Bianka Kurzer

Vampire in New York


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in ihrem Dorf und der Umgebung immer geholfen. Sie hatten niemanden schlecht behandelt und stets gute Löhne gezahlt. Die Menschen mochten den Graf und die Gräfin und auch deren hilfsbereite und freundliche Töchter.

      Eines Morgens überbrachte einer der Dorfbewohner dann aber die Nachricht, dass eine Gruppe von fast einem Dutzend Männern auf dem Weg zu ihrem kleinen Landgut war. Es waren Männer die, unter dem Deckmantel der Revolution, durch die Gegend zogen, nur um zu stehlen, zu morden und andere abscheuliche Taten zu begehen. Bereits am Abend würden sie das Dorf erreicht haben. Der Mann empfahl dem Grafen zu fliehen, solange er noch Zeit hatte. Er selbst habe seine Familie schon in Sicherheit gebracht und wollte ihnen umgehend folgen. Er hatte es nur als seine Pflicht angesehen, den Grafen und seine Familie zu warnen. Der Graf dankte ihm für die Information und steckte ihm noch etwas Geld zu. Dann rannte der Mann davon.

      Der Graf war zutiefst erschüttert. Er musste sofort handeln und seine Töchter und die Bediensteten in Sicherheit bringen. Leider war seine Frau, Agnès, bei schlechter Gesundheit und eine Reise kam für sie nicht in Frage. Und unter gar keinen Umständen würde der Graf seine über alles geliebte Frau alleine lassen. Als er seine Familie und seine Bediensteten in der Eingangshalle zusammen gerufen hatte, erzählte er allen was ihnen bevorstand. Er trug den Männern und Frauen, die für ihn arbeiteten, auf, sofort ein paar Sachen zusammen zu packen und mit ihren Familien irgendwo Schutz zu suchen. Einige wollte dem Grafen beistehen aber er bestand darauf, dass sich alle in Sicherheit bringen sollten.

      Als er mit seiner Frau und seinen Töchtern allein war, befahl er seinen Töchtern, auch sofort ihre Sachen zu packen. Sie sollten fliehen, während er mit ihrer Mutter zurück bleiben würde. Die Schwestern waren außer sich. Niemals würde sie fliehen und ihre Eltern im Stich lassen. Soleil weigerte sich, sie war der festen Überzeugung, dass sie und Marguerite stark genug wären um die Männer zu bekämpfen. Aber ihr Vater verbot es ihnen rigoros. Er hatte Angst dass sie verletzt werden könnten. Auch wenn sie Vampire waren und kleine Wunden schnell heilten, so wusste er nicht, ob ihre Körper auch einem Messer oder eine Kugel standhalten würden. Was wenn sie den Männern unterlagen und man sie gefangen nehmen würde? Nein, dieses Risiko wollte er auf keinen Fall eingehen. Zudem galt es unter allen Umständen das Geheimnis seiner Kinder zu wahren. Marguerite machte daraufhin den Vorschlag, wenigstens zusammen zu fliehen, sie würden die Mutter auch tragen. Aber auch dass schlug ihr Vater aus. Die Gräfin war einfach zu krank und zu geschwächt, als dass sie eine Flucht überstehen würde. So sehr die beiden auch auf ihre Eltern einredeten, sie konnte sie nicht umstimmen. Alles Bitten und Flehen war umsonst. Der Graf hatte seine Entscheidung getroffen und auch seine Frau hatte ihre Mädchen inständig gebeten, zu gehen.

      Am Ende stand es fest. Die beiden Schwestern würden alleine, ohne ihre Eltern, das Dorf verlassen. Der Graf war sogar so weit gegangen, dass er seinen Töchtern das Versprechen abgenommen hatte, Frankreich gänzlich zu verlassen. Egal welche Einwände die Töchter brachten, der Graf und die Gräfin ließen sich nicht erweichen. So wurden die beiden jungen Frauen in aller Eile mit Kleidern, die sie sich von den Mägden hatten geben lassen, ausgestattet. Ihr Vater hatte alles Wertvolle, wie Geld, Gold und Schmuck das er im Haus hatte, zusammen gesucht und es seinen Töchtern mit auf den Weg gegeben. Sie versteckten die Wertsachen und das Geld eingenäht in ihren Röcken und obwohl sie ihre Eltern ungern alleine ließen, gehorchten die Töchter. Unter Tränen ließen sie ihre geliebten Eltern schweren Herzens zurück.

      Sobald die Schwestern die Gegend um ihr Dorf verlassen hatten, nutzten sie ihre Vampirgeschwindigkeit um so schnell wie möglich voran zu kommen. Sie verließen Frankreich und erreichten nach zwei Tagen Lausanne. Sie hatten auf ihrem Weg darauf geachtet, von niemandem gesehen zu werden. In den Nächten hatten sie sich in Höhlen oder dichten Hecken ausgeruht, anstatt sich irgendwo eine Unterkunft zu suchen. Nahrung fanden sie bei den Menschen, die auf kleinen Bauernhöfen lebten oder in den Dörfern durch die sie kamen. Die Menschen an denen sie sich nährten, wurden von ihnen schnell überwältigt. Sie tranken nicht viel, nur das nötigste und ließen die Menschen dann ohne Erinnerung an das Geschehene zurück.

      In Lausanne angekommen, machten sie sich zuerst mit der Umgebung vertraut. Sie hatten beschlossen von ihrem Geld ein kleines Haus zu kaufen und fanden genau was sie suchten, etwas außerhalb der Stadt. Der Kauf war schnell abgewickelt. Da die meisten Möbel in dem Haus noch sehr gut erhalten waren, konnten sie sogar sofort einziehen. Noch am gleichen Tag schrieben sie ihren Eltern, dass sie in Sicherheit waren und nannten ihnen ihre Adresse. Die Tage und Wochen vergingen aber sie erhielten keine Antwort. Sie wussten nicht wie lange die Post brauchen würde und wie lange sie warten sollten. Aber sie hofften inständig, dass ihre Eltern wohlauf waren. Sie lebten unauffällig und zurück gezogen. Als Vampire mussten sie jedoch jeden Tag frisches Blut zu sich nehmen und so hatten die beiden Frauen es geradezu perfektioniert, sich in der Nacht an Menschen heranzuschleichen, sie schnell und gewaltfrei zu überwältigen, sich an ihnen zu nähren um es sie dann wieder vergessen zu lassen, in dem sie die Erinnerungen der Menschen löschten.

      Sie versuchten immer wieder Kontakt zu ihren Eltern aufzunehmen, um zu erfahren wie es ihnen ging. Aber auf ihre Briefe erhielten sie nie eine Antwort. Die Schwestern waren voller Sorge dass den Eltern etwas zugestoßen sein könnte. Sie sprachen oft darüber nach Frankreich zurück zu gehen aber sie hatten ihren Eltern versprochen auf sich zu achten und erst zurück zu kommen, wenn sich die Lage beruhigt hatte. Also hielten sie ihr Versprechen, so schwer es ihnen auch fiel. Aber nicht für sehr lange.

      Nach einem halben Jahr hielten es die Schwestern einfach nicht mehr aus und kehrten nach Frankreich zurück um nach ihren Eltern zu sehen. Zu ihrem großen Entsetzen fanden sie das Haus, in dem sie aufgewachsen und so glücklich gewesen waren, zerstört vor. Es musste einen verheerenden Brand gegeben haben, denn es war fast bis auf die Grundmauern niedergebrannt. Sorgenvoll sahen sie sich an. Was war nur mit ihren Eltern passiert? Sie gingen ins Dorf und suchten nach Menschen, die bei ihren Eltern gearbeitet hatten. Sie fanden aber nur eine alte blinde Frau die vor der Schenke saß und um Almosen bettelte. Sie gaben ihr Geld und fragten sie, ob sie wüsste, was mit dem Graf und der Gräfin Beaumont passiert war. Die alte Frau dankte den beiden Frauen überschwänglich und erzählte ihnen dann, was sie gehört hatte.

      Stunden vor der verhängnisvollen Nacht, als die Bande von Männern in das Landgut eingedrungen war, hatten sich der Graf und die Gräfin in ihr Bett gelegt und einen Gifttrunk zu sich genommen. Friedlich sollen sie Arm in Arm eingeschlafen sein. Die Töchter und die treuen Bediensteten hatten noch rechtzeitig fliehen und sich in Sicherheit bringen können. Als die Männer dann eintrafen, gab es nichts mehr von Wert zu stehlen und der Graf und seine schöne Gräfin waren bereits tot. Wütend darüber hatten die Männer erst alles zerschlagen und dann das Landgut mit all seinen Gebäuden in Brand gesteckt. Die alte Frau erzählte ihnen auch, dass der Hausdiener ein paar Tage später zurückgekommen sei und in dem Garten des Landguts zwei Grabsteine errichtet hatte und dort die Überreste des Grafen und seiner geliebten Gräfin vergraben hatte. Die Schwestern fragten ob sie wüsste, was aus dem Hausdiener geworden sei. Die blinde Frau erzählte ihnen, dass er im Dorf geblieben war und nun über der Schenke leben würde. Die Schwestern bedankten sich bei der Frau und suchten sofort ihren alten Hausdiener auf.

      Sie fragten den Wirt nach seinem Zimmer und standen bereits wenige Minuten vor seiner Tür. Soleil klopfte leise. Als Antoine einen Moment später die Tür öffnete und sah, wer vor ihm stand, holte er überrascht Luft.

      „Ihr!“, stieß er hervor und war überglücklich seine geliebten Mädchen lebend wiederzusehen. Hatte er doch so lange nichts mehr von ihnen gehört und schon das schrecklichste angenommen. Ohne darüber nach zu denken schloss er sie überglücklich in seine Arme.

      „Es tut so gut euch wohlauf wiederzusehen“, sagte er und seine Stimme versagte ihm fast vor Rührung. Soleil und Marguerite hätte nicht überraschter über seine Reaktion sein können, freuten sich aber ebenfalls ihn gesund wiederzusehen.

      Als er sich wieder von ihnen löste stand er vor ihnen und wischte sich mit einer schnellen Handbewegung eine Träne aus dem Augenwinkel. „Das war ihr einziger Wunsch, dass es euch gut gehen sollte.“

      Soleil begann zu weinen. Ihre Schwester nahm sie in den Arm und versuchte sie zu trösten aber auch sie konnte ihre Tränen nicht zurück halten.

      „Weißt