Thomas Helm

"Blutige Rochade"


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      Sie hingegen stöhnte auf, als sie den wachsenden Druck seines Gliedes gegen ihren Hintern spürte. Gut für ihn sichtbar überzog eine Gänsehaut ihre weichen Brüste, die in seinen Händen lagen.

      Ebenso heftig, wie seit langem schon vollzogen sie nunmehr ihr Ritual.

      Frau Brückner zerrte ihm Hemd und Hose vom Leibe, nachdem er die Schuhe beiseite geschleudert hatte. Bereits auf der Bettkante sitzend, widmete sie sich sogleich seinem stolz aufragenden Mitbringsel.

      Wenig später bediente er das keuchende Weib von hinten. So, wie sie es mochte. Natürlich zeigte er sich auch heute, langsam vor und zurück schwingend, zur Gänze bei der Sache.

      Doch lag es etwa am Licht der beiden Nachttischlampen?

       Unvermutet entdeckte er mehrere Falten an ihrem Hals. Kleine Dellen offenbarten sich auf den Schenkeln, auch am stets so hübsch anzusehenden Hintern!

       Ein Blick in die Spiegel vor den Türen des Schlafzimmerschrankes zeigte ihm noch mehr. Weiche Haut an ihren Oberarmen und hängende Brüste, die im Rhythmus seiner Stöße vor und zurück schwangen.

      Doch auch der Anblick seines eigenen nackten Körpers bot Unerfreuliches. Etwa kleine Bierbrüste und Ansammlungen von Speck an den Hüften!

       Wieso blieb mir das bei unseren Fickereien bisher verborgen? Jäh schossen die Fragen durch seinen hitzigen Kopf.

       Macht sich meine Jugendlichkeit bereits schon vom Acker?

       Die Antwort darauf verkniff er sich.

      Bevor er, indem er ihren anfeuernden Worten folgte, seinen Höhepunkt erreichte.

       Der Start ins freie Unternehmertum

      Helmuth Steincke finanzierte die Einlagen für die Firmengründung mit eigenen Mitteln. Ebenso das Geschäftskonto des neuen Unternehmens füllte er mit einem Großteil seines Bargeldes.

       Wenige Tage später traten er und Schirmer von einem emsigen Notar beurkundet in ihre GmbH als Geschäftsführer ein.

      Frank Schirmer fragte niemals nach, wo all das Geld herkam, das gleich in den ersten Wochen in der Firma verschwand.

       Doch nach einem Monat verzeichnete sein Privatkonto bereits das beeindruckende Gehalt eines Geschäftsführers. Danach unterdrückte er endgültig alle diesbezüglichen Fragen.

       Steincke hätte sie ihm auch nicht beantwortet. Stattdessen teilte er seinem Partner konkrete Aufgaben zu. Zudem setzte er ihn gleich von Anfang an unter einen gehörigen Leistungsdruck. »Frank Schirmer! Wann bringst du die ersten Kunden? Wir brauchen Aufträge und nochmals Aufträge. Sonst war das alles für die Katz!«, motzte er ihn an.

      Da erkannte sein Partner, dass es ernst für ihn wurde. Schließlich hatten sie bereits einige Mitarbeiter eingestellt. Die zeigten sich zwar gewillt, wollten dafür jedoch am Monatsende bezahlt werden.

       Schon einen Tag später legte Schirmer den ersten abgeschlossenen Auftrag auf den Tisch. Ein Mehrfamilienhaus sollte eine komplette Renovierung erhalten. So begannen sie.

      Helmuth Steincke stieß die Kippe in den Ascher. Er trank den Whisky aus, ging hinüber in die kleine Küche. Rasch spülte er das Glas und polierte es trocken.

       Als er es in den Hängeschrank stellte, hörte er das Schließen an der Eingangstür.

      Frank Schirmer, unterm Arm eine Ledermappe, betrat das vordere Büro. »Hallo! Bin zurück! «, rief er und grinste breit.

      »Und? Bist du mit dem Kunden endlich zu Stuhle gekommen?«, fragte Steincke. Er stopfte die Hände in die Hosentaschen, hob fragend die Brauen.

      Sein Partner warf die Mappe auf einen der Schreibtische. Mit einer großartigen Geste breitete er die Arme aus.

      »Zweifelst du etwa an mir? Klaro! Wir haben den Auftrag für den Umbau seiner Hütte. Den Architekten konnte ich von unterwegs anrufen. Morgen fährt er hin, beginnt mit den Aufmaßen! «

      Steincke nickte zustimmend. »Hab's eigentlich auch nicht anders von dir erwartet. Nachdem wir den ollen Geizhals so lange bearbeiten mussten.« Er lachte leise und ging in sein Büro zurück.

      Berlin (im Juli 1991)

      Ralf Zernick parkte den 3’er BMW in einer Lücke am Straßenrand. Gleich gegenüber dem Eingang zu ihrem Büro hatte er einen freien Parkplatz gefunden.

      Glück gehabt, dachte er und stellte aufatmend den Motor ab. Sein Blick wanderte die schäbigen Hausfassaden entlang. Die Warschauer Straße hinab in Richtung Karl-Marx-Allee. Dort herrschte zu dieser Zeit reger Verkehr.

       Ist es nicht seltsam, sann er mit leisem Groll. Dass sie die Allee noch nicht umbenannt haben? Jetzt, wo die politischen Saubermänner aus dem Westen hier verrückt spielen? Die da glauben, dass sie hier im Berliner Osten möglichst alle Straßennamen, die sie für kommunistisch angehaucht halten, umbenennen müssten!

       Aber so ist es eben in einer peinlichst hochgehaltenen, westlichen Demokratie! Da nützt das ganze Gejammere unserer Leute nichts. Man hat sie ja letzten Endes gewollt!

      Er zog den Zündschlüssel ab und schaute hinüber zum Ladeneingang. Wo soeben ein kleiner Hund von undefinierbarer Rasse an einen Laternenpfahl hingehockt sein Geschäft verrichtete. An der Leine gehalten wurde er von einer alten, grauhaarigen Dame.

      Zernick schüttelte den Kopf. Es ist höchste Zeit, dass wir hier so bald wie möglich wegkommen, dachte er. Aus diesem von Kötern zugeschissenen Friedrichshain! »Zum Glück stehen wir ja dicht davor! «, knurrte er unwirsch und stieg aus. Er verschloss die Wagentür, wartete ein heranbrausendes Auto ab und überquerte die Straße.

       Dabei richtete er sein Augenmerk auf die Hausfassade, wo sich im Erdgeschoss zwei Schaufenstern breitmachten. Von innen hatte man sie bis in Mannshöhe mit Zeitungen beklebt.

       Dort befand sich ihr Firmenbüro.

       Über den Fenstern hob sich vom rissigen Putz ein alter Schriftzug ab. »KONSUM-Gemüse Oase« stand einst in geschwungener Schreibweise auf der Wand. Die zugehörigen Neonbuchstaben waren längst abmontiert worden.

      Zernick ging, indem er vorsichtig die Hundehaufen überschritt, auf die Eingangstür des früheren Ladens zu. Wo er auf den Klingelknopf drückte. Beim Warten schaute er aus reiner Gewohnheit auf das in Folie eingeschweißte Schild an der Tür. Obwohl er wusste, was darauf stand, las er es stets erneut. Wobei jedes Mal ein Fünkchen Stolz in ihm mitschwang.

       »FUSIONA – Wachschutz und Personenschutz GmbH«

      Die Ladentür tat sich ein Spalt breit auf. Als Dieter Baumann sah, wer Einlass begehrte, öffnete er den Zugang zur Gänze.

      Zernick reichte ihm die Hand und betrat den lang gestreckten Raum. »Mahlzeit, Dieter«, murmelte er. Sein helles Leinensakko hängte er im Vorbeigehen auf den Kleiderständer neben der Tür.

       Während Baumann die klemmende Tür wieder verschloss, schaute sich Zernick rasch in dem früheren Ladenraum um. »Ich könnte jetzt einen Kaffee vertragen«, sagte er, wobei er mit dem Zeigefinger seinen Binder lockerte.

       Oberhalb der Zeitungen, die sie von innen auf die Schaufensterscheiben geklebt hatten, fiel das Tageslicht ins Büro. Das genügte, um den Raum zu erhellen.

       Zwar sah man dadurch Flecken von kahlem Putz an den Wänden. Offenbart durch abgeblätterte Leimfarbe. Doch sie brauchten tagsüber nicht die alten Deckenleuchten einzuschalten. Zumal die Starter für die kalten Neonröhren stets nervige Geräusche von sich gaben.

       An der Wand stand ein in die Jahre gekommener Aktenschrank, daneben ein Holzregal. Drei ramponierte Schreibtische zum Block zusammengeschoben befanden sich in der Mitte des Raumes. Davor verschlissene Drehsessel. Zusätzlich postierte sich ein Tisch mit vier Stühlen an der Stirnseite.

       Alles das bildete die gesamte Büroausstattung. Für mehr hatte, neben der Kapitaleinlage für ihre GmbH, anfangs ihr Geld nicht gereicht.

      »Wo treibt sich der Horst ’rum?«,