Marita Neutsch

Erik Neutsch: Der Wahrheit ein Stück näher


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als er mir diese Neuigkeit mitteilte! Die erste Hürde hatte er nun nach so vielen Anläufen genommen! Nun konnte er sich also dem 6. Buch widmen. "Die Fragen nach dem Leben, seinem Entstehen und vor allem nach seinem Sinn, bauen sich hier erst vorsichtig auf (bezogen auf die ersten fünf Bücher) und werden im 6. Buch, bei einer Reihe von Nebenhandlungen, das eigentliche Zentrum sein, um das sich alles dreht." (In: "Spur des Lebens", S.132) Mein Vater hatte dafür ja schon vor Jahren, man kann schon sagen bereits vor Jahrzehnten, alles, was er zum Schreiben benötigte, recherchiert. Die Konzeption war längst fertig. Er war bestens vorbereitet. Es musste "nur" noch auf`s Papier...

      Aber es kam alles anders.

      “Letztes Buch” wird herausgegeben

      Plötzlicher Tod

      Es war der 21. August 2012 gegen 8.30 Uhr. Bei mir zu Hause klingelte das Telefon. Anne meldete sich: "Hallo, Marita. Was macht ihr gerade?" "Hallo, nun, ich fahre gleich zur Fortbildung nach Osnabrück", entgegnete ich ihr und wunderte mich über ihren Anruf so früh am Morgen. Dachte aber sofort, dass mein Vater mal wieder ins Krankenhaus eingeliefert worden ist. Fragte also: "Was gibt es denn?" Sie sagte recht langsam und mit ihrer recht tiefen Stimme: "Ich muss Dir leider mitteilen, dass dein Vater gestern gestorben ist." "Wie gestern?...", so meine Reaktion. Und Anne: "Ja, gestern. Ich weiß nicht wie es genau passiert ist, wie er gestorben ist, denn ich war doch außer Haus, um meinen 80. Geburtstag nachzufeiern und kaufte auch noch ein. Das verstehst du doch, dass ich meinen Geburtstag nachgefeiert habe?" In dem Moment verstand ich gar nichts mehr. Gefeiert? Tod? Gestern schon? Ich habe die Nacht zuvor geschlafen und wusste nicht, dass mein Vater gar nicht mehr lebt? Ich fragte weiter: "Und wie ist er denn gestorben?" "Ja, er lag unten vor der Treppe, aber der Lift war oben." Ich blieb stumm. Sie weiter: "Er lag die ganze Nacht im Wohnzimmer auf der Couch. So konnte ich mit ihm reden, und er konnte mir nicht mehr antworten. Er konnte mir nicht mehr widersprechen." Da durchzuckte es mich fürchterlich! Die ganze Nacht war sie mit ihm allein? Ich reagierte nur mit: "Mm." Und sie: "Das brauchte ich, um von ihm Abschied nehmen zu können."

      Nur einige Minuten später, dann wäre ich schon zu meiner Fortbildung unterwegs gewesen, hätte also diese Nachricht über Medien mitbekommen? Anne erzählte mir dann noch, dass kurz vorher 10 Seiten von seinem Buch im Laptop abgestürzt sind, was meinen Vater vollkommen aufgeregt hatte. Nun, das ist ja wohl auch verständlich. Aber bei den heutigen Möglichkeiten, so dachte ich noch in jenem Moment, ist das ja kein großes Problem mehr.

      Die 10 Seiten aber blieben "verschwunden". Man nahm diesen Fakt, dass diese Seiten nun nicht mehr da sind, nur zur Kenntnis und verbreitete die Nachricht, dass Erik Neutsch den Romanzyklus, an dem er so lange gearbeitet hat, nun unvollendet bleiben wird. Die Rosa - Luxemburg - Stiftung ließ offiziell mitteilen: "...Er schrieb unermüdlich weiter und arbeitete bis zu seinem Lebensende am fünften Band des Romanzyklus "Der Friede im Osten"...Wir trauern um Erik Neutsch, den Intellektuellen, den Schriftsteller, den Querdenker. In Dankbarkeit und Verbundenheit werden wir die unabhängige Erik-Neutsch-Stiftung unter dem Dach der Rosa-Luxemburg-Stiftung in seinem Sinne weiterführen."

      (In: http://rosalux.de/news/39804/aus-der-spur.html 22.08.2013)

      Trotz meiner tiefen Trauer bewegte mich natürlich immer wieder ein Gedanke: Wie sollte es nun mit diesem 5. Buch weitergehen? Was konnte ich aber auch selber dazu beitragen, dass es veröffentlicht werden kann? Und wie sollte man mit der Konzeption zum 6.Buch umgehen?

      Am Tag der Beisetzung meines Vaters, es war der 13.September 2013, frage ich schließlich Anne: "Du, was passiert denn nun mit dem Buch von Papi? Wer bringt das Buch denn nun so zu Ende, dass es herausgegeben werden kann?" Sie lächelte mich an, schüttelte leicht ihren Kopf und antwortete: "Das geht doch gar nicht!" Das war kurz und bündig. Sie wendete sich schnell von mir ab und ging. Warum aber reagierte sie so abweisend?

      Wenn ich genauer darüber nachdenke, so reihte sich diese Reaktion von ihr eigentlich nahtlos an ihr gesamtes Verhalten mir gegenüber an jenem so traurigen Tag ein. Schon die Sitzordnung in der Friedhofskapelle war eigenartig, denn wir Kinder saßen jeweils mit unseren Ehepartnern in der zweiten Reihe, somit hinter Anne, den beiden Trauerrednern, einer davon Eberhard Panitz, sowie den Vorstandsmitgliedern der Erik-Neutsch-Stiftung. Aber auch auf dem Friedhof ging mir Anne aus dem Weg. Wir sprachen kaum ein Wort miteinander. Und als wir, mein Mann und ich, am nächsten Morgen noch einmal in Ruhe zum Grab meiner Eltern gingen, mussten wir erschrocken feststellen, dass unser Blumengebinde zertrampelt und beschmutzt war. Alles irgendwie sehr komisch.

      Nach der Trauerfeier ging Anne mit ihren Kindern und Familie ihre eigenen Wege. Mein Versuch, sie in ihrer Trauerzeit zu unterstützen, wurde von ihr abgelehnt. Sie beendete ihren Kontakt zu mir.

      Ich hatte von Anfang an auf die Fertigstellung und den Druck des 5. Buches in den nachfolgenden Monaten zu keiner Zeit die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen. Ich durfte weder kurz nach dem Tod noch am Tag der Beisetzung meines Vaters ins Haus bzw. in sein Arbeitszimmer, um wenigstens in Ruhe ganz für mich an jenem Ort, wo ich mich immer sehr wohl gefühlt habe, von ihm Abschied nehmen zu können. Es blieb mir verwehrt. Es schmerzt mich bis heute.

      Gute zwei Monate vergingen. Am 30. November 2013, genau ein Jahr nach der Preisverleihung für junge Autoren, fand eine Gedenkveranstaltung zum Tod von Erik Neutsch im Salon der Rosa-Luxemburg-Stiftung statt. Genauere Informationen erhielt ich erst zwei Tage vor der Veranstaltung. So war es mir natürlich nicht mehr möglich einfach so mitten in der Woche - während der Schulzeit - nach Berlin zu fahren. Die Gedenkfeier fand ohne mich statt.

      Klaus Höpcke und auch Eberhard Panitz traten, so erfuhr ich, in dieser Gedenkveranstaltung auf. Wir konnten uns somit nicht begegnen.

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