Dr. Hans Gruber

Schimmel - Geschichten über einen (un)heimlichen Gast


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Sie Laien-Experte(in) in Sachen Schimmel in Wohnungen. Es dürfte Ihnen dann nicht schwer fallen, allen, die dieses Buch noch nicht kennen, mit Ihrem Wissen gründlich auf die Nerven zu gehen. Und - natürlich auch - werden Sie herausfinden, woher Ihr Wohnungsschimmel kommt und wie Sie ihm zu Leibe rücken.

       Danksagung:

      Ich danke allen Kolleginnen und Kollegen der Stadtverwaltung Leverkusen, die mich ermuntert und immer wieder ermutigt haben, meine ursprünglich trockenen Begehungsberichte schimmelbefallener Wohungen in diese 'Schimmelgeschichten' umzuwandeln und so für alle lesbar zu machen.

      Vorwort:

      Den "Schimmelgeschichten" zugrunde liegen einige hundert Wohnungsbegehungen, die wir über fast 10 Jahre für Mietervereine und Gebäudeverwaltungen durchführten.

      Sie beruhen somit auf wirklichen Begebenheiten. Sie sind gewürzt mit einem Hauch dichterischer Freiheit - manchmal auch etwas mehr als ein Hauch.

      Lesen Sie die Schimmelgeschichten in der vorliegenden Reihenfolge: Sie bauen aufeinander auf und ergänzen sich.

      Für kritische Geister haben wir am Ende einiger Geschichten Absätze "Zum Nachrechnen" angefügt. Prüfen Sie nach, ob das denn auch alles stimmt, was wir da in den Geschichten so von uns geben. Benutzen Sie dafür auch die Umrechnungstabellen in der Anlage zu den Geschichten.

      Abgerundet werden die Geschichten mit bewährten 'Tipps' zum Umgang mit Wohnschimmel - wenn er denn bei Ihnen 'zu Gast' ist.

      Kommen Sie nun mit auf eine vergnügliche und lehrreiche Reise in die Welt des Wohnungsschimmels.

      Eva und Hans Gruber

      Einleitung: Wohnungsschimmel - ein (un)kündbarer Mitbewohner

      Schimmel ist ja so gemein! Klammheimlich hat er sich in unsere Wohnungen geschlichen. Kaum waren wir mit Chemie aus dem Baumarkt ihm zu Leibe gerückt, war er buntdreist wieder da. An Wänden, Decken, Fenstern, in Kleiderschrank und Bettkasten ....

      Ganz listig versteckte er sich in Hohlräumen - nur ein Geruch verriet ihn. Angeekelt blieben Gäste weg und aus Scham laden wir auch keine mehr ein:

      Schimmel macht einsam.

      Haut juckt, Schleimhäute und Augen brennen, Atem rasselt und stockt:

      Schimmel macht akut krank.

      Dazu halten seine "Dauer-Geschenke" ein Leben lang:

      Allergie, Asthma, Neurodermitis und Co.

      Sein Opfer bis zum Ende aller Zeiten sind wir:

      Auch die Flucht in eine neue Wohnung rettet uns nicht - er zieht mit um - dieser anhängliche und unkündbare Untermieter.

      Da gibt es kein Entrinnen mehr!

      Nur noch dreingeben können wir uns in dieses Verhängnis!

      Und das Beste machen aus dem Fetzchen Leben, das uns noch geblieben ist.

      Bevor Sie nun, liebe Leserin und lieber Leser, sich in tiefer Depression suhlen (wozu wir eben versucht haben, Sie zu verführen), zeigen wir Ihnen den Silberstreif am Horizont: Es gibt Ausweg und Rettung!

      In den Geschichten nehmen wir Sie mit zu Wohnungsbegehungen und erklären Ihnen (Schritt für Schritt) bauphysikalische Hintergründe. Dazu gibt's Tipps zur Selbsthilfe. Gewürzt haben wir das Ganze mit Lustigem, Lehrreichem, Wissenswertem und einer Prise Sarkasmus zum Aufpeppen.Und nun zur ersten Geschichte

      Schimmel: Der Feind in Deiner Wohnung

      Wenn sie wieder kommt, die kalte Jahreszeit, mit Regen, Sturm und Kälte haben wir sie ausgetrickst: Haben alle Wände, wenn nicht außen so doch zumindest innen, wärmegedämmt. Türen und Fenster sind dicht, da kommt kein Hauch vom Wintersturm mehr durch. Behaglich ist es nun in der Wohnung. Und den sich langsam ausbreitenden scharfen Geruch bemerken wir erst gar nicht - bis es nicht mehr zu übersehen ist: grün-schwarze Flecken im Fenster-, Decken- und Wandbereich.

      Schimmel!

      Überall dort, wo die Wände sich feucht anfühlen, breitet er sich aus. Manchmal sogar im Fußbodenbereich unter Bett und Sofa. Der Vermieter wird gerufen: da sei was undicht, Wasser käme von außen herein. Es wird gesucht und kein Bauschaden gefunden. Folgerung: das Wasser kommt von innen! Die Bewohner haben ihre Wohnung nassgewohnt und sich so ihren Schimmel selber gezüchtet!

      Wie das geht?

      Ganz einfach: Wenn sich 4 Personen 12 Stunden in einer z.B. 75 m² großen Wohnung aufhalten, kochen und duschen ..., erzeugen sie ca. 10 Liter Wasser, das sich als Dampf in der Wohnung verteilt. Fände kein Luftaustausch statt und wären Wände und Böden wasserdampfdicht versiegelt, wäre es in der Wohnung klatschnass - bei z.B. 23 °C wäre dies knapp 3 mal so viel Wasser wie als Dampf "in die Luft gehen" könnte (*): Das Wasser würde in "Bächen" die Wände herablaufen bei einem Raumklima wie im tropischen Regenwald bei Monsunregen. Tatsächlich aber nehmen Wandflächen und Wohnungseinrichtungen sowie Ausstattungen Feuchte auf, speichern sie zwischen und geben sie, wenn trockene Luft vorbeistreicht, wieder ab.

      Auch sind Wohnungen nie ganz dicht - ein Teil der Raumluft wird stets über Spalten im Bereich von Fenstern und Türen kontinuierlich durch Frischluft ausgetauscht.

      Aber die Hauptrolle spielt gezieltes und richtiges Lüften! Und genau das wird während der Heizperiode oft nur unzureichend durchgeführt.

      Wenn dann noch die Fenster dicht schließen, keine Außenwanddämmungen wohl aber Wärmebrücken vorhanden sind, Möbel zu dicht an Außenwänden stehen, Vorhänge von der Decke bis zu Fenstersimsen reichen, Bäder "innenliegend" ohne eigene Fenster sind, Mieter lieber kühl als warm wohnen - daher die Heizkörper "herunterdrehen" und dauerkipplüften - .... kommt Schimmel "automatisch".

      Und mit ihm ist nicht zu spaßen: Immer mehr Menschen reagieren allergisch auf Schimmelsporen. Aber nicht nur das. Wussten Sie schon, dass jährlich mehr - es sind meist abwehrschwache - Menschen an einer Verpilzung der inneren Organe sterben als Verkehrsteilnehmer durch Unfälle umkommen?

      Was ist zu tun?

      - Lüften Sie im Winter Ihre Wohnung alle zwei Stunden gut durch - das geht natürlich nur, wenn Sie zuhause sind.

      - Lüften Sie in den Übergangsjahreszeiten - immer dann, wenn es nachts bereits empfindlich kalt geworden aber mittags noch verträglich warm ist - nur nachts, frühmorgens und spätabends.

      - Schlagen Sie zum Lüften Fenster immer ganz auf. Am intensivsten lüften Sie mit Durchzug (3 bis 10 Minuten im Winter, bis zu 15 Minuten in der Übergangszeit), indem Sie mehrere Fenster gleichzeitig öffnen, beziehungsweise lüften Sie so lange bis Außenseiten von Fensterscheiben nicht mehr beschlagen (sind).

      - Lüften Sie nie durch Kippen der Fensterflügel während des Winters sowie der Übergangsjahreszeiten (Heizperiode).

      - Dauerlüften Sie nie bei kalten Außentemperaturen.

      - Wenn Sie einen Raum nur wenig beheizen wollen (z.B. Schlafzimmer) schließen Sie im Winter nach guter Durchlüftung die Türe zu diesem Zimmer, damit keine feuchte, warme Luft aus dem restlichen Wohnbereich eindringen kann. Heizen Sie diesen Raum tagsüber auf mindestens 18 °C.

      - Kaufen Sie sich ein Thermo-Hygrometer und überprüfen Sie während der Heizperiode die rel. Luftfeuchte in Ihrer Wohnung: sie sollte - bei Außentemperaturen unter 0 ?C - langfristig 55 % nicht übersteigen.

      - Misstrauen Sie Styropor-Untertapeten und wasserdichten Wandfarben (Latex).

      - Meiden Sie Vinylschaum-Tapeten sowie Laminat-Bodenbeläge.

      - Stellen Sie - besonders wenn Sie einen Altbau ohne Außendämmung bewohnen - Möbel nie zu dicht an Außenwände. Der Abstand sollte min. 5 cm betragen. Die Luft sollte ungehindert unter Möbeln bis