Victoria M. Castle

A song of Catastrophe


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hatte ihre Managerin altklug von sich gegeben und ermahnend mit dem Finger vor Lexi herumgefuchtelt. Was so viel heißen sollte, wie „erlaube dir jetzt keine weiteren Probleme“.

      Und das hatte Lexi schließlich auch vor.

      Keine Probleme mehr, keine Dramen.

      Lexi hatte sich jetzt für ein unkompliziertes Leben entschieden und wenn etwas zu nervig werden würde, dann würde sie eben davon ablassen.

      Fertig.

      Und Gefühle würden ihr bei diesem Vorhaben schon nicht im Weg stehen.

      Sie hatte es früher bereits vorzüglich drauf gehabt, Gefühle zu kontrollieren und nun nach dieser Nacht wurde sie daran erinnert.

      Lexi würde nun ein unkomplizierter, lässiger Mensch werden.

      Keine Dramen, keine Probleme.

      Ganz so, wie man es schließlich auch von ihr erwartete.

      Es war Zeit, sich nur noch ihrer Musik zu widmen. Und sollte dann doch einmal der Keim eines Gefühls auftreten, dann würde Lexi eben einen Song darüber schreiben. Fertig.

      Damit wären sicherlich alle Beteiligten glücklich.

      Gleich in der ersten Dezemberwoche würde es für sie losgehen. Die ersten fünf Tage würde sie mit Alex und den Jungs im Tonstudio verbringen.

      Lexi hatte eine Auswahl von fünfzehn Songs vorbereitet. Dreizehn davon würden es am Ende auf das Album schaffen, eventuell würde man die anderen beiden als Bonustracks hinzufügen, aber diese Option würde ihre Managerin nach den Aufnahmen abwägen.

      Dann hatte Lexi genau einen Tag, sich von den Aufnahmen zu erholen und es würde eine atemberaubende Reise anstehen.

      Das Fotoshooting würde nicht hier stattfinden, nein, sie würden doch tatsächlich alle in die USA fliegen!

      Verdammt, die USA!

      Lexi war noch nie in Amerika gewesen.

      Und zu allem Überfluss würde Lexi dort ihren nächsten Videodreh erleben dürfen!

      Doch das war noch immer viel zu weit weg, zu irreal war dieser Gedanke. Lexi konnte es nicht einmal fassen, als ihre Managerin dies bei ihrem Termin erwähnt hatte.

      Gut, von dem Videodreh wusste Lexi schon ein wenig länger, doch das war, wie auch die Produktion ihres ersten Studioalbums, in weiter Ferne gewesen.

      Und noch war November.

      Das bedeutete, Lexi würde noch ein paar wichtige Termine mit den Produzenten ihres Albums haben.

      Und wie immer hatte sich Lexi da natürlich zu benehmen, schließlich war es deren Geld, das Lexi all das in der nahen Zukunft ermöglichen würde.

      Und sie hatte dieses Mal beschlossen, sich von ihrer besten Seite zu zeigen.

      Zeit, dass ein neuer Wind herrschte.

      Castiel war in Gedanken immer wieder jene Nacht durchgegangen, in der er sie einfach so zwischen den Typen vorgefunden hatte und musste noch immer allein beim Gedanken daran die Hände zu Fäusten ballen.

      Was war in diese Penner gefahren, dass sie Lexi einfach so behandelt hatten?

      Auch sah er immer wieder vor seinem inneren Auge, wie der eine von ihnen reglos auf der Straße lag.

      Scheiße, Junge, du hast den Kerl umgebracht, hallte es nicht nur einmal durch seinen Kopf.

      Doch war das nicht ausgleichende Gerechtigkeit?

      Immerhin hatte dieser noch einiges Schlimmeres mit Lexi vorgehabt, das hatte Cas an dessen Augen sehen können.

      Was wäre bloß geschehen, wäre er nicht durch Zufall an dieser Stelle vorbeigekommen?

      So genau wollte Castiel gar nicht darüber nachdenken, denn allein beim Gedanken daran, jemand könnte Alexis noch mehr antun, schnürte es ihm den Hals zu.

      Selbst nach all der Zeit, die vergangen war, spürte er noch immer eine gewisse Verbindung zwischen ihr und sich selbst. Auch wenn er noch immer nicht einzuordnen vermochte, wie es damals zu dieser Trennung gekommen war.

      Doch erschien es ihm zu diesem Augenblick als der richtige Moment, um wieder in ihr Leben zu treten. Wer hätte sie sonst retten sollen?

      Klar, der andere Typ aus der Band hatte ihm geholfen, aber dennoch wäre dieser mit Sicherheit einige Minuten zu spät gewesen, im Vergleich zu Cas.

      Kopfschüttelnd nahm er einen tiefen Schluck aus dem kleinen Whiskyglas, ehe er dieses wieder auf die Theke direkt vor sich stellte.

      Kurz schnellten seine Finger zu seinem Handy und er ließ das Display einen Moment lang erleuchten, ehe er resigniert die Augenbrauen hob und das Handy wieder in seine Hosentasche gleiten ließ.

      Sie würde sich nicht melden.

      Er wusste das genau, kannte er diese Reaktion von Lexi bereits. Sie würde nun wieder Abstand zu ihm und vielleicht auch den anderen wahren. Natürlich hatten sie weiterhin ein paar Proben gehabt, es musste auch mit der Band vorangehen, gerade wo sie in absehbarer Zeit einige Aufnahmen haben würden und anschließend einen Videodreh mitten in den Vereinigten Staaten.

      Wie sehr sich doch auch sein Leben gewendet hatte.

      Vor wenigen Wochen war er lediglich ein Cop gewesen, jetzt war er ein Cop, der die Frau wieder gefunden hatte, die es in seiner Jugend geschafft hatte, ihn zu beeindrucken und noch dazu war er Bassist in ihrer Band.

      Und ein Mörder.

      Wenn er es auch geschafft hatte, den Fall als Bandenstreitigkeit in die Akten zu legen.

      Man könnte beinahe von Glück reden, dass er als Polizist so eng mit der Dienststelle zusammenarbeitete. So hatte er durch einen Zufall erfahren, dass der Tote nicht nur ein verdammtes Arschloch war, sondern auch noch einen Bezug zu einer der größten Gangs der Stadt hatte. So war es ihm nicht schwergefallen, seinen Kollegen vom Kriminalamt davon zu überzeugen, dass es sich um eine Bandenstreitigkeit gehandelt haben musste.

      Das war nun bereits zwei Wochen her und doch kam ihm das alles noch immer so vor, als sei es gestern gewesen.

      Die Zeit war nur so an ihm vorbei gerast und nun war es bereits in fünf Tagen so weit, dass sie mit der gesamten Band in die USA reisen würden.

      Früher hatte Castiel immer vom Big Apple geträumt, von einem Leben in einer Wohnung irgendwo zwischen dem 60. und 88. Stock, Blick mitten auf die Straßen New York Citys, viele Menschen, Anonymität und Spaß. Lange Nächte in den Bars und Lokalen um die Ecke und dabei immer wieder neue Bekanntschaften.

      Nun war er zwar in eine Wohnung in einem oberen Stockwerk gezogen, doch war dies nicht New York, sondern noch immer die Stadt, die er in seiner Jugend so dringend verlassen wollte.

      Sein Pass war gestern erst mit der Post gekommen, hatte er doch zusätzlich einiges beantragen müssen, weil er als deutscher Beamter einige andere Rechte hatte als normale Urlauber. Aber der Antrag war durchgegangen und er hatte endlich auch als einer der letzten der Band seine Unterlagen bekommen.

      Auch hatte er Alexis eine Nachricht hinterlassen, in der er fragte, ob sie okay war.

      Es war nur ein „Ja“ zurückgekommen.

      Gleich hatte er gefragt, ob sie Lust hätte, in der Stadt etwas trinken zu gehen, doch daraufhin hatte er zuerst keine Nachricht erhalten und schließlich eine Absage. Also saß er wieder einmal in einer seiner liebsten Bars am Rand der Stadt, direkt vor der Theke und betrachtete das neue Glas vor sich, welches der Barkeeper ganz ohne Nachfrage eben erst vor ihm abgestellt hatte.

      Die braune Flüssigkeit darin glänzte im Licht fast golden, als er das Glas zwischen seinen Fingern hin und her drehte und anschließend an seine Lippen setzte.

      Er genoss den Geschmack des Whiskys auf seinen Lippen und