Bianka Kurzer

Vampire in New York


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bei Elisas Vater um ihre Hand angehalten. Die Freude in der Familie war groß gewesen. Elisas Mutter hatte schon nicht mehr damit gerechnet, dass ihre einzige Tochter noch eine gute Partie machen würde. Hatte ihre temperamentvolle Natur doch schon so manchen Mann davon abgehalten, näher mit ihr bekannt werden zu wollen. Jonathan hatte Elisa jedoch nicht in die Flucht schlagen können, denn er hatte sich in sie verliebt.

      Hinzu kam natürlich, dass Jonathan ein sehr gutaussehender Mann war, ein angesehener Arzt und zudem über ein gutes Einkommen verfügte. Doch was für die Mutter so wichtig gewesen war, Einkommen und Ansehen, hatte für Elisa eine vollkommen untergeordnete Rolle gespielt. Sie hatte sich schon immer vorgenommen, nur einen Mann zu heiraten, den sie auch wirklich liebte. Und das sie ihn von ganzem Herzen liebte, ihn, mit seinem feinen Humor und seiner Belesenheit, das hatte sie ihm schon oft gesagt. Sie hatte ihm erzählt, dass es kein größeres Glück für sie hatte geben können, als seine Frau zu werden. Ein halbes Jahr später, hatte dann die Hochzeit stattgefunden.

      Auch wenn es der glücklichste Tag in ihrem Leben sein sollte, so dachte Jonathan nicht gerne daran zurück. Elisas Mutter hatte sehr viele Leute eingeladen, die Elisa entweder nicht kannte oder nicht mochte. Jonathan wusste, dass Elisa eher eine kleine, romantische Hochzeit im Sinn gehabt hatte, war aber gegen den Willen ihrer Mutter nicht angekommen. So hatte Elisa sich den ganzen Tag nicht mehr als ein paar Schritte von Jonathan entfernt, hatte nur ein paar Mal mit ihrem Vater getanzt und ansonsten nur mit ihrem Mann. Für ihn war es der glücklichste Moment seines Lebens, als er Elisa endlich als seine Frau mit nach Hause nehmen durfte.

      Elisa schrie als eine weitere Wehe ihren zarten Körper durchdrang. Jonathan rannte sofort zu ihr. Das Hausmädchen war die ganze Zeit über bei ihr, betupfte ihre Stirn mit einem kalten, feuchten Tuch oder hielt ihre Hand, wenn eine weitere Wehe kam und versuchte, es ihr so angenehm wie möglich zu machen. Es war Elisas erstes Kind und auch wenn Jonathan selbst Arzt war und schon einigen Kindern auf die Welt geholfen hatte, so war es etwas ganz anderes, bei der Geburt des eigenen Kindes dabei zu sein.

      „Die Abstände zwischen den Wehen werden immer kürzer“, stellte Jonathan fest und setzte sich zu seiner Frau ans Bett. „Es wird jetzt nicht mehr lange dauern“, sagte er leise, nahm ihre Hand und küsste sie.

      Er wusste, Elisa war stark und gesund und dass sie die Geburt sicher überstehen würde. Trotzdem machte er sich Sorgen um sie.

      Als ob sie seine Gedanken gelesen hätten blicke sie ihn liebevoll an. „Mach dir keine Sorgen meine Lieber, mir geht es gut.“

      Er lächelte sie an und küsste sie auf die Stirn.

      Elisa lächelte zurück. „Geh´, les ein Buch… es wird noch eine Weile dauern, bis du unseren Sohn begrüßen kannst.“

      Er schmunzelte. „Woher weißt du, dass es nicht eine schöne Tochter werden wird?“

      „Nur ein Mann kann so unverschämt sein und seine Mutter derart mit Füßen treten“, sagte sie scherzhaft und Jonathan musste lachen.

      Er küsste sie noch einmal und ließ sie wieder in der Obhut von Katherine. Er ging zurück in die Bibliothek wo er nach seinem Hausdiener rief: „Harold.“

      „Sie wünschen Sir?“

      „Wie lange ist es jetzt her, dass James losgefahren ist um die Hebamme zu holen?“

      „Beinah zweieinhalb Stunden, Sir.“

      Jonathan nickte nur. Harold verneigte sich kurz und verließ die Bibliothek wieder.

      Um sich abzulenken, nahm er sein Buch erneut auf, nur um die eine Seite wieder zwei Mal zu lesen. Angespannt und frustriert schlug er das Buch zu und fing an vor dem Kamin auf und ab zu gehen.

      Die Köchin Harriette Jenkins hatte in der Küche eine Kanne mit extra starkem Tee zubereitet. Sie stellte alles auf ein Tablett und ging damit in die Bibliothek.

      „Tee, Sir?“, fragte sie freundlich als sie den Raum betrat.

      „Ja, danke Mrs. Jenkins.“

      Sie stellte das Tablett auf einem kleinen Tisch ab, goss ihm Tee aus der Kanne in eine Tasse und übergab sie ihm dann.

      Er nahm die Tasse und atmete das Aroma des Tees tief ein.

      „Wunderbar.“ Er nickte der Köchin dankbar zu, die sich dann erfreut lächelnd zurückzog. Wie beruhigend so eine Tasse Tee doch sein konnte, dachte Jonathan. Vorsicht nahm er einen Schluck von dem sehr heißen Getränk.

      Tatsächlich schien der Tee seine angespannten Nerven zu beruhigen.

      Eine viertel Stunde später traf James endlich mit der Hebamme ein.

      „James!“, entfuhr es Jonathan erfreut, „ich hatte schon die Befürchtung dass du es nicht schaffen würdest.“

      „Es ist auch ein kleines Wunder das wir es geschafft haben, Sir. Der Schneesturm hat noch an Stärke zugelegt und die Pferde haben schwer kämpfen müssen… ich würde mich jetzt gerne um sie kümmern.“

      „Natürlich James… und vielen Dank.“

      James nickte ihm kurz zu und ging um die Pferde zu versorgen.

      „Marion, schön Sie zu sehen. Willkommen in meinem Haus“, begrüßte Jonathan die Hebamme, „und danke dass sie gekommen sind.“

      Sie legte ihren, vom Schnee durchweichten Umhang ab und lächelte ihn dankbar an. „Danke dass sie mir ihren Kutscher geschickte haben. Ohne ihn wäre ich in dem Schneesturm bestimmt verloren gegangen.“

      Marion Higgins war eine kleine robuste Frau mit blonden Haaren, die sie zu einem strengen Knoten zurückgebunden hatte. Sie übte den Beruf der Hebamme mittlerweile seit über zwanzig Jahren aus. In dieser langen Zeit hatte sie schon viel gesehen und nicht immer hatte sie das Glück gehabt, dass Mutter und Kind die Geburt gut überstanden hatten. Sie und Dr. Smith hatten schon oft im Hospital zusammen gearbeitet und kannten sich daher.

      „Wo ist die werdende Mutter?“, fragte Marion gleich und Jonathan führte sie zu Elisa.

      Marion sah sofort, dass Elisa eine starke Konstitution hatte und nach einer kurzen Untersuchung stellte sie fest, dass das Kind genau so lag wie es liegen sollte. Trotzdem beruhigte es sie, dass Jonathan anwesend war. Marion übernahm sofort das Zepter in dem kleinen Haushalt und selbst Jonathan folgte ihren Anweisungen. Nach einigen weiteren Stunden bangen Wartens war es dann endlich so weit. Elisa hatte einem kleinen Jungen das Leben geschenkt.

      Die Geburt war sehr anstrengend für Elisa gewesen, aber sie hatte alles gut überstanden. Die Hebamme übergab das schreiende Baby vorsichtig an Katherine, die ihn säuberte und in eine kleine hübsche Babydecke wickelte. Marion hatte währenddessen Elisa versorgt. Es war alles ohne Komplikationen verlaufen. Elisas Haare und Körper waren feucht vom Schweiß und sie lag erschöpft in ihren Kissen. Aber als Katherine ihr ihren Sohn in den Arm legte, strahlte sie übers ganze Gesicht.

      Elisa lachte Jonathan an. „Er ist das hübscheste Baby das ich je gesehen habe!“ Sie besah ihn sich ganz genau. Zählte die kleinen Finger und Zehen, fuhr ihm mit ihren Fingern durch das weiche dunkle Haar und küsste seine kleine Nase. Jonathan blickte voller Stolz und Freude auf seine Frau und seinen neugeborenen Sohn. Er war so glücklich, dass ihm das Herz über ging und ihm sogar die Tränen kamen.

      Jonathan dankte Marion überschwänglich für ihre Hilfe und bat sie die Nacht über, als sein Gast, im Haus zu bleiben. James würde sie dann am nächsten Morgen zurück nach Hause fahren. Angesichts des Sturms nahm Marion sein Angebot nur zu gerne an.

      Dann durften die restlichen Mitglieder des Haushalts den kleinen Stammhalter begrüßen. Selbst Harold war angesichts des kleinen Jungen gerührt und wischte sich verschämt eine kleine Träne aus dem Augenwinkel. Alle gratulierten Dr. Smith und seiner Frau und freuten sich, dass Mutter und Kind gesund und wohlauf waren.

      Drei Monate später tauften sie den Jungen auf den Namen Edward Jonathan Smith.

      Edward war ein überaus fröhliches Baby und bereitete seinen Eltern viel Freude. Als er jedoch fünf Monate