Bianka Kurzer

Vampire in New York


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sie hatten ja noch keinen Vampir danach fragen können.

      Alle zehn bis fünfzehn Jahre zogen sie in eine andere Stadt oder gar in ein anderes Land, denn sie wollten unter allen Umständen vermeiden, dass jemand bemerkte, dass sie nicht alterten. Sie reisten durch ganz Europa und waren sogar für ein paar Jahre auf dem afrikanischen Kontinent unterwegs. Sie besuchten Indien, Russland, China, Japan und Tibet. Am Ende jedoch, zog es sie immer wieder zurück nach Lausanne, wo sie ihr kleines Haus während ihrer Abwesenheiten immer einem Verwalter überließen. Egal in welchem Land sie sich aufhielten, die Schwestern lebten stets sehr zurückgezogen ohne jemandem aufzufallen. Es war anfangs sehr einfach, sich eine neue Identität anzueignen, zumal sie sehr reich waren. Aber dies änderte sich im Laufe der Jahrzehnte. So verging die Zeit in der sie viele unterschiedliche Länder sahen, viele Menschen kennen lernten, verschiedene Sprachen lernten und das taten was sich ihre Eltern gewünscht hatten: sie genossen ihr Leben.

      Ab dem zwanzigsten Jahrhundert war es dann nicht mehr ganz so einfach sich eine neue Identität zu beschaffen, auch wenn man, wie die beiden ewig jungen Frauen, über die nötigen Geldmittel verfügte.

      Kapitel 6

       1913

      Irgendwann hatten die Vampirzwillinge genug Leid und Kriege in der Welt miterlebt, so dass sie 1913, vor Ausbruch des ersten Weltkrieges, Europa den Rücken kehrten und nach Amerika auswanderten. Sie hatten sich mal wieder neue Ausweise machen lassen und hatten dieses Mal ihren Nachnamen behalten und nur ihre Vornamen geändert. Marguerite hieß jetzt Mackenzie und Soleil, Samantha. Es war für sie eine beschwerliche Reise auf dem Schiff auch wenn sie erster Klasse reisten. Sie mussten immer die Illusion, ein Mensch zu sein, aufrechterhalten. Was besonders bei Einnahme der Mahlzeiten schwer war, da sie ja keinerlei Nahrung vertrugen. Also spielten sie die sittsamen, unverheirateten jungen Damen und ließen sich das Essen auf die Kabine bringen, so konnten sie das Essen dann ungesehen entsorgen. Trotzdem zeigten sie sich natürlich, denn sich nur zu verstecken, hätte auch Aufmerksamkeit auf sie gezogen. Sie gingen viel spazieren und unterhielten sich zuweilen sogar recht angeregt mit anderen Passagieren. Auch wenn sie täglich frisches Blut brauchten, waren sie übereingekommen, nur jede zweite Nacht Nahrung zu sich zu nehmen. Niemand sollte bemerken, dass sie mit Vampiren reisten und die Schwestern taten alles um nicht aufzufallen.

      Als sie gerade mal zwei Tag auf See waren, wurde ein Toter gefunden. Der junge Mann war sehr bleich und sein Gesicht trug immer noch einen ängstlichen und zugleich schmerzverzehrten Ausdruck, wie eine Maske. Samantha und Mackenzie hatten so einen Ausdruck schon einmal gesehen. Bei dem Mann in Lausanne, der von einem Vampir getötet worden war. Aber dieser Mann hatte keine Bissmale am Hals. Überhaupt wirkte sein Körper vollkommen unversehrt.

      Der Schiffsarzt, der den Mann untersuchte, stand vor einem Rätsel, denn er konnte die Todesursache einfach nicht bestimmen. Der Mann reiste allein und da er keine Angehörigen auf dem Schiff hatte, sollte er noch auf See bestattet werden, da man Angst hatte, der Mann könnte eine unbekannte Krankheit in sich tragen. Über Nacht wurde der Leichnam noch im Kühlhaus des Schiffes untergebracht und am nächsten Morgen sollte er feierlich der See übergeben werden.

      Samantha und Mackenzie schlichen sich in der Nacht ins Kühlhaus um den Mann genau zu untersuchen, denn sie brauchten Gewissheit. Sie standen vor dem Leichnam und zögerten ihm seine Kleidung auszuziehen. Nicht das sie besonders schüchtern gewesen wären, schließlich hatten sie in ihrem langen Leben schon viele Männer nackt gesehen, aber es war doch etwas gänzlich anderes einen Toten auszuziehen, um ihn sich anzusehen.

      „Du ziehst ihn aus und ich steh´ Schmiere…“, bestimmte Samantha und grinste ihre Schwester an.

      „So siehst du aus, du wirst mir hierbei gefälligst helfen“, fuhr Mackenzie sie an.

      „Okay, okay… war ja nur ein Scherz.“

      Gemeinsam zogen sie dem Mann die Kleidung aus. Das war nicht so einfach wie man sich das vielleicht vorstellen mag. Zumal sie die Kleidung ja nicht beschädigen durften, denn nach ihrer Untersuchung musste sie ihm die Sachen ja auch noch wieder anziehen.

      „Der ist aber ziemlich gut bestückt“, meinte Samantha versonnen als sie ihm die Hosen ausgezogen hatte. Mit einem schiefen Lächeln starrte sie auf seinen Penis.

      „Sam!“, rief Mackenzie beinah entrüstet aus, musste dann aber grinsen, denn der junge Mann verfügte wirklich über ein außerordentliches Prachtexemplar. War allein deswegen schon schade um ihn, dachte sie, mit diesem hübschen Gesicht, seinem gut gebauten Körper und so einem Ding in der Hose, hatte er es bestimmt nie schwer gehabt bei Frauen.

      Mackenzie schüttelte ihren Kopf um ihre Gedanken wieder in die richtigen Bahnen zu lenken.

      „Untersuch ihn ob er irgendwo am Körper kleine Wunden hat“, forderte sie ihre Schwester auf.

      Die beiden Frauen untersuchten den Körper ganz genau. Als Samantha den linken Arm des Mannes hob, fand sie wonach sie gesucht hatten.

      „Hier!“, rief sie aufgeregt.

      Mac sah sich die beiden kleinen runden Wunden, die nicht weit auseinander lagen, genau an.

      „Ein Vampirbiss… er hat direkt in die Arterie gebissen, der Mann ist schnell gestorben.“

      „Und irgendwo liegt jetzt ein pappsatter Vampir rum…“, brummte Samantha ärgerlich. Denn sie und ihrer Schwester nahmen schließlich nur jeden zweiten Tag Nahrung zu sich.

      „Wir müssen ihn…“

      „… oder sie“, fiel ihr Mackenzie ins Wort und Samantha verdrehte die Augen.

      „… oder sie… schnell finden, bevor es noch mehr Tode geben wird.“

      „Das stimmt, aber wo fangen wir an? Der Vampir könnte uns direkt gegenübersehen und wir würden es nicht einmal wissen.“

      „Wir müssen jetzt einfach jede Nacht auf Patrouille gehen, entweder abwechselnd oder zusammen“, schlug Samantha vor.

      „Okay, aber ich würde sagen, wir machen das zusammen, falls wir auf den Vampir treffen und ihn unschädlich machen müssen.“

      „Guter Einwand.“

      „Na, dann lass uns den Hübschen hier, mal wieder anziehen.“

      Gemeinsam zogen sie dem Toten seine Kleidung wieder an.

      Danach schlenderten sie unauffällig, wie zwei Passagiere, die keinen Schlaf finden konnten, über das Schiff. Sie begegneten Männern von der Crew und grüßten freundlich, aber konnten niemand auffälliges entdecken.

      Am nächsten Tag wurde ein weiterer Mann tot gefunden. Wieder ein junger Mann, wieder sehr bleich mit demselben Ausdruck im Gesicht, wie schon der getötete Mann vor ihm. Und wieder stand der Schiffsarzt vor einem Rätsel, denn er hatte wieder nicht herausfinden können, woran der Mann gestorben war. Samantha und Mackenzie ersparten sich diesmal die Untersuchung der Leiche, sie wussten schon was den Mann getötet hatte. Auch dieser tote Körper sollte am nächsten Tag der See übergeben werden.

      Auch wenn die Überfahrt nur noch dreieinhalb Tage dauern sollte, machte sich Unruhe unter den Passagieren breit. Wenn der Schiffsarzt wenigstens herausgefunden hätte, an was die beiden Männer gestorben waren, dann hätte man gewusst wovor man sich gegebenenfalls schützen musste. Aber so, ohne Information, blieben viele der Passiere in ihren Kabinen und verließen diese nur noch selten.

      Das kam Samantha und Mackenzie natürlich nur gelegen. Je weniger draußen herum liefen, desto weniger potentielle neue Opfer würde es geben.

      In der Nacht nach der Beisetzung des letzten Opfers, zahlte sich die Beharrlichkeit der Schwestern aus. Sie überraschten einen weiblichen Vampir wie sie sich gerade an ein Besatzungsmitglied heran machte. Erst dachten sie, sie hätten ein Pärchen bei ihrem Liebesspiel überrascht und sahen gespannt zu. Der Mann verfügte über ein gutes Aussehen und einen stattlichen Körperbau. Die Frau stand vor ihm und küsste ihn, während sie ihre Hand in seiner Hose hatte und ihn befriedigte. „Ja…weiter