Cornelius Dettmering

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das eigentlich war, was mir der Innenminister geflüstert hat?“

      Van Saia hatte es sich inzwischen auf dem Rücksitz des Clubcars gemütlich gemacht und sah erwartungsvoll in Richtung des grünen Horizonts, der am Ende des Golfplatzes zu sehen war.

      „Nun, wenn Sie mir verraten, was er ihnen ins Ohr geflüstert hat, will ich Ihnen keine Antwort schuldig bleiben.“

      „Die Sache mit ihrer Versuchsanordnung – Sie wissen doch sehr genau, worüber ich die ganze Zeit spreche, Faun. Wir hatten dieses Thema doch bereits gestern Abend im Park.“

      „Sie sind richtig unterrichtet, mein Team in Auckland hat in der vergangenen Nacht den Durchbruch erzielt, wir sind einen großen Schritt weitergekommen. Nun können die Testreihen mit der konstanten Belastung gefahren werden. Ich bin sicher, daß alle Testreihen in spätestens sechs bis vierzehn Monaten abgeschlossen sind.“

      „Ich glaube das nicht, wie soll die Industrie bei Ihrem Tempo denn mithalten?“

      „Nun, das soll sie doch gar nicht. Die Herren haben doch alles verschlafen. Anstatt in Forschung zu investieren, ruhen sie sich auf ihren bestehenden Anlagen einfach aus, nehmen kein Geld in die Hand, sondern erhöhen statt dessen die Preise ohne irgendeinen erkennbaren Mehrwert auch nur in Aussicht zu stellen. Und unsere Regierungen lassen sich dies alles gefallen oder noch besser, sitzen in deren Aufsichtsräten, lassen sich von ihnen bezahlen. Habe auch mit Richard Pfingsten, unserem Bundeskanzler immer wieder dieses Thema angesprochen. Er sieht es ähnlich aber ihm sind immer wieder die Hände gebunden, weil ihm die passenden Mitarbeiter fehlen oder sie von der Farbe ihres Parteibuches behindert werden.

      Was soll ich davon als Wissenschaftler denn halten, wenn ich jeden Pfennig viermal belegen muss, um die nächsten Gelder bewilligt zu bekommen? Nein dies ist der falsche Weg und es wird Zeit, daß sich diese Verschiebungen, wenn ich sie einmal so nennen darf, ändern.

      Aber das wirklich revolutionäre erlaube ich mir noch nicht an die Öffentlichkeit zu geben, aber ich darf Ihnen versichern, das Projekt ist erst der Anfang einer absolut neuen Zeitrechnung. Ich habe mich leider selbst mit diesem Thema noch gar nicht genügend befasst, da ich mit einer derartig schnellen Realisierung meines Projektes nicht gerechnet habe, aber alles deutet darauf hin, daß ich hier noch so manches Defizit aufarbeiten muss.“

      Sie waren inzwischen auf dem Abschlagsplatz angekommen, und schickten sich an, ihren ersten Schlag an diesem Tag zu tätigen. Es war fast Windstill, und es herrschte eine angenehme Temperatur. Die Luft war klar und frisch, und es duftete nach frisch geschnittenem Gras. Heronimus liebte diesen Geruch, erinnerte er ihn doch an seine Zeit in den Bayrischen Bergen, wo er oft genug zwischen frisch gemähten Wiesen unter einem Schatten spendenden Baum gelegen hatte um sich die Grundbegriffe der Physik und der Mathematik anzueignen. Ihm gelang das immer sehr gut, als ob ihn dieser Geruch darin unterstützte.

      Faun legte sich seinen Ball zurecht, und mit einem gewaltigen Abschlag beschleunigte dieser in einem Winkel von nicht mehr als 50° in den wolkenlosen Himmel als wollte er gar nicht mehr aufhören zu steigen und immer weiter zu fliegen, bis er endlich unweit des 1. Lochs vom Himmel fiel.

      „Phänomenal“, raunte van Saia.

      “Welch´ interessante Technik, hätte auch von mir sein können, dieser Schlag. Wenn das so weitergeht – schicke ich besser meine Frau hierher.“

      „Aber, aber Herr Premierminister, dies war ein reiner Zufallstreffer, glaube, es liegt an meinem neuen Schläger, alleine für diesen Schlag, finde ich, hat sich der Kauf bereits gelohnt.“

      „Das kann man wohl sagen, wo sagten Sie kommt dieses gute Stück her?“

      „Habe ich mir aus Hamburg mitgebracht, manchmal schlage ich damit auch Walnüsse im Garten, hat mir seinerzeit eine Freundin geraten, als uns die Bälle ausgegangen sind, aber in der Regel steht er schon eher teilnahmslos in der Tasche.“

      van Saia schickte sich an mit wildem Getänzel einen festen Standort für seinen Abschlag zu finden, was ziemlich abenteuerlich anmutete, da er mehrmals um den Ball herumlief, dann aber einen befriedigenden Platz für sein Schuhwerk fand.

      Klack, mit dem unnachahmlich satten Klang eines perfekt getroffenen Golfballs verließ dieser das Tee und vollzog eine nicht minder gelungene Flugbahn in die geplante Richtung des 1. Lochs.

      „Nun, da fällt mir aber ein Stein vom Herzen, habe schon schlimmstes befürchtet.“

      Murmelte der Premier vor sich hin und Faun konnte nicht verhindern, daß seine Mundwinkel von einem kurzen Lächeln durchzogen wurden.

      „Perfekt, Herr van Saia, spielt Rahel eigentlich auch noch?“

      „Nein, sie hat sich einmal mit dem eigenen Schläger fast selbst den Schädel zertrümmert, seither meidet sie diesen Sport. Allerdings dem restlichen „Drumherum“ ist sie nicht abgeneigt.“

      Während die beiden ins Gespräch vertieft ihren Weg auf dem Grün fortsetzten, wurden sie von einem Augenpaar stetig verfolgt, ohne daß sie dies bemerkten. Die Augen gehörten einer äußerst attraktiven langbeinigen Dame, die mit sportlicher Eleganz und der dazugehörigen Leichtigkeit die beiden Herren geradezu verfolgte.

      Bemerkt wurde sie dabei nicht, zumindest nicht von den Beobachteten, sondern von Fallada, der wiederum ihr schon seit geraumer Zeit gefolgt war, ohne daß wiederum sie davon Kenntnis besaß.

      Fallada verfolgte die angenehm duftende Dame aus zweierlei Gründen. Zum einen blieb ihm gar nichts anderes übrig, da er vor seiner eigenen Haustür von eben dieser Dame ausgesperrt worden war. Zum anderen machte es ihm Spaß soviel Auslauf an diesem Morgen zu haben, ohne sich an irgendeiner Leine herumführen lassen zu müssen.

      Fallada, ein schöner goldbrauner flauschiger Pelz auf vier Beinen versuchte nur seinem Frauchen zu folgen, eben jener langbeinigen Schönen, um nur ja nicht das Öffnen der Haustür, was ja früher oder später durchaus wieder zur Diskussion stand zu verpassen, um damit die Chance wahrnehmen zu können im eigenen Garten wieder in aller Ruhe die zwei Schildkröten zu ärgern, was zurzeit zu seinen Lieblingsbeschäftigungen gehörte.

      Nun befand Fallada es nur zu unverständlich, daß diese Menschen immer wieder nach einem kleinen weißen Ball Ausschau hielten, den sie dann erneut mit ihrem Schläger in die Büsche schlugen. Also nahm er diesen eben geschlagenen und brachte ihn seinem Schläger zurück, wie er es so oft mit Frauchen geübt hatte.

      Van Saia staunte nicht schlecht, als dieses Pelzbündel aus dem nahen Gehölz herausbrechend auf ihn zulief, um ihm seinen Golfball vor seine Füße zu legen.

      Kaum hatte Fallada sein Beutestück abgeliefert verschwand er auch schon wieder im Gehölz, war aber von seinem Frauchen gesichtet und erkannt worden, die ihn mit einem kurzen Ruf an Ihre Seite beorderte um sodann die Gelegenheit zu nutzen mit den beiden Herren ins Gespräch zu kommen.

      Genial eingefädelt dachte sich derweil Fallada und beschränkte sich auf einen gütigen, treuen Blick.

      „Ist das Ihr Hund? Meine Dame, darf ich mich vorstellen, Saia mein Name, was verschafft meinem Freund und mir die Ehre dieser angenehmen Erscheinung“.

      Er ließ es bewußt offen, welche Erscheinung er meinte, die des Hundes oder die seiner Herrin.

      „Meine Herren, ich muss mich bei Ihnen entschuldigen, daß mein Hund Ihnen solchen Ärger bereitet hat, es tut mir sehr leid. Darf ich sie beide nach Ihrem Spiel auf einen Drink einladen, um sie mit dem Ausgang des Spieles versöhnlich stimmen zu können?“

      „Das nehmen wir gerne an, kann aber noch die eine oder andere Stunde dauern, bis wir den Kurs hinter uns gebracht habe“, antwortete Faun mit einem Lächeln um seinen Mund.

      Er fand Gefallen an dieser Frau, erinnerte sie ihn doch an Fiorenza, sie hätte es nicht anders angefangen mit ihm ins Gespräch zu kommen – dies amüsierte ihn, und er kam zu dem Schluss, daß es an der Zeit sei mit Fiorenza, die Entwicklungen der letzten Nacht sein Projekt betreffend, zu feiern.

      Er empfand es als unhöflich just in dieser Minute sein Handy aus seiner Tasche zu nehmen, um einen Tisch