Bianka Kurzer

Vampire in New York


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eine Übereinkunft getroffen.

      Dr. Smith hielt sein Wort. Nie erfuhr seine Frau oder irgendjemand anders den wahren Grund für die Genesung ihres Sohnes. Und er erzählte auch niemandem dass es Vampire tatsächlich gab.

      Als Edward älter wurde, fragte er James immer wieder warum er anders war als die anderen Menschen. Warum er nicht das essen konnte, was seine Eltern aßen. Warum ihm aber jeden Tag Essen auf sein Zimmer gebracht wurde, dass James dann einsammelte und abends an die Obdachlosen verteilte. Also erzählte James dem kleinen Jungen von den Menschen die anders waren. Die so waren wie er und James und die Blut brauchten um zu überleben. Edward war sehr klug für sein Alter und als James ihm das Versprechen abnahm, nie darüber mit seiner Mutter oder den anderen Bediensteten zu sprechen, nickte er eifrig. Edward konnte aber auch nicht mit seinem Vater darüber sprechen, denn als er es einmal versucht hatte, sah dieser ihn traurig an und schien verunsichert zu sein. Es war offensichtlich, dass sein Vater dieses Thema nicht mit ihm besprechen wollte oder konnte, also tat Edward es nie wieder. Alles was er über seine Art wusste, hatte er von James erfahren. Und dass war nicht viel. Nicht das James ihm etwas verheimlichen wollte, er wusste einfach selbst nicht viel über seine eigene Art.

      Mit dreizehn Jahren war Edward schon sehr groß und kräftig für sein Alter und ging nun nachts allein durch die Straßen um jemanden zu finden, an dem er sich nähren konnte. Er ging immer sehr behutsam vor und war nie grob zu den Menschen, dessen Blut er nahm. Wie James es ihm gezeigt hatte, versiegelte er die kleinen Wunden, die er den Menschen am Hals beigebracht hatte, mit seiner Zunge und löschte dann ihre Erinnerungen.

      Edward besuchte, wie jedes andere Kind, die Schule und die Lehrer merkten bereits nach kurzer Zeit, dass der Junge sehr intelligent war. Einige Lehrer förderten ihn, in dem sie ihm Literatur für ältere Schüler zu lesen gaben. Zudem war er ein wohlerzogener und freundlicher Junge, auf den seine Eltern sehr stolz waren.

      Edward wuchs zu einem großen, gutaussehenden jungen Mann heran. Er besuchte das Pembroke College in Oxford, denn er wollte Arzt werden, wie sein Vater.

      Mit James verband ihn eine innige Freundschaft und obwohl Edward seinem Freund oft angeboten hatte, das College für ihn zu bezahlen, damit er etwas aus seinem Leben machen konnte, lehnte James dies ab. James hatte Edward nie von seiner Vergangenheit erzählt und so konnte Edward nicht wissen, das James aus einer reichen Familie kam und durchaus ein reicher Mann war, der jedoch das einfache Leben bevorzugte und lieber als anonymer Spender andere Menschen, die es nicht so gut getroffen hatten wie er, unterstützte.

      Nachdem Edward sein Studium erfolgreich beendet hatte, übernahm er eine Stelle als Arzt, in dem Hospital in dem schon sein Vater gearbeitet hatte. Sein Vater war ein Jahr zuvor in den Ruhestand gegangen und Edward übernahm seinen Platz. Obwohl er einer der jüngsten Ärzte an dem Hospital war, hatte sich sein Ruf als ausgezeichneter Arzt bald schnell herum gesprochen.

      Leider hatte er trotz seiner Fähigkeiten seiner eigenen Mutter nicht helfen können. Sie starb als Edward sechsundzwanzig Jahre alt war.

      Sie war ein paar Monate lang kränklich gewesen, hatte dann rapide an Gewicht verloren, ohne dass es dafür eine Erklärung gab und dann waren die Schmerzen gekommen. Edward und sein Vater versuchten ihr zu helfen und gaben ihr Schmerzmittel, aber nichts besserte ihren Zustand. Wegen der starken Medikamente war sie bald gar nicht mehr ansprechbar gewesen. Eines Morgens ging Edward in das Zimmer seiner Eltern und fand seinen Vater weinend vor. Der ausgezehrte Körper seiner geliebten Mutter hatte den Kampf verloren und sie hatte für immer ihre Augen geschlossen. James Vater war unsagbar traurig. Seine geliebte Elisa vor ihm gehen zu sehen, leidend und unter Schmerzen, hatte ihm das Herz gebrochen. Edward sah, dass sein Vater den Willen und die Kraft zu leben verloren hatte. Obwohl er die Anzeichen bemerkt hatte, hatte er es nicht verhindern können, dass sein Vater sich noch in derselben Nacht mit Gift das Leben nahm. Edward verschwieg allen, dass sein Vater sich selbst getötet hatte. Er behauptete, sein Herz war geschwächt gewesen und der Tod seiner geliebten Frau wäre dann zu viel für ihn gewesen. Sein Herz hatte einfach aufgehört zu schlagen. Niemand zweifelte an seiner Diagnose und so wurden sein Vater und seine Mutter, nur wenige Tage später, nebeneinander auf dem Friedhof beigesetzt. Edward war unsagbar traurig über den Verlust seiner Eltern. Besonders in Anbetracht der Tatsache, dass er selbst unsterblich war. Er fand es ungerecht und war wütend auf sich und seine Andersartigkeit.

      Ein paar Monate später verlor James seine geliebte Maria an die Schwindsucht. Auch Edward hatte ihr nicht mehr helfen können. Wenige Tage nach der Beerdigung war James dann plötzlich verschwunden. Er hatte sein Haus den Johnsons geschenkt, seine Sachen gepackt und war einfach, ohne ein Wort des Abschiedes, gegangen. Edward hatten in kurzer Zeit alle Menschen, die er liebte und die ihm etwas bedeutet hatten verloren. Er war nun allein.

      Er blieb in dem Haus seiner Eltern wohnen und wurde ein guter Arzt. Er heilte aber nicht nur Menschen, sondern versuchte auch noch mehr über seine eigene Art herauszufinden. Dies war nicht leicht, da er bis auf James noch keinem anderen Menschen, der wie er war, begegnet war.

      Da er nicht alterte und nicht auffallen wollte, verkaufte er das Haus in London, nachdem er beinah zehn Jahre als Arzt gearbeitet hatte und reiste dann um die Welt. Er machte sich auf die Suche nach Menschen die wie er waren. Er war auf der Suche nach Vampiren.

      Kapitel 4

       Frankreich, Juli 1763

      In einem kleinen Dorf nahe einem Vorort von Paris brachte Agnès Beaumont, an einem warmen Tag im Juli, zwei wunderschöne Mädchen zur Welt. Sie und ihr Mann, der Graf Philippe Beaumont, lebten auf einem großen Landgut. Mit der Geburt ihrer Töchter war für sie endlich ein großer Wunsch in Erfüllung gegangen. Sie waren beide so glücklich über die Geburt ihrer Kinder, dass sie ein großes Fest für all ihre Freunde und ihre Bediensteten sowie die Bauern und Arbeiter von den umliegenden Höfen gaben. Jeder in ihrem Umfeld sollte an ihrer Freude teilhaben.

      Obwohl als Zwillinge geboren, konnten die Mädchen nicht unterschiedlicher sein. Marguerite mit ihren großen, strahlend blauen Augen und den flachsblonden Haaren sah ihrer Schwester Soleil mit ihren dunkelbraunen Haaren und den grün-blauen Augen nicht im Entferntesten ähnlich. Das Glück der kleinen Familie war vollkommen, doch ahnte noch niemand von ihnen, dass sich schon bald alles ändern würde.

      In ihren ersten Lebensmonaten waren die Mädchen wie viele andere Säuglinge. Sie schliefen viel, wurden von ihrer glücklichen Mutter oft im Garten in ihren Wägelchen herumgefahren und wurden von einer Amme versorgt da Agnès keine Milch für ihre Babys hatte. Dann passierte jedoch eines Tages etwas Merkwürdiges.

      Nachdem die Amme Soleil, wie schon viele Male zuvor, an ihre Brust angelegt hatte, war sie von dem kleinen Mädchen gebissen worden. Obwohl Soleil noch keinen ihrer ersten Zähne hatte, zeigten sich in ihrem Mund zwei winzig kleine, sehr spitze Eckzähne. Noch viel schockierender für die Amme war jedoch, dass das kleine Mädchen dann begonnen hatte, das Blut, das aus der kleinen Wunde sickerte, zu trinken. Die Amme fing an zu schreien und als die Gräfin kam um zu sehen was passiert war, fand sie die Amme hysterisch zeternd vor. Die Amme hatte Soleil in ihr Bettchen zurückgelegt und schilderte der Gräfin aufgebracht was passierte war. Und obwohl die Gräfin die sehr kleine Wunde sehen konnte, die die Amme ihr zeigte, war sie sich nicht sicher ob sie glauben konnte, dass ihre kleine Soleil dafür verantwortlich sein sollte. Zumal die beiden winzigen, spitzen Zähne, die die Amme gesehen haben wollte, weder zu sehen noch zu fühlen waren. Da man an ihrem Wort zweifelte, raffte die Amme erbost ihre Sache zusammen, weigerte sich fortan die Mädchen weiter zu versorgen und versprach nie wieder auch nur einen Fuß in das Haus zu setzen.

      Der Graf bezahlte die Amme fürstlich und nahm ihr das Versprechen ab, nie auch nur ein Wort über den Vorfall zu verlieren.

      Unmittelbar nach diesem Vorfall wurden die kleinen Mädchen krank. Nicht nur das Soleil nun jedes Mal ihre Milch wieder erbrach sobald man sie gefüttert hatte, auch Marguerite vertrug ihre Nahrung nicht mehr. Auch jedwede andere Babynahrung konnten die Zwillinge nicht mehr bei sich behalten, sie erbrachen sie fast augenblicklich wieder. Hilflos mussten die Eltern mit ansehen, wie die beiden Kinder hungrig in ihren Bettchen lagen, ohne dass sie in