Bianka Kurzer

Vampire in New York


Скачать книгу

unters Kinn und brachte sie dazu ihn anzusehen. „Das muss du nun nie wieder tun.“

      Ein dankbares Lächeln umspielte ihren feinen Mund. „Dann… musst du jetzt noch Nahrung zu dir nehmen“, sagte sie mutig, wusste dann aber nicht, wie er von ihr trinken wollte.

      James ging einen Schritt auf sie zu. „Ich werde dir nicht wehtun“, versprach er.

      Seine Augen verdunkelten sich wieder und seine Fänge traten aus seinem Mund hervor. „Hab keine Angst“, flüsterte er. Nun stand er so nah, dass sich ihre Körper berührten. Maria zitterte ein wenig und fragte sich, ob es richtig war, was sie hier tat. Als James ihr dann aber behutsam ihr Haar zur Seite strich, neigte sie, fast wie selbstverständlich, ihren Kopf leicht zur Seite. Langsam beugte er sich über sie und platzierte seinen Mund über der pochenden Vene an ihrem Hals. Sein warmer Atem streichelte ihre Haut, so dass sie eine Gänsehaut bekam. Er küsste die Stelle an ihrem Hals kurz und dann biss er behutsam zu. Es war nur ein kurzer Schmerz, als die rasiermesserscharfen, langen Fänge mit Leichtigkeit durch ihre Haut drangen und James begann sofort zu trinken. Süß und warm rann ihm ihr Blut die Kehle hinab. Er umfasste mit einem Arm ihre Taille und zog sie an sie heran. Sie legte ihre Hände auf seinen Rücken und neigte den Kopf noch weiter um ihm das trinken zu erleichtern. Seine Nähe fühlte sich so gut an. Sie lehnte sich an ihn und konnte nicht behaupten, dass diese Erfahrung unangenehm für sie war. Im Gegenteil, tief in ihr reagierte sie auf ihn und wollte ihn noch weitaus intensiver spüren.

      James trank in tiefen Zügen und war sich Marias Nähe nur allzu sehr bewusst. Ihr weicher Körper drückte sich an ihn und er spürte noch einen anderen Hunger in sich aufsteigen. Einen Hunger, dem er schon seit langer Zeit nicht mehr nachgegeben hatte. Als er gesättigt war fuhr er ihr mit seiner Zunge über die kleinen Bisswunden. Sie hörten sofort auf zu bluten und verschlossen sich wieder. Seine Fänge zogen sich zurück und anstelle des tiefen Schwarz konnte Maria seine blauen Augen wieder sehen. James hielt sie immer noch in seinem Arm und auch Maria schien es nicht eilig zu haben, sich von ihm zurückzuziehen.

      „Wie geht es dir?“ Eine Frage die er bisher noch keinem Menschen gestellt hatte, nachdem er dessen Blut getrunken hatte.

      „Sehr gut.“

      „War es sehr schlimm für dich?“

      „Nein… eigentlich war es recht… schön…“, sie schüttelte ihren Kopf, „schön ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort… aber… es war nicht unangenehm.“

      James lächelte sie an.

      Er ließ langsam seine Hände sinken und fragte: „Was ist eigentlich mit deinen Sachen passiert?“

      „Der Vermieter hat sie einfach behalten.“

      „Wo habt ihr noch gleich gewohnt?“, fragte er und Maria konnte hören dass er verärgert klang. Sie nannte ihm die Adresse.

      „Ich werde deine Sachen holen. Wenn du in der Zwischenzeit ein Bad nehmen möchtest, dann lasse ich es dir gerne herrichten.“

      „Das würde ich sehr gerne“, nickte sie eifrig. Seitdem sie aus der Wohnung vertrieben worden war, hatte sie sich nicht mehr ordentlich waschen können. Sie hatte sich notdürftig an öffentlichen Wasserstellen oder Brunnen gereinigt, meistens in der Nacht, wenn sie sicher war, dass niemand sie sehen konnte.

      „Gut, ich werde Mrs. Johnson bitten, dir ein Bad einzulassen. Ihr Mann ist so eine Art Hauswart hier und kümmert sich um kleinere Reparaturen. Und sie unterstützt die Mieter oft wenn sie Hilfe brauchen. Ich hole jetzt deine Sachen und bin schnell wieder zurück.“

      „Die wird er dir aber nicht geben wollen“, sagte sie ängstlich, denn sie hatte am eigenen Leib erfahren müssen, wie gemein und brutal der Mann sie behandelt hatte.

      James zwinkerte ihr zu. „Wollen wir wetten?“

      Dann verließ er sie und Maria blieb verängstigt zurück. Sie hoffte dass James nichts passieren würde, vergaß dabei, dass James ein Vampir war und sich sicherlich zu wehren wusste. Während sich James auf den Weg zu Marias alter Adresse machte, klopfte Mrs. Johnson bei Maria an die Tür.

      Als Maria öffnete lächelte ihr die Frau, die sie schon bei ihrer Ankunft im Hausflur angetroffen hatte, freundlich entgegen.

      „Hallo Kindchen. James hat mich gebeten ein Bad für dich einzulassen. Er hat mir auch erzählt, was dir wiederfahren ist.“ Sie ergriff Marias Hände und drückte sie sanft.

      „Es tut mir so leid für dich… aber hier bist du gut aufgehoben“, versicherte sie ihr, „komm mit, dann zeige ich dir wo du alles findest.“

      Maria ließ sich von Mrs. Johnson in den Keller führen, wo sie ihr den Raum zeigte, in dem eine Badewanne stand. Der Raum war behaglich eingerichtet. In einer Ecke stand ein kleiner Ofen, auf dem zwei große Kessel stand, in dem das Wasser heiß gemacht werden konnte. Außerdem sorgte der Ofen dafür, dass es in dem Raum schön warm war. Maria hatte so etwas noch nie zuvor gesehen und blieb staunend stehen. Mrs. Johnson lächelte als sie Marias Blick sah.

      „James hat uns davon überzeugt, dass wenn man sich ein paarmal in der Woche gründlich wäscht, es dazu beiträgt, dass man nicht so schnell krank wird. Wir hatten ihm erst nicht geglaubt, aber nun nutzen wir es mindestens drei Mal in der Woche… aber wir erzählen es niemanden“, sagte sie und lächelte verlegen, als wenn sie etwas verbotenes tun würde.

      „Mittlerweile finde ich es wunderbar, sich ordentlich waschen zu können, noch dazu in so privater Atmosphäre“, gestand sie. Maria nickte und Mrs. Johnson schüttete das heiße Wasser aus dem Kessel in die Badewanne. Sie brauchten noch ein paar weitere Kessel voll Wasser bevor die Wanne so weit gefüllt war, dass man darin ein Bad nehmen konnte. Wobei Mrs. Johnson mal kaltes mal heißes Wasser in die Wanne schüttete.

      Als die Wanne voll war, hielt Mrs. Johnson kurz ihre Hand in das Wasser in der Wanne und nickte. „Jetzt sollte es warm genug sein. Lass dir ruhig Zeit.“ Nachdem sie gegangen war, hatte Maria sich ausgezogen und sich in die große Wanne voll sehr warmen Wasser sinken lassen. Sie genoss für eine kleine Weile die Wärme des Wassers bevor sie sich ausgiebig mit der Seife, die ihr Mrs. Johnson wohl hingelegt hatte, reinigte.

      James hatte das kleine heruntergekommene Mietshaus schnell gefunden. Er hatte erst vorgehabt den Vermieter zur Rede zu stellen und ihm vielleicht sogar etwas Angst einzujagen, aber als er vor der Tür des Vermieters stand, konnte er hören, dass der Mann gerade dabei war, seine Frau zu verprügeln. James zögerte nicht lange und trat mit einem mächtigen Tritt die Tür aus den Angeln. Er zog den Vermieter von seiner Frau weg und stieß ihn zu Boden. Der Mann war betrunken und lallte ihm obszöne Schimpfworte zu. James half der Frau aufzustehen. Ihre Lippe war aufgeplatzt und ihre Wangen waren leuchtend rot.

      „Gehen Sie, verlassen Sie den Mann!“, befahl er ihr eindringlich. Holte alles Geld das er bei sich hatte aus den Taschen und gab es ihr. Ungläubig blickte sie auf das kleine Vermögen in ihren Händen. Unfähig zu sprechen, lächelte sie ihn dankbar an. In wenigen Augenblicken hatten sie ihre wenigen Habseligkeiten zusammen gerafft und das Haus verlassen. James hatte in der Zwischenzeit den Vermieter auf die Füße gezogen und am liebsten hätte er den Mann genau so verprügelt wie er es eben noch mit seiner Frau getan hatte. Aber als Vampir verfügte er über übernatürliche Kraft und er hätte in seiner Wut den Mann vermutlich getötet. Also hatte er ihn, gleich nachdem die Frau das Haus verlassen hatte, unter seine Gedankenkontrolle gebracht. Er zwang ihn dazu ihm zu sagen, wo er die Kleidungsstücke und persönlichen Gegenstände von Maria versteckt hatte. Der Vermieter führte ihn zu einer abgeschlossenen Kammer in der Küche. Als er den Mann fragte, ob er auch Wertgegenstände in der Wohnung gefunden hätte, erzählte dieser wahrheitsgemäß, dass er ein kleines Kästchen gefunden hatte, in dem ein paar Schmuckstücke aufbewahrt worden waren. James forderte ihn auf, ihm auch diese Sachen zu geben und der Vermieter, der immer noch unter der Kontrolle von James stand, brachte ihm das Kästchen mit den Schmuckstücken. James hatte Glück, dass der Vermieter die Sachen noch nicht versetzt hatte. Außerdem forderte er den Vermieter auf, ihm die Miete, die er von Marias Vater erhalten hatte, zurück zu zahlen, schließlich hatte er Maria aus dem Haus geworfen obwohl die Miete bezahlt war und