Bianka Kurzer

Vampire in New York


Скачать книгу

von einen auf den anderen Tag, erbrach er alles, was sie ihm zu essen oder trinken gaben, gleich wieder.

      Jonathan wusste sich nicht anders zu helfen und brachte seinen Sohn ins Hospital um den Rat seiner Kollegen einzuholen. Aber nachdem sie den kleinen Jungen gründlich untersucht hatten, waren auch sie absolut ratlos. Sie hatten nicht feststellen können, an welch sonderbarer Krankheit Edward leiden könnte.

      Die kleine Familie war verzweifelt. Wie lange konnte ihr Sohn noch ohne Nahrung überleben? Nach zweieinhalb Tagen wurde der Junge zusehends kraftloser und immer schläfriger. Sein kleiner Körper brauchte dringend Nahrung, ohne die würde er qualvoll verhungern. Jonathan war verzweifelt angesichts seiner Hilflosigkeit und Elisa wich ihrem Sohn nicht eine Sekunde von der Seite. Die Köchin versorgte Elisa mit ihren Lieblingsspeisen und Tee aber auch sie schien nichts mehr zu sich nehmen zu wollen.

      Hilfe erhielt die Familie von unerwarteter Seite.

      Ihr Kutscher James bat am Abend des dritten Tages um ein Gespräch mit Dr. Smith und erzählte ihm eine unglaubliche Geschichte.

      „Sir, kann ich Sie bitte kurz sprechen?“

      „Natürlich James, komm doch rein“, forderte Dr. Smith ihn auf und wunderte sich kurz, denn James schloss die Tür zur Bibliothek hinter sich.

      „Ich weiß, warum es dem kleinen Edward so schlecht geht“, sagte James unvermittelt und Jonathan sah ihn überrascht an.

      „Was meinst du James?“

      „Es gibt Menschen, Menschen die anders sind. Menschen die keine Nahrung mehr zu sich nehmen können. Menschen die das Blut anderer Menschen trinken müssen um zu überleben.“

      Dr. Smith war zutiefst schockiert und froh dass seine Frau nicht anwesend war und gehört hatte, was James ihm gerade gesagt hatte.

      Er fuhr seinen Kutscher an. „Verdammt James, was faselst du da für einen Unsinn! Es geht um das Leben meines Sohnes!“

      Aber James blieb ganz ruhig. „Ich weiß Sir, und ich will Ihnen wirklich helfen. Bitte, Sie müssen mir glauben. Es gibt Menschen die sind nicht wie Sie…“, er blickte seinen Arbeitgeber direkt an, „die sind wie ich.“

      Dr. Smith runzelte die Stirn. „Was willst du damit sagen?“

      „Haben Sie mich je essen sehen?“ fragte James und lächelte verschmitzt.

      Dr. Smith überlegte kurz und schüttelte dann langsam seinen Kopf, unfähig etwas zu sagen.

      „Bin ich je krank geworden?“

      Auch das konnte Dr. Smith verneinen.

      „Was glauben Sie, wie alt ich bin?“

      Dr. Smith blickte den Mann, der vor ihm stand, genau an. Dann, auf einmal fiel es ihm auf. Es war als würde er James das erste Mal richtig ansehen. Wie konnte das sein? James war schon als Kutscher bei seiner Familie angestellt gewesen, als er selbst noch ein kleiner Junge war. Er hätte jetzt schon um die fünfzig oder sechzig Jahre alt sein müssen. Aber er sah keinen Tag älter aus als dreißig.

      Dr. Smith blickte James erstaunt an. „Wie ist das möglich?“, fragte er leise.

      „Ich bin wie Ihr Sohn. Auch ich wurde als Baby krank und konnte keine Nahrung mehr bei mir behalten. Ich hatte mich verändert.“

      „Verändert? Wie?“

      „Das weiß ich nicht genau…“, gestand James.

      „Aber du hast überlebt! Wie hast du das gemacht?“

      In Dr. Smith keimte die Hoffnung seinem Sohn doch noch helfen zu können.

      „Ja, ich habe überlebt, aber nur, weil ich von einem guten Menschen gefunden wurde, einer jungen Frau, die so war wie ich und die mir das einzige gab, das mir helfen konnte zu überleben… menschliches Blut.“

      Dr. Smith schüttelte energisch seinen Kopf. „Das kann nicht sein“, beharrte er verzweifelt, „das ist wider die Natur… Menschen werden krank, wenn sie das Blut von Menschen trinken… das ist unmöglich!“ Er ließ sich kraftlos in einen der Sessel sinken und vergrub sein Gesicht in seinen Händen.

      „Für Vampire nicht“, sagte James so leise das Dr. Smith ihn beinah nicht gehört hätte.

      Erschrocken blickte er auf. „Was hast du gesagt?“

      James trat an ihn heran. „Ich bin ein Vampir, unsterblich und ich muss mich von menschlichem Blut ernähren.“ Er kniete sich vor Dr. Smith hin, der unfähig war sich zu rühren. „Glauben Sie mir… bitte… wenn Sie Ihren Sohn retten wollen, dann geben Sie ihn mir… ich weiß was zu tun ist.“

      Dr. Smith sah James ungläubig und mit großen Augen an. War der Mann, den er seit frühester Kindheit kannte, verrückt? Wie konnte er so ruhig vor ihm knien und behaupten ein Vampir zu sein?

      „Vampire gibt es nicht…“, stammelte er. James schmunzelte. „Doch es gibt sie. Auch wenn wir nicht die blutrünstigen Monster aus den Geschichten und Legenden sind, sondern ruhig unter den Menschen leben, so gibt es uns sehr wohl. Wir werden als Menschen geboren und verwandeln uns, wenn wir noch kleine Kinder sind, Babys, wie ihr Sohn.“

      Dr. Smith schüttelte seinen Kopf immer noch unfähig und auch unwillig dem Mann vor ihm Glauben zu schenken. James legte seine Hand auf Jonathans. Sie war warm, wo Jonathan beinah erwartet hätte, das sie eiskalt wäre. Verwundert blickte er James an.

      „Ich bin ein Mensch“, versicherte ihm James leise, „aber auch ein Vampir und ohne Blut wird Edward sterben.“ Dann erhob er sich und wartete auf Dr. Smiths Entscheidung.

      Dr. Smith blickte auf. Sah in James Gesicht und wusste nicht was er machen sollte. Sollte er dem Mann glauben, der behauptete ein Vampir zu sein? Sollte er ihm seinen Sohn anvertrauen? Der Mediziner in ihm sträubte sich mit allem was er über den Organismus des Menschen wusste, gegen das was James ihm gerade erzählt hatte. Aber der Vater in ihm, wollte seinen Sohn retten. Um jeden Preis. Auch wenn es hieß, seinen Sohn einem Vampir anzuvertrauen.

      Er nickte unmerklich. „Komm heute Nacht, wenn alle schlafen, ich möchte nicht das meine Frau etwas davon erfährt.“

      James nickte und ließ Dr. Smith allein.

      Als alle im Haus schliefen kam James zurück und traf Dr. Smith mit seinem Sohn in der Bibliothek an.

      „Und es passiert ihm auch nichts?“, fragte Dr. Smith ängstlich.

      James lächelte. „Nein. Wenn ich ihn wieder zurück bringe, dann wird es ihm besser gehen. Ich verspreche es.“

      „Versprich mir, dass du mir meinen Sohn zurück bringen wirst!“, forderte Dr. Smith eindringlich.

      „Ich verspreche es“, wiederholte James und legte ihm kurz freundschaftlich die Hand auf die Schulter.

      Nur zögernd übergab Dr. Smith seinen Sohn an James. Der hüllte das Kind behutsam in eine Decke und verließ mit ihm das Haus.

      Jonathan ließ sich in einen Sessel fallen, schlug die Hände vors Gesicht und weinte. Er betete dass er das richtige getan hatte.

      James kannte seit über zwei Jahren eine hübsche junge Frau, die wusste, dass er anders war als andere Männer. Er dachte daran zurück, wie er sie eines Nachts auf der Straße gefunden hatte, als sie bereit gewesen war, für etwas zu Essen ihre Unschuld zu verkaufen.

      James hatte ihr geholfen. Er hatte zuerst den Kerl vertrieben, der die Verzweiflung der jungen Frau ausnutzen wollte und dann hatte er ihr angeboten sie zum Essen einzuladen, ohne dafür ihre Unschuld zu fordern. Dafür hatte er sie um etwas anderes gebeten.

      Kapitel 2

      Die junge Frau, mit den langen blonden Haare und den großen braunen Augen, weinte leise, als der Mann langsam ihre Röcke anhob.

      Seit Tagen hatte sie nichts mehr gegessen und niemand hatte ihr helfen wollen. Sie hatte nur