weiter, da kam eine Horde Jugendlicher, mit einem Kleinkind im Schlepptau, und stellte sich an den einzigen freien Platz, den es noch gab, vor mich, und blieben dort wie angewurzelt stehen.

      Da ich mich mittlerweile daran gewöhnt hatte nichts erkennen oder sehen zu können, war die Enttäuschung nicht mehr gar