Katherina Ushachov

Zarin Saltan


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und noch Jungfrau sei. Und das, kaum dass sie sich auf der unbequem aussehenden Kandidatensitzbank gegenüber von Viktor niedergelassen hatte.

      Nora nahm sie in die Mangel und versuchte, mehr aus ihr herauszuquetschen und sie in Widersprüche zu verstricken, aber wo es nichts zu erzählen gab, da gab es auch keine nennenswerten Widersprüche zu finden.

      »Warum bist du eigentlich hierhergekommen? Was versprichst du dir von der Sendung? Der Bräutigam wirkt auf mich nicht gerade wie einer, der dir dabei helfen möchte, endlich Erfahrungen im Bett zu sammeln. Falls du in dieser Frage nicht lügst.« Sie sah Sabrina eindringlich an.

      Die wurde rot. »Warum sollte ich lügen?« Ihre Stimme klang etwas schrill. »Ich möchte doch nur ein ordentliches Leben. Ein schönes, ordentliches Leben. So wie es sich gehört!«

      Nora hob die Augenbraue. »Ordentlich? Aufgeräumt? Du putzt laut deinem Anmeldebogen neben dem Studium, das klingt nach einer ungesunden Fixierung auf Sauberkeit. Kindchen, eine saubere Wohnung ist nicht alles. Ich hatte mal einen Ehemann, der räumte alles pedantisch weg, aber glaubst du, er war ein guter Ehemann? Von seinem Sauberkeitswahn wurde mir irgendwann schlecht.«

      Sabrina schnaubte und erzählte nichts mehr.

      Bei der Überraschung packte sie einen weiteren Grund dafür aus, dass niemand ihr glaubte - sie führte einen orientalischen Bauchtanz vor, bei dem sie ihren nahezu nackten Körper zu verführerischer Instrumentalmusik lasziv an Viktor rieb.

      Der blickte sie mit einer Mischung aus Verblüffung und Bedauern an, aber so genau war das auf dem kleinen Bildschirm nicht zu erkennen.

      Anna seufzte. Damit stand fest, dass Viktor Sabrina auswählen würde. Acht von zehn Kandidaten wählten die Braut, die einen Bauchtanz vorführte. Sie hatte die Silvestersonderfolge gesehen, in der Nora diese Statistiken mit dem Publikum geteilt hatte. Anna konnte auch einfach aufstehen und gehen. Niemand würde etwas verpassen und sie würde sich eine Enttäuschung ersparen.

      Sie starrte auf das zerknüllte Skript in ihren Händen. Ach ja, etwas in die Kamera sagen. »Ich wünsche Sabrina viel Erfolg. Sie ist ein guter Mensch.« Sie zwang sich zu einem Lächeln und stand auf.

      Sofort kam eine freundlich lächelnde Angestellte in das Zimmerchen und versperrte ihr den Weg. »Wo wollen Sie hin, Fräulein?«, fragte sie auf Russisch.

      »Ich, ähm … also ich wollte nur …«

      »Auf Toilette? Das ist etwas ganz Natürliches. Ich begleite Sie dorthin und wieder auf Ihr Zimmer, damit Sie sich nicht verlaufen. Die Gänge sind etwas unübersichtlich.« Sie nahm Anna bei der Hand und stöckelte mit ihr die Flure entlang.

      Anna blieb nichts anderes übrig, als sich mit hochrotem Kopf auf die Besuchertoilette im Fernsehstudio eskortieren zu lassen. Hastig spritzte sie sich Wasser ins Gesicht, kämmte ihre Haare mit den Händen und betätigte zur Tarnung die Spülung.

      Die strahlende Angestellte begleitete sie zurück zu ihrem pastellfarbenen Zimmer und setze sie vor den Bildschirm.

      »Nur noch ein oder zwei Minütchen, dann sind Sie an der Reihe, Fräulein. Aufgeregt?«

      Anna nickte. »Sehr.«

      »Alles wird gut. Die drei Moderatorinnen bellen zwar, doch sie pflegen eigentlich nicht zu beißen. Aber verrate niemandem, dass ich das gesagt habe!« Die Angestellte umarmte Anna aufmunternd, klopfte ihr leicht auf den Rücken und huschte davon.

      Nora und die anderen zwei Moderatorinnen zogen noch ein bisschen über Sabrina her und Regina redete irgendetwas von der Jungfrau im Mond und dem Saturn im achten Haus, was Anna nicht verstand - und sie bezweifelte, dass es auch nur das Geringste bedeutete.

      Eine andere Angestellte betrat ihr Zimmerchen. »Es wird Zeit. Komm mit.« Sie half Anna auf und zog sie mit sich.

      Ein letztes Mal ging es in die Maske, um das vom Wasser in Mitleidenschaft gezogene Make-up nachzubessern. »Mädchen, was hast du getan?« Die Maskenbildnerin schlug theatralisch die Hände über dem Kopf zusammen, ehe sie noch einmal mit diversen Pinseln über Annas Gesicht glitt.

      Und dann passte der Herzklopfsound der Sendung exakt zum irren Pochen ihres eigenen Herzens.

      Aus der Maske. In den Flur. Anna zwingt sich, zu atmen. Sich nicht beim Gehen an der Wand festzuhalten, obwohl ihre Knie nachgaben.

      Denn Viktor stand vor ihr.

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