Cornelius Dettmering

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das ist Gabriela Curatori, die Künstlerin von der Dir Rahel kürzlich vorgeschwärmt hat.“ Sagte van Saia zu Heronimus, indem er sich zu ihm umdrehte.

      Heronimus hatte den Tisch für heute Abend reserviert und hatte sich den beiden bereits wieder zugewandt.

      „Ist mir eine Ehre Frau Curatori, wann darf ich mir ein Bild von Ihren Werken machen?“

      Faun streckte ihr seine linke Hand entgegen, so wie er es manches Mal machte wenn er einen Menschen sofort mochte.

      Sie griff seine Hand und drückte sie sehr herzlich, so wie er es vermutet hatte, daß sie es täte.

      „Wann immer es Ihnen beliebt“, sagte sie warm lächelnd und schlug dabei ihre Augenlieder ein wenig nieder, aber eben nur ein wenig.

      „Kennen Sie die Via Panale, dort wo sich der kleine Schuhladen befindet, an dieser Ecke ist meine Galerie Sie sind mir immer herzlich Willkommen.“

      „Gerne werden wir dieser Einladung folgen, nicht Faun?“

      van Saia war ganz versessen darauf noch im Beisein von Gabriela Curatori seinen nächsten Abschlag zu tätigen und tänzelte bereits wieder um seinen Ball.

      „Darf ich Ihnen sagen, Frau Curatori, daß Ihr Hund, wie war noch einmal sein Name?“

      „Fallada“

      „Ja, Fallada ist immer herzlich willkommen, unsere Bälle hier zu apportieren, solange er am Platzwart vorbeikommt. Meinen Sie nicht auch Faun?“

      „Gewiss, ist eine nette Abwechslung in dieser Einöde hier.“

      Heronimus Faun hatte sich Fallada genähert um ihm das Fell zwischen den Ohren zu kraulen, wie es alle seine Hunde immer gemocht haben, und sie hatten viele gehabt in seiner Kindheit, immer waren sie um die Kinder herum gewesen und hatten prächtig mit sich spielen lassen.

      Fallada ließ es geschehen, ohne auch nur eine Miene zu verziehen, und begab sich in die Horizontale.

      *

      6

      Es war bereits 19.00 Uhr, und Faun hatte bereits viermal mit Benjamin telefoniert um sich die Daten des Versuchsfeldes der vergangenen Nacht durchgeben zu lassen. Es waren exakt die Daten die er seinem Team nach nächtelangen Studien zukommen ließ um diese in der nächsten Versuchsanordnung umzusetzen. Voller Befriedigung schrieb er die Daten und Formeln noch einmal an die große Tafel, die er sich hier in einer alten Schule in Siena schon vor langer Zeit besorgt hatte.

      Es war eine dieser großen alten Schiefertafeln die er noch als kleiner Junge der dritten Klasse, in der Schule alleine vor der ganzen Klasse stehend, mit mathematischen Grundrechenarten beschreiben musste.

      Er benutzte diese Art der Niederschrift immer gerne, da er hier die Formeln in übergroßer Darstellung immer vor Augen hatte, ohne immer wieder in Papieren blättern zu müssen.

      „Kommst du Hero?“ Fragte Fiorenza.

      „Bin gleich soweit.“ Antwortete er.

      „Muss nur noch eine Berechnung überprüfen, wieviel Uhr ist es denn?“

      „Schon 20.00 Uhr, hattest du den Tisch nicht für 20.45 bestellt?“

      „Ja, hatte ich.“

      „Soll ich das lange schwarze oder das kurze dunkelgrüne anziehen?“

      Wie immer konnte sie sich nicht entscheiden, wenn es um das Kleidungsstück ging, was gerade ausgeführt werden wollte.

      „Das dunkelgrüne passt besser zu Deinen Augen.“

      Sie hatte katzengrüne Augen, um die Sie so manche Frau beneidete, sie glühten förmlich vor Feuer und so mancher verbrannte in ihnen bevor er wusste wie ihm geschah. Heronimus fragte sich immer wieder ob ein Smaragd oder die Augen seiner Frau das fundamentalste, phänomenalste, ergreifendste grün hätten. Er war bis heute dieser Antwort keinen Schritt näher gekommen – war nun auch wirklich nicht schlimm dachte er sich gerade wieder als er sich wieder bei dieser Frage überraschte.

      Heronimus hatte Sie nicht zuletzt wegen dieser Augen kennen lernen wollen als er Sie zum allerersten Mal an der Universität in Verona traf. Danach zermarterte er sich den Kopf wie er Sie wiedertreffen sollte, was sich allerdings bereits nach nur wenigen Stunden ergab. Während eines gemeinsamen Kaffeeklatsches bei einer Freundin kreuzte Sie unerwarteter weise seinen Weg und es fiel Ihm nicht schwer Sie in ein Gespräch über die typischen Kompositionsmerkmale Beethovens zu verwickeln.

      Der Nachmittag mündete in den Abend, und beide sagten ihre jeweiligen Verabredungen mit Freunden ab um das gemeinsame Gespräch über Musik, Literatur, Malerei und die Erinnerung an Ihre Schulzeit bis tief in die Nacht weiterführen zu können.

      Es war einer jener Abende an denen die Stunden verflogen und die Zeit stillzustehen schien. So manches Mal musste er sich mit seiner Meinung was die Politik betraf etwas zurücknehmen, da er schnell festgestellt hatte, daß dieses Thema dem harmonischen Abend eher weniger zuträglich war als viele andere Themen, die im Verlauf des Abends von ihnen angeschnitten worden waren.

      „Bist du dann auch fertig?“ rief sie von unten herauf.

      „Wir können los“, antwortete er ihr.

      Sie verbrachten einen schönen Abend hoch über den Dächern der Stadt. Das Sternenzelt breitete sich über das Land, und an den Bäumen regte sich kein Blättchen mehr.

      Sie sah phantastisch aus in ihrem grünen Kleid. Das Kerzenlicht spielte in ihren Augen, und ihre kunstvoll geformten Wangenknochen unterstrichen ihre italienische Abstammung, einer der letzten Dogen von Venedig war ihr Ur Ur Ur-Großvater, er wäre genauso bezaubert von ihrer Anmut gewesen wie der ihr jetzt gegenübersitzende Mann aus Hamburg.

      Den passenden Rahmen für dieses wundervolle Panorama lieferten ihre leicht gewellten rabenschwarzen Haare, das Mondlicht ließ sie leicht blau schimmern während sie sanft ihre Züge umschmeichelten.

      Hingerissen von diesem Anblick, versunken in diesen Moment bemerkte Faun nicht, wie sich die Füße seines Gegenübers um seine Waden schlängelten, um ihn alsdann mit einer schnellen Bewegung seiner Schuhe zu entledigen.

      „Ich werde mich verkühlen, Fio, wenn du so weiter machst, dann werde ich niesend und prustend über die Brüstung purzeln, und die Industrie wird mir ein Denkmal an dieser Stelle setzen lassen und diese vom Papst weihen lassen“.

      „Das hättest du wohl gerne, Dich so aus dem Staub zu machen ohne die Welt aus den Angeln gehoben zu haben“.

      „Nein, natürlich nicht, was gibt es Reizvolleres, als an Deiner Seite ein wenig der Welt das Fürchten zu lehren?“

      Während er dies sagte, verbog er sich halb kriechend unter den Tisch, um seine Socken und Schuhe wieder einzusammeln.

      „Sage mir, war das Kleid nicht einmal länger - oder was hast du damit gemacht?“

      „Habe es einfach heute Abend abgeschnitten.“

      Sagte sie mit einem leicht verschmitzten Lächeln um ihre Mundwinkel.

      „Findest du es länger besser, dann lasse ich den Rest wieder annähen?“

      „Nein, nein, hatte mich lediglich gefragt ob ich ein Glas Wein zu viel zu mir genommen habe oder nicht – man weiß ja nie, hier in diesen südlichen Gefilden sieht man oft das eine oder andere in einem ganz anderen Licht.“

      Er hatte sich bereits wieder sein Jackett umgehängt ging um den Tisch herum und legte ihr auch ihre Strickjacke über die Schultern. Sie fuhren direkt zurück in die Villa Scacciapensieri, und die sternenklare Nacht tauchte die Stadt in ihr silbernes Licht.

      7

      Vogelgesang weckte all´ die noch schlafenden aus ihren Träumen.

      Die