Sabine Roth

Die Wälder von NanGaia


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Grinsen. Er konnte nicht anders. Weil auch er sich im Augenblick Besseres vorstellen konnte, als ihr nur zuzuhören …. Außerdem sah sie umwerfend aus, wenn sie wütend war, wie jetzt! Das zornige Funkeln in Doros Augen verstärkte sich unheilvoll. „Machst du dich etwa über mich lustig?“ fragte sie mit einem gefährlichen Unterton in der Stimme. Nantais Grinsen erlosch sofort. „Oh nein“ beteuerte er, „das liegt mir vollkommen fern. Bitte sei mir nicht böse.“ Mühsam richtete er sich auf, wollte irgendetwas Nettes sagen. Und zuckte im selben Moment heftig zusammen - diesmal wegen der Schmerzen. Doros Miene veränderte sich sofort. Zorn wich ehrlicher Besorgnis, als sie ihn an den Schultern fasste und vorsichtig aufs Sofa drückte. „Du sollst liegen bleiben, verdammter Sturkopf“ schalt sie erstaunlich sanft. Und hielt ihn dabei fest. Einen winzigen Moment zu lange... Denn ihre fast zärtliche Berührung und der Klang ihrer Stimme ließen ihn die Beherrschung verlieren. Ohne den Bruchteil einer Sekunde nachzudenken, zog er Doro zu sich hinab - und küsste sie. Sie fuhr zurück, wie von einer Tarantel gestochen. Starrte ihn fassungslos an. Einen Moment lang dachte er gar, sie werde ihn schlagen. Aber dann sprang sie auf, rannte ins Schlafzimmer, und schlug die Tür hinter sich zu. Und er blieb zurück, schrecklich ernüchtert - und vollkommen entsetzt über sich selbst. Was ist nur in mich gefahren? Habe ich jetzt endgültig den Verstand verloren? Doro hatte ihm geholfen, als er Hilfe mehr als dringend gebraucht hatte. Und wie dankte er ihr? …Indem er ihre Würde verletzte! Indem er eine Grenze überschritt, die er niemals hätte überschreiten dürfen! Und weil er nicht im Erdboden versinken konnte, was er am liebsten getan hätte, blieb ihm nur noch, sie sofort zu verlassen - und ihr nie wieder unter die Augen zu treten. Hastig streifte er das zerrissene Hemd über. Nichts wie weg von hier! Doch wie zuvor verhinderte Räuber, dass er Doros Wohnung verließ. Der Hund schien einen siebten Sinn für seine Absichten zu besitzen, und hatte wieder Stellung vor der Wohnungstür bezogen. Diesmal wirst du mich nicht aufhalten! Das drohende Knurren ignorierend, packte Nantai Räuber am Halsband, und wollte ihn von der Tür wegziehen, mit der Folge jedoch, dass der Hund aufgebracht nach seiner Hand schnappte. Erschrocken wich Nantai zurück. „Verdammtes Biest, lass mich endlich gehen!“ brüllte er in hilflosem Zorn. „Ich muss sofort von hier verschwinden.“ „Musst du nicht!“ Er fuhr herum, und erblickte Doro, die ihn mit unergründlicher Miene ansah. „Sag deinem Hund bitte, dass er mich gehen lassen soll!“ flehte er. Sie schüttelte entschieden den Kopf. „Erst, wenn du mir gesagt hast, was das eben sollte!“ Nantai fügte sich in sein Schicksal. Was sollte er auch anderes tun? „Was willst du denn hören?“ Er seufzte resigniert. „…dass ich mich schrecklich daneben benommen habe?“ Ein trauriges Lächeln glitt über sein Gesicht. „Du hast keine Ahnung, wie sehr ich mein Verhalten bereue, Doro. Ich kann dich nur aus tiefstem Herzen um Verzeihung bitten – und dir hoch und heilig versprechen, dich nie wieder zu behelligen! Und jetzt lass mich bitte gehen!“ „Du machst es dir sehr einfach, Nantai!“ Seine Miene spiegelte grenzenlose Verblüffung wider….Doro wirkte weder zornig noch verletzt. „Du bist ja gar nicht wütend auf mich!“ stellte er verwundert fest. „Ich weiß nicht, was ein Kuss in den Wäldern bedeutet, Nantai. Denn hier in Megalaia kann er sehr viel bedeuten – doch ebenso gar nichts. Deshalb möchte ich wissen, warum du mich geküsst hast. Du kannst mich nicht küssen - und danach kommentarlos verschwinden.“ Für einen Augenblick verschlug es ihm die Sprache. Dann erschien wieder das traurige Lächeln in seinem Gesicht. Wenn Doro wissen wollte, warum er sie geküsst hatte… dann sollte sie es erfahren. Er hatte ohnehin nichts mehr zu verlieren. Er nahm ihr Gesicht in seine Hände. Und küsste sie. Legte all seine Sehnsucht in diesen Kuss. Und hegte, für einen winzigen Moment, die verwegene Hoffnung, sie würde ihn erwidern. Aber sie reagierte nicht. Stand reglos wie eine Statue, bis er sie freigab. „Jetzt weißt du, wie mein Kuss gemeint war!“ murmelte er, in der schrecklichen Gewissheit, nun tatsächlich etwas Unverzeihliches getan zu haben. Doro sank auf ihr Sofa und vergrub stöhnend den Kopf in den Armen. Im selben Moment gab Räuber seine Stellung vor der Tür auf. Trottete zu ihr hin, und legte winselnd den Kopf auf ihre Knie. Als spüre er, wie dringend sie Trost brauchte. „Bitte verzeih mir!“ Vollkommen zerknirscht, versuchte Nantai zu retten, was nicht mehr zu retten war. „Ich weiß wirklich nicht, was in mich gefahren ist.“ Doro hob langsam den Kopf. „Du musst dich nicht entschuldigen, Nantai. Ich habe es ja förmlich darauf angelegt“ erwiderte sie müde. Aber dann holte sie tief Luft, und erhob sich. „Ich fahr dich jetzt nach Hause - wenn du dich umgezogen hast.“ Ohne Nantai eines weiteren Blickes zu würdigen, lief sie ins Schlafzimmer und kehrte kurz darauf mit einem hellblauen Jeanshemd zurück, das ihr einige Nummern zu groß war. „Das könnte dir passen.“ „Woher hast du das denn?“ fragte er. Ohne zu überlegen. Wieder einmal. „Ich glaube nicht, dass dich das etwas angeht, Nantai.“ Doros kühle Antwort wies ihn in die Schranken. Ließ ihn begreifen, ohne dass sie es aussprach, dass es schon jemanden in ihrem Leben gab. Wie hatte er jemals glauben können, sie sei alleine? Hatte er sie nicht schon oft genug mit ihrem Partner gesehen? Ich bin ein Idiot! Missbilligend starrte er auf das blaue Stück Stoff in seiner Hand. Hätte es am liebsten zerfetzt. Andererseits hatte Doro Recht. Mit seinem zerrissenen und blutverschmierten Hemd würde er viel zu viel Aufmerksamkeit erregen. Doch als er das fremde Hemd schließlich anzog, fühlte er entsetzt, wie heftig sich in ihm Eifersucht auf dessen Besitzer rührte. Zum Glück sorgte Räuber jetzt für Ablenkung. Der Hund hatte erkannt, dass sich seine Besitzerin zum Gehen bereit machte, und stand bereits freudig bellend vor der Tür. Drängte so sehr nach draußen, dass Doro entgegen ihrer ursprünglichen Absicht entschied, ihn mitzunehmen. Und dann saßen sie wieder in Doros Wagen. …Waren tatsächlich nur Stunden vergangen, seit sie ihn im Park aufgelesen, und mit nach Hause mitgenommen hatte? Kannte er sie tatsächlich erst solch kurze Zeit? Nantai starrte stumm aus dem Fenster, in der Gewissheit, dass sein Leben ihm gerade vollkommen entglitt. Mit einem Mal sehnte er sich nach der vertrauten Einsamkeit seiner Wohnung. Dorthin, wo er mit sich und seinen Gedanken alleine war. Irgendwann hielt Doro vor dem Wohnblock an, in dem er lebte. „Hier wohnst du also?“ Ihre Bemerkung beendete das Schweigen, und er nickte verlegen, wusste nicht, was er sagen sollte. Nie zuvor war ihm aufgefallen, wie heruntergekommen sein Zuhause wirkte. Und nie zuvor hatten ihn der bröckelnde Putz und die schiefen Fensterläden so sehr gestört wie jetzt, als Doro das Gebäude einer kritischen Musterung unterzog. „Also dann…“ Sie hatte ihre Betrachtungen beendet, und sah ihn an. Und plötzlich lag eine merkwürdige Anspannung zwischen ihnen. „Versprich, dass du mich sofort anrufst, wenn dir die Wunden Probleme bereiten“ fuhr sie rasch fort. „Du darfst dich auf keinen Fall selbst behandeln, falls sie sich entzünden sollten, oder falls du gar Fieber bekommst.“ Obwohl Doros Worte ehrlich klangen, glaubte er sie lediglich der Höflichkeit geschuldet. Entschlossen, ihre Hilfe auf keinen Fall mehr in Anspruch zu nehmen, nickte er dennoch. Er wollte sie nicht schon wieder vor den Kopf stoßen. Sie reichte ihm ihre Visitenkarte - „damit du meine Nummer weißt“ - und wünschte ihm gute Besserung. Er bedankte sich noch einmal bei ihr, und versicherte, das geliehene Hemd bald gereinigt zurückzusenden. Damit war alles gesagt. Er stieg aus dem Auto und ging zur Haustür. Steckte eben den Schlüssel ins Schloss, als er Doros Wagen starten hörte. Doch als er sich nach ihr umdrehte, war sie bereits verschwunden.

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