Bianka Kurzer

Vampire in New York


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gibt es auf allen Kontinenten. Es kann also durchaus sein, dass es nicht so besonders ist, wie ich zu glauben scheine.“

      „Sie wollen damit sagen, dass es noch viel über die Vampire zu lernen gibt.“

      Edward lächelte den Grafen an und nickte. „Genau das. Ich weiß, dass ist ziemlich viel, was es jetzt für Sie zu verkraften gibt… aber mit der Zeit wird sich alles finden… und sollten Sie mal Hilfe brauchen, dann gebe ich Ihnen meine Adresse unter der Sie mich erreichen können. Schicken Sie mir einen Brief mit Ihren Fragen oder wenn es erforderlich sein sollte, so komme ich Sie auch gerne wieder besuchen. Wenn Sie erlauben. Ich muss gestehen, dass ich sehr neugierig bin, wie sich Ihre kleinen Mädchen entwickeln werden.“

      „Vielen Dank…Monsieur Smith“, verneigte sich der Graf in aufrichtiger Dankbarkeit.

      „Gerne. Und wenn Sie möchten, können Sie mich gerne Edward nennen.“

      „Das machen wir gern“, freute sich der Graf. „Ich bin Philippe und das ist meine Frau Agnès.“

      Die beiden baten ihn noch zu bleiben und so blieb Edward noch bis zum späten Abend. Auf die Bitte der beiden hin, erzählte er ihnen von seinem bisherigen Leben und sie waren sehr erstaunt zu hören, das er beinah zweihundert Jahre alt war. Als er sich dann verabschiedete küsste ihn Agnès dankbar auf die Wange und Philippe schüttelte ihm die Hand. Obwohl er Edward anbot, ihn in seiner Kutsche zurück zur Schenke fahren, wo Edward ein Zimmer gemietet hatte, lehnte Edward das Angebot ab. Das war das erste und letzte Mal das der Graf und die Gräfin den Engländer sahen.

      Auf seinem Weg zurück zu seiner Unterkunft, dachte Edward noch einmal über die beiden Vampirzwillinge nach. Er war sich sicher, dass sie in guten Händen waren und das gab ihm ein gutes Gefühl.

      Noch in derselben Nacht überlegten der Graf und die Gräfin ob sie einige ihrer Bediensteten ins Vertrauen ziehen sollten. Denn wenn die Mädchen erst einmal ihre Fähigkeiten bekamen, dann würde es bestimmt zu ungewöhnlichen Vorfällen kommen, die dann wiederum zu unbequemen Fragen oder Gerüchte führen könnten. Und das wollten sie von vorn herein vermeiden. Sie wussten aber auch, dass sie ein hohes Risiko eingehen würden, wenn sie jemanden von der Andersartigkeit ihrer Kinder erzählen würden. Die Entscheidung fiel ihnen nicht leicht. Aber sie brauchten unbedingt Hilfe und Unterstützung.

      Am nächsten Morgen weihten die beiden drei Menschen in ihr Geheimnis ein: ihren Hausdiener Antoine, die Hausdame Madame d'Autreille und die Köchin Ernestine. Diese drei Menschen waren schon seit sehr vielen Jahren bei ihnen und ihre engsten und vertrautesten Bediensteten.

      Als der Graf und die Gräfin die drei zu sich riefen, hatten die noch keine Ahnung, welches Geheimnis sie von nun an zu bewahren hatten.

      Die Gräfin bat die drei sich zu setzen. Noch niemals zuvor waren die Bediensteten dazu aufgefordert worden, sich in Gegenwart des Grafen und der Gräfin zu setzen. Besonders Antoine blickte die Gräfin geradezu entsetzt an. Aber sie bestand darauf.

      „Bitte“, sagte sie und die drei setzten sich zögerlich auf das kleine Sofa.

      Der Graf räusperte sich. „Ich weiß nicht so recht, wo ich beginnen soll“, gestand er, „Sie wissen ja, dass wir gestern einen Besucher hatten, einen Arzt aus England, der sich unsere Mädchen angesehen hat.“

      „Wie hörten, dass es den beiden wieder gut gehen soll… stimmt das Monsieur?“, fragte die Köchin Ernestine hoffnungsvoll. Wussten doch alle im Haus dass die Mädchen sehr krank gewesen waren.

      Die Gräfin lächelte. „Ja, unseren Mädchen geht es wieder sehr gut.“

      Man konnte der Köchin, als auch Antoine und der Hausdame, die Erleichterung an ihren Gesichtern ablesen.

      „Ja und deshalb haben wir Sie heute zu uns gebeten“, der Graf sah jeden seiner Bediensteten direkt an. „Unsere Kinder sind… anders… etwas Besonderes… sie… sie haben bestimmte Bedürfnisse…“, er blickte seine Frau hilfesuchend an. Sie stellte sich vor die drei und blickte sie freundlich lächelnd an. „Unsere Kinder sind…“

      Es fiel beiden offensichtlich nicht leicht darüber zu sprechen. Antoine richtete das Wort an den Grafen.

      „Monsieur, sie können absolut sicher sein, dass alles was sie uns erzählen werden, vertraulich behandelt und diese vier Wände nicht verlassen wird.“ Wie zur Bestätigung nickten die beiden Frau zu seiner Aussage. Der Graf nickte ihm dankend zu. „Nun gut… unsere Kinder sind… Vampire… und sie brauchen Blut um zu überleben.“ Jetzt ist es raus, dachte er nur. Seine Frau nickte eifrig und erklärte weiter: „Der Arzt der gestern hier war, Dr. Smith, ist selbst auch ein Vampir, deshalb wusste er, warum unsere Mädchen krank waren.“

      Man konnte den dreien ansehen, dass sie nicht nur an den Worten ihrer Herrschaften zweifelten, sondern wohl auch an dessen Verstand.

      „Es ist wahr“, bekräftigte die Gräfin, die die ungläubigen Blicke natürlich bemerkt hatte. „Er hat sich vor unseren Augen verwandelt und er erzählte uns auch, dass die Geschichten über Vampire nicht der Wahrheit entsprechen. Vampire werden wie ganz normale Menschen geboren und verändern sich dann in den ersten Lebensmonaten. Ab der Veränderung können die kleinen Wesen dann keine menschliche Nahrung mehr zu sich nehmen und brauchen das Blut eines Menschen um zu überleben. Der Graf und ich werden unsere Mädchen täglich mit unserem Blut versorgen, damit sie überleben werden.“

      Der Graf bekräftige dann noch einmal dass er alles dafür tun würde, um seine Mädchen zu schützen und erzählte ihnen auch noch von all den anderen Dingen, die Edward ihm am Tag zuvor über Vampire anvertraut hatte.

      Als er geendet hatte, war es für einige Momente vollkommen still im Raum. Der Graf und die Gräfin warteten auf eine Reaktion ihrer treuen Bediensteten.

      Unerwartet ruhig und gefasst hatten die drei die erstaunlichen Dinge, die ihnen der Graf und die Gräfin erzählt hatten, aufgenommen. Obwohl die Tatsache, dass es Vampire wirklich geben sollte und diese auch noch friedlich unter den Menschen leben sollten, nicht leicht zu verdauen war. Konnten Sie der Geschichte wirklich Glauben schenken? Jeder für sich schien mit seinem Gewissen zu ringen. Allerdings waren in den letzten Tagen wirklich seltsame Dinge geschehen. Wussten sie doch alle von dem Vorfall mit der Amme, vom Besuch des Engländers und der Tatsache, dass es den Kindern nach dem Besuch des Fremden, wie durch ein Wunder, wieder besser ging. Wo sie vorher doch schon hatten fürchten müssen, dass die Kinder bald sterben würden. Sie wären nie im Leben darauf gekommen, dass die beiden unschuldigen Kinder als Vampire geboren worden waren.

      Die beiden Frauen sahen Antoine an und nickten dem Hausdiener zu. Er räusperte sich und erhob sich. „Ich spreche für uns alle, wenn ich Ihnen versichere, dass wir alles tun werden, um das Geheimnis Ihrer Kinder zu schützen. Sie mögen als…“, das Wort Vampir wollte ihm dann doch noch nicht so leicht über die Lippen kommen, „als etwas anderes auf die Welt gekommen sein, aber es sind unschuldige Kinder, die nichts für das können, was sie nun mal sind. Was immer Sie brauchen, scheuen Sie sich nicht um Hilfe zu bitten, wir werden für Sie da sein.“ Auch die beiden Frauen waren aufgestanden und hatten sich neben Antoine gestellt, wie um seine Aussage noch zu bekräftigen.

      Der Graf und die Gräfin waren sehr gerührt und dankbar. Der Graf ging zu Antoine und hielt ihm zum Dank die Hand hin. Der Hausdiener ergriff diese zögerlich. Dann dankte ihm der Graf von ganzen Herzen. Die Gräfin nahm spontan nacheinander die Hausdame und die Köchin kurzerhand dankbar in den Arm und drückte sie an sich.

      „Vielen, vielen Dank, dass Sie so verständnisvoll sind… ich hätte nicht gewusst wie wir ohne Ihre Hilfe unsere Mädchen hätten beschützen können.“

      Die beiden Damen waren leicht beschämt über die unerwartete Gefühlsäußerung der Gräfin, fingen sich aber schnell wieder und lächelten die Gräfin an.

      Die Fütterung der Mädchen übernahmen der Graf und die Gräfin ganz allein. Lediglich Antoine durfte dabei sein und ihnen helfen. Gerade in den ersten Wochen, kostete es die beiden immer noch etwas Überwindung sich selbst zu verletzten, damit sie ihre Kinder mit ihrem Blut füttern konnten. Wobei Edward Recht behalten